Huhu,
mein Thema könnte auch den Untertitel tragen "Ich komm nicht mit aufdringlichen Fremden klar - wie macht ihr das?", denn das ist eigentlich der Kern des Ganzen.
Seit 6 Wochen wohnt Freddy (3J) bei uns. Er kommt aus dem Tierschutz, ist aber kein Problemhund. Trotzdem bringt er Baustellen mit - die größte ist seine starke Reaktion auf fremde Hunde und fremde Menschen. Wir arbeiten daran und er macht unglaubliche Fortschritte.
Als er zu uns kam ist er bei jedem fremden Hund in Sichtweite (auch auf 300m Entefernung) laut brüllend in die Leine gesprungen und war überhaupt nicht mehr ansprechbar. Der Spaziergang war dann eigentlich gelaufen und wir mussten nach Hause, weil er nicht mehr runter kam. Inzwischen sind wir so weit, dass weiter entfernte Hunde nach einem prüfenden Blick ignoriert werden. Dicht vorbeigehende Hunde werden fixiert und er wird steif und bellt eventuell auch bei Hunden, die ihn seinerseits ankläffen, aber er bleibt inzwischen an meinen Beinen stehen und zieht oder springt nicht mehr in die Richtung. So viel erreicht nach 6 Wochen!
Menschen sind ihm eigentlich piep egal, so lange sie uns nicht beachten. Wenn andere Leute aber mit uns sprechen und sich uns dabei frontal zuwenden oder sich - Gott bewahre - in seine Richtung beugen, dann brennt bei ihm die Sicherung durch. Auch wenn ich eine eher klein gewachsene Frau bin habe ich ihn im Griff, kann ihn halten und weiß, wie ich die Situation entschärfen kann (Raum schaffen, mit dem eigenen Körper abschirmen etc.). Das sieht nun aber vielleicht nicht sonderlich elegant aus. Viele Menschen sind außerdem erschrocken, weil Freddy ein wirklich sehr niedlicher (wenn auch großer) Hund ist, der dann aber (aus Laien- und Außenperspektive) plötzlich total "aggressiv" wird.
Und da liegt der sprichwörtliche Hund wohl begraben: Extrem viele Leute, die wir so draußen treffen, fühlen sich auf die ein oder andere Art offenbar eingeladen, uns vollzuquatschen. Dabei gibt's einerseits Menschen, die mich oder direkt den Hund anquatschen, weil er ja so schön aussieht. Das sorgt dann natürlich dafür, dass Freddy hochdreht. Denen erkläre ich dann sehr höflich "Ja, der ist süß, aber bitte nicht ansprechen, anstarren oder näher kommen. Der ist aus dem Tierschutz und hat Angst vor Fremden." aber die Leute halten dann meist nicht die Schnauze und gehen, sondern fangen an zu diskutieren oder reden einfach weiter mit dem Hund ("Waaas? Du hast Angst vor Fremden? Ach, das musst du doch nicht." oder "Ach Gott, der Arme. Was hat der denn erlebt, weiß man das? Aus welchem Land kommt der denn? bla bla"). Freddy hat dann meist schon angefangen mit seiner sehr beeindruckenden tiefen, grollenden Stimme zu bellen und zu knurren. Das beendet die Situation dann meist und ich bekomme noch so einen gewissen "Blick" und das hinterlässt bei mir einen faden Nachgeschmack. Ich weiß, was die Leute von uns denken und es tut mir leid, dass Freddy wieder Angst bekommen hat.
Schlimmer ist aber die Kategorie, die uns mitten in wichtigen Trainingssituationen vollquatscht. Wenn wir eine Hunde- oder Menschenbegegnung haben, die Freddy verunsichert und er das mit kräftiger Stimme kommuniziert und ggf. noch von mir "aus der Gefahrenzone" bugsiert wird, gibt es immer und immer wieder Leute (no offense, aber 99% davon ältere Männer), die irgendwas in der Richtung von "Nicht unter Kontrolle, so ein Verhalten kann man doch nicht durchgehen lassen, der muss mal erzogen werden, Mädelchen" blablabla von sich geben oder mit gut gemeinten (doofen) Ratschlägen erklären wollen, wie ich meinen Hund nun zu erziehen habe ("Mädel, ich hatte schon Hunde da warst du noch lange nicht geboren..." ). Wenn Freddys Nerven ohnehin schon am seidenen Faden hängen und dann kommt noch ein Typ und quatscht uns von der Seite an, dann bringt das das Fass natürlich meist zum überlaufen. Aber nicht nur für den Hund, mich macht das auch fertig. Ich bin da mitten in einer anstrengenden Situation mit dem Hund und muss mich konzentrieren und ich habe keine Nerven, diesen übergriffigen Deppen das jetzt zu erklären. Gerade wenn die Leute mir gleich so aggro kommen, klebt mir die Zunge geradezu am Gaumen. Ich kann dann meist gar nichts mehr sagen und "ergreife die Flucht".
Freddy merkt das ja auch und eigentlich muss ich ja diejenige sein, die Situationen souverän löst, damit er sich entspannen kann und wir weiter Fortschritte machen. Aber das ist mein Charakter und ich kann da nicht aus meiner Haut. Ich bin in sämtlichen anderen Bereichen des Lebens eine selbstsichere und selbstständige Person, aber ich kann nicht damit umgehen, wenn erwachsene fremde Menschen mir direkt ins Gesicht unverschämt oder aufdringlich sind.
Ich denke, dass die Kombi aus junger, kleiner, blonder Frau und großem, lautem Hund das bei uns besonders provoziert. Mein Mann (großer Typ mit Glatze und schwarzen Klamotten) hat z. B. noch nie auch nur einen dummen Kommentar bekommen, wenn er mit dem Hund geht. Da sich das dann aber nicht ändern wird mit den unerwünschten Kommentaren, brauche ich da "Training", bevor ich weiter mit Freddy trainieren kann.
Wie geht ihr denn damit um, wenn euch Leute beim Spazierengehen und Trainieren mit Hund doof kommen oder einfach unerwünscht volllabern? Gibt's hier noch andere Leute, denen das von ihrer Persönlichkeit her einfach schwer fällt, mit sowas umzugehen? Wie geht ihr das an?