Ich weiß nicht mehr weiter...

  • Nebenbei bemerkt, ich hab den Hund natürlich nicht gesehen, finde aber schon, dass das nach einem Anfängerhund klingt, der einfach nicht erzogen ist. In dem Alter ist es normal, dass der Hund sehr außenorientiert ist, vor allem, wenn in der Beziehung etwas nicht stimmt und der Hund (noch) nicht gelernt hat, dass seine Menschen immer spannend sind.


    Dass der Hund nicht kuscheln will, kann sich ändern, meine Hündin hat damit im Laufe der Pubertät plötzlich angefangen.... Muss es aber nicht. Du kannst seinen Charakter nicht ändern, aber den Hund abzugeben, weil er nicht kuscheln will, einen eigenen Kopf hat (wobei ich da nichtmal sicher bin - wenn der Hund nicht versteht, was du von ihm willst, kann es auch einfach sein, dass er deshalb distanziert ist und sich das ändern könnte, wenn du für den Hund klarer bist) und deinen Mann aktuell toller findet, finde ich echt daneben. Bei deinen Kindern konntest du dir den Charakter auch nicht aussuchen, oder? Und auch beim Welpen vom Züchter kannst du dir den Charakter genauso wenig aussuchen.


    Dass du allerdings schreibst du hättest keine Lust den Hund von dir überzeugen zu müssen und ganz ehrlich, wenn du nicht bereit bist, den Hund so zu nehmen wie er ist und daran zu arbeiten, eure Beziehung zu verbessern, wird sich zwischen euch wohl auch nicht viel ändern. Der Hund merkt ja auch, wenn du ihm so ablehnend gegenüber stehst.

  • Ich weiß nicht genau, was du mit reglementieren meinst?


    Jedenfalls würde ich das Leinentraining massiv überdenken - und vor allem keine 5-7 Meterleine am Halsband festmachen....!!


    Diese Bein-Geschichte ist komisch. Es gibt schon Dinge, die für eine Beinleine (die gibts) sprechen können, ja, aber erst bei einem an und für sich leinenführigen Hund!


    Ein Hund, der heftigen Zug nach vorne bereits gelernt und stark verinnerlicht hat, würde ich nicht mit Stehenbleiben arbeiten (würde ich eh nie, aber da erst recht nicht), sondern mit Richtungswechseln, aber bitte auch das nicht an einer ganz kurzen Leine, sondern mindestens 2 Meter, besser mehr! anfangen.
    Geht aber nur, wenn man weiß worauf man achten muss. Bei Interesse, frag nach.


    Und ja, 10 Leute 11 Meinungen, versuch es einfach für dich ganz ruhig zu überdenken, was du verstehst und umsetzen kannst, nicht wild rumprobieren, das macht den Hund irre.



    Hat der Hund Gelegenheit zum freien Sozialkontakt, ohne Leine! mit anderen Hunden?


    Dass er dich so stark beschwichtigt (gähnen, die Ohren) zeigt auch, warum er mit dir nicht kuschelt etc. Er hat ein bisschen zu viel Respekt von dir und versteht aber nicht was du willst. Da geht man besser vorsichtig auf Abstand, auf Nummer sicher, er will dich nicht provozieren und er würde es nie wagen, sich dir aufzudrängen, deine Grenzen zu überschreiten. Daher nimmt er keinen Körperkontakt auf.
    Er weiß, dass du die Bezugsperson bist (du Fütterst ihn etc), er ist aber von dir verwirrt und erlebt dich als unberechenbar (was evtl. aus dem Reglementieren etc herrührt). Daraus resultiert unsicheres Bindungsverhalten und enormer Stress, daher das Ziehen und der Aussenfokus.


    Beim Spielen gehts, weil er da offensichtlich versteht, was du möchtest. Da handelst du wohl auch einfach authentisch, bist du selbst. Beim "Erziehen" machst du irgendwelche Dinge, die du selbst nicht verstehst, und die ergeben keinen Sinn für den Hund.


    Wärs mein Hund, würde ich die Leinen-Spaziergänge reduzieren, ihn an der Schlepp schnuppern lassen etc, ihm Gelegenheit zu Sozialkontakt geben, und einen anderen Trainer suchen.

  • Zur Aufmerksamkeit: Es gibt einfach auch autonome Hunde. Hab hier auch so eine sitzen. Ich habe im ersten halben Jahr ausschließlich Leinenführigkeit und Bindungsaufbau geübt. In der Wohnung war sie schon etwas kuschelig, hat kraulen genossen, aber sie war und ist nie ein Hund, der sich einem auf den Schoß kuschelt.
    Als sie mich draußen zum ersten Mal von sich aus angeguckt hat (nach Monaten!), hätte ich vor Freude am Liebsten geheult. Wir üben seit sie hier ist fast jeden Tag (seit 9 Jahren). Machen wir mal Urlaub und lassen es schleifen, fängt sie wieder an, ihr Ding zu machen. Aber so ist sie nunmal, und wir lieben sie genau so. Second Hand Hunde haben schon einiges erlebt und ihre eigenen Strategien entwickelt.
    Ich sehe das mit der Kastra so wie die anderen hier. Mein Hund hat sich seine Souveränität schwer erarbeiten müssen (und wir mit ihr), weil sie so früh kastriert wurde.

  • Wie schon öfter: Die TE hat glaube ich ganz gute Tipps erhalten. Bitte überfordert sie nicht - finde ich -, es sei denn, sie fragt detailliert weiter.
    Sorry, ich möchte einfach vermeiden, dass es hier so läuft wie in einigen anderen Hau-Drauf-Threads. =)

  • Wirkliche Tips möchte ich Dir nicht geben, dafür fühle ich mich nicht kompetent genug, aber ich kann Dir von uns berichten.
    Ben war 10 Monate alt, als er hier einzog und er kannte genau: nichts.
    An der Leine war er eine Katastrophe, ich habe noch nie vorher einen Hund so oft auf den Hinterbeinen gesehen wie ihn. Oh, eine Mülltonne....da muss ich hin, oh ein Pfosten...kenne ich nicht...hin usw, usw. Ich glaube es hat mindestens ein Jahr gedauert bis er einigermassen ,für mich, anständig an der Leine gegangen ist. Ich nutze eine Gurtleine, die ich mir quer über die Schulter hänge und eine drei Meter geflochtene Leine, die ich da einklinke. Die drei Meter Leine habe ich trotzdem in der Hand und spiele damit, heisst, ich lasse sie im Park lang, an der Strasse nehme ich sie kurz.
    Auch bei Ben habe ich manchmal das Gefühl er braucht mich nur, damit ich mit ihm rausgehe, ihn fütter, usw. Damit umzugehen musste ich auch erst lernen. Im Moment hat er sich verzogen und liegt bestimmt in meinem Bett, Bonni (unsere Kleine) liegt bei mir an den Füßen, sie ist ganz anders, muss dabei sein, will auf den Arm, will gekuschelt werden.Allerdings weiß ich, im Zweifel steht Frauchen an erster Stelle.
    Manchmal ist es einfach schwierig Verstand und Gefühl in Einklang zu bringen, das dauert aber es lohnt sich auch.

  • @Sanjarok Ich finde es gut, dass Du so ausführlich schreibst. Aber mir wird ganz schwindelig. Dein Hund ist doch kein Versuchskaninchen. Ich wäre als Hund auch sehr gestresst bei so einem Durcheinander. :verzweifelt:

    Ich komme mir oft so dumm vor, wenn ich versuche, Atouks Aufmerksamkeit zu bekommen, und der Hund gähnt dann nur müde

    Kleiner Satz, der Großes aussagt. Dein Hund gähnt nicht aus Müdigkeit, sondern weil er gestresst ist und Du bist in dem Augenblick der Auslöser. Das ist eine kleine Szene aus ganz vielen und schon da interpretierst Du ihn völlig falsch. Ich denke daher, dass es in Eurem Alltag davon jede Menge gibt und Dein Hund daher mit Dir überfordert ist. Dass ein überforderter Hund sich in einen anderen Verhaltensbereich versucht zu flüchten (meist Jagdverhalten und Sexualverhalten) ist dann die Folge. Wenn Du jetzt die Flucht ins Sexualverhalten abschalten willst, indem Du ihm gesunde Organe wegoperieren lässt, wird er sich einen anderen Verhaltensbereich suchen oder weiter ausbauen (wird wohl das Jagdverhalten dann werden), wo er immer weiter durchknallt.


    Du hast leider nicht geschrieben wie oft ihr raus geht. Mein Vorschlag als Notfallmaßnahme: Mach gar nichts mehr mit ihm, außer ihn füttern und in den Garten lassen oder am Grünstreifen zum Machen hoch und runter gehen. Gassi erst Mal komplett weglassen bis Du einen Trainer gefunden hast, der die Grundlagen mit Dir erarbeitet. Ich habe den Eindruck, dass jeder Gang nach draußen alles nur noch viel, viel schlimmer macht.


    Wichtig wäre beim Thema Leinenführigkeit, dass Du eine Methode findest, die nicht auf Korrektur basiert - Du bist gerade nur damit beschäftigt bei dem Thema drauf rumzuhacken was er falsch macht, das ist für den Hund megafrustrierend und erzeugt Stress! - sondern dem Hund auf nette Art beibringt, was er machen soll.


    PS: Damit Du mal ein Bisschen einschätzen kannst, warum ich so urteile - normalerweise schreibe ich das nicht, aber ich glaube, das wäre hier sinnvoll: Ich habe eine Hundeschule und arbeite professionell in dem Bereich. Eins meiner Spezialgebiete sind gestresste Hunde. ;)

  • So jetzt habe ich was mehr Zeit.


    Ganz kurz zum Thema Kastra: du hast ja jetzt schon etwas mehr dazu erfahren und das dein Zwerg aktuell in der Pubertät steckt - mitten drin, statt nur dabei ;) .
    Ich finde es gut, dass du dich jetzt noch genauer informierst zu dem Thema. Hier im Forum sind viele gegen Kastra ohne medizinische Indikation. Aber entscheiden musst es am Ende du (und dein Mann).
    Nemt euch die Zeit die ihr braucht um das zu entscheiden, lasst den Bub mal Erwachsen werden und vielleicht sieht die Welt dann schon anders aus.



    Dann zu dem anderen Themen:


    Ich würde das was @Sanjarok schreibt jetzt nicht Wortwörtlich nehmen, dass sie an eine Abgabe denkt oder den Hund nicht gern hat.
    Ich glaube @Sanjarok ist aktuell einfach frustriert und mit der Situation überfordert. :bussi:
    Es ist einfach nicht so, wie sie sich das "ausgemalt" hat.
    Sie ist Ersthundehalterin, da kann man sich auch mal ein falsches Bild malen, das ist ok. Man darf zweifeln, frustriert sein und am Ende kann man dann lernen mit der Situation zu leben und daran zu wachsen.


    Gerade weil der Hund noch nicht so lange da ist.
    Ich kenne einige Leute die TS-Hunde haben, wo solche Phasen im laufe der ersten 2 Jahre auftauchen. Gerade wenn man vielleicht ein Typ-Hund hat, der dann doch nicht so in die Idee Hund passt.
    Und ich finde das auch gar nicht schlimm, wenn man mal so eine Phase hat und man darf auch mal so denken, TS-Hunde sind nun mal Ü-Eier, auch wenn das einem Bewusst ist, kann die Erkenntnis das der Hund vielleicht nicht dem entspricht, was man gerne gehabt hätte ernüchternd sein.
    Da ist das dann auch total egal, ob der Hund sich für das Alter "normal" anhört.


    Ich kann dich @Sanjarok durchaus nachvollziehen.
    Ich hatte auch lange mit meiner Hündin zu kämpfen innerlich.


    Aber ich kann dir sagen, dass man an dem Hund wächst und das es sich am Ende lohnt.
    Man bekommt nicht unbedingt plötzlich mehr vom Hund, aber man lernt das was man bekommt Wert zu schätzen.
    Man erfreut sich an kleinen Dingen und kann kann besonders auf einen selbst Stolz sein, sich Weiterentwickelt zu haben.
    Und wenn man den Punkt erreicht hat, dann ist alles auch gar nicht mehr schwer, anstrengend oder gar frustrierend.
    Aber das ist eine Entwicklung, die nicht von heute auf morgen passiert.


    Gib dem Hund und dir die Zeit dafür!


  • Wirklich Tips habe ich nicht, nur ein Gedankengang.
    Und zwar sind einige Tierschutzhunde durchaus Geschlechterbezogen. Gerade Straßenhunde, wenn sie mit Männern oder Frauen schlechte Erfahrungen gemacht haben, sind sie ihm "neuen" Leben diesen gegenüber misstrauischer.
    Mir fiel das jetzt ein, als ich gelesen habe, dass euer Hund besser auf deinen Mann reagiert.
    Unsere Hunde-Omi ist auch eine ehemalige Straßenhündin und sie ist ein ausgemachter Männerhund.
    Grundsätzlich bin ich bei uns Diejenige, die sich um die Hunde kümmert. Die Collies sind auch komplett auf mich bezogen. Betsy, die Omi, ist ausschließlich der Hund meines Mannes. Sie frisst erst, wenn er zu Hause ist, geht nur zu ihm zum Kuscheln, hört nur auf ihn. Wenn ich sie bürsten, baden oder scheren muss, muss zumindest mein Mann zu Hause sein, sonst tickt sie komplett aus, ist mein Mann aber im selben Raum, ist sie entspannt.
    Am Anfang war ich da auch totunglücklich drüber...ich hatte sie immerhin damals im Tierheim ausgesucht, da muss sie doch dankbar sein....ist aber eben nicht so...Dankbarkeit kennen Hunde nicht....damit muss man sich dann im Notfall auch abfinden. :ka:

  • Die letzten Antworten haben mir echt viel gebracht, danke!
    Verständnis ist hilfreich, das zeigt mir, dass es anderen auch so ging und dass es einen Weg da heraus gibt, indem man ein paar Sachen ändert und dran bleibt. Das hilft auch meinem Hund weiter, wenn ich mit Zuversicht an die Sache rangehen kann.

  • zu den anderen Themen wurde schon viel tolles gesagt, nur noch kurz... Ich habe habe drei Jahre darauf gewartet, dass mein Hund mal (!) kuscheln kommt oder sich auch mal gerne ein bisschen von mir anfassen lässt!


    Hab Geduld was das angeht. Es lohnt sich wirklich :herzen1:

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