Ich weiß nicht mehr weiter...

  • Hallo Leute,
    ich bin Anfängerin und weiß nicht mehr weiter mit unserem Hund. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir weiterhelfen könnt. Und ich hoff ich schreib nicht zuviel Text, aber ich bin grad echt fertig und weiß nicht mehr weiter und möchte einiges loswerden.


    Wir haben in der Familie immer wieder mal auf die Hunde unserer Freunde aufgepasst, auch mal für länger, und jedesmal dachte ich mir, wenn die Zeit kommt, dass ich Zeit für einen Hund habe, dann will ich unbedingt einen Hund. Den Alltag mit Hund haben wir total genossen. Wir arbeiten beide von daheim aus, und unsre Tochter ist auch viel da. Letztes Jahr hatten wir den Hund einer Freundin für einen Monat bei uns, das war kurz vor meinen Prüfungen. Ich hatte das Gefühl, durch den jungen Kerl die Lernzeit noch besser hinzukriegen, als vorher. Das Spielen im Garten, Schmusen und die Gassirunden haben den Alltag besser strukturiert und dafür gesorgt, dass ich rauskomm, fit bleib und den Kopf frei krieg.


    Seitdem war ich in jeder freien Minute am informieren, suchen, ... über das Thema Hund. Schließlich fanden wir im November über eine Anzeige einen traumhaften einjährigen mittelgroßen Mischlingsrüden, der angeblich ein Anfängerhund war, brav, kennt die Grundkommandos, gesund, liebt Kinder, ist nicht aggressiv zu anderen Hunden, bellt nicht, usw ... Er ist als wir da waren sofort zu mir her, dann zu meinem Mann, und auch gleich zu meiner Tochter. Es schien gleich ein gewisses Grundvertrauen zu allen da zu sein.
    Die Vorbesitzer hatten ihn nur eine Woche. Die junge Frau, die selbst mit einem Hund aufgewachsen ist und welcher erst gestorben war, sagte, dass sie merke, dass sie offensichtlich noch keine neue Bindung zu einem Hund aufbauen kann. Es sei schade, denn das einzige sei, dass er so ziehe an der Leine. Und er sei ein absoluter Anfängerhund. Die Besitzer davor hatten den Welpen aus dem Tierheim geholt und hatten keine Zeit für ihn- er war oft (meist? Ich hab keine Ahnung) 8 Stunden oder mehr allein daheim.


    Ich hab das naiverweise mit dem Anfängerhund geglaubt.


    Letztendlich ist es aber so, dass
    - er zieht. Nicht nur ein bißchen- selbst wenn ich versuche, meine schmerzende Schulter tagelang auszukurieren und nur mein Mann geht in der Zeit mit ihm, selbst dann tut nach Tagen meine Schulter noch weh. Er ist stark, trotz Hundeschule und trotz konsequenter Erziehunghört er einfach nicht auf mit dem Ziehen (ich zumindest halte mich schon für konsequent. Spazierengehen bedeutet bei uns oft, ein paar Meter vor, dann reglementieren, Leckerli, undsoweiter.). Egal ob es ums schnüffeln wegen läufigen Hündinnen geht (ich hab meinen Man inzwischen soweit, dass er nächste Woche kastriert wird, das war hartnäckig :skeptisch2: ), ums Spielen mit anderen Hunden, ums Mäuse jagen, oder um Kinder kennenlernen.
    - er total eigen ist. Schmusen, oder Frauchen aufmerksam ansehen? Totale Fehlanzeige. Mag er nicht. Fehlt mir SEHR, das ist ein ernstzunehmendes Problem für mich.
    - er seine Umgebung in dieser Reihenfolge als interessant wahrnimmt: Hunde - Jagbares, auch Katzen - Männer - Kinder - Frauen. Ich hab es echt schwer mit ihm, dass er mich annimmt.
    - er immer wieder mal wegläuft. Sei es über den Zaun, den wir grad immer höher und ausbruchssicherer bauen, oder beim Spazierengehen. Heute hab ich es wieder mal versucht mit Abhängen von der Leine (es war auf dem Feld und null andere Hunde waren da) und ich wollte mal sehen, was passiert, wenn ich ihn nicht sofort, sondern erst etwas später abrufe. Fehlanzeige: er rannte die 400m bis zur nächsten Schnellstraße, hat dort die Autos eingebremst, und ist erst dann zu seinem inzwischen durchgeschwitzten Frauchen zurück.


    Zuhause ist er distanziert und brav. Ich frage mich aber echt, ob irgendwann eine Bindung entsteht zwischen ihm und mir, und ob sich nach der Kastration etwas ändert. Ich kann nicht mehr, mir tut der gesamte Oberkörper weh vom Hund zurückhalten, und dass wir beide keine Bindung aufbauen können, auf egal welche Weise außer Kommandos üben mit Leckerlis und kurzen Spielen (lang mag er nicht), tut sein übriges. Holt er nach seiner traurigen Kindheit seine Pubertät nach, hat da jemand Erfahrung? Und dann ist immer noch das Problem mit der Bindung. Wenns keinen Spaß macht mit dem Tier, und auch nach der Kastration kein Ende abzusehen ist, macht es dann überhaupt noch Sinn?


    Ich komm mir so hart und so ungerecht vor, und wenn es dann doch irgendwann wieder schön ist (die letzten Meter auf den Spaziergängen z.B. ist er ein auf mich konzentrierter Musterhund und kann ohne Leine, oder wenn er doch mal Lust auf Kuscheln hat, dann denk ich mir schon dass es klappen könnte. Aber das andere überwiegt seit einiger Zeit: ich kann einfach nicht mehr.


    Was würdet ihr machen?

  • Der zieht aber nicht mit den Hoden an der Leine... kastrieren wird an eurem Problem nichts ändern.


    Ich empfehle einen Trainer zu konsultieren.

  • Sie schrieb "seit November".


    Hallo erstmal! Ich finde es gut, dass ihr euch einen Mischling ins Haus geholt habt und nicht auf einer bestimmten Rasse besteht.


    Und dass ihr schon Hundeschule mit ihm macht.


    Mein Hund war anfangs ähnlich: Gezogen, bis mir der gesamte Unterkörper weh getan hat (hab immer mit den Beinen gebremst), immer auf Männer fixiert und zu mir nur freundlich.


    Ich hab ihn aus dem Tierheim und denke einfach,


    1. er kannte noch keine Leine
    2. er hatte ein Herrchen, kein Frauchen


    Das sind Dinge, die brauchen ihre Zeit. Er wird sich auch auf dich ausrichten, du hast ihn noch nicht so lange.


    Meiner taut so ganz langsam auf, ich habe ihn jetzt 7 Monate.


    Viel Geduld.

  • Was würdet ihr machen?

    Nur ganz kurz, weil ich gerade auf dem Sprung bin... :smile:


    1. Mir einen Ruckdämpfer für die Leine und eventuell einen Bauchgurt (so einen zum Joggen mit Hund) kaufen. Hund ein Geschirr anziehen, Ruckdämpfer da einhängen, Leine dran, Leine an den Bauchgurt – damit du deine Schulterschmerzen erst mal loswirst. Wenn was wehtut kann kein vernünftiges Training stattfinden, das gilt für Hunde und für Menschen.


    2. Die Kastration verschieben bzw. ganz absagen. Nach einer Kastration steigt bei vielen Hunden die Außenfokussiertheit und der Jagdtrieb erst mal deutlich an. Und glaub mir, mit einem Hund, der jetzt schon Schwierigkeiten mit dem Am-Besitzer-Orientieren draußen hat, willst du das echt nicht. Euer Hund ist jetzt ungefähr anderthalb Jahre alt? Da kommt noch so viel Entwicklung, jetzt durch eine OP in den Hormonhaushalt einzugreifen wäre fatal und würde ich nur machen, wenn ein medizinischer Notfall vorläge.


    3. Mir mit dem Hund ein gemeinsames Hobby suchen. Gute Bindung fällt nicht vom Himmel ;) , sondern entsteht u.a. durch schöne gemeinsame Erlebnisse. Wenn dein Hund gerne schnüffelt, wie wär's mit Mantrailing z.B.? Das gibt Erfolgserlebnisse und schweißt zusammen.


    Edit: Und auf der Basis (Spaß an Zusammenarbeit, Hund und Mensch schmerzfrei) ist dann auch die Leinenführigkeit bzw. das Training selbiger kein großes Problem mehr – schau mal hier im Forum über die Suche, da gibt's tolle Anleitungen. :smile:

  • Was ist es überhaupt für ein Hundetyp?


    Vier Monate sind zwar noch keine Zeit, wenn ihr gutmachen müßt, was zwei Vorbesitzer versäumt haben, nümlich eine solide Grunderziehung.


    Aber es müßte reichen, um die Frage der Fragen zu beantworten: Magst du den Hund? So sehr, dass du dir vorstellen kannst, noch richtig Arbeit in euer Verhältnis zu stecken? Vielleicht hundelebenslang? Oder ist er dir/euch eigentlich unsympathisch, weil ihr euch was ganz anderes vorgestellt habt - so, dass auch von deiner Seite keine richtige Bindung zustandekommt?


    Denn an seinem Verhalten wird sich sicher noch einiges korrigieren lassen. Aber den Grundcharakter, nämlich eher distanziert, eigenständig und kein dich anschmachtender Schmuser, den wird er wohl beibehalten. Daran ändert auch eine Kastration nichts.


  • Magst du den Hund?


    Aber den Grundcharakter, nämlich eher distanziert, eigenständig und kein dich anschmachtender Schmuser, den wird er wohl beibehalten. Daran ändert auch eine Kastration nichts.

    Ich würde das nicht fragen, ob sie den Hund mag. Es wird ja einen Grund gehabt haben, dass sie ihn sich geholt hat.


    Das ist eine zu provokative Frage, finde ich, und bewirkt in der Fragestellerin unnötige Zweifel.
    Ich finde, wir sollten ihr helfen, durchzuhalten. Es muss nicht immer gleich ums Mögen gehen.


    Je mehr Erfolge sie hat, desto lieber wird sie ihn auch haben. Und umgekehrt. :D

  • Ich denke nicht, dass es ums Durchhalten um jeden Preis geht, falls alle Teile unglücklich sind - was wir noch nicht beurteilen können. Erstmal geht es um Ehrlichkeit, auch sich selbst gegenüber.

  • November ist noch nicht lang. Wenn der Hund nix kannte und sonst auch noch nie starke Bindung zu Menschen hatte, ist das nicht verwunderlich. Man sagt das es zwischen 8-12 Monate dauert bis der Hund ankommt...


    Ich habe auch lange Arme seit Januar.


    Positive Sachen wie gemeinsame Suchspiele etc helfen. Wenn er Abstand will, dann lasst ihn.


    Wie lang seit ihr in der Hundeschule?


    Ich kann mir auch vorstellen dass es sich bei dir gerade um Enttäuschung handelt. Du wolltest etwas anderes. Gibt es Dinge, die du am Felltier magst?

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