Wie perfektioniert man den Rückruf?

  • Hmh. Ich versuche meinen Hunden zu vermitteln, dass es zusammen am Schönsten ist. Je nachdem, mit was ich sie davon überzeugen kann. So dass der Rückruf reizvoller ist al der Reiz. Bzw. der Hund eh nahe bei mir ist. Und dass sie bitte nicht auf jeden Impuls hin hirnlos losdüsen. Also Impulskontrolle. Das als Basis.


    Bei Ronja (von Welpen an bei uns) hat das ein paar Jahre und Dummytraining gefordert und das Sammeln vieler Erfahrungen gekostet. Bei Lilly (Tierschutzhund, ursprünglich von der Steaße, aber aus einem Tierheim hier) hat es gereicht, Bindung, und (Selbst-)vertrauen aufzubauen. Sie hat dankenswerterweise aber auch keinen Jagdtrieb.


    Leckerchen sind hier reichlich im Einsatz. Für Ronja gabs von früh an ganz viel „Blickbestätigung“. Lilly stresst das, sie nimmt dann auch nichts, deshalb verzichte ich bei ihr darauf. Ist aber sehr wertvoll als Grundlage, finde ich. Click für Blick nennt man es heutzutags, meine ich (wenn der Clicker genutzt wird). Mit Lilly gibts alternativ Naenstubser an meine Hand, mit denen sie beim Wandern Kontakt zu mir hält.

  • Die Frage ist: geht es um den Rückruf, oder um das Nicht-Hinrennen zu auftauchenden Menschen/Hunden?


    Ich würde Letzeres etwas anders angehen als den reinen Rückruf. Den perfektioniere ich durch durchdachten Aufbau. Die populäre sog. Absicherung über Strafe halte ich für sehr zweifelhaft, weil man A) die negativen Konsequenzen des Nichtbeachtens im Ernstfall nur sehr selten durchsetzen kann (weil Hund ist ja ausser Reichweite), und B) man sich so die Effizienz des positiv aufgebauten Rückrufs verringert.

  • ich installiere einen “futterpfiff“ . Mit nass- katzenfutter aus der tüte (das wurde bisher von allen extrem geliebt). So, dass der hund wie im bedingten Reflex angerannt kommt. Dazu ohne Ablenkung signal (pfiff) und futter verknüpfen. Dann erst IMMER so hoch belohnen. Dann meistens so belohnen. Und ganz selten nutzen. Immer wieder mal mit genau diesem nassfutter aufladen. Installation dauert ca 15 Minuten.

    Ansonsten für das alltägliche ein klassisches “hier“ über Belohnung und schleppleine trainieren. Das dauert etwa 2 Jahre, bis das unter (grösserer) Ablenkung (wirklich sicher) sitzt.

  • Ich persönlich finde, dass der Rückruf allgemein sehr überbewertet wird und oft viel zu viel genutzt wird. Wenn man keinen Hund hat, der von sich aus gerne pendelt (also von sich aus immer wieder zu einem kommt und guckt, ob alles passt), kann man den damit auch ganz schön nerven. Hund kommt dann also einfach irgendwann nicht mehr, weil er das einfach sinnlos findet.

    Meine Hündin ist so eine "Ich laufe sicher nicht 10x in 1h zu dir, ich habe besseres zu tun!". Deshalb hat sie gelernt sich einfach zu mir umzuorientieren, wenn irgendwas vor uns auftaucht und dann entscheide ich, was wir weiter tun. Sie kann auch nach 10 Jahren noch keinen richtigen sicheren Rückruf, sondern nur ein Stoppkommando. Das hat uns noch nie gestört.


    Der Rüde hat das dann auch so gelernt, obwohl er den Rückruf toll findet. Ich finde das Umorientieren sehr viel stressfreier und entspannter. Wenn ich ihn wegen jedem Bisschen abrufen würde, würde der sich super schnell durch das Gerenne hochpushen. Das kann ich nicht brauchen.


    Den Rückruf nutze ich also so gut wie nie. Am häufigsten eigentlich für Fotos oder in Gefahrensituationen.

  • Das meiste ist m.E. schon gesagt, für mich ist der Rückruf im Freilauf auch etwas anderes als der auf dem Hundeplatz und ich benutze ebenfalls eine Kombination aus vorausschauendem Handeln mit ständigem Kontakt halten, lernen das andere Hunde und Menschen grundsätzlich uninteressant sind PLUS Superrückruf (Pfiff) mit Jackpot.

    Ich bin auf Pfiff umgestigen weil ich für mich gemerkt habe das meine Stimme sich in angespannten Situationen schnell verändert und das kann auch dazu führen das ein eigentlich gefestigtes Kommando nicht mehr funktioniert. Reagierst du schnell etwas panisch, wenn dein Hund abdüst? Dann könnte das auch eine Ursache sein.


    Was ich dir aber vor allem sagen möchte ist: Es ist total normal dass der Rückruf bei einem 11 Monate alten Hund, den du noch nicht einmal als Welpe bekommen hast noch nicht in jeder Situation sitzt!!! Es wäre auch völlig normal wenn der Hund den Rückruf mit 6-8 Monaten schon mal konnte und dann wieder vergessen hat weil gerade Hormonchaos im Kopf.


    Mach dir also keine Gedanken, bleib dran und schau mal, was du von den Tipps für dich umsetzen kannst.


    Noch mal zu den eher praktischen Aspekten: Welche Länge Schleppleine verwendest du und hälst du sie immer in der Hand oder schleppt sie wirklich? Ansätze können auch sein erst mal auf längere Leine umsteigen (ich habe auch 20 Meter, auch wenn das lästig ist) bzw. Leine schleppen lassen.

  • Der Trick ist meines Erachtens, dass man nach dem Prinzip „set up for success“ arbeitet. Sprich, auch bei Umorientierung erst eben mit sehr sehr wenig Ablenkung (je nach Hund in der Tiefgarage, Garten, Flur, Keller) anfängt zu üben und erst langsam mehr einbaut, wenn das super sitzt. Und eben nicht Kommandos raushauen in Situationen wo es eh nicht klappt. Für mich ist Markern hier das perfekte Werkzeug.


    Wenn ich weiss, mein Hund kann es in Situation XY noch nicht, manage ich einfach (Leine, Geschirr, Zeit begrenzen, Abstand…). Will ich in so einer Situation doch noch trainieren, hock ich mich gern ruhig neben den Hund und steck dem ab und an einen Keks ins Maul. Sobald die Erregung sinkt (und das tut sie mit kauen auch schneller) kommt dann in der Regel auch Umorientierung.

  • Der Trick ist meines Erachtens, dass man nach dem Prinzip „set up for success“ arbeitet. Sprich, auch bei Umorientierung erst eben mit sehr sehr wenig Ablenkung (je nach Hund in der Tiefgarage, Garten, Flur, Keller) anfängt zu üben und erst langsam mehr einbaut, wenn das super sitzt. Und eben nicht Kommandos raushauen in Situationen wo es eh nicht klappt. Für mich ist Markern hier das perfekte Werkzeug.

    Ich habs mir sogar noch leichter gemacht und hab mir das einfach zusammen geshapt. Gefordert hab ich die Aufmerksamkeit nie (das irgendwann antrainierte "schau" können sie gar nicht mehr, sie gucken eh immer wieder von sich aus zu mir), sondern einfach kleinste Anzeichen in meine Richtung gemarkert.

    Bei der Hündin war das anfangs ein Ohrenzucken in meine Richtung. Da musste ich schon sehr genau schauen, um es nicht zu verpassen.

    Der Rüde...ähm...er ist ein schlechtes Beispiel, so als Schattenhund :grinning_squinting_face:

  • Wir bauen den Rückruf auch so auf, dass ich zunächst jeden Blick oder aktive Kontaktaufnahme zu mir belohne. Je nach Situation mit Leckerchen, Stimme oder Baby-Zergel.


    Der Weg zum Ziel ist jedoch mehrschrittig. Stark vereinfacht ausgedrückt zweischrittig.

    1. dass der Hund sich auch bei spannenden Reizen erstmal zu mir orientiert, also ansprechbar ist

    2. ich ihn dann mit einem Kommando zu mir hole (damit fange ich an, indem ich ein bestimmtes Rückrufwort etabliere, wenn der Zwerg eh auf dem Weg zu mir ist)

    Ziel: Dass der Rückruf dann irgendwann direkt, ohne vorherige Umorientierung zu mir, klappt - und das sauber und zuverlässig, auch bei hohem Aussenreiz.


    Wenn man sich das kleinteiliger ansieht, sind da aber ganz viele weitere Zwischenschritte drin. Z.B. vermeide ich es zu rufen, wenn ich nicht weiss er kommt jetzt eh nicht. Jeder "Rückruf" sollte von einem gemeinsamen Erfolg gekrönt sein, und sei es nur 5 Schritte zu mir.


    Aber ich bin ganz ehrlich, es klingt in der Theorie sooo einfach. Die Praxis muss wirklich kleinteilig erarbeitet werden und verläuft längst nicht geradeaus.

  • Ich würde auch nicht rein über den Rückruf arbeiten. Alleine schon, weil das einfach immer erfordert, dass man selbst auf der Hut ist und nichts übersieht. Einen richtigen Rückruf benutze ich hier fast nie. Wenn er mal notwendig ist, funktioniert er aber bombig.


    Eher würde ich darüber arbeiten, dem Hund zu vermitteln, was er darf und was er einfach nicht darf. Zu fremden Menschen hinlaufen zum Beispiel, das sollte er einfach nicht dürfen.


    Wenn du den Rückruf als Abbruch "missbrauchst", also den Hund ständig abrufst weil: Radfahrer, Fußgänger, Hund, etc. dann lernt der Hund nicht, dass du nicht möchtest, dass er zu Fremden hinläuft.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!