Bedürfnisorientierte Hundeerziehung. Kann das funktionieren?

  • Und wer soll das nun sein?


    Also hier wird freundig immer über die anderen diskutiert. Ich frag mich dann immer wer das sein soll, weil ich so arbeitende Trainer eigentlich nicht kenne.

    Dann komm mal ins schöne Bayern in die AL Nachwuchsschmiede, da findest du die zu Hauf.



    Aber gerade Bedürfnisorientiert zu arbeiten, heisst ja nun nicht absolute Bedürfnisbefriedigung, es wird nirgendwo gesagt das ausschliesslich positiv in einer rosa Welt gearbeitet wird, noch das es keine Grenzen gibt.

    Nochmal, die Diskussion darum finde ich einfach hinfällig, weil oft genug die Bedürfnisse jenseits von Futter und Schmerzfreiheit nicht mal realistisch eingeschätzt werden können.

  • Als so wie ich bedürfnissorientiert verstehe, arbeitet das halbe dogforum und dementsprechend werden tipps gegeben.

    Wenn jemand schreibt, mein welpe überdreht, dann wird immer gefragt, wieviel programm hat er, wieviel freilauf, wieviel schlaf etc. Es wird also gefragt ob die bedürfnisse erfüllt werden


    Dass manche personen oder trainergruppen oft die bedürfnisse des Hundes nicht richtig verstehen ist wieder eine andere Geschichte.


    Denn wenn mein Hund mich beißt weil er zum anderen Hund will, dann ist es nicht besürfnisorientert wenn ich ihn zum anderen Hund lasse

  • AL Nachwuchsschmiede,

    Kenn ich nicht, wer soll das sein.

    Finde ich die unter dem Namen bei Google?

    Dann guck ich mir das mal an.


    Nochmal, die Diskussion darum finde ich einfach hinfällig, weil oft genug die Bedürfnisse jenseits von Futter und Schmerzfreiheit nicht mal realistisch eingeschätzt werden können.

    Und deshalb ist es nicht Erstrebenswert darauf hinzuarbeiten oder überhaupt damit zu arbeiten?


    Ich kenn mich in der Trainerszene nicht aus. Ich weiss nicht wer so arbeitet oder auch nicht oder ob es eine bestimmte Klientel es sich gesondert auf die Fannen schreibt und anderen Abspricht überhaupt so zu arbeiten.

    Ich kenn ein paar Trainer wo ich sagen würde die arbeiten in der Richtung recht stark (gerade im AJT (Ines Scheuendinger, Anja Fiedler) aber tatsächlich auch im Schutzdienst (Esther Schalke).

    Ich glaub die ordnen selbst sich nicht so ein.

    Aber muss man ja auch nicht um im Grunde den Ansatz als Trainingsansatz gut zu heissen.

  • Mir ist das alles zu verkopft und zerredet.


    Gut, dass ich schon Hunde habe... (unglaublich, das aus ihnen überhaupt was geworden ist).


    Ich glaube ich hätte sonst gar keine Lust mehr mir als potentieller Ersthundehalter einen anzuschaffen, wenn ich die ganzen neumodischen Methoden verinnerlichen müsste um das Gefühl zu bekommen ein halbwegs guter Hundehalter zu werden.  :ka:

  • Meine verstorbene Hündin konnte durchaus BO erzogen werden. Mein Kind, mein Rüde und ich denke auch mein Labrador Hundekind jetzt, aber nicht. Je nach Definition natürlich.

    Wenn ich jetzt sage, mein Labrador Kind möchte jedem Hallo sagen, dazu natürlich am aller liebsten jeden direkt auf dem Arm hüpfen und jeden anderen Hund sofort mit den Vorderpfoten umarmen und durch Knuddeln. Natürlich ist sie dabei sehr Liebevoll und verletzt auch niemanden in ihrer Distanzlosen Art.
    Aber trotzdem erlaub ich das nicht. Weil Grenzenloses jedem Hallo sagen, führt dann nur zu Stress und zum wie blöde sich wegfiddeln. Ebenso mögen andere Menschen, Hunde oder Kinder nicht unbedingt das mein Hund ihnen auf den Arm hüpft vor Freude/Aufregung.
    Von daher erspare ich Mir und ich denke auch meinem Hund den Stress, jedem Hallo sagen zu dürfen und verbiete es. Fürs Brave "Fuß" dran vorbei laufen, besonders an Menschen die sie Locken, gibt es dann auch ein Leckerlie von mir.
    Wo wir dann bei einem Punkt sind, den ich eher Unterstreiche. "Das was man will, ist nicht immer das was man braucht".
    Das gilt für mein Empfinden, sowohl für Kinder, wie auch für Hunde. Die Verantwortung das zu geben, was gebraucht wird, liegt bei den Erwachsenen.
    Denn Stressfrei an anderen vorbei gehen können, erfüllt viel mehr das Bedürfnis, was wir tatsächlich brauchen.
    (Manche würden dies jetzt auch noch als BO bezeichnen. Je nachdem wie man es selber Definiert. Für mich ist es normale Erziehung).

    Im Bereich der Kindererziehung erlebe ich, dass mit BO gerne mal Dogmen über Erziehungsmethoden aufgestellt werden. So werden manche Methoden verteufelt, als etwas das IMMER schädlich ist.
    Ohne Darauf zu schauen, ob man Individuell überhaupt davon Betroffen ist oder das eigene Kind. Gerne Methoden aus der Verhaltenstherapie, die normal bei schwierigen Situationen Therapeutisch angewendet werden, werden durch BO Befürworter stigmatisiert als das schlimmste, was man einem Kind antun kann. So das Eltern manchmal solange davon abstand nehmen, sich Hilfe zu suchen, bis ihr System Familie dann irgendwann kollabiert(oft ab Schulstart).
    Wenn nach einer Diagnose Odyssey mit dem Kind, dann irgendwann mal eine Diagnose steht, gibt es üblicherweise erst mal eine Elternschulung, damit die Eltern überhaupt erst mal die Kompetenz erlangen, die Individuellen Bedürfnisse ihres eigenen Kindes zu erkennen.

    Die Bedürfnisse eines anderen erkennen zu können, muss also auch erst mal erlernt werden. Bei Menschen ist es schwieriger, weil wir alle Nackt und gleich aussehend auf die Welt kommen.
    Hunde gehören ab Geburt oft einer Rasse an und man kann sich Wissen über diese Rasse aneignen.

    Und manchmal stellt man dann fest, dass die eigenen Vorstellungen über die Ideale Erziehung leider auch mit den Individuellen Bedürfnissen nicht im Einklang zu bringen sind.

  • Dass dieser Ansatz nicht funktioniert, habe ich so nicht gesagt, nur dass ich das, was ich bisher davon mitbekommen habe nicht gut heisse.


    Aber was stört dich jetzt genau an meinem Punkt, dass ich dem Hund eine Grenze gesetzt habe, oder dass ich mein Bedürfnis, bzw. das meiner Kinder höher priorisiert habe als seines?

  • wenn man bedürfniss gleichsetzt mit dem was der Hund gerade machen will, dann ja dann wäre das bedürfniss mit dem Menschen begrüßen erfüllt. Ist es aber nicht. Er will keinen stress haben. Deswegen erziehst du bedürfnisorientiert.

    Oder anderes beispiel bei menschen: anna kaut an ihre nägel. Ihr bedürfniss ist jetzt wahrscheinlich nicht, dass sie ihre nägel kaut sondern stressabbau und im nachfolgenden keinen stress.

  • Ebenso gibt es auch im positiven Hundetraining Grenzen, die werden nur nicht aversiv aufgebaut.

    Aufrichtige Frage, auf die Gefahr hin, mich als unwissend zu outen:


    Wie setze ich positiv eine Grenze, die ausdrücklich nicht Alternativverhalten oder Management ist, sondern wirklich Grenze?

  • Dass dieser Ansatz nicht funktioniert, habe ich so nicht gesagt, nur dass ich das, was ich bisher davon mitbekommen habe nicht gut heisse.


    Aber was stört dich jetzt genau an meinem Punkt, dass ich dem Hund eine Grenze gesetzt habe, oder dass ich mein Bedürfnis, bzw. das meiner Kinder höher priorisiert habe als seines?

    Überhaupt nichts. Ich finde es nur eine spannende Diskussion. Mir ist ziemlich egal wie andere ihre Hundeerziehung halten, also im Kern egal das ich da irgendwen verurteilen oder beeinflussen müsste. Halt nicht egal wenn es darum geht sich darüber auszutauschen.

  • Ich erziehe weder meine Kinder, noch die Hunde bedürfnisorientiert, behaupte ich... nicht wenn man darunter versteht, jedes Bedürfnis jetzt und sofort zu befriedigen.

    Das ist oft das Problem: es werden allgemeine, langfristige Bedürfnisse mit konkreten, temporären Wünschen verwechselt.


    Die kurzfristige Wunscherfüllung ist zwar nicht immer aber doch viel zu oft das Gegenteil von echter Bedürfnisbefriedigung. So ist es z.B. ein Grundbedürfnis jedes sozial lebenden Säugetiers, in sozial sicherer Struktur zu leben. Individuelle Wunscherfüllung steht aber oft in Konflikt mit diesem Bedürfnis, weil es die funktionierende Sozialbeziehung bestenfalls ignoriert und schlimmstenfalls verschlechtert oder verhindert.


    Allerdings ist "bedürfnisorientiert" ein Begriff, der zwar im Nachdenken über Erziehungs- und Lebensphilosophien durchaus wichtig ist aber in einer konkreten Erziehungssituation nicht unbedingt notwendig ist. Man muss nicht in jeder kleinen Situation das Große Ganze reflektieren. Wenn man aber wirklich darüber nachdenken will, was "bedürfnisorientiert" eigentlich heißt, dann sollte man mindestens die Grundlagen kennen: https://de.wikipedia.org/wiki/…ed%C3%BCrfnispyramide.svg


    Man kann dann z.B. darüber nachdenken, ob die "Selbstverwirklichungswünsche" des Individuums auch nur ansatzweise der richtige Grundstein für eine "bedürfnisorientierte Erziehung" sein können, denn in vielen hier genannten Beispielen scheint genau das das Verständnis von "bedürfnisorientiert" zu sein. Und man kann darüber nachdenken, ob eine Erziehung, die nicht (also überhaupt nicht) bedürfnisorientiert ist, funktionieren kann. Man stelle sich ein Extrem vor: einen Angsthund in einer Paniksituation. Wenn man es nicht schafft, das Sicherheitsbedürfnis dieses Hundes einigermaßen zu befriedigen, dann wird mit der Erziehung nicht weit kommen. Man kann außerdem darüber nachdenken, wann und warum eine wunscherfüllende Erziehung genau nicht bedürfnisorientiert ist.


    * an der Stelle öffnet sich die nächste Pandora-Büchse. Grundbedürfnisse des Hundes ... |)

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