Hallo liebes Forum,
heute geht es nicht um meine eigene Hündin, sondern um meinen Betreuungshund, der 2x/Woche tagsüber bei uns ist. Vor Allem beim letzten Abholen durch eine seiner beiden Bezugspersonen ist etwas vorgefallen, was mich verunsichert und ich würde mir deshalb gerne Rat holen. Mir ist klar, dass es letztlich Sache der beiden Besitzer ist, diese sich gegebenenfalls Trainer:innenhilfe ins Boot holen müssen und ich werde sie auch beim nächsten Mal versuchen darauf anzusprechen, mir geht es aber eben vor Allem auch darum, was ich als Sitterin tun kann und wie ich mich richtig verhalte, vielleicht gibts da ja doch ein paar Tipps.
Die Situation war folgende:
Der Hund lässt sich zu Hause grundsätzlich nicht so gerne das Geschirr anziehen, meistens läuft er erstmal weg (bei mir macht er das bisher tatsächlich nicht) und es ist wohl ein bisschen ein Spiel. Auch bei mir ist es jedes Mal so, dass seine Bezugsperson ihm also mit dem Geschirr hinterher geht und versucht ihn "einzufangen", wenn sie ihn abholt. Der Hund hatte sich an diesem Tag nach der "Flucht" in einiger Entfernung abgesetzt, wandte den Blick ab und wurde bei weiterer Annäherung deutlich steif. Ab ca. einem Meter Entfernung begann er sehr nachdrücklich zu knurren. Dazu muss ich sagen, dass es einige Zeit vorher bereits einmal eine ähnliche Situation gab, da war er auf das Sofa in der Küche gesprungen und hatte seinen Menschen angeknurrt, als dieser ihn dort runter holen wollte. Sein Mensch begann dennoch, ihm das Geschirr anzuziehen, woraufhin der Hund die Lefzen kraus- und hochzog, die Ohren anlegte und auch letztlich auch einmal schnell in die Luft abschnappte.
Allerspätestens an der Stelle hätte ich damit aufgehört und und habe dies auch zu seiner Bezugsperson gesagt. Diese meinte dann aber, das sei nicht schlimm, das mache er öfter und er würde auf keinen Fall beißen, er spiele sich nur auf und wenn sie jetzt damit aufhöre, würde er ja damit "durchkommen". Kurz darauf nahm der Hund dann auch schon die Hand zwischen die Zähne, Hautkontakt war also da, aber kein Zubeißen.
Ich empfand die Situation als sehr deutlich und durchaus bedrohlich und habe mich im Nachklang sehr intensiv gefragt, wie ich in so einer Situation agieren würde. Daher würde mich sehr eure Einschätzung und Meinung dazu interessieren.
Über den Hund vielleicht noch kurz: Er ist ein im Sommer zweijährig werdender Mischling, SH 47cm, ca. 16kg, Herkunft angeblich Deutschland, es ist aber alles etwas nebulös. Bei seinen jetzigen Menschen ist er, seit er ca. 4 Monate alt war. Ich nehme ihn als insgesamt ziemlich souverän war. Er hat kaum noch Junghundhaftes an sich, sondern wirkt schon recht erwachsen auf mich. Im vertrauten Umfeld agiert er sehr zielstrebig und hat ein hohes Durchsetzungsvermögen. Mich beeindruckt an ihm vor Allem, dass er eine sehr differenzierte, klare Körpersprache und Mimik hat, so habe ich das vorher noch nie bei einem Hund gesehen. Ich finde es dadurch sehr leicht, ihn zu lesen und finde auch, er kommuniziert super klar. Er ist fremden Personen gegenüber erstmal skeptisch, hat nicht sehr viel Interesse an anderen Hunden, mag Suki aber gerne und die beiden Spielen auch ab und zu, er fordert von ihr aber auch deutlich Abstand ein (Suki will drinnen immer gern Kontaktliegen, das bricht er aber durch Knurren ab und sie respektiert das dann auch). Seine beiden größten Baustellen sind laut Besitzer, dass er nicht alleine bleibt und Aggressionsverhalten gegenüber anderen Rüden, v.a. an der Leine, zeigt.
Mir gegenüber ist er noch recht distanziert, aber er reagiert sehr gut darauf, wenn ich ihn begrenze, wegschicken ist manchmal aber noch sehr schwierig, daher vermutlich auch der Sofakonflikt (seit dem darf er bei mir auch gerade nicht mehr aufs Sofa).
Ich freue mich total über Einschätzungen!