Haben wir das Richtige getan ?

  • Hallo liebe Community,


    Karfreitag mussten wir von unserem geliebten 15,5 Jahre alten Prager Rattler Rüden Snoopy Abschied nehmen. Da es unser erster Hund war und wir noch nie eine Euthanasie durchführen lassen haben, plagen mich und meine Frau das schlechte Gewissen ob es wirklich das Richtige war. Wir erhoffen uns Antworten von erfahrenen Hundebesitzern, die uns ggf. bestätigen das es der richtige Weg war, oder auch nicht. Natürlich wissen wir, dass wir diesen Schritt nicht mehr rückgängig machen können und wir letzendlich den Schmerz selber verarbeiten müssen, jedoch habe ich das Verlangen danach, Sichtweisen von nicht Bekannten/Verwandten zu lesen die mehr Erfahrung mit solchen Themen haben.


    Snoopy war unser treuer Weggefährte, Familienmitglied, besonders anhänglich mir gegenüber (Herrchen), an Liebe und Zuneigung hat es ihm nie gefehlt. 2009 haben wir Ihn als 2 Jahre jungen Hund bekommen und ihn schnell in unser Herz geschlossen. Er war überall dabei, ob im Urlaub, Tagestouren oder im Alltag. Snoopy gehörte dazu. Er hat unsere 2 Kinder die 2011 und 2014 geboren wurden, liebevoll akzeptiert.


    Nach und nach mussten wir altersbedingten Veränderungen bei Snoopy feststellen. Besonders seine Zähne haben uns immer wieder Sorgen gemacht. Zahnpflege tolerierte er überhaupt nicht. Somit wurden ihm nach und nach einige Zähne gezogen. Vor 5 Jahren müssten seine Hoden aufgrund von Krebs entfernt werden. Hat er aber alles gut überstanden. Aber die Zeit nagte an ihm. Er war schneller müde, man entdeckte einen grauen Schleier in seinen Augen und auch der Hörsinn war nicht mehr das, was er einmal war. Na klar, es war ein altersbedingter schleichender Prozess, aber zu diesem Zeitpunkt wurde uns klar, dass er uns eines Tages verlassen wird. Der Wunsch meiner Frau war, dass wir einen zweiten Prager Rattler bekommen, um evtl. den Schmerz besser durchzustehen, wenn Snoopy uns eines Tages verlassen würde. Trotz meiner Zweifel bekamen wir dann 2019 den Prager Rattler Welpen Simba. Ich hätte nicht damit gerechnet, aber Snoopy ist nach der Ankunft von Simba wieder in einem Jungbrunnen gefallen. Er spielte mit ihm, machte ihn sauber und kümmerte sich um Simba. Es war wirklich sehr schön mit anzusehen, wie gut es zwischen den beiden funktionierte.


    Die letzten 2 Jahre konnte man eindeutig beobachten, dass sich der Zustand von Snoopy nach und nach verschlechterte. Er verschluckte sich andauernd, hatte 1x im Monat einen epileptischen Anfall, hustete, entwickelte einen Leckzwang. Ob Decke, das Leder von der Coach, seine Pfoten, egal er musste lecken. Seine eplieptischen Anfälle hielten sich in Grenzen. Er war bei Bewusstsein, jedoch versteifte sein ganzer Körper. Der Spuk war meist nach 5 min vorbei. Seine Sehkraft würde ich zuletzt auf vielleicht 10 Prozent schätzen. Hören konnte er fast garnicht mehr. Sein Geschäft erledigte er nur noch bei uns im Garten, da er nach maximal 200 Metern spazieren stehen blieb und nicht weiter wollte. In den letzten Monaten entdeckten wir immer häufiger Urin und Kot bei uns im Haus. Allerdings keine epileptischen Anfälle mehr. Wir hatten trotzdem immer das Gefühl, dass er noch Lebenswillen hat. Er freute sich, hatte mal seine dollen 20 Sekunden, spielte dann kurz mit Simba. Das Husten und das Nießen hinderte ihn aber daran weiter zu machen. Er genießte das Kuscheln auf der Coach.


    Letzte Woche beschlossen wir ein paar Tage in den Osterferien zur Mosel zu fahren. Wandern mit den Kindern, einfach ein bisschen Urlaub. Für solche Tage haben wir in den letzten Jahren Snoopy in die Obhut von dem Großvater meiner Frau gegeben. Er wohnt direkt neben uns in einer Einliegerwohnung. Für Snoopy ein bekanntes Gesicht, mit dem er täglich zu tun hatte. Er fühlt sich dort immer wohl. Da gab es auch mal Leberwurst :winking_face: In letzter Zeit hat er auch schlechter gegessen. Deshalb haben wir sein Futter auf Nassfutter umgestellt. Das er dann wieder gierig gegessen hatte. Trotzdem aß er schlechter, obwohl er Appetit hatte. Vielleicht machten ihm auch seine Zähne wieder zu schaffen. Ebenfalls meine ich Verhärtungen am Hals bemerkt zu haben. Teilweise auch mit Verschlucken.


    Karfreitag morgens ging das Telefon, Snoopy röchelt sehr ungewohnt. Und das schon die ganze Nacht. Die Mutter meiner Frau, die täglich ihren Vater besucht, sagte uns das es wirklich sehr ernst klingt. Wir machten uns direkt auf dem Heimweg. Als wir nach 3 Stunden Fahrt zu Hause ankamen, röchelte er durchgehend sehr lautstark. Selbst ein Laie hörte das Wasser in der Lunge. Snoopy war verängstigt, konnte sich nicht über unsere Ankunft freuen. Er hatte die Angst in seinen Augen stehen und war verzweifelt. Ein fieser Geruch kam aus seinem Körbchen. Wir vermuteten, dass es Durchfall war. Wir beschlossen direkt zum Tierarzt zu fahren. Zum Glück konnten wir unsere gewohnte Tierärztin erreichen, die uns direkt zu Ihr in die Praxis bestellte.

    Sie hörte seinen Brustkorb ab. Die exakten Worte von ihr waren: "Die Lunge ist voller Wasser und sein Herzchen ist schon ganz schwach... Sollen wir ihn besser für immer schlafen legen?" Meine Frau musste antworten, ich konnte einfach nicht reden, weil ich so bitterlich weinen musste. Die Tierärztin führte fort: "Natürlich kann man es auch anders versuchen, aber erfahrungsgemäß sehen wir uns in 2 Tagen wieder" Wir stimmten der Euthanasie zu und haben ihn bis zu seinem letzten Atemzug begleitet.


    Täglich brechen wir in Tränen aus, stellen uns die Frage: "Vielleicht hätten wir es doch anders versuchen sollen?" Die Ankunft zuhause und der Abschied für immer waren einfach zu kurz. Keine Stunde. Wir hatten keine Zeit zu horchen, was er wollte. Das Röcheln ließ es nicht zu, wir hatten Angst, er erstickt. Wir konnten uns nur auf die Aussage meiner Schwiegermutter, des Großvaters und der Tierärztin verlassen. Wäre es vielleicht doch noch möglich gewesen, ihn zu retten, wenn wir einen Tag früher zuhause gewesen wären? Wäre sein Leben dann aber noch lebenswert? Oder trauern wir um uns, weil wir ihn nicht gehen lassen können? Alles im Haus erinnert uns an ihm.


    Ich bedanke mich vorab für eure Antworten

  • Ihr hat genau das Richtige gemacht!!!
    Euer Hund war sehr alt, hatte massiv zunehmend die typischen Altersprobleme, akut dann schlimme Atemnot, mit einer verheerenden tierärztlichen Diagnose.
    Einen Hund zu lieben, bedeutet auch ihn gehen zu lassen, damit die letzte Zeit seines Lebens nicht aus Schmerzen/Atemnot und Angst besteht.

  • Das sind nunmal leider die schlimme Realität der Hundehaltung. Normalerweise überleben wir sie. Wir müssen ihnen zusehen, wie sie lange vor uns altern und dann letztendlich über ihren Tod entscheiden. Wobei ich Letzteres eher als letzten Dienst an dem treuen Begleiter sehe und nicht als etwas Schlechtes. Wer einmal miterleben musste wie ein Mensch langsam und elediglich sterben musste und um Sterbehilfe gebettelt hat (die hierzulande ja verboten ist), der kann abschätzen wie wertvoll es ist einem Tier diese letzten Tage/Wochen ersparen zu können. Und gerade langsam ersticken ist schon ein sehr unschöner Tod.


    Sowas ist von Außen natürlich schwer zu beurteilen. Aber so wie das sich liest habt ihr mMn eher zu lange gewartet als zu vorschnell gehandelt. Aber es war sicher kein Fehler. Die TA hat das sicher schon recht gut eingeschätzt, und meiner Erfahrung nach raten TÄ auch eher später als früher zum einschläfern.

    Und selbst wenn nicht, es ging zu Ende. Ein paar Tage hin oder her, ein paar Wochen hin oder her. Ein Hund lebt im Heute, nicht für die Zukunft. Und welche Zukunft hätte er denn? Weitere Tage in denen er sich 20 Sekunden freut und 23 Stunden 59 Minuten und 40 Sekunden leidet.

    Ich meine, mein Großvater wollte damals unbedingt noch seinen ersten Urenkel kennenlernen. Der hat die Schwangerschaft meiner Mutter gekämpft und gekämpft und das erste was meine Eltern mit mir gemacht haben war quer durchs Land zu ihm zu fahren. Drei Tage später ist er gestorben. Aber worin liegt der Sinn für den Hund, zwei Tage länger gelebt zu haben? Auch für euch ändert es nichts. Ihr trauert zwei Tage früher genauso wie wenn ihr zwei Tage länger gewartet hättet.

    Ich weiß, man klammert sich als Mensch an diese guten Zeiten, an diese kurzen Momente der Freude des Hundes. Aber was soll der Hund auch anderes machen als das Beste aus seiner Situation zu machen? Er weiß nicht, dass es eine Alternative gäbe. Was soll er also machen außer, wenn er nochmal kurz kann, sich daran zu erfreuen. Aber ob er der Meinung wäre, dass das den ganzen Rest des Tages wert wäre? Ich weiß nicht....


    Also bitte, macht euch die Trauer nicht noch schwerer indem ihr euch selbst fertig macht. Würdigt lieber die schöne Zeit die euer Hund euch geschenkt hat, indem ihr euch an die schönen Erlebnisse erinnert. Er hat es verdient. Und ihr auch.

  • Ich danke euch für eure Antworten. Genau das haben wir uns erhofft. Die Sichtweisen von Hundehaltern, die unsere Gedanken in die richtige Richtung lenken. Schon beim schreiben unsere Geschichte wurde mir klar, dass wir doch das Richtige getan haben. Ihr unterstreicht es jetzt noch einmal. Vielen Dank dafür.

  • Absolut richtig entschieden!

    15,5 Jahre ein tolles Hundeleben gehabt! Das ist wirklich toll. Und am Ende jemanden, der ihn verantwortungsvoll begleitet hat. Und schon weil wohl niemand sich diese Entscheidung leicht macht, ist es doch eine richtige: wohlüberlegt dass ein Lebewesen nicht oder noch mehr leiden muss. Am Ende bleiben wohl immer kleine Zweifel, mit denen muss man lernen, umzugehen...der eine schafft das leichter, der andere schwerer. Trotzdem habt ihr alles richtig gemacht.

  • Die Frage, die ich mir stelle, wenn ich ein altes Tier begleite lautet: gibt es eine echte Chance auf Besserung? Auf echte Lebensqualität und nicht nur auf verlängertes Leiden?

    So wie du es schilderst, war euer Hund am Ende seiner Lebensreise angekommen. Das Wort einer erfahrenen Tierärztin hat in meinen Augen auch großes Gewicht. Denn von außen betrachtet, sieht sie euren Hund objektiver als ihr.


    Oft ist es so, daß ein alternder Hund diverse kleinere und auch mittlere Probleme hat, die sich aber noch ganz gut beherrschen lassen. Dann plötzlich kommt etwas großes und dramatisches hinzu. Das ist dann das Zeichen, daß ich nicht ignorieren möchte.


    Herzliches Beileid! Egal, wie lange man sich innerlich darauf vorbereiten konnte, wenn der Tag da ist, ist es doch sehr schwer. Es ist auch normal, daß man dann wechselnde Gefühle dazu hat.

    Ihr habt aber das Richtige getan.

  • Mein herzliches Beileid. Rein von deiner Beschreibung her habt ihr richtig gehandelt!


    Ich hab sowas ähnliches auch Anfang Februar durchgemacht. Morgens bin ich noch die große Runde mit meinen Hunden gelaufen. Alles war gut. Mittags schreibt mir meine Tochter das Baghira, meine knapp über 16 jährige Hündin, bewegungslos im Flur liegt. Sie konnte nicht mehr aufstehen. Zuhause angekommen hab ich versucht sie auf die Beine zu stellen aber sie hat geschrien und wild um sich gebissen. Also ab zum TA. Dort angekommen hatte sie hinten schon keine Reflexe mehr und auch vorne waren sie stark eingeschränkt. Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall. Man hätte es noch mit Schmerzmittel und Entzündungshemmer versuchen können. Aber zu welchem Preis? Ich hab sie schweren Herzens gehen lassen. War mir immer sicher ich muss sie mal wegen ihrer schweren Herzerkrankung gehen lassen. Aber nein, es war ein blöder Unfall. Konnte anhand der Kamera sehen das sie zu schnell und unvorsichtig (sie war so gut wie blind) aus dem Bett gesprungen ist und dabei aufgeschrien hat.


    Ich hatte damit echt zu kämpfen weil es so plötzlich kam, trotz des hohen Alters. Für sie war es aber auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Und das ist das was zählt. Ihr habt auch für euren Hund entschieden!

  • Du sagst ja schon zu Beginn - die Zeit zum Verabschieden war zu kurz. Das ist traurig, aber das ist der Tod des Hundes ja leider immer. Aber versuche es anders herum zu sehen - wenn es so schnell ging, dass ihr keine "Zeit" hattet, Abschied zu nehmen, hat der Hund hoffentlich nicht so lange gelitten. Vielleicht hätte man es noch fangen können mit intensiver Behandlung, aber meist hat schon das mäkelige Fressen und so einen medizinischen Hintergrund. Ich würde tatsächlich davon ausgehen, wenn es so schnell so dramatisch wird, dann hätte man ihm nicht Lebens - sondern Leidenszeit geschenkt. Und da hat die Tierärztin dann absolut recht, dann das Leid lieber beenden.

  • Ich finde diesen Beitrag von dir ganz großartig, denn er spricht mir aus dem Herzen.

  • Mein herzlichstes Beileid. Ihr habt alles richtig gemacht und ihm weiteres Leiden erspart. Ich bin auch ein älteres Semester und weiss, was Atemnot ist - glaubt mir, das ist kein Spass. 2 Tage länger - was hätte das gebracht? Eurem Snoopy gar nichts. Er hatte doch ein schönes Leben, wurde unendlich geliebt und durfte sehr alt werden. Und ein Abschied für immer ist es auch nicht. Er wartet auf Euch da, wo wir alle hingehen, wenn wir unser irdisches Leben beenden. Und ganz bestimmt kommt er Euch oft besuchen, Ihr müsst nur gut aufpassen. Ich habe schon 6 Hunde mit Flügeln, die auf mich warten -

    und die waren alle schon nach uns schauen. Ich wünsche Euch die Kraft, daran zu glauben und für die Zeit der Trauer.

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