Hundetrainer. Erzengel oder Beelzebub?

  • Hallo,


    ...durch verschiedene Threads im DF angeregt, stellt sich mir ernsthaft
    die Frage, was ein Hundetrainer eigentlich ist.


    Und vor allem, wo kommen die denn alle plötzlich her?


    Nicht, dass es früher keine gegeben hätte.
    Jeder gute Schäferhundverein hatte einen.
    Ein kantiger, lauter, selbstbewusster Herr, gerne mit militäischer Vor-
    bildung.


    Und wenn Hasso oder Asta nicht parierten, gab's eine.
    Mipm Stock. Oder mipm Fuß.
    Die haben dann aber auch gehorcht.


    Gut. Die Zeiten haben sich geändert. Ist auch gut so.
    Aber auch die Art der Hundehaltung hat sich geändert und damit auch
    das Verhältnis, dass man seinem Hund entgegenbringt.
    Und somit auch die Probleme.


    Während man dereinst seinen Hund nach Gutdünken und Hörensagen
    erzogen hat -so manches Welpennäschen wurde da von uninformierten
    'Fachleuten' ins frische Hundepipi getaucht- sucht man sich heute gleich
    professionelle Hilfe.
    Warum auch nicht.
    Aber da wo einmal der gesunde Menschenverstand regierte, wird heute
    tiefenpsychologisch eingegriffen.


    Und wie!


    Denn die in inflationärer Zahl auftretenden Hundetrainer arbeiten nicht
    nach einheitlichen Methoden.


    Da werden sich unter der Hand Schlagworte zugeraunzt und Namen ge-
    flüstert.
    Block, Rüttler, natural Dockmannschiff, Animal Lörn oder HundertWelten.


    Aber jeder HH kann nur eine Methode anwenden.
    Entscheidet er sich beispielsweise für Rüttler, wird er sofort und gnaden-
    los vom Blitz getroffen werden und sich in Staub verwandeln, wenn er
    das Wort Block in den Mund nimmt. Ach was sage ich denn, auch nur
    daran denkt!


    Nur die 'eigene' Methode ist gut.
    Du sollst keinen anderen Hundetrainer haben neben mir!
    Amen!


    Nicht nur dass das Gelernte geradezu sklawisch verinnerlicht und ange-
    wendet wird. Nein genau so wichtig, wie an den Erfolg seines Trainers zu
    glauben ist, alle anderen Trainer und deren Methoden als 'Pfui' zu em-
    pfinden.
    Und im Übrigen können die 'Anderen' eh nix. Die haben ja mal so was
    von garnix drauf. Keine Ahnung haben die. Aber so was von. Und davon
    aber viel!


    Dann geht es los.
    Wie z.B. hier im Forum.
    Post für Post wird verteufelt und verteidigt. Geschimpft und gelobt. In den
    Himmel gehoben und zeitweise auch bissle gerufschädigt. :^^:


    Mir stellt sich dabei immer nur die Frage: Was bringt es dem Hund?


    Es dürfte beispielsweise nicht allen ganz unbekannt sein, dass seine
    Hoheit Prinz Jimmy von Kreta, was mein Hund ist, eine recht
    unangenehme Eigenheit pflegt.
    Der Herr belieben sich zu verdünnisieren.
    So üben wir so gut wir es vermögen mit ihm. Haben auch schon den
    Hundesportverein besucht und eine sehr liebe Hunde-Sachverständige
    hier aus dem Forum frequentiert.
    Wir tun halt was wir können, in dem Maße wie es uns wichtig erscheint.


    Ich würde guten Rat von jedem annehmen, wenn es nur zum Erfolge
    führte.
    Und wenn derjenige nicht gerade nach der Methode des berüchtigten
    Hundepsychologen Dr. Adolf Prügelpeitsch arbeitet, bin ich auch gerne
    bereit mir die Methoden des erfolgreichen Hundelehrers anzueignen.


    Ich bin auf der anderen Seite allerdings auch fähig zu erkennen, wenn
    etwas Bullshit ist und dann beschäftige ich mich auch nicht mehr damit.


    So läuft im Moment ein reger Austausch über eine Sat1-Sendung, die
    diese Woche Dienstag lief.
    Habe ich mir auch angesehen.
    Ungefähr zehn Minuten lang.
    Dann war das Thema für mich durch. Länger hätte ich allerdings auch
    nicht so laut lachen mögen. Die Nachbarn haben einen leichten Schlaf
    und es war schon nach 23 Uhr.


    Warum darüber auch noch debattieren?


    Wichtig ist doch der Erfolg und nicht der, der einem das Mittel zum Er-
    folg vermittelt.
    Wer mir hilft, dem sage ich danke schön und entrichte meinen Obolus.
    Er ist desswegen kein Messias für mich.
    Und einige Trainingssitzungen, die nicht zum Erfolge führen, veranlassen
    mich nicht dazu, den Lehrer zu verteufeln.


    Seine Lehren kann man doch sowohl aus Erfolg, als auch aus Misserfolg
    ziehen. Für beide Erfahrungen sollte man dankbar sein.
    Man darf auch gerne Loben und auch bissle schimpfen.


    Nur übertreiben sollte man beides nicht.


    liebe Grüsse ... Patrick

  • :lachtot: Ich musste grad lachen. :gut: So, jetzt les ich weiter.


    Zitat

    Warum darüber auch noch debattieren?


    Weil es sonst keiner tut. Irgendwer muss das ja übernehmen.


    Zitat

    Wichtig ist doch der Erfolg


    Nein, der Weg dahin.
    Wie du schon geschrieben hast:

    Zitat

    Seine Lehren kann man doch sowohl aus Erfolg, als auch aus Misserfolg
    ziehen.


    Wenn das mal einer tun würde.

  • Zitat


    Ein kantiger, lauter, selbstbewusster Herr, gerne mit militäischer Vor-
    bildung.


    Und wenn Hasso oder Asta nicht parierten, gab's eine.
    Mipm Stock. Oder mipm Fuß.
    Die haben dann aber auch gehorcht.


    :lachtot: Asta hahaha


    Zitat

    Du sollst keinen anderen Hundetrainer haben neben mir!
    Amen!


    :lachtot: du bist so gut^^


    Zitat


    Nicht nur dass das Gelernte geradezu sklawisch verinnerlicht und ange-
    wendet wird. Nein genau so wichtig, wie an den Erfolg seines Trainers zu
    glauben ist, alle anderen Trainer und deren Methoden als 'Pfui' zu em-
    pfinden.


    Erste Erfahung mit Trainer und ich durfte genau das feststellen. Hätt ich in dem Maße echt nicht gedacht...


    Zitat

    Und wenn derjenige nicht gerade nach der Methode des berüchtigten
    Hundepsychologen Dr. Adolf Prügelpeitsch arbeitet, bin ich auch gerne
    bereit mir die Methoden des erfolgreichen Hundelehrers anzueignen.


    :lachtot: :lachtot:


    Zitat

    Wichtig ist doch der Erfolg und nicht der, der einem das Mittel zum Er-
    folg vermittelt.


    Sofern der Weg zum Erfolg sich mit meinen "Vorstellungen" darüber deckt, also nichts gemacht wird, wo ich den Rückzug starten oder auch nur die Nase rümpfen würde, stimme ich dir da zu.


    Es ist schnurz piep egal, wer mir den Schlüssel zum Erflog überreicht. Und wenn es das Gespräch mit Nachbarin Frieda (fiktiv) ist, das mir den nötigen Denkanstoß liefert oder aber eben ein teuer bezahlter, rennomierter Trainer.


    Ich kann das auch überhaupt nicht nachvollziehen, wie man sich gerade bei solch komplexen Wesen und vorallem solch komplexen Beziehungen so sehr in Doktrinen versteifen kann. Man beschneidet sich doch selber um eine Vilefalt an Möglichkeiten.


    Sehr schön geschrieben, ich musste mehrfach laut lachen^^ Ein schöner Start in den Tag.

  • Ich würde mal sagen, ein Hundetrainer ist in erster Linie Mensch. So hat er alle Schwächen und Stärken, die man dieser Spezies nachsagt.
    Hundeerziehung ist anstrengend und dauert (manchmal ziemlich lange). Wie viel einfacher (menschlicher) ist es da an irgendeine Wunderlösung in 3 Tagen zu glauben oder das Fehlverhalten von Fifi auf dessen Vergangenheit zu reduzieren als sie ehrlicher der eigene Inkonsequenz (häufig) zuzuschreiben. Ich bin immer ein bißchen am Staunen wenn ich lese "mein Trainer hat blablalba gesagt...", und dann wird das Ganze kritiklos und unreflektiert übernommen und noch viel schlimmer mit großem Sendungsbewußtsein weiter verbreitet und angewendet.


    Es menschelt halt überall, auch in der Hundeszene.


    LG

  • Moin zusammen,


    Zitat

    Hallo,
    Aber da wo einmal der gesunde Menschenverstand regierte, wird heute
    tiefenpsychologisch eingegriffen.


    Und wie!


    Also ich verlass mich nach wie vor auf meinen Menschenverstand. Zugegeben, als ich Luke letztes Jahr aus dem Tierheim geholt habe, war alles anders geplant, als es dann letztendlich gekommen ist. Die Entscheidung für einem Hundetrainer war eigentlich schon getroffen, mußte dann aber aus verschiedenen Gründen revidiert werden.


    Mir war und ist wichtig, daß Luke als allererstes wieder vertraut. Das haben wir weitestgehend erreicht. Vielleicht hat es etwas länger gedauert, aber es bessert sich Tag für Tag. Natürlich haben wir in der Zeit auch an der Erziehung gearbeitet. Aber halt nach meinen Vorstellungen.


    Ich unterhalte mich mit anderen HH, nehm mir Anregungen und Tips von hier und anderswo usw. und so entwickelt sich für mich ein *Weg* meinen Hund zu *erziehen*.


    Klar gibt es auch mal Rückschritte oder Misserfolge, keine Frage. Aber wichtig ist letztendlich das Ergebnis und der Weg, der dahin führt. Und dieser muss mit meinen Menschenverstand konform gehen.


    Aber nun weiter.


    Besagte SAT-1 Sendung hat mich amüsiert. Ich habs zwar nicht zu Ende geschaut, aber was ich gesehen habe, hat mir gereicht um mich zu belustigen. Luke pennt zwar auch viel, und ich nenn ihn auch ab und an Raubtier, aber was da erzählt wurde... ne... da mußte ich mir nicht mehr antun.


    Warum aber nun darüber debattieren und da mittlerweile 27 Seiten schreiben...


    Gute Frage...


    Ich hab mich dran beteiligt, weil mich einige Aussagen so amüsiert haben und ich da meinen Senf dazugeben wollte... also sozusagen aus Spass an der Freud.



    Ich seh das Thema Hundetrainer/schule etwas lockerer. Für uns nicht zwingend erforderlich (bis jetzt). Sollte es notwendig sein, dann ja, aber dann nur, wenn ich einen Trainer/Schule finde, die meinen Vorstellungen im Umgang mit dem Hund entspricht. Mein Hund wurde früher genug versaut, da brauch ich niemanden, der da noch mehr Schaden anrichtet.

  • Hallo Patrick,
    Du triffst den Nagel auf den Kopf:) Ich (Hundetrainierin!!!) habe mich wahnsinnig amüsiert.


    Ich hasse es, wenn über "Kollegen" gewettert wird. Bei uns ist das ganz schlimm, da wird selbst auf HP´s gewettert.


    Nach dem Motto:"Wir sind die Guten."


    Allerdings muß ich auch sagen, dass ich öfter mal den Kopf schütteln muß, wenn ich über die "Methoden" der "anderen" höre.


    Und da kommen wir gleich zum nächsten Thema: Wo kommen die alle her?


    Es gibt selbsternannte Tierpsychologen, die nicht ein Seminar besucht haben. Auch wenn es mit Sicherheit Naturtalente gibt, finde ich es wichtig sich fort- bzw. erst einmal auszubilden.


    Ich persönlich möchte, dass die Menschen, die zu mir kommen, sich wohl fühlen, die Chemie muss stimmen, die Umgangsweise mit dem Hund muß den Leuten zusagen. Und ganz wichtig: es muss Erfolge bringen. Dafür muß natürlcih die Mitarbeit des Menschen stimmen. Sonst kann noch so ein guter Trainer gar nichts ausrichten.


    Die ganzen Ausbilder bzw. Ausbildungsmethoden, die Du genannt hast, haben mit Sicherheit einen fundierten Hintergrund.
    Aber: da tauchen Hundezentren auf, überall liest man von Ausbildung zum Problemhundetherapeut etc und man hat noch nie was von diesen Leuten gehört.
    Im Moment scheint die Hundetrainerausbildungsschiene zu boomen und einige springen drauf. Oftmals ist das wirklich reine Abzocke.


    Wer soll da noch unterscheiden?
    Selbst bei uns in der Kleinstadt treffe ich häufig Leute, die mir erzählen, dass sie gerade eine Hundetrainerausbildung bei xy machen.


    xy- noch nie was von gehört.


    Ich arbeite nun schon etwas länger als selbständige Hundetrainerin und zu meiner Anfangszeit gab es genau drei Hundeschule in unserer Stadt (ca. 70.000 Einwohner). Jetzt kann man sie gar nicht mehr zählen, die Therapeuten, Psychologen etc.
    Und deshalb wird wohl auch so hart um Kunden gekämpft:)


    Viele Grüße
    Anja

  • Hey, wie genial geschrieben :lachtot:
    Und so wahr!!!


    Ich habe diese ganze Sache mit den Gurus und den "Bösen" allerdings schon längst mit den Pferden durch. Als ich vor fast 20 Jahren mein erstes Pferd bekommen habe, und als Pionier der ersten Freizeitreiter ziemliche Probleme hatte (ich bin mal aus einem Reitstall rausgeflogen, weil ich Bodenarbeit gemacht habe und mein Pferd auch im Winter auf die Koppel stellen wollte...), hab ich mich in meinem Eifer auch ein bisschen festgebissen, und die Ausbilder in gut und böse eingeteilt.


    Später hab ich dann meinen Weg gefunden, der ziemlich gemischt ist, und in meiner Art der Pferdehaltung haben viele Vorbilder ihren Platz.
    Wenn sie auch alle artgemäße Haltung und gewaltfreies Arbeiten gemeinsam haben.


    Beim Hund bin ich gar nicht erst so da rein gerutscht.
    Ich finde Interessantes und Lernenswertes bei Rütters, Bloch, Fichtelmeier und so weiter.


    Am meisten bringt es weiter, wenn man für alles offen ist und sich das, was einen selbst überzeugt, für sich zu nutzen weiß, ohne dem Hund zu schaden.

  • Hach ja, der Badenzer :bussi:


    Zitat


    Nur die 'eigene' Methode ist gut.
    Du sollst keinen anderen Hundetrainer haben neben mir!
    Amen!


    Sagt wer? Ich "kenne" nur 2 Trainer, die das tatsächlich so verlangen, die anderen sind recht locker bei sowas...


    Wenn eine Methode passt und die Leute nur diese anwenden wollen, von mir aus... Aber wird es nicht immer deutlicher, das sehr viele HH das nicht wollen? Das sie sich das rausziehen, was sie umsetzen wollen und können? Suchen sich nicht immer mehr, ihren Weg, der zu ihnen und ihrem Hund passt? Auch wenn das heißt man nimmt aus 8 Methoden Bröckelchen?

  • Zitat

    Suchen sich nicht immer mehr, ihren Weg, der zu ihnen und ihrem Hund passt? Auch wenn das heißt man nimmt aus 8 Methoden Bröckelchen?


    Auf mich trifft das zu.
    Ich bin ja auch gerade dabei, mich über die Hundeschulen in meinem Einzugsbereich zu informieren, da wahrscheinlich im Juni ein Welpe bei uns einzieht.


    Als "Leitgedanken" wünsche ich mir das "Animal learn" Konzept, aber es muss nicht "original und ausschließlich" sein.
    Andere Konzepte haben auch gute Elemente und ich werde da durchaus auch mischen und mir jeweils das rausziehen, was ich für richtig halte.
    Und dann misch ich einfach noch ein bischen Bauchgefühl und gesunden Menschenverstand drunter und fertig ist mein ganz persönliches Erziehungskonzept :D


  • Ich denk, es kommt drauf an, welchen Anspruch man für sich und den Hund hat. Ich weiß, daß meiner wohl nie ein *perfekter* Hund sein wird.


    Also muss ich einen Weg finden, der für uns beide gangbar ist. Diesen Weg such ich mir zusammen... mal hier ein Bröcken, da ein Bröckchen.


    Ich kann mit den Macken, die er hat ganz gut leben. Ich hab kein Problem damit, daß er sich z.B. mit größeren Hunden (noch) nicht versteht, oder er jeden Morgen zu der Gruppe von älteren gymnastik-treibenden Damen schießt und sich von denen durchknuddeln lässt (Ohren dabei auf Durchzug gestellt). Die Damen übrigens auch nicht. Und freuen tut er sich auch dabei :D


    Vielleicht wird auch manches einfach nur zu einem Problem hochgepuscht.


    Wenn mein Hund Reaktionen zeigt, die mir missfallen, wie z.B. auf größere Hunde ziemlich pissig reagieren, dann halt ich ihn erstmal fern und führ ihn langsam ran. Das klappt bei uns gut, da wir hier in der Siedlung viele Hundehalter haben, die uns und Lukes Geschichte (soweit bekannt) kennen. Mittlerweile ist nicht mehr jeder große Hund ein rotes Tuch.


    Mancher würde ihn sofort damit konfrontieren.... vielleicht ist das auch *richtiger*... vielleicht


    Wie gesagt, das mag vielleicht langsamer funktionieren, als unter *Fachanleitung*, aber mir ist das schnell genug. Und es funktioniert.


    Mir ist das lieber, als einen unter dubiosen Umständen ausgebildeten aufzusuchen und dadurch mehr Schaden als Nutzen anzurichten. Was jetzt nicht heissen soll, daß alle Trainer den Beruf unter dubiosen Umständen erlernt haben. Aber es ist auch verdammt schwer, einen rauszupicken, der sein Handwerk versteht.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!