Leinenpöbler - wie finden wir die Ursache?

  • Hallo zusammen,

    ich bin neu hier im Forum.

    Unser Hund Merlin ist ein nicht ganz 3 Jahre alter Malteser-Pudel-Mix, den wir haben, seit er 15 Monate alt ist. Die Vorgeschichte ist nicht so dolle (Tiermessi-Haushalt, Beschlagnahme, Tierheim), umso glücklicher sind wir aber, dass der kleine Kerl mittlerweile ein so gefestigter Hund ist, dass er mit mir die Schulhund-Ausbildung durchlaufen konnte und seit einigen Monaten mit mir an einer Gesamtschule arbeitet.

    Der Hund ist mein Seelenhund, Familienmitglied und Schmusepartner für meine Kinder, meinen Mann und mich. Die Schüler lieben ihn heiß und innig und er hat so viel Freude an seiner Arbeit mit den Kids.

    Was aber echt mies läuft - Leinenbegegnungen mit anderen Hunden.

    Da wird fixiert, geknurrt, gebellt, in die Leine gestiegen - er rastet bei etwa einem Drittel der Hundebegegnungen dermaßen aus, dass es mir echt peinlich ist. Vor allem auch, weil unser Ort nicht so groß ist und mittlerweile auch Schüler oder Eltern mal mitbekommen haben, wie dieser süße Schmuser abgehen kann.

    Was wir versucht haben:
    - zu differenzieren, ob es bestimmte Hunde (Farbe, Größe) betrifft - nein
    - ich hab versucht, mich bewusst zu entspannen und dem Hund zu vermitteln, das MIR die anderen Hunde egal sind und ich nur meinen Hund beachte
    - ich bin laut geworden
    - ich habe versucht, Hundebegegnungen mit Handlungsabläufen zu belegen (zB Sitz machen und Leckerli abgreifen) - das führt aber dazu, dass er das angebotene Leckerli gerne nimmt, aber noch während er kaut, wieder in die Leine ballert und den anderen volltöffert
    - wir haben versucht, dass mein Mann öfter Mal mit ihm Gassi geht, aber das Problem besteht bei ihm auch

    Wir haben leider wenige Hundebegegnungen ohne Leine. Das wollen wir ändern. Er geht ab und an mal in eine Hundepension, die Wirtin dort ist eine sehr bestimmte Person und da gibt es auch keine Probleme - aber da hat er auch keine Leine an und ich vermute, das unsere Abwesenheit da auch mit rein spielt.
    Der Hundetrainer hat vor Monaten mal erwähnt, dass Merlin in einer Gruppe von Hunden (ohne Leine) immer regulieren möchte und es ihm nicht passt, wenn die anderen Hunde nicht so agieren, wie er das gern hätte. Wir sind aber aktuell nicht in einem Kurs, passt gerade zeitlich nicht. Hab ich aber nach den Sommerferien wieder vor.

    Hat jemand einen Rat, wie wir rausbekommen, was das Problem ist?
    Will er uns verteidigen?
    Ist er frustriert?
    Nicht sozialisiert?

    Es wäre toll, wenn Ihr Eure Erfahrungen dahingehend mit mir teilen könntet.

    Danke! :-)

  • Bei dieser Vorgeschichte wäre es nicht ungewöhnlich, wenn er einen Deprivationsschaden hat. Am besten nicht mehr experimentieren, nicht mehr einfach mit anderen Zusammen lassen. Sucht euch einen Trainer für Einzelstunden, welcher euch Zuhause in euren normalen Umgebung begleitet und Tipps für den Umgang gibt.


    Viel Erfolg!

  • Hat er das von Anfang an gemacht? Oder hat sich das über einen längeren Zeitraum entwickelt?

    Wie reagiert er im Freilauf auf andere Hunde?

    Ich bin nicht sicher ob ich dir wirklich helfen kann. Bei meinem Gassihund hatte ich dieses Szenario jeden verdammten Tag. Deswegen interessiert es mich.

    Bei uns hat sich das Problem interessanterweise ganz spontan erledigt.

  • Hallo :)


    ich glaube, es wird sehr schwer das "Warum" so herauszufinden (die Erfahrung habe ich auch schon gemacht). Es zählt ja nicht nur die eine Situation, sondern man muss ja immer das Gesamtpaket betrachten. Wie verhält er sich zuhause, wie verhaltet ihr euch ihm gegenüber im Alltag etc.

    Ich würde auch empfehlen einen Trainer zu suchen. Der kann sich dann alles genau anschauen und euch gezielt weiterhelfen :) Wenn Du magst, kannst Du auch gerne euren ungefähren Standort angeben. Dann kann euch hier vielleicht jemand einen Trainer empfehlen! :smile:


    Liebe Grüße und viel Erfolg :smile:

  • Hallöchen,

    mein Jacky hier ist ja auch Schulhund und liebt Kinder aller Art. Leider hat er bestimmte Antipathien bei Hundebegegnungen. Teilweise habe ich herausgefunden:

    - Hündinnen sind ganz selten ein Problem, nur bei einem ganz bestimmten Typ ( Art Bobtail) nimmt er sich oft nicht die Zeit, herauszufinden,ob es Rüde oder Hündin ist und pöbelt los.

    - Bei anderen Hündinnen pöbelt er nicht, sondern fiept und will unbedingt hin.

    - Andere Hunde sieht er generell auf sehr weite Entfernungen und findet sie immer interessanter als mich ( wir haben aber fast täglich geplante Hundebegegnungen )

    - Unkastrierte Rüden in seinem Revier sind fast immer doof.

    - besonders Frontalbegegnungen sind schwierig. Miteinander spazieren gehen geht oft. Ohne Leine ist es viel besser, im Freilauf auf der Hundewiese wird vielleicht mal gegrummelt, aber es gab noch nie ein echtes Problem.

    Das beste Mittel ist, ich sehe die Hunde vor ihm und versuche, einen guten Abstand zu halten. Dann bleibt er relativ ansprechbar. Ist er erstmal im "Tunnel", geht nur noch festhalten. Leckerlis nimmt er dann gar nicht mehr .

    Das empfinde ich als sehr anstrengend. Ich habe den Eindruck, durch das "Managen" wird es ein wenig erträglicher und ich bleibe auf jeden Fall dran.

    Als Grund sehe ich bei ihm in erster Linie Unsicherheit. Er kommt aus einem Tierheim in der Slowakei, ist generell gut sozialisiert, aber halt eher der unsichere Typ, der aber eher nach vorne geht, statt auszuweichen.

    Vielleicht ist es ja bei euch ähnlich :thinking_face:

  • Häufig ist es ein Problem dass sich Hunde gern aus dem Weg gehen würden, wegen der Leine aber nicht können.

    Wenn der Hund anfängt zu fixieren, ist die Distanz zu kurz, und man muss erstmal mehr Raum lassen und dabei immer wieder gewünschtes Verhalten bestätigen und gucken wie man sich selbst dabei verhält, bis Routine drin ist und man nach und nach die Distanz verkleinern kann.


    Durch das Verhalten versuchen sich viele Hunde im Grunde Raum zu verschaffen : Der Hund kann wegen der Leine nicht weg, also sagt er,, Hau ab! Hau ab! Verpiss dich/Bleib mir vom Leib! ".

    Kann natürlich auch sein dass er bestimmte Hunde tatsächlich einfach nicht leiden kann.

    Aber egal was ursächlich dafür ist - die Vorangehensweise ist in der Regel die Gleiche.

    Ein Trainer kann das ganze besser erklären und veranschaulichen.

  • ich würde gar nicht versuchen, groß nach einer Ursache zu suchen, sondern einfach jetzt versuchen, einen Weg zu finden, damit er neues und ruhiges Verhalten lernen kann.

    Sitzen lassen ist häufig schwierig, weil der Hund Zeit hat zu fixieren und ggf genau dafür belohnt wird. Ich halte auch nicht viel von Ablenken.

    Schau Dir mal Videos an zu "Zeigen und Benennen", das ist ein guter Weg für den Menschen, ein Werkzeug in die Hand zu bekommen, die Situation zu meistern.


    Wichtig ist, großer Abstand, notfalls auch 50 Meter zu Beginn. Nie direkt gerade auf andere Hunde zugehen, nicht ungehalten werden

  • dass der kleine Kerl mittlerweile ein so gefestigter Hund ist, dass er mit mir die Schulhund-Ausbildung durchlaufen konnte und seit einigen Monaten mit mir an einer Gesamtschule arbeitet.

    Wie oft ist Dein Hund denn im Einsatz?

    Stress ist eine mögliche Motivation für Gepöbel. Wenn die ganze Impulskontrolle bereits für den Schulalltag draufgeht, ist auf den Spaziergängen nicht mehr viel davon übrig.


    Ebenso dürfte die Größe des Hundes eine Rolle spielen, auch mit Blick darauf:

    Zitat

    Er geht ab und an mal in eine Hundepension

    Ich kenne keine einzige Hundepension, in der die Hunde komplett unter Aufsicht sind.

    Für kleine Hunde kann das richtig blöd werden, wenn sie großen, bollerigen Dampfwalzen ausgeliefert sind und niemand da ist, der eingreift.

    Auch das könnte ein Grund dafür sein, dass Dein Hund sich Artgenossen vom Hals halten will.

  • Als Halterin einer Hündin, die früher auch sehr oft gepöbelt hat (und es heute teils immernoch gern würde- darf sie aber nicht), kann ich dir sagen, dass unser Schlüssel DISTANZ ZU ANDEREN HUNDEN war.

    Jedes Mal, wenn der Hund an der Leine ausrastet weisst du, das war zu nah.


    Ich hab diverse Ansätze probiert, allerdings alle nur mit kurzfristigem Erfolg oder Stafe (Wasser) sogar mit negativen Folgen.

    Wir hatten/ haben jetz seit etwa einem halben Jahr eine kompetente Trainerin an der Hand und ich würde das auch jedem empfehlen und im Nachhinein gesehen echt nicht allein dran rumdoktern.

    Grob gesagt lief das Training bei uns so:

    Am Anfang musste ich, je nach Hund- Halter Team, sehr sehr sehr viele Meter Abstand rein bringen. Quasi eine Distanz, bei der der Hund eben noch entspannt und ansprechbar ist, den anderen Hund aber wahrgenommen hat. Diese Distanz war je nach entgegenkommendem Hund (Grösse, Körperhaltung, bekannt/ unbekannt,... ), je nach Umgebung (weitläufig/eng/...), je nach Tagesverfassung von mir und meinem Hund eine andere. Ich hab dann ein Alternativverhalten auftrainiert und konnte nach und nach die Distanz verringern.

    Heute kann ich mit Stolz sagen, dass sogar in 95% fies pöbelnde Hund ignoriert werden.


    Ich empfehle euch wirklich, euch da Anleitung zu holen. Denn manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht und man kann die Leidenszeit so massiv verkürzen, wenn man bereits von Beginn an jemanden an der Hand hat um der einem auch mal sagt was man falsch macht.

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