Der "gefährliche" Hund Teil 2

  • Wenn die Ursache die gleiche ist, warum nicht? Also wenn in beiden Fällen dahinter stand, dass der Halter sich offenkundig überschätzt hat und hätte wissen sollen, dass er im Zweifelsfall die Tiere nicht halten kann?


    In der Praxis wird es sicher einen Unterschied machen, weil sich auch das neutralste Gericht nicht von dem Grauen einer tödlichen Hundeattacke freimachen kann.


    Ich gehe davon aus, rechtlich macht es einen Unterschied, was man zumutbarerweise vom Halter erwarten kann. Wenn sich ein Pferd ernsthaft losreißt, wird das keiner halten können. Man kann aber nicht erwarten, dass der Halter sein Pferd drittelt, bevor er es irgendwohin führt. Man kann hingegen erwarten, dass ein Hundehalter seine Hunde getrennt Gassi führt. Da sehe ich tatsächlich einen Unterschied, der rechtlich signifikant ist.


    Aber ob sich die Tiergefahr in Form einer Attacke verwirklicht oder in Form eines Unfalls: Da sehe ich den Unterschied nicht. Außer, dem Halter war die vom Tier ausgehende erhöhte Gefahr bekannt. Oder er hat in sich rechtswidrig gehandelt.

  • Warum?

    Dadurch, dass mein Hund durch mich nicht mehr kontrollierbar war, kam ein Mensch zu Tode.

    Natürlich triggert uns der Fall mehr, wenn Hunde ausser Kontrolle einen Menschen töten, aber ist das Resultat nicht das gleiche?

    Würde das von mir beschriebene Szenario mit der Rehhetze eintreten, würde mir vielleicht sogar grobe Fahrlässigkeit bescheinigt, denn mir war immerhin bekannt, dass mein Hund schon Rehe gehetzt hat und dann nicht mehr kontrollierbar war.

  • Würde das von mir beschriebene Szenario mit der Rehhetze eintreten, würde mir vielleicht sogar grobe Fahrlässigkeit bescheinigt, denn mir war immerhin bekannt, dass mein Hund schon Rehe gehetzt hat und dann nicht mehr kontrollierbar war.

    Da würde ich die grobe Fahrlässigkeit auch sofort unterschreiben, es sei denn, du bringst etwas vor, dass die Vermutung nahelegt, dass dein Hund aufgrund bestimmter Ereignisse/Training nun keine Rehe mehr jagt.

    Aber ich würde auf keinen Fall sagen, dass jemand, der seinen Hund von der Leine lässt, grob fahrlässig handelt, wenn der Hund bisher keinen Anlass dazu gegeben hat, zu denken, dass er aufgrund einer Rehsichtung nicht mehr auf den Rückruf hören würde. Allein die Tatsache, dass der Hund in diesem Moment dann einem Reh erstmals folgt, würde für mich keine grobe Fahrlässigkeit begründen, nur weil Hunde grundsätzlich sogar dazu neigen (nicht nur dazu fähig sind) zu jagen. Noch weniger, wenn der Hund angeleint wäre und seinen Halter beim Durchstarten umreißt.


  • ok, da weiß jetzt echt nicht mehr was ich sagen soll :omg:

  • Im denkbar blödesten Szenario geht mir Kaya aus der Hand, hetzt ein Reh über die Straße und der entgegenkommende Fahrer, der ausweichen will, kommt von der Straße ab und prallt gegen einen Baum mit Todesfolge.

    Da spielt dann wiederum die aktive Handlung des entgegenkommenden Fahrers eine Rolle.
    Anderes Beispiel: Deutschland: Hund bellt, Passantin erschreckt sich, tritt auf die Straße und wird von Auto erfasst (OLG Karlsruhe 07.01.2015 – 9 U 9/14) -- da war der Autofahrer schuld weil u.a. zu geringer Seitenabstand.

    Österreich, Zivilsache: (OGH 16.5.2023, 2 Ob 71/23i) Hund bellt, Radfahrerin erschreckt sich und stürzt -- Halterin war Schadensersatzpflichtig.

  • Ja, das waren/sind gut sozialisierte menschenfreundliche Hunde. Aber nach den Eingangsberichten zum Geschehen ist wohl auch die Halterin der 3 Staffs mit Grund davon ausgegangen, dass ihre Hunde vernünftig sozialisiert und menschenfreundlich sind.


    Diese Halterin hätte im Vorfeld sicherlich auch niemals damit gerechnet, dass dieser schreckliche Vorfall so passieren kann, wie er passiert ist.


    Ich gehe davon aus, dass die Hunde vorher unauffällig waren. Warum sie in der Situation reagiert haben, wie sie es taten, was diesen Schalter im Hirn umgelegt hat, weiß niemand genau.

    also geht ihr davon aus, dass das drei süße, liebe, gut sozialisierte Hunde waren, die noch nie auch nur irgendeinen Anschein gemacht haben, dass sie aggressiv reagieren könnten?

    Klar, das gibt’s bestimmt - aber irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen

    Ich finde, man sollte nicht so leicht so hart urteilen, wie es manche hier tun, auch wenn ich schrecklich finde, was das Opfer hat durchleiden müssen.

    Ein lebenslanges Hundehalterverbot ist für mich nur begründbar, wenn man es als eine Art Vergeltung für das Leid sieht, das sie verursacht hat.

    Ich gehe davon aus, dass diese Frau niemals wieder einen derartigen Vorfall verursachen wird, auch wenn sie wieder Hunde halten darf/dürfte.

    Und ich glaube, ich würde freiwillig nur dann in ihrer Situation auf jede weitere Hundehaltung verzichten, wenn ich selbst denke, dass ich grob fahrlässig gehandelt habe und mich damit quasi bestrafen würde.

    Mir geht es tatsächlich nicht um „bestrafen“ und auch nicht darum, dass ich verurteile oder so.

    Ich wünsche der Frau, dass die das erlebte verarbeiten kann und noch ein gutes, erfülltes Leben führen kann.

    Nur bin ich der Meinung, dass der Versuch, Hunde zu halten schief ging - da muss man nach so einem Ausgang nicht noch einen Versuch starten.


    Das würde ich auch sagen, wenn jemand sich selbst so überschätzt und fahrlässig einen Autounfall mit Todesfolge verursacht- der muss nicht mehr Autofahren - hat’s versucht, ging schief - Fahrrad bitte. um zu verhindern, dass es noch mal passiert.

    Und so sehe ich es in der Situation eben auch.

  • also geht ihr davon aus, dass das drei süße, liebe, gut sozialisierte Hunde waren, die noch nie auch nur irgendeinen Anschein gemacht haben, dass sie aggressiv reagieren könnten?

    Klar, das gibt’s bestimmt - aber irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen

    Da noch nicht mal die absolut unserioesen Medien auch nur Andeutungen in Richtung 'waren bekannt/auffaellig' geschrieben/genannt haben, gehe ich davon aus, ja.



    Gabs nicht auch kurz nach dem Vorfall Aussagen von offizieller Seite, dass der Ruede (damals galt nur er als Verursacher) noch nie auffaellig war bzw. es keine Meldungen zu ihm gab? Ich hab irgendwas in diese Richtung im Kopf, bin mir aber echt nicht sicher.


    Davon ab: Zumindest der Ruede ist auf Ausstellung, im Sport (antesten) und dem WT des RZV nicht negativ aufgefallen!

  • blauewolke


    Ich gehe von gar nichts aus, ich habe nur die mir bekannten Informationen herangezogen. Schon in den ersten Berichten zum Thema stand klar zu lesen, dass die Hunde weder bei Polizei noch Gemeinde als auffällig bekannt waren. Und die zur Zucht zugelassenen Hunde haben dafür eine Begutachtung des Wesens zu absolvieren.

  • Ich gehe von einem tragischem Unglück mit entsetzlichem Ende aus.

    Vorsatz, bewußt herbeigeführte Leichtsinnigkeit und nach Kenntnis ihrer Einlassung vor Gericht eine Gleichgültigkeit, erkenne ich nicht.


    Es macht einen so fassungslos und ja ich kann auch verstehen, dass man nach Erklärungen sucht und sucht, eben weil wir alle Hundefreunde sind. Sicher kommt ob der Rasse auch Antiphatie auf und auch das ist verständlich.


    Hundeangriffe mit Todesfolge eines Menschen sind grausam :verzweifelt:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!