Geretteter Hund aus Bulgarien - unsere Pina

  • Lass den Kram mit Sitz und Platz und Auspowern mal für die nächsten Monate sein. Sitz und Platz ist absolut unwichtig, der Hund hat genug zu verarbeiten und lass die Gehirnzellen lieber für die wichtigen Dinge arbeiten, anstatt die Konzentration für sowas zu verpuffen.


    Ausgepowert werden muss sie ganz und gar nicht, ihr Gehirn hat wirklich genug zu tun, damit überfordert du sie nur massiv.


    Dass sie draußen nicht ansprechbar ist, liegt daran dass sie Stress hat, diese ganzen neuen unbekannten Eindrücke muss sie erstmal lernen zu verarbeiten. Halte die Spaziergänge kurz und reizarm und meide auch erstmal fremde Hunde. Lass sie erstmal ankommen und Sicherheit und Routine finden. Sorg für genug Ruhe und Schlaf, 18-20 Stunden sollte ein Hund idealerweise am Tag schlafen und Dösen.

  • Mein Gedanke war es, ihr schon von Beginn an zumindest etwas (versuchen) beizubringen, damit sie später nicht denkt:
    "Wieso denn jetzt auf einmal, durfte ich die letzten Wochen doch auch?!"

    Hier hat keiner geschrieben, dass ihr ihr erlauben sollt über Tische und Bänke zu gehen, Blumentöpfe auszubuddeln etc. pp.

    Sondern es wurde immer nur geschrieben, dass ihr das Kommandotraining sein lassen sollt.


    Mal als Beispiel:
    Meine Hündin kam hier mit 6 Monaten als Pflegehund an. Jetzt ist sie 2,5 Jahre und lebt immer noch hier.

    In den ersten 3 Monaten habe ich ihr genau zwei Kommandos beigebracht: einen Abbruch und einen Abruf. Das ist das, was überlebenswichtig ist/sein kann.

    Sitz kann sie nur, weil sie es sich von meinem Rüden abgeschaut hat. Platz kann sie bis heute nicht. Warum? Weils unnütz ist (für mich, meinen Alltag, mein Leben mit den Hunden). Aber der Abruf und der Abbruch sitzen so gut, dass sie nur mit diesen beiden Kommandos 95% der Zeit frei laufen kann. Theoretisch könnte ich mit ihr auch auf nen verkaufsoffenen Sonntag in die Innenstadt gehen und sie da ohne Leine laufen lassen, einfach, weil wir das können. Tue ich natürlich nicht, davon hat sie nix. Dann lieber 2 Stunden ohne Leine durch Feld und Wald bummeln =)


    Mach Dir doch einfach mal eine Kommando-Prioritäten-Liste:
    Was ist wirklich wirklich wichtig? Was muss der Hund können? Was kann eher vernachlässigt werden (und ja, da gehören Sitz und Platz definitiv dazu)? Bei nem JRT ist die Leinenführigkeit auch nicht so extrem wichtig. Der reißt einem ja keinen Arm aus. Leinenführigkeit braucht immer auch Konzentration. Das ist anstrengend für den Hund und zwar so anstrengend, dass sie das gerade noch nicht leisten kann. Ich würde auch (wie ja schon geschrieben) mit der Unterscheidung Geschirr und Halsband arbeiten. Erstmal nur ans Geschirr, da darf sie ziehen, und später dann eben Leinenführigkeitstraining am Halsband. Wenn das gut aufgebaut ist, lässt sich das auch schnell aufs Geschirr übertragen ;)


    Es wurde schon mehrfach geschrieben, aber ich betone es auch nochmal:
    Lass sie ankommen!! Das dauert nicht nur ein paar Tage oder Wochen, das dauert (im Normalfall) Monate!

    Das aller aller aller wichtigste, was sie jetzt lernen muss ist, dass sie bei Dir daheim entspannen kann und sicher ist.

  • Unsere Leni, auch aus Bulgarien und seit Dezember 2018 bei uns, kann genau 3 Tricks: Sitz, Platz und Pfote. Ach und süß gucken kann sie auch ganz prima. :nicken:


    Alles andere was wir so brauchen (Rückruf, komm, weiter) habe ich bei Gelegenheit auf den Spaziergängen trainiert wenn es sich ergeben hat. Klappt ziemlich gut mittlerweile. Die Leinenführigkeit kam quasi von allein. Sie geht normalerweise an der 8 m Flexi, wenn sie die komplett ausgereizt und gezogen hat, bin ich stehen geblieben und es ging erst weiter, wenn sie locker gelassen hat. Mittlerweile läuft sie auch an der 2 m Leine richtig gut, das kam von allein im Laufe der Zeit.


    Die ersten Monate war nur Eingewöhnen und Bindungsaufbau angesagt, da habe ich großartig gar nix von ihr verlangt bis auf "komm" und "weiter" beim Spaziergang.


    Das entspannte Alleinbleiben kommt auch erst, wenn sich Euer Hund halbwegs eingewöhnt hat. Wie Mini-Sofawolf schrieb, die weis ja noch gar nicht wer Ihr seid und was sie da bei Euch soll. Macht Euch nicht so viel Stress, das erste Jahr ist wirklich Eingewöhnung und ein paar Basics lernen.


    Ich werde jetzt mal langsam mit dem "bleib" anfangen. Aber nur weil ich es gern für schöne Hundefotos hätte. :lol:

  • Das ständige Hinterhertapsen in der Wohnung ganz ist typisch für Hunde, die gerade ihren Besitzer wechseln mußten und sich in ganz einer neuen sozialen Situation zurecht finden müssen. Der Hund sucht äußerlich, was er innerlich noch nicht haben kann, nämlich eine verläßliche Bindung. Die scheinbare "Anhänglichkeit und Liebebedürftigkeit" in dieser Phase ist vor allem aus Abhängigkeit geboren. Echte Freundschaft braucht auch hier Zeit zum Wachsen.


    Diese seelische Ausnahmesituation ist nicht der passende Zeitpunkt, um das Alleinebleiben zu trainieren. Das wäre zu früh und schafft völlig unnötigen Stress. Laßt das "Kleben" vorerst einfach zu, ohne darauf einzugehen, weder mit Aufmerksamkeit (Ansprechen, Streicheln) noch mit Abwehr (Wegschieben, "Bleib"-Übungen). Macht einfach euren Alltag weiter und erlaubt Pina, dabei zu sein und euch zu beobachten. Kleine Distanz-Übungen ergeben sich durch Toilettengänge oder Müll rausbringen ohnehin von selber.


    In dem Maße, wie sie euch und eure täglichen Abläufe kennenlernt, wird sie sich zunehmend entspannen und dann von sich auch mal Abstand wahren und nicht jedesmal aufspringen, wenn ihr euch regt. Dazu muß sie euch aber erstmal etwas mehr vertrauen, daß ihr auch wirklich in ihrem Leben bleibt und nicht wieder verschwindet. Deswegen sind verfrühte Alleinbleibeübungen kontraproduktiv.


    Pinas gegenwärtiges Verhalten läßt keine Rückschlüsse darauf zu, ob sie später Schwierigkeiten mit dem Alleinebleiben haben wird oder nicht. Es ist wie gesagt einfach normal für einen neuen Hund im Haushalt. Bei den allermeisten neuen Hunden erledigt sich das Kleben nach einigen Tagen oder Wochen von selber.


    Eine ganz wichtige Vorübung zum Alleinebleiben ist aber in jedem Fall, daß ihr von Anfang an nicht ständig - auch innerlich - um den Hund kreist. Das fällt natürlich schwer bei einem neuen Hund, ist aber wichtig. Auch wenn ihr anwesend seid, sollte der Hund daran gewöhnt sein, daß er zeitweise Pause hat und nicht ständig auf ihn eingegangen wird.



    Dagmar & Cara

  • Ich bedanke mich bei euch allen für eure Mühe, dass hilft wirklich, solchen Input zu bekommen!


    Heute hat sie plötzlich zwei mal in die Wohnung gepinkelt, obwohl wir vor zwei Stunden draußen waren. Hatte sie sonst noch nicht gemacht, aber gut, ich hoffe auch das wird sich wieder legen.

  • Ich bedanke mich bei euch allen für eure Mühe, dass hilft wirklich, solchen Input zu bekommen!


    Heute hat sie plötzlich zwei mal in die Wohnung gepinkelt, obwohl wir vor zwei Stunden draußen waren. Hatte sie sonst noch nicht gemacht, aber gut, ich hoffe auch das wird sich wieder legen.

    Vielleicht könte sie auf eurer Runde nicht da es zuviele Reize waren?

    Oder hatte sie draußen auch was gemacht?



    2 Stunden Gassi ist für einen noch so unsicheren Hund auch ne Hausnr.

  • ShaCo Ich glaube nicht, dass sie 2 Stunden draußen waren.

    Sie schrieb auch "vor 2 Stunden draußen gewesen".


    wonderland2210 Das ist vollkommen normal, dass sowas passiert. Gibt sich mit der Zeit =)

    Drinnen kommentarlos und gründlich reinigen, draußen fürs Geschäft loben.

  • Moin ihr lieben,


    wieder sind ein paar aufregende Tage vorbei gegangen.peace-sign-dog-face


    Vorgestern mussten wir mit ihr zum Tierarzt, da sie sich 7x hintereinander übergeben hat. Beim Tierarzt wurde sie ordentlich gequält, da die Ärztin nicht gut in die Venen kam. Ihre Venen sind wohl sehr vernarbt, was sicher aus der Behandlung aus Bulgarien kommt.

    Die Ärztin war aber super lieb, und Pina hat ihr schnell verziehen.


    Gestern nochmal zur Kontrolle gewesen und Pina hat sich sogar riesig gefreut, die Ärztin wieder zu sehen.
    Das ist ja schonmal sehr positiv!

    Wir befolgen eure Ratschläge auch, und lassen sie erst einmal die Welt erkunden.


    Ein "Problem" beschäftigt mich aber trotzdem, und lässt mir keine Ruhe.

    Es ist das Thema "andere Hunde anbellen".


    Sie spielt super gerne und auch wirklich total lieb mit anderen Hunden. Natürlich ist sie dabei an der Leine, die wir komplett locker lassen. Klar ist ihre Körpersprache dadurch noch etwas beeinträchtigt, aber das klappt wunderbar.

    Wenn frontal ein Hund auf uns zukommt macht ihr das auch nichts. Sie ist dann super aufgeregt, bellt aber nicht wenn sie sich anschnuppern können.


    Wenn der Hund jedoch auf der anderen Straßenseite ist, oder der Hund/Besitzer einfach weitergeht ohne das sie sich begrüßen können, bellt sie wie verrückt.


    Wie soll ich mich verhalten?

    Bisher stelle ich mich immer zwischen sie und dem anderen Hund und nehme sie kürzer. Ich gehe dann einfach weiter. Ich bleibe trotzdem entspannt, rede nicht auf sie ein, und tu so, als gebe es den anderen Hund nicht.Natürlich ist es sehr schwer so einen kleinen Hund zu kontrollieren, da sie wie wild dann springt und durch die Beine huscht.
    Auch noch nach 50 Meter bellt sie und ist super fixiert auf den anderen Hund.


    Ein Leckeren geben bevor sie bellt klappt auch nicht, da sie sich dann garnicht dafür interessiert.

    Ja - für Sie ist alles neu. Aber irgendwie ist sowas ja schon unangenehm, zumindest weil ich nicht weiß, wie ich mich richtig verhalten soll und wie wir es ihr langfristig abgewöhnen können.


    Ich als nicht Experte würde sagen sie bellt nicht aus Angst oder Aggression, sondern einfach, weil sie nicht zum Hund kommt.


    Euch allen ein schönes Wochenende und genießt das Wetter! dog-face-with-floating-hearts-around-headface

  • Versuch mal, schon bevor ihr auf der Höhe des anderen Hundes seid, ihre Aufmerksamkeit auf dich umzulenken. Wenn es für sie einfacher ist, könnt ihr auch stehenbleiben oder (sofern möglich) ins Gebüsch ausweichen. So ist dann noch eine Sichtbarriere zwischen ihr und dem anderen Hund.

    Bis das einwandfrei klappt, dauert das seine Zeit, da muss man Geduld haben.


    Bei Dino hab ich das wie gesagt mit dem Absitzen und Lieblingstricks machen lassen überbrückt, wir gucken uns aber auch immer öfter den Hund oder den Fußgänger aus Distanz an. Ich knie mich dabei neben ihn und halte ihn am Brustgurt des Geschirrs, mit der anderen Hand belohne ich das ruhige, unaufgeregte Angucken des Hundes/Menschen/wasauchimmer.

    Erfordert natürlich auch ein gewisses Maß von Impulskontrolle vom Hund und v. A. Ruhe von dir, damit kann man aber eben auch das Aushalten von Frust (was bei Pina ja die Hauptbaustelle zu sein scheint) üben.


    Dass es von Anfang an nicht super klappt, ist völlig normal. Ich musste auch erst lernen, mit meinem Leinenpöbler umzugehen - das dauert einfach. Und man fühlt sich sooooo oft doof, schämt sich für den eigenen Hund und möchte das olle Vieh manchmal auch einfach nur auf den Mond schießen... aber es ist okay, das zu fühlen und das zu denken. Manchmal ist man halt einfach selbst mit den Nerven durch oder hatn schlechten Tag.


    Und viele viele Dinge klappen bei uns immer noch nicht. Ich kann z. B. nicht sorglos Besucher empfangen, weil Dino dann zum Kontrolletti mutiert und bisweilen auch schnappt. Das war und ist mir aber auch nicht so wichtig gewesen wie die Kontrolle über seine Pöbelei draußen, weil wir halt mehr Hunden begegnen als ich Besucher habe :tropf: Also klar, ich arbeite schon auch daran - aber eben nicht so intensiv wie am Leinenpöbeln.


    Es hat auch ein halbes Jahr (!) gedauert, bis Dino einigermaßen ruhig im Auto mitfahren konnte. Der hat mir am Anfang den Fahrersitzgurt durchgebissen, weil er so unglaubliche Angst beim Autofahren hatte. Ich weiß nicht, wie oft ich ihm das schnöde Rumhängen im Auto schöngefüttert habe, aber mit jeder kurzen Leckerlisession im und am Auto wurde es besser - und nach zusätzlichen 3 Monaten kann er nun auch ohne Maulkorb entspannt im Auto mitfahren. Der Herr Spacko pennt aufm Heimweg sogar im Auto :nicken:


    Es dauert einfach. Ich hab am Anfang auch sooo oft gedacht, dass das nie was wird ...


    Achja, noch was, was mir sehr gut geholfen hat:

    Bestrafe nicht das Verhalten, das du nicht sehen willst - belohne das Verhalten, das der Hund zeigen soll =)

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