Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Ich denke bei den Wölfen ist es wie bei vielen anderen emotionsgeladenen Themen:

    Impfungen (bei Kindern generell, nicht erst seit Corona), Jagd, Einwanderungspolitik, Klimaschutz,...

    Leider wird da viel zu oft in Schwarz und weiß eingeteilt. Äußert man sich kritisch, ist man Esoteriker (Impfungen), Tierquäler (Jagd), Nazi (Einwanderung) oder man schert sich nicht um die Zukunft (Klima).

    Dass es bei allen diesen Themen aber eben auch viele, viele Graustufen gibt, wird dabei vergessen..

    McChris ich finde es auch "schön", wenn du hier mitschreibst und freue mich über deine Beteiligung, aber ich kann auch verstehen, wenn man hier nicht mehr mitschreiben möchte. Die Fronten scheinen ziemlich klar zu sein..

  • Diese ständig beschworene Sonderstellung des Wolfes gibt es doch gar nicht. Er teilt sie mit allen Tierarten, die in Deutschland nicht bejagt werden. Also mit Luchs, Wildkatze, alle Greifvögel, alle Eulen, Kolkrabe, Eichhörnchen, Igel und allen, die mir grad nicht einfallen.

    Wölfe sind nicht geschützt, weil sie so plüschig, hübsch oder faszinierend sind, sondern weil sie ausgestorben waren und jetzt dabei sind, wieder in Deutschland einzuwandern.

    Naja, die Wölfe sind ja durchaus schon wieder da. Stmme, nicht überall gleich verteilt, aber in einer Größenordnung, die schon bemerkenswert ist, wenn man in Länder schaut, die immer Wölfe hatten. Und eine Sonderstellung im Schutz hat er denke ich schon, weil von ihm eine doch erkennbar größere Gefahr für Weidetiere etc. ausgeht.


    Das hindert mich aber nicht daran, an all die Tierhalter zu denken, die nachts schlecht schlafen, weil sie um das Leben ihrer Tiere fürchten müssen. Zäune sind nicht mal eben aus dem Boden gestampft, das Geld dafür muss ja auch irgendwoher kommen. Und ein wirklich wolfsfester Zaun ist praktisch unbezahlbar.

    ... alles, was bis jetzt als wolfssicher eingestuft wurde, wurde vom Wolf vielfach schon überwunden. Am Ende scheinen wolfssichere Zäune vor allem dort zu helfen, wo die Nachbarn diese noch nicht haben, und der Wolf sich dann halt an die hält.... aber das ist ja im Grunde auch keine Lösung. Und was wirklich wolfssicher wäre, wird nicht nur nicht genehmigt, sondern wäre an den meisten Stellen auch gar nicht vernünftig umsetzbar, oder wäre zum massiven Nachteil anderer Wildtiere.


    Und ich verstehe nicht, dass hier immer davon geredet wird dass man wieder eine Ausrottung möchte. Oder alles schießen möchte.

    Es gibt doch nicht nur schwarz und weiß.

    Es gibt so viele unproblematische Wölfe. Gegen die hat doch keiner was.

    Das Problem ist eher, dass man zig gerissene Schafe mit einem Schulterzucken abtut. Oder lapidar sagt "bekommst eh ersetzt", "bau doch den Zaun einfach höher"

    Ich glaube dieser Umgang damit ist das was so entsetzt/verärgert.

    Ich glaube, der Mensch denkt einfach gerne in Schubladen. Und ich höre langsam immer häufiger, auch von jenen, die nicht prinzipiell gegen den Wolf sind, dass wenn nicht bald was passiert, der Wolf wieder ganz weg muß. Hier jetzt nicht - aber das habe ich schon wirklich häufig gelesen. Die Fronten waren gefühlt von Anfang an verhärtet, ich kenne tatsächlich mehr Menschen, die tatsächlich entweder für oder gegen den Wolf sind, als solche, die sagen, Wolf wäre ja ok, wenn ein Management vorhanden wäre.

    Seitenweise werden Wolfsrisse eingestellt, viel höhren/sagen, "ich trau mich nicht mehr raus "....da ist für mich schon auch viel Stimmungsmache drin.

    Ich glaube, das Empfinden liegt auch darin begründet, dass solche Artikel, die von Rissen berichten, natürlich auch gerne bewusst emotional formuliert sind. Man möchte sagen, teilweise schon reißerisch. Man weiß es, man kann es im Grunde analysieren, und dennoch kann man sich der Wirkung nicht immer vollständig entziehen.


    Zur Zeit habe ich das Gefühl es wird einfach laufen gelassen mal schauen was kommt reagiert wird dann immer erst später.


    Ich denke gerade das nicht Management birgt die Gefahr das der Wolf am Ende doch ausgerottet wird.

    Das sehe ich momentan auch als das größte Problem an, dass einfach gefühlt so überhaupt nichts gemacht wird. Zwischendurch heißt es dann mal , der Topf für Weidezäune, Entschädigungen etc. ist leer (kein Wunder), aber weiter passiert einfach nichts.

  • nd ich höre langsam immer häufiger, auch von jenen, die nicht prinzipiell gegen den Wolf sind, dass wenn nicht bald was passiert, der Wolf wieder ganz weg muß. Hier jetzt nicht - aber das habe ich schon wirklich häufig gelesen. Die Fronten waren gefühlt von Anfang an verhärtet, ich kenne tatsächlich mehr Menschen, die tatsächlich entweder für oder gegen den Wolf sind, als solche, die sagen, Wolf wäre ja ok, wenn ein Management vorhanden wäre.

    Ich bin von Anfang an pro Wolf gewesen. Mir gefällt es sehr, dass eine früher hier vorhandene Art sich wieder ansiedeln konnte. Aber: inzwischen sind es so viele geworden, dass Management, d.h. Bejagung, wo nötig, auch erlaubt sein muss. Übergriffe auf domestizierte Tiere dürfen nicht sein bzw. nicht in diesem Ausmaß (und es wird ja noch mehr werden), d.h. Eigentum von Menschen, muss geschützt werden. Es kann nicht angehen, dass Menschen ihren Beruf bzw. Ihre Berufung aufgeben müssen, weil kein bzw. in meinen Augen extrem ungenügendes und schlechtes Management betrieben wird. Und nicht zu vergessen: die Tiere (Rinder, Pferde, Schafe usw.) haben ein Anrecht darauf, von ihren Menschen geschützt zu werden. Es sind immerhin keine Wildtiere ("die Natur regelt es schon"), sondern Tiere, die eben nicht dem Wolf (durch Abwanderung) aus dem Weg gehen können.

  • Und genau so wird ein Schuh draus.

    Die Vorstellung, einen grossen Beutegreifer, der nicht mal abhängig von einem bestimmten Habitat ist, hier ohne irgendwelche Reglementierung leben zu lassen, ist einfach naiv.

  • Die "Welt" führte ein interessantes Gespräch mit einem Historiker, der sich auf das Zusammenleben von Mensch und Wolf spezialisiert hat. Wolfsangriffe sind in ganz Europa nachgewiesen, verstärkt nach Kriegen, die zum Anwachsen der Populationen führten. Nach Kriegsende, bei eintretendem Nahrungsmangel, kam es zu gut dokumentierten Angriffen auf Menschen selbst in Dörfern, besonders Kindern. Diese Todesfälle sind in den Kirchenbüchern verzeichnet. Er räumt interessanterweise mit der Interpretation der Märchen auf, nach denen der Wolf dort für Vergewaltigung etc. durch Männer stehen soll. Diese psychologisierende Betrachtung resultiert eher aus den in der Gegenwart fehlenden Erfahrungen mit den realen Gefahren durch Wölfe. Die Ausrottung des Wolfes im 19. Jhd. ist aus der Sicht des Historikers nicht die Ausschaltung eines Jagdkonkurrenten, sondern Beseitigung einer Lebensgefahr. Trotzdem plädiert er nicht für eine erneute Ausrottung, sondern für Begrenzung der Population auf ein Maß, welches Konflikte mit Menschen und Nutztieren minimiert. Speziell müssen Wölfe entnommen werden, die offensichtlich zu wenig Scheu zeigen.

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