Macht ihn unselbständiger.
Da hatte ich gerade ein kleines Déjà-vu, fast genau diesen Satz hat mir vor vielen Jahren eine damalige Kollegin gesagt, als ich meine Kaya energisch zurückbeordert habe als sie vor mir durch den Hofeingang auf den nicht einsehbaren Gehweg flitzen wollte. Die meinte damals auch, ich wäre überbehütend und man müsse ja schließlich Hunde wie auch Kinder irgendwann selbstständig werden lassen. Damals hatte ich nur ganz runde Augen, und ihr dann erklärt, ich schätze meine Hunde werden niemals selbstständig genug sein, um die Verkehrsregeln zu beachten... Für mich steht jedenfalls fest, mein Hund wird immer ein Stück weit unselbstständig und unter meiner Kontrolle sein, das ist in unserem Umfeld gar nicht anders verantwortungsvoll machbar. Die Frage lautet also eher: Wie viel kann und will ich dem jeweiligen Hund, wie viel kann und will ich dem jeweiligen Umfeld zutrauen bzw. zumuten?
Das wären dann also gleich zwei Faktoren, die das jeweils beeinflussen. Diese heile Welt mit "alle gechillt, Friede-Freude-Eierkuchen" ist dabei aber wohl mehr ein frommer Wunsch und nostalgische Verklärung.
Mit Pünktchen, Glenny und Kaya hatte ich Hunde, die schon extrem locker mitgelaufen sind. Straßenfeste, Erlebnisausflüge mit Familien auf der Arbeit, alles kein Ding.
Aber: Nicht nur, dass sie von Haus aus sehr offen und nervenstark waren - wir waren auch derart aufeinander eingespielt, dass sie immer in meinem Umkreis geblieben sind, und ich immer ohne jedes bewusste Nachdenken auf dem Schirm hatte, wo sie sich gerade aufhalten. So etwas ist ein Geschenk, und keine Selbstverständlichkeit. Und ich denke, da wird oft auch der Einfluss des Halters überschätzt. Jetzt hab ich als gleicher Mensch zum Beispiel das krasse Gegenteil, Sandor muss ich immer im Auge behalten, er dürfte in so einer Situation niemals einfach frei mitlaufen, und ich müsste ihn gut abschirmen.
Von daher finde ich viel wichtiger als jeden noch so gut gemeinten Erziehungsvorsatz, dass man sich auf den jeweiligen Hund individuell einlässt, ihn in seinen Möglichkeiten und Grenzen realistisch einschätzt, und in diesem jeweiligen Rahmen die bestmögliche Linie wählt. Für den Hund wie auch die Umwelt.