Bedürfnisorientierte Hundeerziehung. Kann das funktionieren?
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Ich erziehe weder meine Kinder, noch die Hunde bedürfnisorientiert, behaupte ich... nicht wenn man darunter versteht, jedes Bedürfnis jetzt und sofort zu befriedigen.
Das ist oft das Problem: es werden allgemeine, langfristige Bedürfnisse mit konkreten, temporären Wünschen verwechselt.
Die kurzfristige Wunscherfüllung ist zwar nicht immer aber doch viel zu oft das Gegenteil von echter Bedürfnisbefriedigung. So ist es z.B. ein Grundbedürfnis jedes sozial lebenden Säugetiers, in sozial sicherer Struktur zu leben. Individuelle Wunscherfüllung steht aber oft in Konflikt mit diesem Bedürfnis, weil es die Sozialbeziehung bestenfalls ignoriert und schlimmstenfalls verschlechtert.
Allerdings ist "bedürfnisorientiert" ein Begriff, der zwar im Nachdenken über Erziehungs- und Lebensphilosophien durchaus wichtig ist aber in einer konkreten Erziehungssituation nicht unbedingt notwendig ist. Man muss nicht in jeder kleinen Situation das Große Ganze reflektieren. Wenn man aber wirklich darüber nachdenken will, was "bedürfnisorientiert" eigentlich heißt, dann sollte man mindestens die Grundlagen kennen: https://de.wikipedia.org/wiki/…ed%C3%BCrfnispyramide.svg
Man kann dann z.B. darüber nachdenken, ob die "Selbstverwirklichungswünsche" des Individuums auch nur ansatzweise der richtige Grundstein für eine "bedürfnisorientierte Erziehung" sein können, denn in vielen hier genannten Beispielen scheint genau das der Fall zu sein. Und man kann darüber nachdenken, ob eine Erziehung, die nicht (also überhaupt nicht) bedürfnisorientiert ist, funktionieren kann. Man stelle sich ein Extrem vor: einen Angsthund in einer Paniksituation. Wenn man es nicht schafft, das Sicherheitsbedürfnis dieses Hundes einigermaßen zu befriedigen, dann wird mit der Erziehung nicht weit kommen. Man kann außerdem darüber nachdenken, wann und warum eine wunscherfüllende Erziehung genau nicht bedürfnisorientiert ist.
* an der Stelle öffnet sich die nächste Pandora-Büchse. Grundbedürfnisse des Hundes ...
sehr gut ausgedrückt
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Hi
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BO ist ja mein absolutes Hasswort seit ich Kinder habe. Jetzt kommt das auch in der Hundeerziehung vor? Zu Hilf!
Ich glaube sogar dass der Gedanke hinter BO eh gut ist, sei es beim Hund oder beim Menschen. Das was daraus gemacht wird aber nicht mehr. Deswegen distanziere ich mich auch von dem Begriff. Denn ich kenne ihn nur im Zusammenhang mit verzogenen Kindern denen keine Grenzen gesetzt werden weil sie ihr Bedürfnis nach XY ausleben sollen. (Und das zum Glück nur aus dem Netz, hier in Slowenien ist der Trend noch nicht angekommen). Bei Hunden stelle ich mir das dann ähnlich vor. Und gerade bei Hunden ist halt die Frage ob man die reellen Bedürfnisse hinter den Handlungen sieht.
Ich hab da irgendwie dieses Bild im Kopf von "der ist so weil der schlechte Erfahrungen gemacht hat/ depriviert ist/ Angst hat". Immer. Es kann nur was schlimmes sein weswegen ein Hund reagiert wie er reagiert. Dass es da auch andere Gründe geben kann gibt's nicht. Ein Hund würde niemals anderen aufs Maul hauen um sein Ego zu polieren. Oder einfach zum Spaß. Da steckt immer! eine schlechte Erfahrung dahinter. Oder es ist die Schilddrüse.
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BO ist ja mein absolutes Hasswort seit ich Kinder habe. Jetzt kommt das auch in der Hundeerziehung vor? Zu Hilf!
Ich glaube sogar dass der Gedanke hinter BO eh gut ist, sei es beim Hund oder beim Menschen. Das was daraus gemacht wird aber nicht mehr. Deswegen distanziere ich mich auch von dem Begriff. Denn ich kenne ihn nur im Zusammenhang mit verzogenen Kindern denen keine Grenzen gesetzt werden weil sie ihr Bedürfnis nach XY ausleben sollen. (Und das zum Glück nur aus dem Netz, hier in Slowenien ist der Trend noch nicht angekommen). Bei Hunden stelle ich mir das dann ähnlich vor. Und gerade bei Hunden ist halt die Frage ob man die reellen Bedürfnisse hinter den Handlungen sieht.
Ich hab da irgendwie dieses Bild im Kopf von "der ist so weil der schlechte Erfahrungen gemacht hat/ depriviert ist/ Angst hat". Immer. Es kann nur was schlimmes sein weswegen ein Hund reagiert wie er reagiert. Dass es da auch andere Gründe geben kann gibt's nicht. Ein Hund würde niemals anderen aufs Maul hauen um sein Ego zu polieren. Oder einfach zum Spaß. Da steckt immer! eine schlechte Erfahrung dahinter. Oder es ist die Schilddrüse.
Du hast die gleichen Assoziationen wie ich.
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Wo ich mir eh immer Frage wieso rein positives Arbeiten mit Training ohne Grenzen gleich gesetzt wird? Ich kenne keinen positiv arbeitenden Trainer der keine Grenzen etapliert. Das wird halt anders gelöst.
hm, meine (zugegeben geringe) Erfahrung mit rein positiven Trainern ist, dass dort Grenzen entweder über positive Abbrüche (wie dem Geschirrgriff), Ignorieren oder über Management (z.B. (Schlepp-)Leine) geregelt werden.
Alles Punkte, die bei uns nicht (ausreichend und/oder befriedigend) funktionieren würden.
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ich würde mir schon wünschen, dass mehr Leute da draußen mehr bedürfnissorientiert oder besser gesagt individuell erziehen.
Aber ganz geht das natürlich auch nicht, denke dass kommt eher zum Tragen wenn schwerwiegende Probleme da sind.
Und alle Bedürfnisse würde ich einem Hund auch nicht erlauben z.b das bedürfnis der Fortpflanzung
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Also wäre- wenn man BO nicht auf die Spitze treibt - schlicht und ergreifend nur eine gesunde allgeimeine Rücksichtnahme auf das Wohlbefinden des Hundes im Alltag und seinen Hund dem Charakter und genetischen Anlagen entsprechend zu fördern. Also Hirn einsetzen in der Hundeerziehung.
Kann er was nicht - mach halt was Anderes.
Ist ihm was unangenehm- ja, dann halt nicht.
Das große Problem was ich aber - in dem Fall - wenn man es auf die Spitze treibt - ich kann als Mensch nicht immer bo erziehen. Selbst wenn ich wollte- einige Bedürfnisse kollidieren nunmal mit Umwelt/dem Recht auf Unversehrtheit der Umwelt/dem Recht auf Unversehrtheit der eigenen Gesundheit des Hundes, irgendwann ein Leben, wo nicht mehr permanent dran rumerzogen wird und ja auch das Recht drauf, dass es der Halter einfach mal besser zu weiß, als der Hund, weil man als Halter einfach ein bissl weiter und um 5 Ecken denken kann.
Ein Teil meiner Hunde jagt. Der eine Wild, der andere Mensch. Ersatzbefriedigung geht aber immer noch am Bedürfnis vorbei und das Bedürfnis kann ich ned stillen
Ein Teil meiner Hunde würde gerade Fremdhunde verkloppen. Einfach so. Weil es Spaß macht. Dafür gibt es keine Ersatzbefriedigung. Ebenso hier: das Bedürfnis kann ich nicht stillen und jedes Verbieten, jedes Einfordern einer Umorientierung ist am Bedürfnis vorbei.
Jetzt ist es so, dass Einiges, was so an Bedürfnissen in meinen Hunden steckt, bei diesen parallel für Stress sorgt.
Ich denke da ein bissl weiter, weil ich eben etwas weniger Impulsiv als meine Hunde bin und entscheide mich da gegen die Bedürfnisse meine Hunde und damit gegen den Stress für meine Hunde.
Da ich der Meinung bin, dass meine Hunde genauso ein Recht auf Rücksichtnahme auf ihre Bedürfnisse wie auf relativ entspanntes Leben haben. Im Zweifel haben sie von einem entspannten Leben mehr, weil sie länger gesund leben.
Für mich wäre BO also einfach nur gesundes Bauchgefühl, Hirn, Herz und nen bissl weniger "alles richtig machen wollen", schauen, wie der Hund so ist, was er so anbietet, was man so im Alltag braucht, damit beide abends glücklich und zufrieden auf der Couch Lümmeln, sich freuen, dass sie sich haben, sich beide gegenseitig zu nehmen wissen und akzeptieren können, wie sie sind.
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Ich konnte mit dem Begriff "Bedürfnisorientierte Erziehung" nichts anfangen und habe versucht, Definitionen zu finden.
Wenn ich es richtig verstehe, ist das in den 80ern die deutsche Übersetzung von Attachment Parenting gewesen, wo es ausschließlich um die bestmögliche Bedürfniserfüllung des Säuglings/Kleinkindes ging und die Bedürfnisse der Mutter keine Rolle spielten.
In aktuelleren Netz-Quellen finde ich das so, wie es hier im Thread auch schon mal genannt wurde: die Bedürfnisse ALLER Beteiligten "stehen im Vordergrund".
Was explizit NICHT gesagt wird, ist was im Konfliktfall passieren soll.
Muss ein Kompromiss gefunden werden? Wie sollen Kompromisse aussehen? Was, wenn ein Kompromiss nicht gefunden werden kann?
Wessen Bedürfnisse werden im Zweifelsfall höher gewichtet?
Damit sagt das Konzept der Bedürfnisorientierung rein gar nix aus. Alles ist bedürfnisorientiert. Es geht immer um die Bedürfnisse des Halters oder des Hundes.
Bemüht man sich um eine rassegerechte Auslastung, ist das bedürfnisorientiert.
Zieht man eine klare Grenze, weil ein bestimmtes Verhalten in keiner Form akzeptiert oder geduldet werden kann, ist das bedürfnisorientiert.
Tut man irgendwas, egal was, damit Hund und Halter hinterher beide zufriedener miteinander leben können, ist das bedürfnisorientiert.
Es kann sein, dass "rein positiv arbeitende Trainer" den Begriff gerade für sich kapern. Dann ist Bedürfnisorientierung in ein paar Jahren vielleicht synonym zu "rein positiv". Aber die Begrifflichkeit ist erstmal völlig inhaltsleer.
Das ist wie eine "gemeinsame Lösung finden" in der Politik.
Niemand bei klarem Verstand kann dagegen sein. Aber es sagt inhaltlich nichts aus, wenn man eine gemeinsame Lösung fordert.
Was soll denn der Gegenentwurf zu Bedürfnisorientierter Erziehung sein?
Wenn man die Bedürfnisse eines Hundes nicht (er)kennt und die Ursachen für ein Verhalten nicht identifizieren kann, ist man nicht bewusst bedürfnisUNorientiert.
Vielleicht ist man generell inkompetent.
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Wessen Bedürfnisse werden im Zweifelsfall höher gewichtet?
Gefühlt werden in dem Kontext die Bedürfnisse des Hundes höher eingestuft. Auch im Konfliktfall.
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Wessen Bedürfnisse werden im Zweifelsfall höher gewichtet?
Gefühlt werden in dem Kontext die Bedürfnisse des Hundes höher eingestuft. Auch im Konfliktfall.
Ich würde sagen, das wichtigere Bedürfnis oder aktuellere hat priorität.
Ansonsten die des Hundehalters weil der muss ultamtiv die Entscheidung treffen und das geht halt schlechter wenn man seine Grundbedürfnisse nicht befriedigt .
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Ich erziehe weder meine Kinder, noch die Hunde bedürfnisorientiert, behaupte ich... nicht wenn man darunter versteht, jedes Bedürfnis jetzt und sofort zu befriedigen.
Das ist oft das Problem: es werden allgemeine, langfristige Bedürfnisse mit konkreten, temporären Wünschen verwechselt.
Die kurzfristige Wunscherfüllung ist zwar nicht immer aber doch viel zu oft das Gegenteil von echter Bedürfnisbefriedigung.
Das finde ich den springenden Punkt. Grad in der Kindererziehung wird das noch deutlicher als beim Hund.
Die wirklichen Bedürfnisse haben rein gar nix mit kurzfristigen Wünschen zu tun.
Wenn das Kind jetzt sofort ein Eis will und es das kriegt, freut es sich vielleicht kurz, aber welches grundlegende Bedürfnis habe ich da jetzt befriedigt?
Ein grundlegendes Bedürfnis dahinter wäre vielleicht als Individuum mit Wünschen und Gelüsten wahr genommen und ernst genommen zu werden. Das ist eine Frage des Umgangs und das kann ich sowohl wenn ich das Eis erlaube als auch wenn ich es verbiete. Die Frage ist, setze ich mich mit dem Kind und seinem Wunsch ernsthaft und zugewandt auseinander auf einer soliden persönlichen Beziehungsebene.
Soziale Sicherheit würde ich auch als wichtiges Bedürfnis definieren, also dass sich sowohl der Hund wie auch das Kind bei mir aufgehoben und geborgen und geschützt fühlen. Das können beide aber nur, wenn sie einen als fest, stark und souverän in Situationen erleben. Und da schadet es gar nichts, wenn sie einen auch dann als stark und fest erleben, wenn es darum geht, die eigenen Wünsche und Launen nicht erfüllt zu bekommen.
Das für seine "Schutzbefohlenen" zu leben, ist manchmal anstrengend, denn es bedeutet auch die eigenen Launen und Wünsche im Griff zu haben, weil man Verantwortung hat.
Für mich persönlich bedeutet es eben, dass ich meine Bedürfnisse hintenanstellen muss, weil die Grundbedürfnisse meiner "Schutzbefohlenen" Vorrang haben. Heute hätte ich z.B. das Bedürfnis gehabt, mich nach dem Nachmittagsunerricht mit ner Decke aufs Sofa zu flaggen, aber da geht das Bedürfnis des Hundes nach Lösen, Bewegung und Beschäftigung vor. Der Hund kriegt seine Stunde an der frischen Luft, auch wenn es für mich erst mal Überwindung bedeutet.
BO, wie ich es verstehe, ist für mich eine Einstellung gegenüber den Lebewesen, die einem anvertraut sind, und keine Erziehungsmethode.
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