Hund und Depressionen - Kann das klappen?

  • Ich finde, dass Depressionen und ein Hund sich nicht zwingend ausschließen. Was ich aber wichtig finde, ist eine zuverlässige Notfallperson, die die Versorgung übernimmt, wenn du es mal nicht können solltest oder du notfallmäßig in die Klinik gehen solltest.

    Nicht immer lässt sich alles planen.


    Alles Gute für dich!

  • Wenn du die Grundbedürfnisse erfüllst dann ist das meist schon mehr als ein Hund braucht um glücklich zu sein. Ich denk du siehst das krankheitsbedingt etwas überzogen. Sie wird ja auch erst noch richtig erwachsen und logischerweise auch ernster dann. Wenns doch gut zwischen euch läuft ist das doch top...bei uns gibts arbeitsbedingt auch mal tagelang nur kurze Runden und dafür stundenlanges Kontaktliegen aufm Teppich ;) stört meinen Rumänen Senior garnicht...Ihr habt 1 Jahr gut überstanden? dann kann man da auch gut noch viele mehr draus machen :bindafür:


    es gibt auch extra nen Thread für die Rumänen da kannste auch gerne posten wenn willst Schönes und Schweres - zeigt Eure Rumänen


    achso: wilkommen hier noch und viel Kraft gewünscht

  • Huhu liebe Ellazena ,


    schön, dass du den Mut gefunden hast, dich hier zu öffnen und deine Zweifel zu äußern.


    Herbst 2019 begann eine sehr sehr schlimme, depressive Phase, die zwischendurch immer mal besser wurde und mich letzten Sommer dann völlig erschlagen hat. Diese schwere Phase hielt dann auch bis vor zwei Monaten an, weil ich endlich eine (neue) Therapie anfing.

    In dieser Zeit habe ich das nötigste mit Anju gemacht (große Gassirunden, Wanderungen ging alles noch), aber keine Extras mehr wie ihre geliebte Dummyarbeit oder Fährten. Dadurch, dass sie aber auch schon deutlich ruhiger geworden ist, hat ihr das zum Glück nichts ausgemacht. Vermutlich aber auch deswegen, weil sie von Anfang an lernen musste, dass mit mir von Zeit zu Zeit nicht viel los ist.


    Es kann sehr gut klappen, es kann dein Leben bereichern, es kann aber auch sehr viel Arbeit und Verzweiflung sein. Man fühlt sich zwischendurch vielleicht überfordert und zweifelt extrem an der Entscheidung, sich in dem Zustand einen Hund geholt zu haben... aber diese Gedanken verschwinden auch irgendwann wieder und dann kannst du wieder klar sehen.


    Was für mich das wichtigste ist: Notfallpläne. Wer kann den Hund auf Löserunden mitnehmen, wenn ich mich nicht raus traue? Wer kann meinen Hund ganz übernehmen, wenn ich nicht mehr bin?

    Das ist bei mir alles geklärt und abgesichert und für mich eine große Erleichterung.


    Ich kann nach 8 Jahren sagen, dass mein Hund nicht darunter gelitten hat, dass ich nicht gesund bin und das ich an ihr gewachsen bin, mutiger bin und auch selbstbewusster. Für mich war die Hundeanschaffung genau richtig und Anju hat mit mir mMn auch kein schlechtes Los gezogen.


    Ich bin mir sicher, dass es bei dir und deiner Zena ähnlich sein wird. Ich wünsche euch alles Gute und würde mich freuen, öfter von euch im Forum zu lesen! :)

  • Oh wow, vielen lieben Dank für die vielen und tollen Antworten, ich freue mich sehr!


    Ich werde auch auf in Ruhe eingehen, schaffe es aber wahrscheinlich nur dosiert, da der Ausgangspost selbst auch schon viel Kraft gekostet hat. Das ist leider auch sowas, womit ich ganz schön kämpfe momentan. Aber ich nehme mir in den kommenden Tagen dafür Zeit und freue mich wirklich über jede einzelne Person, die mir hier schreibt!

    Zeigt Zena denn irgendein problematisches Verhalten? Kommt sie schlecht zur Ruhe, kläfft sie scheinbar grundlos, wirkt sie unruhig?

    Nein, so wie du es beschreibst, eher nicht. Sie ist wirklich richtig super! Drinnen ist sie sehr entspannt. Wenn ich tagsüber schlafe kuschelt sie sich dazu und schläft auch. Manchmal habe ich aber schon das Gefühl, dass sie sich langweilt. Dann stupst sie mich an oder guckt mich an, selten wufft sie auch mal und wirkt ein bisschen verloren. Ich gebe mir große Mühe, ihr auch was anzubieten, wir spielen dann, sie bekommt häufig eine Schleckmatte oder einen Kong oder was zu kauen.


    Aber sie ist vom Typ her auch einfach so, sie ist super unaufdringlich. Wahrscheinlich habe ich auch deshalb Angst, dass sie im Stillen leidet. Unser Alltag ist halt einfach langweilig. Ich lebe allein, entsprechend passiert bei uns Zuhause auch nichts, womit sie sich mal beschäftigen kann, wenn von mir nichts kommt. Ich bin mit einem Labrador und einem Golden Retriever aufgewachsen und die waren ganz anders, wirkten einfach immer sehr fröhlich und ausgelassen. Zena ist sehr ernst und sehr ruhig, so war sie auch schon, als ich sie ganz jung bekommen habe.


    Ich weiß halt auch, wie sie ist, wenn ich mit ihr etwas mache, wofür sie brennt. Wir waren früher eine Zeit lang regelmäßig im Verein, haben RO gemacht und unsere Trainerin war ganz begeistert von uns und meinte, wir haben großes Talent. Mir macht Sorgen, dass sie sich andere Beschäftigungen sucht. Sie hat recht starken Jagdtrieb und ich glaube, würde ich ihr regelmäßig die Möglichkeit geben, ihrer Schnüffelleidenschaft nachzugehen, würde sie das sehr glücklich machen.

    Wenn ja: welches Verhalten zeigt sie wann und inwiefern ordnest du das als problematisch ein? Erzähl mal. =)

    Sie ist draußen manchmal sehr unter Strom. Sie hat einen recht ausgeprägten Wachtrieb und verbellt dann auch Menschen, die ihr unheimlich sind. Ich glaube, ich müsste da dringend dran arbeiten, müsste ihr stärkeren Rückhalt geben und das in Bahnen lenken, in denen es ihr damit besser geht. Eine sinnvolle Aufgabe würde ihr sicher dabei helfen.

  • Ein Punkt, der mir wichtig wäre / ist, hast du jemanden der dich unterstützt, der dir Zena mal abnehmen kann (sie vielleicht auch mal "Pause" bekommt) und vor allem einen Plan B für sie, wenn mal wirklich "gar nichts" mehr geht?

    Leider nein. Dadurch, dass ich alleine bin, habe ich niemanden, der sie mal nehmen kann. Ich habe versucht, einen Menschen für gelegentliche Betreuung zu finden, aber das ist so schwierig! Eine Hundetagesstätte wäre für sie die Hölle. Sie mag zwar andere Hunde meistens, wenn die höflich sind und sie die entspannt kennenlernen kann, aber in einer großen Gruppe würde sie sich nicht wohl fühlen.


    Mit Privatpersonen habe ich leider eher schlechte Erfahrungen gemacht. Ich habe ein paar Mal das Feedback bekommen, dass andere sich Zena nicht zutrauen. Ich habe das Gefühl, die Leute wünschen sich einen Betreuungshund, den man überall ableinen kann, der entspannt überall dabei ist, der mit allen anderen Hunden spielt...So ist sie halt nicht. Ich finde sie richtig toll, so wie sie ist und es verletzt mich, dass andere Menschen scheinbar nichts mit ihr anfangen können. Da haben wir einfach noch nicht die richtige Person gefunden und es fällt mir sowieso schwer, mich mit fremden Menschen zu treffen. Wenn dann Ablehnung kommt, kann ich damit leider nicht so gut umgehen.


    Ich weiß, dass wir das brauchen, aber ich hab da grade ein bisschen die Hoffnung verloren. Worum ich mich aber bemühe ist, dass ich auch immer wieder auch mal was ohne sie mache, damit wir nicht 24/7 immer aufeinander hocken. Sie bleibt richtig gut alleine, das ist total wertvoll. Ich kann also schon auch mal ein paar Stunden ohne sie etwas machen und uns eine Pause voneinander gönnen. Aber das ist natürlich fürs schlechte Gewissen nicht gerade zuträglich und auch keine richtige Lösung für eventuelle Notfälle, wenn ich mich mal nicht um sie kümmern können sollte.

  • Ich drück dich mal ganz lieb aus der Ferne!


    Bezüglich Langeweile:

    Natürlich ist es schön, dem Hund sinnvolle Beschäftigungen bieten zu können. Nichtsdestotrotz muss man sich vor Augen halten, dass Hunde auch einfach einen grossen Teil des Tages mit schlafen und dösen verbringen. Du bist ja als Sozialpartner da, selbst wenn du nicht aktiv was mit deiner Hündin machst und einfach schläfst oder liegst. Und das ist den meisten Hunden schon sehr viel Wert und bestimmt schöner, als wenn der Hund den ganzen Tag alleine zu Hause hocken würde.

    Meine Hündin beispielsweise geniesst solche Tage, wenn ich z.B. krank zu Hause bin, extrem.

  • Ich drehe es mal um: Was hat dein Hund bei dir?


    Sicherheit

    Geborgenheit

    Sie wird geliebt und akzeptiert, so wie sie ist

    Du kannst mit ihren Eigenheiten umgehen und hast sie gefördert, viel mit ihr erreicht

    Du erfüllst ihre Bedürfnisse nach Bewegung, Futter, Nähe, Entspannung


    Dein Hund hat sehr sehr viel, was viele andere Hunde nicht haben.

    Sie hat sehr viel, was andere Menschen ihr nicht geben könnten, weil sie "schwierig" ist

    Es geht ihr mit Sicherheit besser, als da, wo sie herkommt

    Sie wirkt entspannt und zufrieden


    Das ist ein sehr lange Liste!


    Ja, mag sein, dass die Liste in guten Phasen noch länger ist. Super! Das entwertet aber nicht, dass es auch ohne zusätzliches Training usw. schon ziemlich gut ist.

    Ich glaube auch nicht, dass alle Hunde - von echten Arbeitsrassen abgesehen - unbedingt Training und Sport brauchen, um zufrieden zu sein.


    Geniess das Zusammensein mit deinem Hund, eure Spaziergänge, das Kuscheln. Ich glaube, das einzige, unter dem dein Hund leiden könnte, wäre, wenn sie deine Selbstzweifel als Ablehnung von dir spüren würde. Das wäre schade.


    Sag ihr lieber 10 mal am Tag wie froh du bist, dass sie da ist, auch in schlechteren Zeiten.

  • Ich habe ebenfalls eine ähnliche Krankheit und bin auch Migräne Patient.


    Meiner Meinung nach ist das sehr individuell, sowohl vom Hund als auch vom Menschen und der Erkrankung her.


    Wenn man einen Hund hat, der so sensibel ist, dass ihn sowas richtig mitnimmt. Bzw wenn man einen Hund hat, bei dem es richtig ins Auge gehen kann wenn man ihn Krankheitsbedingt nicht richtig führen kann - dann ist es keine gute Idee, und das Gespann Hund und Halter passt vermutlich nicht.


    Ist man selbst derart stark betroffen, dass selbst die Grundversorgung leidet, braucht man entweder Hilfe von außen oder ist nicht im Stande zur Hundehaltung.


    Ist es dagegen so, dass "nur" gelegentlich ein paar Hobbys leiden, ist es machbar. Vorausgesetzt, man ist nicht drauf angewiesen.


    Drauf angewiesen ist man mMn, wenn der Hund das so dolle braucht, dass er einem andernfalls um die Ohren fliegt.


    Was bei der einen Person eine schlechte gesundheitliche Phase, ein bis ein paar Tage Migräne, oder Müdigkeit ist, ist der Grund bei jemand Anderem vielleicht der Job, kein Verein in der Nähe, eine Verletzung oder gesundheitliche Einschränkung des Hundes, ect...

    Also alles logische und nachvollziehbare Gründe dafür dass mal was kürzer fällt oder nicht möglich ist.

    Und meiner Meinung nach sollte ein Hund es auch unbedingt aushalten können wenn mal weniger passiert.

    Wenn ich den ganzen Tag im Bett liegen muss, weil mein Schädel sonst explodiert, dann kann ich auch nicht mit dem Hund großartig Gassi. Also muss er sich mit Pipi Runden begnügen.

    Wenn eine Zeit lang keine besondere Auslastung statt findet, weil ich dafür schlicht keine Zeit habe, dann kann man einen Kompromiss finden, oder der Hund findet sich damit ab.


    Ja, es ist nicht ideal.


    Aber in Relation zu der ein oder anderen anderen Person, lebt dieser Hund immernoch deutlich besser. Und möglicherweise ist er sogar ganz happy drüber.

    Meine Hündin stört es zB absolut nicht wenn unsere Gassi Runden mal ein paar Wochen kürzer ausfallen weil es zu warm ist und nur kurze Zeit halbwegs kühl. Sie findets selber zu warm und schläft auch gern mal etwas länger, also stellenweise ist das bspw sogar in ihrem Interesse.


    Es muss also nicht alles was du als schlechter für deinen Hund empfindest, auch wirklich als so schlecht empfunden werden aus Sicht des Hundes.




    Was allerdings wirklich tricky ist, ist die Sache mit dem Verbellen von fremden Menschen.

    Ich hab hier auch einen Hund der dazu neigt. Wäre ich nicht im Stande ausreichend zu managen, wäre es nicht machbar.

    Denn solche Hunde brauchen entsprechende Führung, damit sie entspannt weiter gehen können.

    Also darauf bitte ein Auge haben, und nicht scheuen bei Bedarf auf Nummer sicher zu gehen und bspw nen Maulkorb drauf zu packen. Bei Unsicherheit reicht ein einmaliges zu weit gehen aus Sicht des Hundes, um zum Biss führen zu können. Wo dieser Punkt jedoch liegt, ist individuell.

    Da sie bisher anscheinend nur gepflaumt hat, dürftet ihr dort noch nicht gewesen sein. Aber das bedeutet nicht, dass dieser nie überschritten wird.

  • Klingt 1 zu 1 wie meine Hündin. :winken:


    Kam mit 1,5 Jahren aus Rumänien zu mir und war ein ruhiges Persönchen. Nur draußen fand sie fremde Leute (und auch Hunde) blöd und hat dann gebellt.


    Meiner Hündin ist am wichtigsten, dass sie möglichst wenig allein ist, sie will immer dabei sein. Dass sie ihr Futter bekommt, dass man zusammen abhängt und natürlich rausgeht. Sie mag Suchspiele (von Leckerchen). Aber grundlegend ist sie echt super genügsam und genießt ihr Leben.


    Ich glaube deine Rumänin ist da ähnlich. Raus aus Rumänien und rein ins Luxusleben. Immer Futter, draußen schnüffeln und an ihrer Seite ist ihr Mensch. Mach dir keinen Druck, freu dich, dass sie so entspannt ist. Man kann auch tolle Spiele spielen, ohne selbst groß aktiv werden zu müssen. Versteck mal ein Leckerchen und lass sie suchen. Schnüffeln ist suuuuper toll für den Kopf. Anfangs offensichtlich hinlegen, später immer versteckter. Da musst du selbst kaum was machen und der Hund hat seinen Spaß. Oder du kaufst einen Schnüffelteppich. Legst Leckerchen rein und der Hund sucht selbst wie er dran kommt. Statt der Schleckmatte füllst du einfach nur den Schnüffelteppich.


    Aber nochmal: Mach dir keinen Stress und genießt eure Zeit. :bussi:

  • Ich kann mich nur anschließen. Du liebst deine Hündin und sie dich ebenfalls. Es könnte sehr wohl sein, dass sie einfach Schübe bemerkt und dich nicht aus Langeweile, sondern deshalb anstubst, um dich da rauszureissen oder zu warnen. Hunde können für so etwas ausgebildet werden, manche tun es instinktiv. Ich bin mir sicher, dass sie dir sehr gut tut und bitte mach dir keine Vorwürfe. Allein die Tatsache, dass Du für sie diesen Thread erfasst hast, beweist, dass Du für sie alles tust, was fu kannst.

    Ich Leide ebenfalls an Depression und daher weiß ich, dass diese Krankheit erkennt, wenn es etwas im Leben gibt, das einem gut tut, einem helfen kann, aus dem Loch zu klettern. Dann tarnt sie sich als deine Freundin und redet dir Dinge ein, nur um dir eben diese Dinge, die gut tun zu nehmen, damit du ja in dem Loch bleibst. Versuche, dir das bewusst zu machen. Ich habe oft ähnliche Gedanken, schaue meinen Akita an, die schläft, denke dass sie das fast den ganzen Tag tut und nur deshalb nicht spielt, weil ich versage, sie wegen mir unglücklich ist usw... nein, sie schläft weil sie will, weil sie entspannt ist und glücklich mit ihrem geborgenen Leben und ihrer kleinen Familie.

    Ähnlich wird es bei dir sein. Deine Hündin klingt, als würde sie dich sehr schätzen. Bitte versuche, wenn du sie anschaust, das zu sehen und dass sie, wenn sie sich an dich kuschelt, deine Nähe sucht, weil du toll bist. Das baut dich auf und das spürt sie und letztenendes profitiert ihr beide.

    Ich verstehe, wie unglaublich schwierig die kleinsten Dinge manchmal sind. Aber vielleicht schaffst du es, beim Spazierengehen ein zwei kleine Übungen einzubauen, wie über einen Baumstamm hüpfen oder einen Laternpfahl anstupsen. Ist nicht viel, aber ein wenig Abwechslung und kleiner Trick für deine Hündin, welcher ihr Spaß macht und dir kann es dabei helfen, dich aus dem Nebel zu holen, dir etwas Aiftrieb zu geben.

    Jedenfalls alles Liebe von mir an euch Beide

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