ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Eine gute Hundeschule passt auch bei Beschäftigungskursen das Training an deinem Hund an. Wo, wenn nicht bei der Arbeit, soll der Hund lernen sich längere Zeit zu konzentrieren?

    Es klang für mich als wenn mehrere Hunde teilnehmen würden, aber das ist in solchen Kursen ja wahrscheinlich immer so. Ich habe bisher an solchen Trainings noch nicht teilgenommen aber vermutlich hatte ich eine falsche Vorstellung und die Hunde werden voneinander getrennt gearbeitet sodass das Training wirklich sinnvoll an den jeweiligen Hund angepasst werden kann..

    Einzeln arbeiten ist Voraussetzung. Da Mantrailing aber im Real Life stattfindet und nicht auf dem Hundeplatz, hat der Trainer auch den Ablenkungsgrad der Umgebung zu achten. Und da passt Schema X nicht, denn Hunde sind auch bei der Ablenkbarkeit unterschiedlich.


    MT-Angebote von Hundeschulen sind qualitativ äusserst unterschiedlich. Ich kenne gute, aber auch unterirdische. Drum unbedingt vorher ohne Hund schnuppern gehen. Mantrailer freuen sich immer über neue Figuranten, dafür kann man denn auch mal zusehen und Fragen stellen.

  • Kaya hat mir heute wieder gezeigt, dass sie das Jagen im wahrsten Sinne des Wortes todernst nimmt.

    Dass es kein Todesopfer gab, liegt nur daran, dass ich sie echt gut kenne und lesen kann. Trotzdem hat es mich ein Stück weit geschockt, wie kompromisslos sie abwägt.

    Da Brut- und Setzzeit ist sind wir ausschliesslich auf breiten Wegen unterwegs, ausser es geht mal über eine frisch gemähte Wiese. Im Wald ist sie angeleint. Hat die letzten Wochen super geklappt, alles easy. Heute morgen bin ich recht früh los, weil ich eine grosse Runde schaffen wollte, ehe es so warm wird. Wir gehen auf einem Weg, wo rechts davon eine Wiese mit sehr hohem Gras war. Kaya läuft ein paar Meter vor mir. Ich sehe, wie die Nase hochgeht und schon ist sie mit zwei Sprüngen in der Wiese. Mein " raus" ignoriert sie. Ich sehe, dass sie sich nach links orientiert und renne in die Wiese, um ihr den Weg abzuschneiden, weil ich irgendwie sofort wusste, dass sie "on" ist und dass da was ist. Sie ist ca 3 Sekunden vor mir bei dem Reh, das da wohl in der Wiese geruht hat. Sie geht sofort auf die Kehle und das Reh schreit. Rehe können richtig laut schreien, wenn sie Panik haben. Ich pack sie sofort am Nackenfell und zerr sie weg. Gottseidank lässt sie los und packt nicht fester. Ich weiss gar nicht, ob ich "aus" oder sowas gesagt hab, weil alles so schnell ging. Ich bring sie ins Sitz, während das Reh weghüpft. Ich halt sie am Halsband und schau, wie es Richtung Wald flüchtet. Ich hoffe, es hat den Angriff gut überstanden.

    Was mich echt plättet, ist, dass Kaya sich sofort runter gefahren hatte. Sie sitzt wie festgetackert und geht mit mir an der Leine dann ganz gechillt aus der Wiese. Gut, die Nase ging nochmal hoch Richtung Waldrand, aber ansonsten hat man ihr nicht angemerkt, dass sie grad einem Reh an der Gurgel hing. Wir haben dann den Spaziergang an der 2m- Leine absolviert. Hab sie erst in der Kleingartensiedlung am Ortsrand wieder laufen lassen. Kaya war wie immer.

    Ich mache mir aber grade ziemliche Gedanken. Ich habe mir eingeredet, ich hätte ihre Jagerei recht gut im Griff, aber vielleicht mache ich mir nur was vor.

    Was meint ihr? Habt ihr Tipps, wie ich damit umgehen soll?

    Jedenfalls passt der Threadtitel wie die Faust aufs Auge: Kaya ist wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

  • Phu - Scheiss Erlebnis. Ich versteh, dass du dir Gedanken machst. Ist halt auch schwierig wenn das „Opfer“ quasi vor der Nase liegt, da nützt dann auch ne Schlepp und schnelle Reaktion nur noch bedingt.


    Mich erstaunt, dass sie so ernst macht -

    als Flat. Die Flats die ich kenne sind zwar auch Jäger, aber deutlich softer. Denke nicht, dass die einem Reh an die Kehle würden. Weisst du, wie die anderen aus dem Wurf drauf sind?

  • KayaFlat Leider bin ich selbst viel zu unerfahren um dir helfen zu können aber ich wollte dir zumindest sagen, dass ich glaube, dass ich irgendwie ganz gut nachvollziehen kann, wie du dich gerade fühlst auch wenn ich so etwas noch nicht erlebt habe. Kopf hoch, morgen hat sich der erste Schreck wieder etwas gelegt, auch wenn das natürlich keine Lösung ist.

  • Hab keinen Kontakt zu ihren Wurfgeschwistern. Sie kommt jetzt auch nicht aus jagdlicher Zucht. Die Züchterin hat erzählt, dass ihre Hunde eher im Schul- und Therapiehundebereich unterwegs waren. Oder eben Dummy oder reine Familienhunde.

    Aber ihre Wildschärfe war mir schon bewusst, die hat sie ja schon gezeigt. Aber ich hab halt auch gesehen, dass ich mich da auf den Gehorsam nicht verlassen kann bzw. dass er weit weniger gut ist, als ich dachte. Die pfeifft mir eins, wenn sie sich Chancen ausrechnet.

    Hilft da ein Trainer was, der mal draufschaut, wo's hakt?

  • Da Brut- und Setzzeit ist sind wir ausschliesslich auf breiten Wegen unterwegs,

    Nutzt nix, wie du festgestellt hast. Erst Recht früh morgens.

    Kitze werden häufig im hohen Gras abgelegt und auch Erwachsene Rehe ruhen da ganz gern, teilweise auch direkt neben dem Weg im hohen Gras.


    . Die pfeifft mir eins, wenn sie sich Chancen ausrechnet

    Ist nicht ganz unnormal. :sweet:

    Deshalb verlasse ich mich ungern nur auf Gehorsam bei sehr ambitionierten Hunden, sondern gehe über Benehmen&sich zurücknehmen, strikte Trennung zwischen Arbeit und Freizeit und dann erst, quasi als letzte Absicherung kommt der Gehorsam.

  • Tja, hat sich aber abgezeichnet, dass sowas passieren wird.


    Seit geraumer Zeit schreibst du, dass dein Hund jagd. Und zwar nicht nur ein wenig. Immer wieder ist sie auf den letzten paar Seiten laut deinen Texten knapp nicht auf ein Reh los, oder aber ging sehr wohl ab.


    Die Frage ist, ob du jetzt glaubst, dass dein Hund an die Leine gehört. Bisher warst du ja nicht der Meinung dass ein Hund angeleint werden muss, wenn er in 90% der Fälle gut gehorcht.


    Ich bin etwas entsetzt, wie locker du das siehst.


    Der Hund gehört schon längst dauerhaft durch Leine gesichert.

  • Hilft da ein Trainer was, der mal draufschaut, wo's hakt?

    Nen guter Trainer schadet nie.

    Alledings würde ich nicht die Erwartungen haben, dass dadurch der Hund sein Jagdinteresse ablegt. Es wird eher in die Richtung gehen, dass du lernen musst bestimmte Dinge zu akzeptieren und den Hund entsprechend zu sichern.

  • Es ist nicht die Wegbreite, welche die jagdlichen Anreize für deinen Hund minimiert, sondern das Terrain direkt neben dem Weg.


    Hoher Bewuchs neben dem Weg, welcher die Sicht auf möglicherweise dort verborgenes Wild behindert, ist ein Faktor der in deinem Fall bestimmt, dass dein Hund dort an die Leine gehört.


    Ansonsten würde ich mir auf jeden Fall einen Trainer suchen, der dir bei der jagdlichen Ausbildung von Kaya hilft, um das Jagdverhalten besser kontrollierbar zu machen.

  • Ja, das ist echt sch... gelaufen.


    Mich wundert's ja, dass Du sie überhaupt wieder abgemacht hast, auch wenn es in der Kleingartensiedlung war.

    Zoey hätte erstmal auf unbestimmte Zeit an der Leine gehen können... und ich hätte vermutlich sehr lange ein sehr schlechtes Gewissen... -_-

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