Angeborene Taubheit - Zusammenhang mit Fellfarbe?

  • Wobei wir bei unserer Emmi (weiße Grosspudelhündin) jetzt beim Sommerschnitt gemerkt haben, wie wenig pigmentierte Haut sie hat… im wesentlichen rund ums Maul, Nase , Augen, an den meisten anderen Stellen leuchtet sie jetzt rosa :rolling_on_the_floor_laughing:

    Aber zumindest den Rückruf und ihren Namen hört sie :winking_face_with_tongue: Gibt auch immer was Gutes…

    Entschuldigt, war wohl etwa OT :smiling_face:

  • Ich glaube, das Weiß des Großpudels basiert - wie auch bei z.B. Samojeden und weißen Schäferhunden - auf rot. Ist also einfach ein sehr, sehr stark aufgehelltes rot. Daher haben Großpudel auch kein größeres Problem mit Taubheit als andere Rassen.


    Aber man kann schon gezielt auf viel Weiß hinzüchten und folgerichtig häufiger Probleme mit Taubheit wegen des Pigmentverlusts bekommen.

    ja, das stimmt - der Dogo Argentino ist z.B. eine Rasse, die praktisch nur aus Extremschecken besteht. Und auch beim Barsoi war (und ist es vllt noch?) es auch mal in Mode auf "weiße" Barsoi (also Extremschecken) zu züchten. Allerdings weiß ich nicht, ob das beim Barsoi zu gehäuften Problemen geführt hat. Beim Dogo Argentino ist die Farbgebung tatsächlich ein Problem.


    Auf der andren Seite könnte man das Entstehen von Extremschecken auch nur dadurch verhindern, dass man keine Schecken züchtet. Züchtet man mit Schecken, können auch immer Extremschecken entstehen. Diese müssen aber nicht zwangsweiße Taub sein.


    Aber aufgrund dieser Problematik werden farbige Köpfe bei Schecken in vielen Rassen bevorzugt - z.B. beim Parson und beim Jack Russel Terrier.

  • Auf der andren Seite könnte man das Entstehen von Extremschecken auch nur dadurch verhindern, dass man keine Schecken züchtet. Züchtet man mit Schecken, können auch immer Extremschecken entstehen. Diese müssen aber nicht zwangsweiße Taub sein.

    Zum Verständnis, bei der Verpaarung von zwei Schecken könnten immer Extremschecken entstehen?

    Bei der Verpaarung von Schecke plus „Nicht-Schecke“ könnten aber theoretisch auch Extremschecken entstehen? Oder müsste man bloß vermeiden Schecke plus Schecke zu vermehren?

  • Zum Verständnis, bei der Verpaarung von zwei Schecken könnten immer Extremschecken entstehen?

    Bei der Verpaarung von Schecke plus „Nicht-Schecke“ könnten aber theoretisch auch Extremschecken entstehen? Oder müsste man bloß vermeiden Schecke plus Schecke zu vermehren?

    Es reicht, wenn ein Elter Schecke ist. Wobei ich nicht weiß, ob der andre Elter Träger von Scheckung sein muss (also Scheckung rezessiv vererbt wird) bzw. was überhaupt für ein genauer Erbgang vorliegt.


    :denker: Sind weiße Abzeichen genetisch gesehen auch schon Scheckung?


    Jins Wurfschwester (schwarzer Strom auf Sand mit weißen Abzeichen, ihr Vater ist ein Schecke mit viel weiß) hat mit einem gescheckten Rüden letztes Jahr einen Extremschecken (hörend) gebracht.


    Scheckung/weiße Abzeichen kommen beim Whippet sehr oft vor, Extremschecken fallen hin und wieder, lt. Aussage von Leuten, die mehr drin sind, ohne erhöhte Taubheitsrate bei den Extremschecken. Bei den "normalen" Schecken ja eh nicht.

    Allerdings kenne ich keinen richtigen Whippet-Züchter, der explizit auf Scheckung oder gar Extremscheckung züchtet (es gab nur bis vor wenigen Jahren einen Vermehrer, der auf Extremscheckung züchtete - das größte Problem war da aber wohl eher die Inzucht).

  • So, ich hab Mal kurz Zeit.


    Das Ding mit dem Taub-sein liegt in der Embryonal-Entwicklung begründet.

    Pigmentzellen (=Melanozyten) wandern während dieser von der Neuralleiste in die Haut. Dabei geht die Pigmentierung zentrifugal und konvex von zwei Pigmentzentren aus. Eins ist auf dem Kopf (bei dem u.g. Whitehead gibt es vermutlich kein oder nur ein unvollständiges vorderes Pigmentzentrum, Forschung fehlt bisher) und eins auf dem Rücken/über der Rute. Zum Schluss schließt sich die Pigmentierung an der Mittellinie des Kopfes ("Blesse"), an den Beinen und an der Brust vorne. Die Pigmentzellen "ziehen" dabei die Sinneszellen für Hören mit. Erreichen sie also nicht den Bereich, in dem Schall an die Sinneszellen weiter gegeben wird (im Innenohr), ist der Hund taub. Das ist unabhängig von der Pigmentierung der Ohren außen. Ich kenne einen Jack Russell Terrier, der auf dem farbigen Ohr taub und auf dem weißen Ohr hörend ist. Aber NATÜRLICH ist die Wahrscheinlichkeit auf "pigmentierte Innenohren" höher, wenn die Außenohren auch pigmentiert sind.



    Hier im Thread wird ja alles mögliche durcheinander gemixt, verwechselt, vertauscht... Das müssen wir mal sortieren.


    Weiß ist nicht gleich Weiß und Scheckung nicht gleich Scheckung.


    Dafür muss nur leider einfach ein Grundverständnis der Fellfarben und wenigstens die Grundlagen der Farbvererbung von Hunden bekannt sein.


    1. das Weiß des E-Locus: bei Samojeden, weißem Schäferhund und Co

    Dieses weiß ist eigentlich rezessives rot (ee), das aufgehellt ist zu weiß (durch den Intense-Faktor i). Es ist die selbe Farbe wie zB Magyar Vizsla Rot und Labrador Gelb. Einfach aufgehellt. Dieses weiß wirkt sich nicht auf das Gehör aus, weil das Melanin (in dem Fall Phäomelanin) nicht fehlt, sondern einfach nur aufgehellt ist. ee rote/gelbe/weiße Hunde können ZUSÄTZLICH eine (auf weiß unsichtbare) Weißscheckung haben!

    Wie die Farbe bei der jeweiligen Rasse entsteht muss man auswendig lernen und einfach wissen. Es gibt ein paar Tricks zum Erkennen:

    - rezessiv rote (weiße) Hunde haben häufig gelbliche/beige Ohren

    - rezessiv rote/gelbe/weiße Hunde können kein schwarzes Haar-Pigment bilden* (*außer bei somatischen Mutationen), dh wenn ein Hund schwarze Flecken, Haarspitzen etc hat, dann ist er nicht ee


    2. das Weiß des S-Locus (sp, evtl sw... wird rezessiv vererbt): bei Jack Russell Terrier, Dogo Argentino, englische Bulldogge, Bullterrier, und auch Dalmatiner zb
    Bei Schecken und Extrem-Schecken kommt Piebald zum Tragen. Bei Piebald-Schecken (gibts nicht nur bei Hunden) wird KEIN Melanin gebildet.

    Der S-Locus ist mir immer noch zu undurchsichtig, um dazu sehr viel mehr zu sagen. Wer dazu mehr wissen will, muss es googeln ^^

    Es fehlen auch ein paar Erkenntnisse dazu, ein paar Allele sind noch nicht bekannt (man kann zB noch kein irish spotting testen). Hier muss mehr geforscht werden. Der Scheckungsgrad kann von "ein paar weiße Stellen" über "nur ein farbiger Kopf" bis hin zu "komplett weiß" reichen. Wodurch das beeinflusst wird ist noch nicht ganz geklärt. Eventuell spielen andere genetische Faktoren noch eine Rolle. Hier im Thread gehts ja aber nur um die weißen Hunde.


    3. beim ACD und Dalmatiner bspw kommen zu der Extremscheckung noch Roaning/Ticking/Schimmel dazu (R-/T-Locus). Auch beim Cocker, English Setter, usw. Die Welpen werden weiß geboren und tüpfeln mehr oder weniger zu.


    4. White Head: dazu gibts ne aktuelle Forschung, aber bisher nur wenig Erkenntnisse. Es geht hier um Hunde mit (fast) komplett weißem Kopf (sieht man verhältnismäßig oft bei Aussies, JRT/PRT und Whippets), unabhängig von der restlichen Körperfarbe. Es muss hier eine eigene genetische Komponente geben. Es ist bisher zu werten wie Piebald-Scheckung, also Taubheitsrisiko.


    5. Merle (M-Locus): Hier können verschiedene Allel-Kombinationen für Weiß sorgen, vor allem die Doppelungen (=homozygote Merle) sind betroffen (aber nicht alle). Dieses weiß entsteht durch das Zerstören von Eumelanin/Melanozyten, fällt also auch in die Problematik, dass es kein Melanin gibt.


    6. Doggen-Harlekin (H-Locus als Modifier für M-Locus): einfach gesagt, hellt dieses Gen alle Bereiche zu weiß auf, die das Merle-Gen zu grau bereits aufgehellt hat. Ein Hund ohne Merle-Gen bleibt unbeeinflusst vom Harlekin-Gen. Die Hunde sind schwarz-weiß Gescheckt, ohne Harlekin wären sie grau-weiß gescheckt. Auch hier die Problematik des fehlenden Pigments.


    7. Albinismus (C-Locus): Definition: Ein Individuumm, bei dem die Tyrosinase nicht oder nur eingeschränkt funktioniert. Die Schädlichkeit des Albinismus ist abhängig von der Art und Ausprägung der Mutation. Gene die mir dazu einfallen sind OCA, OCA2 und cAL. Nicht alle Albinos sind weiß. Gezielt gezüchtet werden sie bei Dobermännern und Möpsen ("pink").


    8. Vitiligo: rein kosmetische Erkrankung, bei der dunkle Hunde weiß werden (Autoimmunreaktion gegen Pigmentzellen)




    Und dann gibts natürlich noch viele andere Ursachen für Taubheit.

  • 6. Doggen-Harlekin (H-Locus als Modifier für M-Locus): einfach gesagt, hellt dieses Gen alle Bereiche zu weiß auf, die das Merle-Gen zu grau bereits aufgehellt hat. Ein Hund ohne Merle-Gen bleibt unbeeinflusst vom Harlekin-Gen. Die Hunde sind schwarz-weiß Gescheckt, ohne Harlekin wären sie grau-weiß grau-schwarz gescheckt. Auch hier die Problematik des fehlenden Pigments.

    Nur eine klitzekleine Korrektur ;)

  • 6. Doggen-Harlekin (H-Locus als Modifier für M-Locus): einfach gesagt, hellt dieses Gen alle Bereiche zu weiß auf, die das Merle-Gen zu grau bereits aufgehellt hat. Ein Hund ohne Merle-Gen bleibt unbeeinflusst vom Harlekin-Gen. Die Hunde sind schwarz-weiß Gescheckt, ohne Harlekin wären sie grau-weiß grau-schwarz gescheckt. Auch hier die Problematik des fehlenden Pigments.

    Nur eine klitzekleine Korrektur ;)

    Oh ja, natürlich!! da war ich zu sehr im "weiß-Tunnel". Vielen Dank fürs konzentrierte Lesen und ausbessern.

  • Was sagst du denn zu Taubheit und weißen Katzen, corrier ?

    Zitat von Fenjali

    Also eine weiße Katze kann Rot, Schwarz, Schildpatt, Rot-Weiß, Schildpatt-Weiß oder Schwarz-Weiß vererben. Wenn sie also nicht nur das weiße Gen, sondern auch das Scheckungsgen trägt, kann ein Kitten daraus quasi weiß mit weißer Scheckung sein.

    Ich glaube, dass taube Kitten häufiger vorkommen, wenn ein Elternteil Weiß und das andere Harlekin-Weiß ist. Wenn das Kitten also weiß mit weißer Scheckung ist und die weiße Scheckung sich quasi im Gesicht/am Kopf verteilen würde.

  • *g* ich habs einfach gegoogelt und festgestellt, dass das, was ich oben beschreibe (dieses Pigment-/Sinneszellen-/Konstrukt) "Corti Organ" heißt. Man lernt nicht aus!


    Google sagt, "weißen Katzen mit blauen Augen fehlt häufig das Corti Organ".

    Also: selbe Ursache, wie bei den Hunden (ist ja auch logisch, der Mechanismus ist ja bei allen Säugetieren der selbe): Keine Pigmentzellen im Innenohr = keine Sinneszellen im Innenohr = keine Reizweiterleitung = taub


    Wie sich bei Katzen die einzelnen Farben vererben, auswirken und Co, weiß ich nicht. Katzenfarben sind mir genau so fern, wie Pferdefarben. Keine Ahnung und kein Interesse :smirking_face:

  • - rezessiv rote (weiße) Hunde haben häufig gelbliche/beige Ohren

    3. beim ACD und Dalmatiner bspw kommen zu der Extremscheckung noch Roaning/Ticking/Schimmel dazu (R-/T-Locus).

    Beim Lagotto kommt beides auch vor. Ticking aber auch gemischt mit Schecken. Sind dann die weißen Partien bei den Schecken trotzdem e/e? Ja, oder?


    Und ich frage mich, ob die weißen Lagotti auch e/e sind? Die gibt es nämlich (soweit ich weiß) auch mit nicht beigen Ohren. Das


    Das heißt es kann (in beiden Fällen) gar nicht zu Extremschecken kommen?

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