Warum werden Hundebegegnungen so selten "moderiert"?

  • Sorry für den sperrigen Titel, mir fiel nichts anderes ein.


    Es geht mir darum, dass ich so häufig bemerke, dass Fremdhundebegegnungen von den jeweiligen Haltern einfach "laufen gelassen" werden. Ich habe jetzt beispielsweise schon zweimal Fremdrüden von meinem (unkastrierten) Rüden weg geblockt, weil die einfach nicht aufgehört haben, ihm den Weg abzuschneiden, den Kopf aufzulegen, obwohl meiner deutlich beschwichtigt hat. Er hat weggeschaut, ist weg gegangen...Die immer hinterher.


    Da ich nicht möchte, dass das eskaliert und ich finde, dass zwei fremde Rüden auch nix miteinander zu klären haben, hab ich dann eingegriffen. Warum aber tun das nicht die Halter? Sehen die nicht, dass ihr Hund sich gerade ziemlich rüpelig verhält? Ist es ihnen egal?


    Oder eine 8 Monate alte Aussie-Mix Hündin, die wir ab und zu treffen und die jetzt anfängt, ihr Frauchen als Ressource zu verteidigen...da wird noch drüber gelächelt...ich verstehe das nicht. Ist es unmodern geworden, dem eigenen Hund beizubringen, wie man sich adäquat verhält?

    Wenn ich merken würde, Teddy prollt einen anderen Rüden an oder meint sonstwie sich unsozial zu benehmen, dann würde ich ihm ziemlich deutlich zeigen, was ich davon halte. Versteht mich nicht falsch, ich finde nicht, dass alle Hunde sich toll finden müssen, ich glaube aber, dass die auch lernen können, sich nicht wie Arschkrampen zu benehmen.


    Sorry für den langen Text, ich musste mich glaube ich einfach mal auskotzen...

  • Oft wird es einfach anders empfunden als es ist.


    Falco hat zb eine Hundefreundin mit der er jedes Mal flirtet wenn sie sich treffen. Die beiden mögen sich und kommen auch gut miteinander klar. Leider ist der Besitzer nun auf die Idee gekommen den Hund auch in so 50-100m Entfernung abzuleinen, was dazu führt dass die Hündin auf uns zusprintet und vollkommen aufgeregt an ihm rumspringt oder in ihn rein rennen will weil sie sich im Rennen so hochgepusht hat.


    Das wird gesehen als „Aber die freut sich doch nur ihn wieder zu sehen!“ und man versteht nicht warum ich sie blocke oder dann am Halsband halte bis sie ihre Hirnzellen wieder beisammen hat.

  • Ja, das mag sein. Wobei ich finde, bei Hunden, die sich kennen und grundsätzlich gut miteinander sind, ist es noch mal etwas anderes.


    Aber gestern zum Beispiel stand der Halter des anderen Rüden daneben und hat noch kommentiert "ja, der ist immer so..." "wir haben ihn einfach zu spät kastrieren lassen" (joa...Erziehen hätte wahrscheinlich besser geholfen :wallbash: ).


    Die Situation war folgende: Wir waren im Feld unterwegs, sehe den anderen Rüden und da Teddy noch die Tendenz hat, aufgeregt zu anderen Hunden zu laufen, nehme ich ihn an die Leine. Außerdem sah man schon an der Körpersprache, dass der andere eher auf Krawall aus ist.

    Wir laufen vorbei, treffen circa 100 Meter weiter auf die beidem Nachbarshündinnen die Teddy gerne mögen und er sie. Also leinen die Halterin der Hündinnen und ich ab, die Hunde begrüßen sich und toben ein bisschen über die Wiese, da donnert von der Seite der Labbi-Rüde rein und fängt das prollen an. Vom Halter kam nur: ja, der hört dann eh nicht mehr und diese fröhliche Begrüßung konnte ich ihm jetzt nicht verwehren...??? :stock1:

  • Ich bin da ganz bei Rapumo... die Leute sehen/empfinden es anders.


    Es fängt schon damit an das diese kleinen feinen Signale wie Du sie beschrieben hast oft gar nicht wahrgenommen werden...sei es aus Unwissenheit oder weil dem Menschen "das Auge" dafür fehlt ... ich glaube aber auch das es bei den meisten Mitmenschen kein böser Wille ist. Nur ändert das natürlich nichts an der Situation an sich.

  • die meisten Leute sehen das einfach nicht. Geh mal an den Rand einer Hundeauslaufwiese, die Leute stehen quatschend zusammen während man ganz klar sehen kann das da immer mindestens ein Hund gar keine Freude hat, gemobbt und gejagt wird und die Besitzer finden das schön weil "der spiel". Oft werden Hunde die Hilfe beim Besitzer suchen dann auch abgewiesen und zurück zu den Mobbern "spielen" geschickt.

    Gewöhn dich dran, das du und nicht die Halter der sich unangebracht verhaltenden Hunde das regeln musst.

  • leg dir ein dickeres Fell zu und schütze deinen HUnd wenn es für dich richtig erscheint. Die meisten Hundehalter sehen einfach nicht was da gerade passiert

  • Die meisten HH, die ich kenne, können ihren eigenen Hund nicht lesen, den Fremdhund noch viel weniger.


    Es gibt hier so 1-2 Kandidaten, die Franz gerne mobben würde, wenn er dürfte (im Prinzip das vor dir beschriebene Verhalten, Kopf auflegen, Pfote auflegen, etc.). Er provoziert schon von weitem mit geducktem Kopf und fixieren. Ich unterbinde das natürlich und breche das mit "nicht mobben" (er kennt das Kommando) ab. Dann interagiert er auch höflich. Da ich die Halter kenne und auch gerne mal 2-3 Takte mit denen quatsche, ist mir wichtig, dass Franz sich entweder sozialkompatibel verhält oder sich einfach bei mir absetzt, bis ich fertig bin.


    Die Besitzer sehen das nicht. Die sehen nicht, wie ihr Hund beschwichtigt und versucht zu flüchten und die sehen nicht, dass Franz ihren Hund ärgert. Die denken ihrer will spielen. Über mein "nicht mobben" lachen sie und finden Franz ja "soooo süß". Ja, ist er. Er kann aber auch ein ziemlicher Arsch sein, wenn er im körperlichen Vorteil ist und den anderen nicht leiden kann.


    Andersrum genauso. Kürzlich stand ein Labbirüde vor uns und hat uns offensichtlich gedroht. Besitzer nicht zu sehen. Ich hab den Hund dann am Halsband genommen (und auch in einer Hautfalte, weil ich ihn sonst nicht sicher gehalten bekommen hätte) und er schon ne Bürste gestellt und fixiert hat. Der Besitzer hat mich dann mit SEHR vielen unfreundlichen Worten belegt, dass ich seinen Hund nicht anzufassen habe, der habe doch "nichts gemacht". Gut, zu seiner Verteidigung, der Halter war ja nicht mal ansatzweise in Sichtweite um zu sehen, was sein Hund da gerade treibt |) aber ich unterstelle mal, dass er das Verhalten auch so nicht richtig gedeutet hätte, weil er es auch nicht gesehen hat, als er direkt vor ihm stand.


    Ich denke bei den allermeisten ist es keine böse Absicht, sie wissen es nicht besser und sind auch nicht bereit sich mit hündischer Kommunikation auseinanderzusetzen, weil ihr Fiffi ist doch super lieb und will mit allen spielen. :ka:

  • Ich breche sowas ab wenn ich merke es Tut dem anderen Hund nicht gut. Gab hier mal so eine Situation freilaufender Hund auf unseren angeleinten Hund zu gelaufen. Ich hab dann abgeleint, da die Halterin uns darum bat. Naja ihre junge Hündin suchte bei ihr Schutz, was nur mit den Worten da musst du durch von ihr begleitet wurde. Daraufhin habe ich das ganze abgebrochen. Brauch ich nicht sowas.

  • Sehen die nicht, dass ihr Hund sich gerade ziemlich rüpelig verhält? Ist es ihnen egal?

    Nein, diejenigen, die es so laufen lassen, sehen es wirklich nicht. Für sie kennt der Hund an sich nur zwei Aggregatzustände: "Tut was" = beißt oder "tut nix" = beißt nicht. "Tut nix" umfaßt dabei alles andere außer zubeißen, darunter auch belästigen, mobben, provozieren usw.

    Wehrt sich der so angegangene Hund dann mit den Zähnen, ist er automatisch der Böse und der eigene Hund hat "nichts getan".

  • ... dem eigenen Hund beizubringen, wie man sich adäquat verhält?

    Ich frage mich immer wer eigentlich bestimmt was "adäquat" ist.


    Meine Hunde und ich leben jetzt eine etwas andere Realität als die deutsche Großstadt. Wir treffen immer wieder auf frei lebende Hunde mit und ohne Job, mit und ohne Besitzer. In den meisten Fällen lasse ich den Kontakt zu, lasse es laufen und vertraue allen beteiligten Hunden die Situation sauber zu klären.


    Selbstbestimmt lebende Hunde sind zwar nicht immer nett, aber meiner Erfahrung nach Konfliktfähig. Mit denen werden im Zweifel Grenzen ausgelotet und dann geht man seiner Wege oder hat einen neuen Kumpel.

    Drohen gehört dagenauso zum adäquaten Verhalten wie fiddeln und besänftigen.


    Richtigen Streit hatten meine bisher ausschließlich mit Hunden, die in einem Menschenhaushalt leben und als "Familienhund" gehalten und erzogen werden, mal als Funfact erwähnt.


    Die Wochen in München waren für mich anstrengend, weil ich meinen Hunden die Handlungsfreiheit verwehrt habe, also nicht jeden Kontakt erlaubt habe, und gleichzeitig immer wieder Leute hatte, die ihre Hunde zu meinen (angeleinten) gelassen haben. Obwohl Goofy schon lange klar am drohen war.


    Selbstbestimmt hätte Goofy einen größeren Abstand zu mir und "unserem" Platz gewählt, den anderen Hund abgecheckt, für OK befunden oder weiter geschickt.

    Das ist für mich sehr sauberes Verhalten, was er aber natürlich im Stadtpark nicht ausleben darf und Prinz Fiffi von Tante Erna sich auch nicht bieten lassen würde.


    Ich denke tatsächlich, daß das Problem eigentlich ist, daß wegen der enormen Einzelprinz Dichte in der deutschen Hundewelt ein adäquates Hundverhalten aberzogen wird (werden muß?).

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!