Silvester 2021 - Der Angsthundethread

  • Wie beides zusammen wirken kann weiß ich nicht.

    Wir hatten letztes Jahr Adaptil. Und das. Hat überhaupt nichts gebracht.

    Danke für deine Antwort. Hier gibt es jetzt seit vorgestern Adaptil. Mein Eindruck ist, daß er etwas entspannter ist, solange es einigermaßen ruhig ist.

  • Wie beides zusammen wirken kann weiß ich nicht.

    Wir hatten letztes Jahr Adaptil. Und das. Hat überhaupt nichts gebracht.

    Danke für deine Antwort. Hier gibt es jetzt seit vorgestern Adaptil. Mein Eindruck ist, daß er etwas entspannter ist, solange es einigermaßen ruhig ist.

    Ich drück die Daumen dass es bei euch wirkt :bindafür:

  • Adaptil wirkt leider nicht bei jedem Hund, ist ne sehr individuelle Sache.


    Wegen Training: Da kommt es vor allem drauf an auf was der Hund reagiert.

    Bei vielen kann man mit Geräuschen arbeiten, also CDs, bzw Videos von Feuerwerk. Aber es gibt recht viele die auf die "Konserve" garnicht reagieren.

    Das sind meist die, wo die Böller an sich garnicht mal das Problem sind. Sondern das Gesamtpaket. Und das zu trainieren ist für viele unmöglich. Neben nem großen Vorrat an Silvesterzeugs braucht man da auch ne sichere Umgebung wo man möglichst auch niemand anderen stört. Und wo gibts das schon?

    Mein Hund findet Konserve öde. Reagiert er nicht drauf. Einzelne echte Böller sind ihm auch recht egal, er guckt wo es herkommt und latscht entspannt weiter.

    Das Gesamte ist es das ihn in die Panik kippen lässt. Geräusche + Gerüche, das muss sich wie Krieg anfühlen....

    Nun ist er ein schlauer Junge und weiß inzwischen genau das Geschenke auspacken bedeutet das es bald wieder knallt. Er ist also ab Weihnachten aufmerksamer und angespannter, man merkt ihm an das er drauf wartet das es losgeht.

    Wir haben alles durch, inzwischen kriegt er seit einigen Jahren Alprazolam vom Tierarzt. Damit geht es einigermaßen, er ist immer noch sehr gestreßt und ängstlich, aber wir müssen nicht mehr fürchten das er uns kollabiert vor Panik. Inzwischen kann er bis 23 Uhr sogar noch Leckerlies nehmen, es wird also von Jahr zu Jahr ein wenig besser mit den Tabletten.

    Der Kleine hat weiterhin kein Thema mit Silvester. Er hat sich damit angefunden das er keine Raketen gucken darf und pennt halt...


    Letztes Jahr war hier ja schon Verkaufsverbot, die Leute haben trotzdem ne Stunde lang rumgeböllert wie die Blöden.

    Bin mal sehr gespannt wie es dieses Jahr wird.

  • Das Thema Konserve finde ich spannend.

    Meine sehr ängstliche Hündin reagierte zB auf Fliegen und Knaller (jeweils gut vorbereitet) aus, wie du sagst, der "Konserve" kaum.

    Grundsätzlich ist sie aber ein mega "Fernsehgeiler" Hund. Sobald da nur ein Bild von einem Tier erscheint, klebt sie am Bildschirm.

    Ich kann das irgendwie schlecht einschätzen. Ich dachte, durch diesen Splean könnten wir vllt auch an ihren Ängsten arbeiten, aber denkste. Ihre selektive Wahrnehmung funktioniert da prächtig...

  • Ich wüsste aber nicht, wie dieser Ansatz mit einem Hund funktionieren soll, der das ganze Jahr kaum Ängste hat, sondern nur einmal im Jahr diese Reaktion aufs Böllern. Lagurus kannst Du das Training vielleicht kurz beschreiben?

    Ja wie du auch schon grob sagtest, es ist ein Gesamtpaket an vielen verschiedenen Stellen, an denen man schraubt. Ein reines Gegenkonditionieren von Feuerwekrsgeräuschen wird bei den meisten nicht viel bringen, denn sie merken den Unterschied und es sind eben nicht nur die Geräusche, die die Ängste verursachen, auch die Lichter und der Geruch.

    Meine Trainerin arbeitet zum einen damit, dass im Haus eine Sicherheitszone für den Hund aufgebaut wird. Da fängt man idealerweise schon Monate vor Silvester an, bzw. frischt sie das ganze Jahr über auf. Dort passieren nur schöne Dinge, der Mensch und auch jedes weitere Tier (weitere Hunde oder Katzen) im Haushalt halten sich aus dem Bereich raus. Wenn er da drin ist, passieren niemals unangenehme Dinge, er wird beispielsweise nicht rausgerufen um mal eben Krallen zu schneiden. Wir haben so eine Zone eingerichtet, hier gibt es mehrmals täglich schöne Sachen wie Futter oder andere Dinge zum selbstbeschäftigen da drin. Wenn unangenehme Dinge im Haushalt passieren, bringt man den Hund immer wieder auf die Idee, sich dahin zurück zu ziehen, indem man ihm schöne Sachen da rein legt. Das funktioniert bei uns in soweit schon gut, dass Betty sich, als wir letzens eine neue Duschkabine eingebaut haben und viel Krach gemacht haben, sich automatisch dahin verzogen hat. Ich hab ihr direkt eine Kaustange mit rein gelegt. Auch wenn ihr Besuch zu viel wird, geht sie da immer rein, sie kriegt auch immer was da drin, wenn wir Besuch haben, Schleckmatte oder ähnliches, es passieren da eben immer wieder angenehme Dinge und Besucher dürfen da selbstverständlich auch nicht rein. Seit ich diese Zone aufgebaut habe, sieht man Betty zum Leidwesen meiner Besucher oft gar nicht mehr, wenn mehrere Leute hier sind.

    Zum Training provoziert man dann (nachdem der Bereich gut aufgewertet und aufgebaut wurde und dr Hund sich regelmäßig darin zurück zieht) immer wieder etwas Krach im Haushalt und belohnt den Hund, wenn er in die Zone geht oder bringt ihn auf die Idee da rein zu gehen. Dazu muss der Hund keine Angst vor dem Krach zeigen, wir sehen sowieso nicht, ob der Hund Angst hat, leichte Züge an Angst erkennt man nicht an der Körperoberfläche des Hundes. Aber Krach belastet die meisten Hunde, auch wenn wir es ihnen nicht ansehen. Unterstützend kann man, wenn der Hund Höhlen mag, da auch eine Box in die Zone mit rein tun und diese stark dämmen mit dicken Wolldecken oder ähnlichem um Geräusche mehr abzuhalten.

    Zusätzlich werden Entspannungsdüfte und Entspannungsmusik konditioniert und immer wieder aufgefrischt. Die Sicherheitszone wird zusätzlich mit dieser passiven Entspannung verknüpft. Der Hund bekommt Futterspiele mit denen er selbst richtig Krach machen kann, wie einen Kongwobbler oder ähnliches was so richtig laut rumpelt, wenn es gegen die Möbel kracht, sodass Krach auch mit angenehmen Emotionen verbunden wird. Für draußen werden Lösestellen etabliert, wo der Hund lernt sich schnellst möglich zu lösen um auf längeres Gassi gehen verzichten zu können. Rund um Silvester wird auf jegliche zusätzliche Stressbelastung verzichtet. Zusätzliches Management wie abdämmen von Fenstern (z.B. mit dicken Decken oder Matten), wenn möglich (und selbstverständlich abdunkeln von allen Fenstern wegen Lichtrefeflexen)

    Es wird eine Social Support Station eingerichtet und trainiert, ein Ort, in der Wohnung, wo man immer gemeinsame schöne Sachen macht, wenn beispielsweise ein bestimmtes Setting aufgebaut ist. Tricks, Spiel, Körperkontakt, aktive Entsoannung durch Massagen, ein Ort der mit vielen schönen Emotionen im Zusammenhang mit uns besetzt ist. Die wird an Silvester angeboten und kann er (muss er aber nicht!) aufsuchen, wenn ihm das hilft.

    Rund um Silvester sollen Rituale aufrecht erhalten werden, die man sonst immer im Alltag hat. Oft hat man frei und der Alltag gestaltet sich anders, was dem Hund die notwendige Erwartungssicherheit nimmt. Also möglichst den Tagesablauf so gestalten, wie er im Alltag oft abläuft um den Hund nicht noch zusätzlich zu belasten. Die Tage vor Silvester mit wenig Anforderung an den Hund aber dafür mit viel Spaß und Spiel und Erholung füllen um ein Polster aufzubauen.

    Also im Groben geht es darum, dass der Hund lernt sich selber bessere Emotionen zu verschaffen, weil das Monate vorher schon in diversen Settings geübt wurde. Das ist natürlich nichts, wo man einen panischen Hund direkt an einem Silvester zu einem entspannten Hund bekommt. Und vorallem ist es nicht eine einzige Maßnahme sondern ein Potpourri aus vielen Dingen. Aber es wird besser und meine Trainerin hatte selbst zwar Hunde mit sehr starken Ängsten an Silvester, die die ersten 2 Jahre Medikamente brauchten und nun Silvester gut klar kommen und nicht in Panik verfallen. Und sie trainiert regelmäßig erfolgreich mit Hunden, die Silvesterangst oder auch sonstige Geräuschangst haben.

    Und idealerweise Silvester auch mit Hunden vorbereiten, die (noch) keine Angst zeigen, das kann sich ganz schnell im Laufe des Lebens des Hundes ändern und wenn der Hund erstmal Panik hat ist der Trainingsweg natürlich langwierger als bei einem Hund, der von Anfang an lernt, wie er sich selbst helfen kann, wenn er Angst bekommt. Und idealerweise auch, wenn wir nicht zu Hause sind, beispielse wegen Gewitter.

  • Ich habe mich dieses Jahr vorsichtshalber mit Sileo eingedeckt. Dann bin ich selbst auch ruhiger, wenn ich das zur Not verabreichen kann, und die eigene Gelassenheit ist ja meist schon sehr viel wert.

    Hier wird es außerdem was großes zu kauen geben, bevor es losgeht. Da das sonst selten vorkommt, ist da hoffentlich die Aufmerksamkeit drauf.

  • Danke Dir. Ja, so in etwa haben wir das indoor mit Lilly praktiziert, so hat sie es geschafft, aus ihrer Panikschraube herauszukommen. Nur die Entspannungsmusik und -düfte fallen hier weg. Die sorgen nämlich für sehr angespannte Haltung beim Frauchen und beim Herrchen, das wäre vermutlich kontraproduktiv. Massagen mag sie nicht, aber mit gemeinsamen Atmen kann ich ihr beim Beruhigen helfen.

  • Ja es ist natürlich individuell, was die Hunde als angenehm empfinden und sollte auf den Hund abgestimmt werden. Massagen mag Betty auch nicht so. Aber bei der konditionierten Entspannungsmusik hab ich die immer selbe Playlist auf Spotify und ich selbst merke schon wie sehr mich das entspannt, weil ich mich selbst mit konditioniert habe :beaming_face_with_smiling_eyes:

  • :lol: Leonard Cohen und JacquesBrel ist das Einzige, was wir hier haben, das als entspannend durchginge (und ggf. noch Einiges an orchestraler Musik). Ansonsten geht der Geschmack deutlich zu Rock, Prog und Metal, mit gängiger Meditationsmusik kann man mich binnen Sekunden die Wände hochtreiben :lol: Da müsste ich mich lange konditionieren.

    Sie zieht sich auch bei Sturm teils zurück, aber teils wandert sie auch. Da hilft das Atmen dann nicht mehr und anfassen geht auch nicht. Ihre „Safe Places“ sind meine Kopfkissen und ein ausgepolsterter Couchhocker an der Wand neben meinem Bett. Wenn ich mich ins Bett lege und sie auf den Hocker kann, kommt sie da noch am Ehesten zur Ruhe. Dann geht auch mal ein Leckerchen, wenn sie wandert, nimmt sie nichts.

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