ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde
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Nur gestern lief doof. Da ist Archie ohne irgendwelche Anzeichen auf einmal voll losgerannt und mir ist die Schleppleine dabei aus der Hand geflutscht
Er ist in den Wald rein und kam mit einem Reh wieder zurück auf den Weg und rannte weiter hinterher. Nach ca. 30 Sekunden kam er zurück.
Ist mir mit meiner Jersey mit 11 Monaten passiert. Abgehauen und hat uns dann 5 Rehe direkt zugetrieben und als wir nicht erfreut waren, kuckte sie ganz irritiert, so nach dem Motto, warum habt ihr sie nicht festgehalten?
Und hat damals Verlorensuche geholfen, also wir haben ernsthafter Gegenstände suchen geübt, dass sie quasi auf meinen Menschengeruch am meisten zu achten gelernt hat und eben geistig mehr bei mir war, nicht beim Wald. Ist eben auch ein Teil Langeweile. Und dann Teebeutelsuche und Teesuche mit gesprühten Spuren. Meine Jungs haben die Spuren gelegt, wir hinterher.
Also verschiedenen Teesorten, und welche sie suchen musste, bekam sie von mir mit einer Tüte, wo der entsprechende Teebeutel drin war, gesagt. (Eine Zeit, wo ich x verschiedene Tees ausprobiert habe
)
Gibts sicher genaue Anleitungen im Internet, wenn du dir was in der Richtung überlegen willst.
Sie war halt immer sehr jagdambitioniert und hat mir später zuverlässig immer gezeigt, ob Wild unmittelbar a ist oder ein Hund nur Interesse an einer kalten Spur hat, ohne sie bin ich ziemlich aufgeschmissen. Im Moment fängt meine acht Monate alte Border an, seeehr heftiges Interesse zu zeigen. Bei mir wirds jetzt auch in schufterrei ausarten.
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Hi
hast du hier ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!*
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Das klingt interessant mit der Verlorensuche. Dankeschön
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Und jetzt hetzt Martin Rütter (mal wieder) auf seinem Instagram Account gegen Jäger und die Jagd.
Das wird der Jägerschaft und vor allem der Jagdhundeausbildung wohl mal wieder viel negative Stimmung entgegenbringen.
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Im Moment fängt meine acht Monate alte Border an, seeehr heftiges Interesse zu zeigen. Bei mir wirds jetzt auch in schufterrei ausarten.
Auch das wirst du schaffen, da bin ich mir sicher!
Zur Not heulen wir uns gegenseitig die Ohren voll, Darko ist auch ein kleines Jagdschweinchen
Nach ca. 30 Sekunden kam Archie auf mein Rufen hin zurück. (...) Tja, er war aber wohl noch so aufgekratzt, dass er auf einmal nach rechts weg rannte.
Das war dein erster Fehler:
Ein Hund, der Jagderfolg hatte - und das passiert auch schon beim Hetzen - hatte den vollen Adrenalinkick und will das natürlich erneut haben. Daher nach sowas immer die Leine dran und erst nach ganz viel Training, kann die (situativ) evtl. wieder abgebaut werden.
Jagdkontrolltraining ist komplex.
(...)
Wir trainieren so, haben das in einem Jagdkontrolltrainingskurs gelernt, der war vor ca. 8 Monaten.
Aufgrund deines geringen Vorwissens und der komplexen Thematik würde ich auch zum Einstieg einen Kurs empfehlen, dazu Bücher und diesen Thread hier.
Genau. Er hat überhaupt kein Interesse am Dummy, zumindest bisher. Tannenzapfen und Bälle findet er klasse.
Wie hast du Dummy bisher aufgebaut? Also kannst du überhaupt schon ein Interesse ausschließen?
Dummy ist nicht werfen und der Hund rennt schon währenddessen los. Richtig umgesetzt verlangt das dem Hund einiges ab: Sich merken, wohin der Dummy fliegt (markieren), Impulskontrolle beim Warten, die Suche selbst, das Einweisen befolgen. Dazu noch Grundgehorsam, Apport, Ausgabe usw.
Dass er bereits bekannte Wurfobjekte, denen er ungehindert nachhetzen darf, geil(er) findet, ist klar. Und gerade das willst du ja eben nicht. Das haben dir auch schon einige im Forum geraten, pass auf mit Zeug werfen/Freilauf.
Dummy kann eine sehr gute Jagsersatzbeschäftigung (JEB) sein, aber es muss dem Hund liegen. Vielleicht passt Futterdummy besser, ZOS, Mantrailing, Fährten - es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Ich schätze deinen Hund aufgrund Rasse/Alter durchaus so ein, als könne er einen Job gebrauchen, ist bei Darko genauso. Dazu musst du jetzt nicht täglich Schafe hüten, aber mehr als 1x/Tag ein Leckerli im Zimmer suchen muss schon sein.
Irgendwann hatte er eine Fährte und bevor ich das überhaupt richtig geschnallt habe, war er auf und davon.
Kannst du Archie gut lesen? Ich bin nach wie vor kein Profi, aber ich finde, gerade die ersten Jagdsequenzen lassen sich körpersprachlich sehr gut deuten. So merkst du das direkt und kannst schnell agieren. Lies dich doch auch mal zu den Jagdsequenzen der Hütis ein, da kenne ich mich nicht so aus.
Darko ist Typ Erdhund, dh. "leider" entspricht er einem intelligenten selbstständigen Hund, der auf mehrere dieser Sequenzen selektiert wurde (Orten, Hetzen, Packen und Töten), siehe:
Oh alles klar. Dann war das ja gar nicht gut, dass ich ihn fürs in den Wald gucken immer lobe.
Wieso hast du das gemacht?
Ich lobe für jede von mir gewollte Handlung beim Anblick von Wild (stehenbleiben/gucken/abwenden/ruhig bleiben).
Hier lässt sich sehr gut mit einem sog. Umorientierungsignal arbeiten. Dazu viel Impulskontrolle, gaaaaanz viel. Schleppleine. Immer. Wenn du sie nicht halten kannst, brauchst du eine kürzere oder musst auf die normale Leine ausweichen.
Rückruf/Superrückruf und Superbelohnung sind auch gute Stichworte.
Heute hat Archie frische Fährten entdeckt. Er wollte in den Wald reinlaufen und ich habe ihn abgerufen. Er kam sofort her.
Nur gestern lief doof. Da ist Archie ohne irgendwelche Anzeichen auf einmal voll losgerannt und mir ist die Schleppleine dabei aus der Hand geflutscht
Er ist in den Wald rein und kam mit einem Reh wieder zurück auf den Weg und rannte weiter hinterher. Nach ca. 30 Sekunden kam er zurück.
Nur noch mit Leine raus, immer. Und zwar eine, die du halten kannst, vllt. mit einer Handschlaufe/gummiert/Hexa?
So bastelst du dir gerade perfekt einen Jagdhund, denn je öfters er Erfolg hat, desto schwieriger wird das Training...
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Zu uns:
Nach 1.5 Jahren (ca. 6 Besuchen) konnte ich Darko erstmals von den Hühnern meines Vaters (Freigehege im Garten mit Netz überspannt) abrufen und es ging super
Er käme zwar nicht dran, soll aber trotzdem nicht ständig für Hühnchen-TV hinrennen und die armen Hühner stressen....
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Den jagdtriebigen Hund lesen lernen, das Gelände lesen lernen, Wildverhalten verstehen gehört auch noch zum Programm - genauer: zu deinem Part, stimmt.
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Wenn die Schleppleine aus der Hand rutscht (rutschen kann) würde ich eine mit Schlaufe nehmen. Du hältst sie eh erst mal in der Hand. Aus Gründen ;-)
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Huhu, ich habe da mal eine Frage: Ich lese grade das ATJ von Pia Gröning und sie beschreibt das Signal „Raus da“, welches mit Leckerli bestärkt wird. Das mache ich bei meinem Hund schon eine Weile so, allerdings frage ich mich, ob sich da nicht die Verhaltenskette „Ich drifte mal ab, weil dann gibt’s was“ bildet. Er soll ja verstehen, dass er da gar nicht erst reinzugehen hat. Habt ihr das auch so aufgebaut? Ich hatte es ne Zeit lang auch mit einem Abbruch versucht, allerdings hat sich das Wort dadurch sehr schnell abgenutzt, weil ich halt ein paar Meter entfernt war, war also auch nicht optimal.
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Huhu, ich habe da mal eine Frage: Ich lese grade das ATJ von Pia Gröning und sie beschreibt das Signal „Raus da“, welches mit Leckerli bestärkt wird. Das mache ich bei meinem Hund schon eine Weile so, allerdings frage ich mich, ob sich da nicht die Verhaltenskette „Ich drifte mal ab, weil dann gibt’s was“ bildet. Er soll ja verstehen, dass er da gar nicht erst reinzugehen hat. Habt ihr das auch so aufgebaut? Ich hatte es ne Zeit lang auch mit einem Abbruch versucht, allerdings hat sich das Wort dadurch sehr schnell abgenutzt, weil ich halt ein paar Meter entfernt war, war also auch nicht optimal.
Das ist der erste Schritt. Keine Ahnung was in dem Buch steht, aber, wenn da nix mehr kommt, dann ist das nicht fertig trainiert. Ich forme das mit der Zeit um zum Weg nicht verlassen. Über Belohnung.
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Nun bin ich noch am Schauen, wie ich am Besten mit ihm arbeite. Außer einem Ball findet er alle Belohnungen nicht gerade toll.
Ich habe versucht, ihm einen Dummy schmackhaft zu machen. Aber er hat da kein Interesse dran.
Ball ist ganz furchtbar, lass den weg!
Die Begriffe Antijagdtraining und Jagdersatztraining sind verwirrend, deshalb einmal grundsätzlich etwas zu diesen Begrifflichkeiten:
Es gibt zwei völlig unterschiedliche Blickwinkel auf diese Begrifflichkeiten, von denen diejenigen, die diese Begriffe gebrauchen, üblicherweise gar nichts wissen (bewusst zumindest):
Aus dem Blick der erlaubten Jagd nach dem Landesjagdgesetz:
Jagen nach den Landesjagdgesetzen regelt die Jagd auf lebendige Beute (also auch vom Jäger getötete oder verletzte Beute).
Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist alles, was keine Jagd auf lebendige Beute ist, ein JagdERSATZ.
Antijagdtraining bezieht sich dann auch auf eine Ausbildung, die dem Hund beibringt, jegliche Jagd auf lebendige Beute zu unterlassen.
Antijagdtraining kann aber auch bedeuten, dem Hund jegliches Jagen zu verbieten. Das wird aufgrund der heutigen Kenntnisse zu verhaltensbiologischen Grundlagen abgelehnt (Zumeist; es gibt immer noch Trainer, die entsprechendes Training anbieten, dann oftmals mit sehr fragwürdigen Methoden).
Aus dem Blickwinkel des Hundes: Das Jagen auf nicht-lebendige Beute ist KEIN JagdERSATZ, denn der Hund weiß nicht, dass wir ihm eine - aus menschlicher Sicht - ERSATZbeute anbieten, um seine jagdlichen Bedürfnisse ausleben zu können.
Hochspezialisierte Hunde als Ausnahme
Ich rede hier nicht von Hunden, die in ihrer Spezialisierung auf lebendige Beute so hoch gezüchtet sind, dass sie niemals etwas anderes außer dieser speziellen Beute als Beute akzeptieren - denn Hunde aus solchen Linien gelangen üblicherweise nicht in die Hände von Nicht-Jägern.
Entweder "verkaufe" ich ihm das Jagen von Nicht-lebendiger-Beute so, dass er dort seine unterschiedlichen Jagdverhaltenssequenzen ausleben kann - oder es gelingt mir nicht, ihm das so anzubieten ... und er sucht sich immer wieder andere Jagdobjekte.
Was beim Jagen passiert: Natürlich ist das Stress, und es wird Adrenalin ausgeschüttet; Das Wesentliche ist dabei aber die Ausschüttung von Dopamin, einem "glücklich machenden" Hormon, welches zum Einen für die Stärkung des Parasympathikus benötigt wird, zum Andern aber eben auch das "Durchhaltehormon" ist, welches dazu führt dass auch eine erfolglose Jagd nicht zur Aufgabe bringt, sondern es eben immer wieder trotz Misserfolgen zu versuchen.
Was ich aus vielfältiger persönlicher Erfahrung weiß: Wenn der Hundehalter selber keine Freude an einem jagdlichen Sport hat - dann wird er auch seinen Hund nicht dafür begeistern können.
So wie bei jedem anderen Hundesport kommt die eigene Begeisterung dafür bei vielen Hundehaltern deshalb nicht auf, weil erst mal viel Arbeit in die Basics investiert werden muss, und sich Erfolge in der ja gewünschten Kontrollierbarkeit erst mal nicht zeigen - weil das ohne die notwendigen Basics nicht funktioniert.
Es gibt keine Knopf, auf den man drücken muss, damit der Hund funktioniert.
Ich würde immer einen guten Intensivkurs als Einstieg für die Apportierarbeit empfehlen.
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Den jagdtriebigen Hund lesen lernen, das Gelände lesen lernen, Wildverhalten verstehen gehört auch noch zum Programm - genauer: zu deinem Part, stimmt.
Das möchte ich sehr gern unterschreiben.
Meiner Meinung nach ist das das A und O, ohne das ich gar kein „Training“ beginnen brauche. Ich gucke schon, wenn ich aus dem Haus gehe, woher der Wind kommt, um zu wissen, wie ich handeln muss. Geht man im immer selben Gebiet, kennt man die Orte, an denen die Rehe zu den unterschiedlichen Jahreszeiten sind. Nur, weil sie da gern im Winter sind, liegen sie da nicht unbedingt im Sommer.
Zu meinem Glück gehe ich manchmal mit einem Jäger, der mir viel erklärt hat. Außerdem ist es unerlässlich den Hund gut lesen zu können.
Und Jagdverhalten ist nicht gleich Jagdverhalten. Ich bin sicher ein Hüter jagt anders wie mein Ridgeback. Nur, weil er einmal gehetzt hat, muss der Hund nicht gleich sämtliche Synapsen verloren haben und ständig on Fire sein. Es kommt auf den Hundecharakter, die Rasse und den Gehorsamsstand an.
Alles zusammen erschafft ein gute Sicherheitszone. Dass der Hund nie nie nie jagt, wenn, dann …. Halte ich für unrealistisch, es sei denn, der Hund ist immer an der Leine.
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