Ich hab noch eine (multifunktionale?) Frage!
Glaubt ihr wirklich, dass es für den Hund Belohnung sein kann, sich vom Stressauslöser zu entfernen? Ich bin mir da unsicher. Also, dass das als Bestätigung funktionieren kann.
Um es genau zu formulieren: Es ist ein Verstärker, aber keine Belohnung. Negative Verstärkung. Es kann Verhalten aber genauso verstärken wie Belohnung. Belohnung wirkt positiv verstärkend.
Ich hab mir mal das Webinare "Lernen mit schwer motivierbaren Hunden" von Ute Blascke Berthold gekauft, das fand ich wirklich super. Man kann jeden Hund motivieren, belohnen und verstärken, man muss nur rausfinden wie und bei manchen ist es eben echt deutlich schwerer.
Luigi war ja nun auch so ein Kandidat, dem Essen, Spielzeug, Lob und sowas draußen ziemlich "egal" waren. Genau genommen ist es nicht egal, das Erregungs- und Stresslevel war einfach so hoch, dass seine Bedürfnisse woanders lagen und nicht bei Essen und Spielen.
Nach über 2 Jahren sind wir auf einem guten Weg, wo er fast immer Futter nehmen kann. Früher bin ich eine zeitlang ohne Leckerlis aus dem Haus gegangen, weil er eh nichts genommen hat. Drinnen hätte ich so gerne Tricktraining mit ihm gemacht, aber auch das war kaum möglich, er spuckte Futter wieder aus und ließ mich stehen und ging weg. Heute macht er super gerne Tricktraining mit und es geht mir das Herz auf, wenn er sich auf die Matte fürs Medical Training drängelt, weil er zuerst dran sein will. Er ist draußen immer noch nicht super entspannt, aber viel viel besser ansprechbar und oft gut belohnbar. Aber ich weiß nicht, ob ich das alles alleine ohne Trainerhilfe hinbekommen hätte. Nur mit "ich les mich durchs DF und kaufe alle Bücher zum Thema Hund" hätte ich es definitiv nicht geschafft, dafür reicht das Schwarmwissen hier nicht aus und Bücher gibt es zu dem Thema keine guten.
Belohnungen haben wir aber auch erweitert auf Umweltbelohnungen, wie markieren, buddeln, wittern, rennen, ableinen und einfach laufen und sein Ding machen dürfen. Schnüffeln wollte ich auch noch unter Signal stellen irgendwann. Umweltbelohnungen sind nur etwas schwieriger einsetzbar, weil man das Bedürfnis des Hundes erkennen muss. Zusätzlich sind wir bei Futterbelohnungen kreativer geworden. Futter durfte in Papier zerfetzt werden, es wurden Futter-Kegel-Spiele aufgebaut, Lauerspiel mit Futter, etc. Wir haben an den immer selben Stellen beim Gassi gehen, die immer selben Spiele gemacht, um ihn bereits an bestimmten Orten in eine gewisse Erwartungshaltung zu bekommen. Bei den meisten Hunden dauert das wenige Tage, bis eine entsprechende Erwartungshaltung entwickelt wurde. Luigi brauchte über 6 Monate, bis er zielsicher diese Stellen anlief und drauf wartet, dass wir mit unserem Futterspiel oder Training los legen. Aber ich freue mich heute noch jeden Tag drüber, wenn er nicht einfach an den Stellen vorbei latscht, sondern wirklich drauf zu steuert und mich anguckt.