Wie verbreitet sind Elektrohalsbänder in Deutschland wirklich?

  • Um mal wieder auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Bei den Hundehaltern von Privathunden hier sehe ich keine ERGs. Es gibt einen, dem wird es nachgesagt, aber ich habe an seinem Hund noch nie eins gesehen. Würde ich es sehen, würde ich ihn ansprechen und dann entscheiden.


    Den Jägern wird es bei der Ausbildung auch nachgesagt. Aber da ich mit meinen Hunden Bögen mache, wenn ich an einem Training der Jagdhunde vorbeilaufe, kann ich auch das nicht beurteilen.


    Was ich hier öfter sehe, wie es Xsara auch erwähnt hat, sind diese kombinierten Sprüh-, Ton-, und Vibrationshalsbänder. Die finde ich persönlich ziemlich ätzend, weil ich den Einsatz selbst noch nie anders als schlampig erlebt habe. Ggf. kommt auch daher die Beobachtung, dass das ERG aus Faulheit eingesetzt wird? :ka:


    Schlampig in dem Sinn, dass weder aufgebaut noch unterschieden wird, ob man die Aufmerksamkeit vom Hund einholen will, ein Verhalten unterbrechen will oder den Hund strafen will. Sondern munter alles mischt und der arme Hund am Ende gar nicht mehr weiß, was er tun soll. Einfach nur traurig.


    Und ja: In vielen Fällen (will nicht sagen, dass es immer so ist, aber das sind die Fälle, die ich mitbekommen habe), könnte sich der Halter das Halsband sparen, wüsste er, wann und wie wie er von seinem Hund Aufmerksamkeit einfordert, Verhalten abbricht und straft.

  • Wenn jemand aber z. B. Reaktivität mit Strom "bearbeiten" würde, stelle ich es mir schwer vor, das nicht mit dem HF in Verbindung zu bringen, oder? Vermutlich wäre das aber grundsätzlich kein Anwendungsfall, oder?

    Ich habe über Jahre hinweg eine Trainerin aus UK über Instagram verfolgt, die mit ihrem rumänischen HSH-Mix an dessen reaktivem Verhalten Menschen und Hunden gegenüber gearbeitet hat.

    Sie war ursprünglich aus der sehr militanten "positive only"-Ecke, hat auch wahnsinnige Fortschritte erzielt, aber kam (gerade bei Hundebegegnungen) nie über einen gewissen Punkt hinaus. Vor zwei oder drei Jahren hat sie dann angefangen, ein ERG zu nutzen. Es war beeindruckend, was da an Verhaltensveränderung noch möglich war (beeindruckend auch meine kognitive Dissonanz bei dem Thema, ich bin ja auch Wattebauschlerin aus Überzeugung).


    Klar, ich kann nur beurteilen, was sie gezeigt hat, aber sie ging sehr offen mit dem Training um, hat sich in das Thema reingekniet mit Fortbildungen, Studien, Seminaren, hat viel geteilt und gezeigt.

    Interessant auch, dass ihr Hund ein Vibrationshalsband als deutlich unangenehmer empfunden hat, als das ERG auf der Stufe, die sie zum Training genutzt hat. Sie hat es (laut ihren Aussagen, und vielleicht bin ich naiv, das zu glauben, aber ich will das halt einfach auch glauben) rein im Bereich der negativen Verstärkung auf den niedrigsten beiden Stufen genutzt, hat den Rückruf neu aufgebaut und auch an Hundebegegnungen erfolgreich damit gearbeitet.



    Und zum Thema: hier im Dorf geht eine Person sehr offen damit um, dass sie ERGs an ihren Hunden nutzt. Hat sie uns auch öfter empfohlen für unseren Hund. Davon abgesehen kenne ich niemanden, der eines nutzt. Nichtmal über "der Schwippschwager vom Sepp hat erzählt, dass der Horst...".

  • Es muss ein Jeder mit sich selbst vereinbaren, ob er ein Vergehen an geeigneten Stellen zur Sprache bringt!

    Ich wollte mit meinem 'Melden ist so ne Sache' nicht sagen, dass man es nicht melden soll. Sondern nur, dass man bitte nicht denken soll, dass da dann immer was-auch-immer passiert. Oft genug passiert einfach gar nix. Das sollte man einfach im Hinterkopf haben.

  • Es muss ein Jeder mit sich selbst vereinbaren, ob er ein Vergehen an geeigneten Stellen zur Sprache bringt!

    Ich wollte mit meinem 'Melden ist so ne Sache' nicht sagen, dass man es nicht melden soll. Sondern nur, dass man bitte nicht denken soll, dass da dann immer was-auch-immer passiert. Oft genug passiert einfach gar nix. Das sollte man einfach im Hinterkopf haben.

    Jupp, ein örtlicher Jäger gibt seinen Hund mit so einem Halsband sogar zum Sitter. In diesem Fall hat eine Meldung nix gebracht.

    Und ein Trainer der damit arbeitet meinte auf meine Frage ob er keine Angst hat deshalb Ärger zu bekommen, dass man ihn ja direkt bei der Anwendung erwischen müsste, ansonsten steht Aussage gegen Aussage, da passiert nix. Videoaufnahmen usw lässt er ja nicht zu beim Training und Zuschauer gibt es dann auch keine. Er weiss von keinem Fall bei dem ein Kollege, der sich nicht saudumm anstellt, Ärger bekommen hätte deshalb.

  • Ich stelle mir das nicht so vor.

    Ich kreische und zucke auch nicht wenn ich an den Stromzaun komme und trotzdem ist es fürchterlich unangenehm.

    An Weidezäunen hängt nicht selten Hausstrom und da gibt es allerhand Tricks noch mehr Wumms drauf zu bekommen. Ein Weidezaun ist wesentlich stärker als ein modernes ERG.


    Danke für die Aufklärung. Ich weiß ganz genau, was an meinem eigenen Zaun hängt. (Kein Hausstrom)


    was ist eure Meinung zu Bart Bellon ?

    Wurde ja schon angebracht (bzw. sein Konzept NePoPo.


    Ich kenne den nicht persönlich, erlaube mir aber eine Meinung über das, was ich gelesen habe.


    Meine Einschätzung: Der weiß sehr genau was er tut und sagt das auch sehr offen. Und mit Sicherheit erreicht er sehr gute Ergebnisse, wenn der Hundetyp dazu passt.


    Der hat eine "Der Zweck heiligt die Mittel" Philosophie, die mich schaudern lässt. Mich erinnert das an die Welle von überperfektionistischen Pferdetrainern, die das "natural horsemanship" zu unnatürlichem Robotertraining pervertiert haben (bei Birger Giesecke endete das sogar mit dem Tod einer unbeteiligten Person, weil sein Pferd so "gehorsam" war, dass es lieber rückwärts einen Menschen umgenietet hat, statt sich zu "widersetzen").


    Die Bereitschaft, Strom einzusetzen oder zu würgen, finde ich abstossend.


    The dog cannot chew when the choker is being pulled. This is part of the language the dog understands well and can be easily incorporated into the bitework picture.

    Die Grundbedürfnisse des Hundes werden völlig ohne jedes Zögern zum Training genutzt. Es geht ganz offen darum, den Hund in die Abhängigkeit des Handlers zu treiben.


    Existential food is the most powerful reward you have in training your dog because he needs that food to survive. Dessert training is not as effective because the dog gets satiated. The dog also does not need desserts to survive.

    ... If the dog decides he won’t work for it, that is no problem: no food until tomorrow, my friend. Dogs who work on existential food are serious workers, and they learn quickly.




    Vermutlich gelten seine Methoden in der "Szene" als revolutionär hundefreundlich, die Hunde wirken freudiger und offener, als wenn sie nur über Strafe gearbeitet werden. Das glaube ich sofort.

    Macht es nicht besser, lässt tief blicken.


    Wie gesagt, ich kenne es aus der Reiterwelt. Für mich habe ich entschieden: Wenn ich diese "perfekten" Ergebnisse nur mit Mitteln erreichen kann, die ich ablehne, ok, dann erreiche ich das halt nicht. Es gibt andere Wege, die auch sehr weit führen, vielleicht sogar weiter.


    Quelle der Zitate: https://www.nepopotraining.com/en/faq







  • Existential food is the most powerful reward you have in training your dog because he needs that food to survive. Dessert training is not as effective because the dog gets satiated. The dog also does not need desserts to survive.

    ... If the dog decides he won’t work for it, that is no problem: no food until tomorrow, my friend. Dogs who work on existential food are serious workers, and they learn quickly.

    Wie wichtig muss man sich selbst mit seinem Hobby eigentlich nehmen, um sowas als adäquates Vorgehen zu empfinden und in dieser Argumentation nix verkehrt zu finden...

  • Nein, nepopo bedeutet nicht automatisch das es ein schönes Bild gibt.

    Ich kenn mehr härter ausgebildete Hunde die konfliktfreier arbeiten ( und zuverlässiger) im Vergleich zu den nepopo Hunden in dem Bereich.

    Ehrlich das ist hier als würde man mit Blinden über Farben diskutieren.

  • Existential food is the most powerful reward you have in training your dog because he needs that food to survive. Dessert training is not as effective because the dog gets satiated. The dog also does not need desserts to survive.

    ... If the dog decides he won’t work for it, that is no problem: no food until tomorrow, my friend. Dogs who work on existential food are serious workers, and they learn quickly.

    Wie wichtig muss man sich selbst mit seinem Hobby eigentlich nehmen, um sowas als adäquates Vorgehen zu empfinden und in dieser Argumentation nix verkehrt zu finden...

    Nun ja, MR macht es auch so (oder hat es so gemacht), er hats nur anders formuliert. Da kraeht kaum ein Hahn nach.

    Machts nicht besser, aber das ist jetzt echt nix was einem nur bei Bart etc. begegnet..

  • Keine Ahnung, wer das sonst noch so unter welcher Ausgangslage und Heranziehen welcher Rechtfertigung macht.

    Ist mir persönlich auch egal - das Zitat oben ist in seiner unbesorgten Skrupellosigkeit einfach bezeichnend.


    #teamnachtisch

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