ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Vielleicht am ehesten mal fährten probieren?

    Keine Ahnung.

    Ich würde jetzt nicht nur auf Auslastung setzen und nichts nehmen, wobei sie sich hochschraubt.

    Bei Horsti steuere ich mit einer Mischung aus Entspannung, reduzieren von meinen Anforderungen und ruhiger Auslastung entgegen.

    Entspannung ist bei ihm z.B. Kontaktliegen. Dabei fährt er richtig runter.

    Reduzieren von Anforderungen heißt, dass ich ihn in solchen Phasen nicht in Situationen schubse, in denen er absehbar Impulskontrolle braucht (also z.B. keine Spaziergänge zu Zeiten, zu denen wir sicher andere Hunde treffen und er den Schnabel halten muss).

    Ruhige Auslastung ist hier Shaping. Dabei kann er nichts falsch machen, sondern hat in einer Tour Erfolgserlebnisse, wird viel gelobt, muss sein Köpfchen anstrengen und er fährt dabei nicht hoch.

    Oder Übungen zum Muskelaufbau auf einer Erdnuss (diese großen aufblasbaren Dinger). Dabei wird er körperlich gefordert, muss sich im machbaren Rahmen konzentrieren, er hat keine Außenreize, weil wir im Haus sind und auch da hat er fortlaufende Erfolgserlebnisse.


    Fährten könnte ich mit ihm nicht, weil ihm das zu viel Konzentration abfordern würde und zu anstrengend wäre.

    Was er hingegen super findet, ist das Verstecken von Leckerlis in der Wohnung. Gewohnte Umgebung, keine Außenreize, Nasenarbeit, Futterbelohnung.

    Aber das musst Du letztendlich ausprobieren, da tickt ja jeder Hund anders.

  • Meine Jack Russell Terrier Hündin rastet voll aus, wenn die Dame freilaufende Katzen sieht. Mit dem Kater meiner Mutter kommt sie prima zurecht, aber bei freilaufenden Katzen in der Nachbarschaft tickt sie völlig aus. Das ist hier in Rom echt ein Problem, weil es hier nicht wenige freilaufende Katzen gibt.


    Sie bellt die dann lautstark an und vertreibt sie, wenn die wegrennen, dann rennt sie hinterher, der Witz dabei ist, selbst wenn sie die Katzen einholen kann, sie beißt diese nicht einmal, sondern wird dann selbst zum Opfer. Sie hat sich schon einmal eine verkratzte und blutende Nase eingefangen - gelernt hat sie daraus nichts.

  • Ich bin sehr zurückhaltend geworden mit Ersatz anbieten. Einfach weil der Herr mich das gelehrt hat

    Wurde ja auch schon nochmal erklärt, aber hier gab es direkt nach dem Abbruch des Buddelns in der Phase als wir dran waren das Buddeln abzugewöhnen auch keine Ersatzbeschäftugung (genau wegen der Verknüpfung, da ist der Hund hier auch sehr fix mit Verhaltensketten aufbauen). Aber so prinzipiell mal ne Beschäftigung die in die Richtung geht und sie kontrolliert auf deine Initiative hin rumbuddelt fände ich nicht verkehrt.

    Grundsätzlich halte ich es aber für möglich, dass Alma buddeln zum Stressbabbau nutzt, sie hat das früher häufiger getan, wenn wir in einem Gebiet waren, wo sie viele Hundebegegnungen hatte, bei Runden mit höherer Wild- aber niedrigerer Hundedichte, hat sie es weniger getan. Deshalb kann das schon ein Stressabbau sein.

    Bei uns hat das intensivere Mäuse buddeln definitiv aus Langeweile heraus angefangen. Wir waren auf der Plantage am arbeiten, zu der Zeit gab es noch keine Trüffel und während wir beschäftigt waren, wurde es Lurko irgendwann langweilig und er hat sich ne Beschäftigung gesucht. Wachen am Zaun konnte ich schnell abstellen (er ist da eh nicht so ambitioniert), da hab ich das immer gut mitgekriegt, wenn was los war. Buddeln ging aber immer sehr unbemerkt und erst wenn wir mal nach längerer Zeit nix vom Hund bemerkt haben haben wir ihn dann oft in nem Krater entdeckt. Wegsperren, festbinden usw fand ich eher doof, hier hat es tatsächlich geholfen, dass wir ihn zuerst beschäftigt haben (haben mit ihm Trüffel suchen trainiert) und dann wenn er eh ne Pause gebraucht hat, konnten wir unseren Arbeiten auf der Plantage nachgehen und er hat die Pause dankend angenommen. Haben also nur die Reihenfolge der Tätigkeiten umgestellt, dass erst gar keine Langeweile aufkommt. Wirklich anfällig für zwanghaftes Mäusebuddeln ist er wohl auch eigentlich nicht (da war das permanente Spuren suchen und nachgehen wollen beim normalen Gassi deutlich schwieriger zu kanalisieren), aber ich kenne einfach zu viele Trüffelhunde die im Prinzip super Trüffelhunde sind, aber auf der eigenen Plantage nur noch Mäuse im Kopf haben, weil sich das Verhalten komplett verselbständigt hat.


    Da ich 3 Hunde (alles Terrier) mit fies ausgeprägtem Zwangsverhalten recht gut kenne (Mäuse ausbuddeln beim Gassi, Licht/Schatten jagen und einen absoluten Balljunkie, der mit 3 Jahren schon so abgenutzte Zähne hatte, dass vorn kein Zahn gerettet werden konnte, war kein Ball vorhanden ist er halt auch auf Kieselsteine usw umgestiegen) war ich da dann beim ersten eigenen Hund auch extrem vorsichtig, weil ich sowas auf keinen Fall bei meinem Hund erleben wollte. Und je nach Hund hat er halt mehr oder weniger Potential überhaupt in Suchtverhalten abzurutschen und wenn was überhaupt dazu taugt (z.B. einen Balljunkie würde ich wohl aus Lurko niemals gemacht bekommen, 5 mal werfen und er schaut mich fragend an, egal wie wild ich ihn versuche aufzupuschen).


    Und irgendwie kommt dein Bauchgefühl ja zustande, dass sich das nicht so ganz richtig für dich anfühlt mit Alma. Und irgendwann hast du bestimmt auch wieder mehr Kapazitäten frei für Alma und findest auch wieder die Reizangel in den Umzugskisten. Kenne aber auch zu gut den Konflikt, den man hat, wenn man seinem Hund was verbietet, das ihm ja soviel Spass machen würde, fühle mich da auch immer wie ne böse Spielverderber und muss an die böse Nachbarin aus meiner Kindheit denken, die uns Kinder immer angeschnauzt hat, wenn wir auf der Straße zu laut Federball gespielt haben.

  • und muss an die böse Nachbarin aus meiner Kindheit denken, die uns Kinder immer angeschnauzt hat, wenn wir auf der Straße zu laut Federball gespielt haben.

    und ich an die böse Nachbarin mit dem Vizsla, die mir letztens (adressiert an Alma) gesagt hat "ja, armer Hund, nichts darfst du, da wohnst du schon im Wald und darfst nicht die Katze jagen, nicht buddeln, nicht freilaufen, nichts mit anderen Hunden selbst lösen" (so sinngemäß, die genaue Aufzählung kriege ich nicht mehr hin) - das schlägt bei mir voll in die Kerbe, dass mein Hund ein schlechtes Leben führt, weil ich ihr ständig Dinge "verbiete".

    Das stresst mich schon irgendwie auch, muss ich sagen.

    Irgendwie dieses Gefühl, eigentlich in der DF-Bubble nicht ganz richtig zu sein, weil ich es dafür nicht gut genug mache, in der RealLife-Bubble aber auch nicht, weil ich dafür zu genau hingucke und zu viel regle...

    Das fühlt sich einfach seltsam an, dieses Gefühl, dass ich es an beiden Enden nicht richtig mache.

    Kleiner Seelenstriptease. Puh, da hab ich jetzt echt ein bisschen einen Kloß im Hals. :( :

  • STOOOOP :streichel:


    Gedankenkarussuell. Versuch das mal anzuhalten und ganz objektiv zu bleiben.


    Alma bekommt wunderschöne Spaziergänge.

    Alma wird von euch wunderbar umsorgt und geliebt.

    Alma darf mit euch im Garten chillen.

    Alma wird von euch angeleitet, mit den vielen interessanten Reizen im Alltag umzugehen.

    Alma bekommt gesundes Futter.

    Alma darf mit euch auf Ausflüge mit.

    Alma wird medizinisch bestens umsorgt.


    Also: Alma hat ein wunderbares Leben. Bei euch . Mit euch. Dank euch!



    Nobody is perfect (my name is nobody.. xD )

    :ironie2:



    Du machst es doch wunderbar mit Alma. im Alltag. zu Hause.

    Und hier im DF tauschen wir uns aus. Manchmal lässt man den gröbsten Unfug weg, den die Hunde veranstalten. Dann liest es sich etwas "besser" :D

    Aber hey, alle kochen nur mit Wasser.

  • Kann ich wildsurf nur zustimmen.

    Nur als kleine Aufmunterung und ein Perspektivenwechsel: mein Hund darf z.b. Mäuse jagen, weil er dann wenigstens nicht über das gesamte Feld glotzt, um zu stalken, wo vielleicht gerade ein Hase hochgeht oder Rehe zugange sind 😬

  • Kann da wildsurf auch nur zustimmen!

    Wirklich leid tun mir z. B. die 3 Hunde aus meinem Beispiel, die von den Besitzern zu solchen Suchtis gemascht wurden, aber du machst dir soviele Gedanken zu deinen Hunden und was du so erzählst (selbst wenn nur die Hälfte stimmen würde) klingt echt klasse, was du alles für und mit deinen Hunden machst ist schon toll. (Kenne das Gefühl aber auch selbst und manchmal frage ich mich ob es Lurko wo anders nicht besser hätte, wenn er kilometerweit auf Wildspuren durchs Unterholz dürfte, so Gedanken sind aber bei "Helikopterhundehaltern" wohl normal und mit realistischem Blick völlig überzogen).

  • Meine Jack Russell Terrier Hündin rastet voll aus, wenn die Dame freilaufende Katzen sieht. (...)

    1. Du lässt deinen Hund Katzen jagen?

    2. Natürlich regt sie sich dabei auf, du erlaubst es ihr doch und befeuerst das Verhalten noch.

    3. Das Jagen ist trotz der "Kriegsverletzungen" enorm selbstbelohnend und wird von mal zu mal geiler für deinen Hund.

    4. Wieso leinst du nicht an?

  • Jagdverhalten ist in jeder seiner Sequenzen selbstbelohnend. Bestimmte Elemente mehr als andere. Aber alle sind es. Und fast alle Arbeitshunde sind darauf selektiert, dass sie Suchtkrank sein sollen, wenn da keine Regelung von außen kommt.

    Da bist du jetzt aber auch aufgrund deiner speziellen Hunde sehr vorgeschädigt, das überall zu sehen. Zwangshandlung und Sucht sind ja auch nochmal was anderes. In dem Fall wäre es auch meiner Meinung nach wenn dann eine Sucht, nicht eine Zwangshandlung. Und zu einer Sucht gehört schon noch anderes. Nur weil ein Jagdhund passioniert jagt ist das keine Sucht, und nicht jeder Hund ist für Süchte prädisponiert. Ich habe einen leidenschaftlichen Jäger der sich da auch wenig rein reden lässt, aber genauso wenig käm der auf die Idee zu jagen, wenn er grade inmitten seiner heiligen 20 Stunden Ruhezeit ist.

  • Aber all das hat flying-paws doch auch nirgends geschrieben, was du, Potato da gerade behauptest!


    Die Spezialisierungen der einzelnen Rassen sagen erst einmal aus, dass bestimmte Eigenschaften bei diesen Rassen besonders ausgeprägt genetisch veranlagt sind.


    Solche verstärkt veranlagten genetischen Eigenschaften werden bei der Entwicklung des betreffenden Hundes bevorzugt verwendet - und das geht ohne "Regelung", also einer gut durch den Menschen gesteuerten, überlegten und geregelten Entwicklung des Hundes, eben genau da hin, dass diese spezielle Veranlagung mehr Raum einnimmt, zuungunsten anderer Eigenschaften/Verhaltensweisen.


    Gerade Letztere sind aber für die "Balance" wichtig - sonst gerät der Hund in einen "Spezialistentunnel", und nimmt nichts mehr wahr, was außerhalb dieses Tunnels liegt.

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