gestriges Verhalten im Spiel - kann es nicht deuten

  • Hallo zusammen!

    Gestern war ich mit meiner Hündin auf einem Hundeauslaufgebiet. Sie lief frei. Dort trafen wir auf eine gleichgroße Hündin, ebenfalls frei. Wir Besitzer blieben am Rand stehen, die Hunde beschnüffelten sich und fingen dann ein Rennspiel an. Sah gut aus, meine Hündin "spielt" eigentlich nicht oft so lange mit anderen Hunden. Diese Hündin schien ihr zu gefallen. Irgendwann fingen aber beide Hündinnen mit folgendem Verhalten an:

    Sie drehten sich (meist im Lauf/ in der Bewegung) ihr Hinterteil zu, runder Rücken, den Schwanz unten, aber nicht eingeklemmt. Beide immer mal abwechselnd, meine Hündin aber öfter. Beide ließen aber nicht vom "Spiel" miteinander ab, es wurde eher noch wilder. Bis es mir zu komisch wurde und ich meine Hündin zu mir rief und wir weitergingen. Ihr "buckeliges" Verhalten lässt mich aber nicht mehr los - hat jemand ähnliches erlebt oder weiß, was dieses Verhalten bedeutet?


    Danke euch!

  • Das ist jetzt ohne Videobeweis ganz schwer zu beurteilen.


    Auf Grund dieser beiden Aussagen von dir...


    Diese Hündin schien ihr zu gefallen.

    Beide immer mal abwechselnd, meine Hündin aber öfter.

    ... würde ICH vermuten, dass es 'die wilden 5 Minuten' gewesen sind.


    Meine Hunde haben die auch heute mit 9 und 6 Jahren noch zwischendurch. Mal alleine mit Spielzeug, mal zusammen.

    Dabei klemmen sie den Hintern unter den Rücken, die Rute gebogen oder grade nach unten und eine absolut verrückte Rennpartie startet.


    Wenn jetzt zwei Hunde aufeinander treffen, (vielleicht auch noch jung) und sich in diese wilden 5 Minuten (angestaute Energie / Stress, Überforderung mit dem unbekannten Gegenüber und dadurch fiddle about...da gibt es viele Auslöser) reinsteigern, wird es gerne mal zu wild und die Hunde sind drüber. Da hast du richtig gehandelt, indem du das 'Spiel' beendet hast.


    Angst hätte ich keine hinein interpretiert, da der aus Angst wegrennende und dadurch vom anderen gejagte Part sich im Normalfall nicht abwechselt.

  • So, ich wollte soviel Text dann doch nicht am Tablett tippen und bin an den PC gewechselt.


    Ich habe bei meiner Hundetrainerin mal an einem Kommunikationsworkshop "Hundesprache" teilgenommen. Nach dem langen Theorieteil wurden dann immer 2 Hunde von uns Teilnehmern für ca. 1 - 2 min "in den Ring" geschickt und wir mussten beobachten.


    Bei 2 Kandidaten wurde es recht schnell sehr dynamisch. Sie mochten sich und das Rennspiel wechselte sich zwar ab, aber einer der beiden war deutlich häufiger der Gejagte. Nach Ablauf der Zeit wurden die von uns wahrgenommenen Signale aufgezählt, aber keiner erwähnte den runden Rücken und die fast eingeklemmte Rute des häufiger Gejagten. Ich wies also darauf hin und fragte, ob dies ein Zeichen von Unsicherheit oder gar Angst gewesen wäre, da ja die Rute fast wie eingeklemmt ausgesehen hatte.


    Die Lösung war dann ganz simpel und hatte nichts mit meinen Vermutungen zu tun. Es geht dem Hund dabei nur darum, genügend Druck auf die Hinterläufe zu bekommen, um maximal beschleunigen zu können. Man muss allerdings (wie immer) auf die restliche Körpersprache achten, um dies nicht zu verwechseln.


    In den anschließenden Wochen habe ich dann natürlich bei meinem Hund bei passender Gelegenheit auf dieses Verhalten geachtet und tatsächlich konnte ich dies bei ihm auch beobachten. Und es war mit Hunden, die wir gut kannten und die Spaß miteinander hatten. Fehldeutung ausgeschlossen.


    Aber, wie gesagt: es zählt immer die komplette Körpersprache mit ALLEN Signalen. Ich kann also gut verstehen, wenn man lieber eine solche Situation abbricht, wenn man nicht genau weiß, was da gerade los ist. Sicher ist sicher.

  • Runder Rücken im Lauf und Schwanz auch oben gerundet und nach unten zeigend = Rücken und Schwanz bilden zusammen ein "m": das ist die typische Körperhaltung bei der Aufforderung zum echten, freudigen Rennspiel. Das heißt, es ist wirklich ein entspanntes Spiel ohne jede Tendenz zum Fiddeln. Diese Körperhaltung betont die freundliche Spielabsicht. Solange der verfolgte Hund diese Haltung zeigt, fühlt er sich in seiner Rolle wohl und will den Verfolger zum Nachlaufen anregen. Das ist also ein sicheres Zeichen dafür, daß man die Hunde miteinander rennen lassen kann.


    Wenn beide abwechselnd oder gleichzeitig dieses körpersprachliche Signal zeigen, dann heißt das einfach "Fang mich doch!"



    Sollte die Körperhaltung sich ändern, indem der Verfolgte das Hinterteil und den Schwanz einklemmt, (Kein "m" mehr) hat er Angst bekommen und fühlt sich in der Rolle des "Hasen" nicht mehr wohl. Das kann natürlich auf der Hundewiese auch mal passieren, zB wenn aus einem Verfolger mehrere werden. Dann muß man das Spiel, das zumindest für den Verfolgten keines mehr ist, abbrechen.


    Dagmar & Cara

  • Ich kenne das beschriebene Verhalten auch nur als "Na los, gib mehr Gas!" Mein junger Terrier hat es regelmäßig gezeigt, wenn der/die Spielpartner müde wurden und in ihren Renn-Anstrengungen nachließen. Wenn selbst das nichts mehr nutzte, lief sie oft auf den Spielpartner zu, rempelte und zwickte, bis entweder die Rollen gewechselt wurden und sie jagen konnte, oder das Ganze in stationäres Rangeln überging. Aus dem dann meist schnell die nächste Renn-Runde wurde.

  • Die Lösung war dann ganz simpel und hatte nichts mit meinen Vermutungen zu tun. Es geht dem Hund dabei nur darum, genügend Druck auf die Hinterläufe zu bekommen, um maximal beschleunigen zu können. Man muss allerdings (wie immer) auf die restliche Körpersprache achten, um dies nicht zu verwechseln.

    Würde das zutreffen, müßten alle beteiligten Hunde diese Haltung zeigen, also nicht nur der Verfolgte, sondern auch die Verfolger. Schließlich will nicht nur der Hase, sondern auch die Jäger wollen maximal schnell sein.


    Man sieht diese "m" Haltung allerdings nur im Spiel und hier immer nur bei dem Hund, der freiwillig die Rolle des Hasen übernimmt.

    Das spricht dafür, daß es keine optimale Haltung für Höchstgeschwindigkeit ist, sondern im Gegenteil ein gewisses Selbst-Handikap, das der "Hase" sich leisten können muß. Im vollen Lauf bei maximaler Geschwindigkeit wirkt ein Hund strominienförmig, der Schwanz wird nach hinten weggestreckt.


    Wenn im Beispiel oben beide Hündinnen diese "m" Haltung zeigten, forderten sie sich gegenseitig zum Verfolgen auf, indem sie sich als "Hase" anboten.


    Dagmar & Cara

  • Unsere Hündin macht das auch oft, wenn sie mal im Kreis herum rast (sowohl bei uns im Garten alleine als auch mit anderen Hunden und auch, wenn diese ihr nicht folgen). Leider kann man bei ihr das besagte M durch das viele Fell nicht erkennen. Im vollen Lauf dagegen ist der Körper lang gestreckt und die Rute zeigt nach hinten. Das könnte ich mal gut am Fahrrad erkennen.


    Daher vermute ich, dass die Hunde den Hintern einziehen, wenn sie stark beschleunigen oder schnell im Kreis laufen wollen (bessere Bodenhaftung?) und die lang gestreckte Haltung eher bei Höchstgeschwindigkeit auf gerade Strecke vorkommt.

  • Ich habe mal ein Video rausgesucht, extra nicht von Windhunden, das Hunde im jagdmotiviertem Lauf in engen Kurven zeigt. Man sieht, daß im Ernstbezug keine "m" Stellung gezeigt wird, weder im Lauf geradeaus noch in Kurven.

    Die "m"Stellung ist tatsächlich ein rein soziales Signal, eine Spielaufforderung zum Rennspiel. Sie hat keinerlei Funktion zur Optimierung von Kraft, Geschwindigkeit oder Wendigkeit.


    (ab 0.57 ist das eigentliche Coursing zu sehen)



    Das Laufen im Kreis, wenn man einen Hund oder Mensch zum mitspielen auffordern will, macht Sinn: man will sich ja nicht fluchtartig von ihm entfernen, sondern auffordernd in seiner Nähe bleiben.


    Dagmar & Cara

  • Ich kann mich da dagmarjung nur anschließen…


    Meine Hündin zeigt dieses Verhalten auch nur im Spiel, wenn sie wirklich mal auf Vollgas beschleunigt wird die Rute einfach gerade getragen..


    Von gestern habe ich ein Foto, leider nur von hinten aber ich finde man kann es trotzdem etwas erkennen.

    Sie wollte den kleinen Boxer auch zu einem Rennspiel animieren ;)


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