Eine Frage der sozialen Kompetenz

  • Meine Hündin möchte aber nicht, dass sich fremde Hunde höflich und nett nähern - die hat 0 Interesse an Fremdhundkontakten.

    ...

    Sobald der andere Hund aber aus welchem Grund auch immer mit ihr kommuniziert bekommt er ein: Verpiss Dich!


    Ich finde nicht, dass ein Hund seinen Individualbereich für einen fremden Hund freigeben muss, nur, weil der "höflich" angedackelt kommt. Das ist so, wie wenn ich sagen würde, ich habe dem anderen höflich in der Nase gebohrt.

    Kein Hund muss Lust auf Kontakt mit fremden Hunden haben, das habe ich auch nirgendwo geschrieben. Aber es ist doch ein Unterschied, ob der Hund dann "Verpiss dich" signalisiert oder direkt angreift.


    Dass es Hunde gibt, die das ignorieren und trotzdem ankommen, ist eine andere Baustelle. Und natürlich kann man Hunden ihre Sozialkompetenz auch abtrainieren, wenn sie zu oft Kontakt zu solchen Hunden haben und lernen, dass feine Kommunikation nichts nützt.

  • Das kann ich mir nicht so richtig vorstellen… da läuft nix an Kommunikation vorher?

    Also bildlich gesprochen die guckt in der Gegend rum und wenn der Fremdhund auf 2 Meter da wäre haut sie die Zähne rein?

    Je nach Laune, ja. Wobei Zaehne reinhauen nur bei richtig schlechter Laune passieren koennte. Wenn sie richtig schlecht gelaunt ist, sind 2 m auch schon viel zu nah. Neulich waren ihrer Ansicht nach 10 m zu nah. Gab ne Reaktion von mir, natuerlich! Meine duerfen viel, auch anderen Hunden Grenzen setzen, wenn es sein muss. Aber es muss fair und sauber sein.

    Madame kann sauber kommunizieren, so ist das nicht.

    Je nach Laune tut sie es aber einfach nicht.

  • ... wenn man dann mal drüber sinniert kommt man auch zu dem Punkt, dass manche Trainer einen Großteil ihres Geldes damit verdienen wildfremde Hunde auf Seminaren zwecks Einschätzung ihres Sozialverhaltens zusammenzuwerfen ... Gruselig.

  • Wenn man es schon mit Menschen vergleicht: natürlich ist soziale Kompetenz auch, dass ich mit mir umbekannten Menschen höflich und angemessen umgehen kann.

    Also, wenn mir wer Fremdes um den Hals fällt, in meinen Hostentaschen kramt, mir an die Muschi fasst, nein, ganz ehrlich - da bin ich nicht höflich. Wenn ich dem jetzt also eine auf die Fresse haue, bin ich dann sozial kompetent oder inkompetent?

    Dann hast du doch auf sein gezeigtes Verhalten angemessen reagiert und sauber kommuniziert, dass "an die Muschi fassen" keine gute Idee ist. Wenn er ordentlich eins auf die Glocken bekommen hat, wird er es zukünftig bei dir wohl auch lassen.

    Aber wahrscheinlich würdest du da nicht gleich dein 30cm Messer zücken und den Grabscher abstechen.

    Ein sozial kompetenter Hund sollte in einem solchen Fall seine Aggression auch dosieren können und den distanzlosen - in dem Fall wohl - Anrammler nicht sofort killen wollen.

  • Ich hatte ja gerade hier den Satz „ich hab meine Ruhe“ geäußert, daher gehe ich mal kurz darauf ein:


    Meine eigenen Hunde waren/sind bisher immer neutral bis verträglich mit anderen Hunden und dürfen nach kurzer Absprache und Einschätzung Kontakt haben. Auch mit wildfremden Hunden :smile: Ich hatte bisher noch nie eine Beißerei mit eigenen Hunden (mit Ronja zwei Kommentkämpfe in 16 Jahren, die beide nicht von ihr ausgegangen sind). Aber:


    Lilly kommt erstmal an die Leine. Sie hat in den letzten Lebensmonaten der alten Dame einen starken Beschützerdrang entwickelt und den nahtlos aufs Baby übertragen. Jeder fremde und die meisten bekannten entgegenkommenden Hunde bekommen erstmal signalisiert: „Bleib weg von meiner Oma/meinem Baby, sonst gibt es Ärger mit mir.“ Würde ich sie lassen, würde sie nach vorne gehend bellend vertreiben.


    Deshalb bekommt sie erstmal Pause, die Menschen schätzen die Situation ein und dann durfte erst Ronja/darf erst Momo Kontakt aufnehmen. Sobald Lilly gesehen hat, dass da kein Problem ist, ist sie auch entspannt (und uninteressiert) und darf wieder los. Dann verhält sie sich völlig neutral.


    Würde mich in so einer Situation jemand fragen, ob mein Hund „böse“ ist, dann spare ich mir diese Begegnung. Hinter dieser Frage steckt so viel Unverständnis bzw. eine Herangehensweise, die so unterschiedlich zu meiner ist - das will ich weder meinen Hunden noch mir geben. Und ich will mich auch nicht darauf verlassen, dass Derjenige seinen Hund einschätzen kann. Und ganz sicher nicht über Hundeverhalten oder meine Art, meine Hunde zu führen, diskutieren. In diesem Fall stimme ich freundlich zu, gehe meiner Wege und erspare mir Belehrungen (ob nun gegeben oder empfangen :smile:).

  • Meine Hunde und ich wollen auch unsere Ruhe. Die Hunde legen keinen Wert auf Fremdhundkontakte. Und je nach Hund bzw. wie der mit welchem Gedanken zu ihnen kommt, ist auch ihre Reaktion (die Kackbratze an schlechten Tagen ausgenommen).

    Sie muessen nicht zaghaft zeigen, dass der andere sich verziehen soll. Wegen mir koennen sie ihm das entgegen bruellen, stoert mich nicht.

    Was ich nicht will ist drauf hauen, einfach nur weil der Hund z.B. zu nah ist. Kein nerven, kein bedraengen, usw., sondern einfach nur zu nah. Werden sie angegriffen oder tut ihnen einer gezielt weh, dann duerfen sie ihm den Arsch versohlen (wenn ich nicht eingreife. Wieso auch immer...). Werden normale Zeichen ignoriert, duerfen sie natuerlich deutlicher werden!

    Aber wenn da z.B. ein Welpe angetapst kommt, dann will ich von meinen Hunden ein mAn sauberes Verhalten. Das bedeutet bei mir nicht alles hinnehmen, im Gegenteil! Aber eben faires und sauberes Verhalten.


    Ich war vor Jahren auf einem Vortrag, in dem es u.a. auch um Sozialkompetenz ging. Leider weiss ich nicht mehr, wer der Redner war (war ein WE mit zig Vortraegen). Die Aussage damals war er faende die Labradorisierung in Staedten ok, aber er selber ist der Ansicht, dass ein wirklich sozialkompetenter Hund nicht wegen jedem Pups reagiert. Aber wenn DIE Situation da ist, dann reagiert er und zwar aus Ueberzeugung und so passend, dass die Situation unter Kontrolle ist/aufgeloest wird...

  • Ich finde, die Definition von sozialer Kompetenz ist auch immer vom Umfeld abhängig, in dem jemand geprägt worden ist und was dort als "sozial kompetent" gilt , und bei Hunden kommt noch die genetische Disposition durch die Rasse dazu.


    Wir (Menschen) hier neigen dazu, Abstand haben zu wollen, je dörflicher jemand geprägt ist, umso mehr. In der Stadt haben Menschen gelernt, enge Situationen auszuhalten und nicht gleich schreiend davonlaufen (Aufzug, öffentliche Verkehrsmittel), allerdings kommt nicht jeder wirklich gut damit klar. Ist deshalb aber der Dörfler weniger sozial kompetent als der Städter? Nein, nur anders geprägt, finde ich (und inkompetent Menschen findest du da wie dort, mMn).


    Bei Hunden hat man nicht nur die unterschiedliche Prägung (lebt er in der Stadt, im Rudel, mit Kindern), sondern auch noch die Rasse, wo einige eben eine Engelsgeduld haben, andere Konflikte mit Gefiddel auflösen und wieder andere dem Gegenüber sofort im Pelz oder in der Hose hängen.



    Grundsätzlich finde ich, spricht es mMn für eine hohe soziale Kompetenz, wenn sich ein Mensch oder Tier gut auf unterschiedliche Situationen einstellen kann und in der Lage ist, Konflikte so zu lösen, dass sie deeskaliert werden und es keine Verlierer gibt.


    Letztlich ist es aber eine individuelle Empfindung, was jemand als sozial kompetent empfindet und was nicht. Und da sind wir halt doch durch von unserem Hintergrund, Kultur, Familie und Umfeld, Bildung, Erziehung, Erlebnisse etc geprägt. Das beeinflusst auch, was wir bei unseren Hunden als angemessen oder nicht mehr sozial kompetent empfinden.

  • Stell mir das grade irgendwie lustiger vor als ich sollte :rolling_on_the_floor_laughing:

  • Ich tu mir nur echt schwer damit mit der Meinung (also nicht du, sondern allgemein hier im Thread), das soziale Kompetenz sich massgeblich dadurch definiert sich in jeder Situation souverän zu verhalten, auch oder besonders mit Fremdhundekontakt. Fremdhunde die sich selbst aufführen wie ne Axt im Wald.

    Und einfach weil sie nicht Lochen als "die sind doch nett/sozial" betrachtet werden.

    ist das so? Also ich hab das hier nicht so gelesen, daß soziale Kompetenz wäre, die Axt im Walde lächelnd einschlagen zu lassen.

    Nur bestimmte Leute kommen immer wieder darauf zurück, daß sich Fremdhunde anscheinend immer wie die Axt im Walde aufführen (waehrend die eigenen natürlich immer perfekt sind ;-) )

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