• Mit dem Downface hat das aber auch nix zu tun. Das streicheln war bei Benni zum Beispiel immer auf dem Rücken. Und auch nur bei einer bestimmten Pflanze. Als die Pflanze nicht mehr existierte, ist das locker 7 Jahre nicht mehr aufgetreten. Außer wir waren bei meinen Eltern. Da hatte er das auch bei einer Pflanze gemacht. Warum? Keine Ahnung. Aber bullitypisch ist das, ja. Auch das in die Ecke starren.

  • ...dass sie häufig seltsames Verhalten zeigen. Dass sie zum Beispiel unter Vorhänge und herabhängende Decken laufen, damit diese über ihr Gesicht streichen...

    Ich kannte eine Hund (Jagdhund) der das auch gerne gemacht hat, Hecken, Pflanzen mit überhängenden Äste, Wäschständer, Gardinen. Er ist da manchmal ganz langsam durchgeschlichen und man sah ihm an das er die zarte Berührung auf seinem kurzen Fell genossen hat. Hab ich eher unter lustiger Marotte verbucht, er war ein komplett normaler, gesunder, fitter, ausgelasteter Hund.

  • Casper geht auch liebend gerne unter frisch gewaschene Wäsche durch.

    Aber es ist doch ein Unterschied, ob der Hund das mal macht, oder ob er das völlig im Tunnel über Stunden hinweg macht.

    Und auch das starren ins Nichts. Halte ich für nicht normal. Aber genau das meine ich. Es wird ganz viel schneller als rassetypisch bezeichnet. Das eine extreme Kopfform, in welche Richtung auch immer, aber einfach auch das Gehirn beeinflusst, kann man einfach nicht abstreiten.

  • Ich hab eben geschaut, ob es vielleicht auch Literatur/Studien zu dem Thema "unter Dingen laufen" und "in die Ecke starren" bei Bullterriern gibt.
    Jup. Ein bisschen was dazu findet man. Nennt sich auch trancing oder ghost-walking, zeigt sich gehäuft bei Bullterriern, zeigt statistisch signifikante Verknüpfungen mit anderen Verhaltensauffälligkeiten (Rute jagen, plötzliches Aggressionsverhalten). In einer Studie wurden die über 80 Bullterrier, die trancing gezeigt haben, medizinisch auf den Kopf gestellt: alle gesund, auch Epilepsie-Medikation hat keine Änderung des Verhaltens gebracht. Aktuell geht man in der Wissenschaft wohl davon aus, dass es sich um eine canine compulsive disorder (CCD), also eine Zwangsstörung handelt.
    Ein Paper hab ich gefunden, das einen Link zu einer Mutation in einem Gen sieht, das für die Gehirnentwicklung wichtig ist, und beim Menschen im Zusammenhang mit Autismus und ADHS auch Auffälligkeiten zeigt. In dem gehts aber um Dobermann/Pinscher, nicht um Bullterrier.

    Quellen:
    Lowrie et al., 2015
    Moon-Fanelli et al., 2011
    Dodman et al., 2009

    Hier im Interview erzählt der Autor der letzten Studie auch nochmal ein bisschen was zu CCD
    Science News Article

    Da erwähnt er auch eine Bullterrier Studie zum Thema Rute jagen, aber dazu findet man (noch?) nix. Oder es ist nichts Signifikantes dabei rausgekommen.

    Edit: das Wichtigste: nachdem die Hunde gesund sind, und auch während des Verhaltens keinerlei Stress-Symptomatik zeigen und sich auch abbrechen lassen, würd ich persönlich das nicht als Qualzucht einstufen. Verhaltensgenetisch interessant, aber Qual... weiß ich nicht...

  • Ich sehe das ehrlich gesagt ein bisschen anders. Nur weil die Hunde körperlich gesund wirken und während des Verhaltens keine offensichtlichen Stressanzeichen zeigen, heißt das für mich noch lange nicht, dass es keine Form von Leid oder Einschränkung ist. Wenn ein Verhalten so weit vom Normalverhalten abweicht, dass es zwanghaft oder repetitiv wird, ist das für mich kein „interessantes genetisches Phänomen“ mehr, sondern etwas, das sehr wohl unter Qualzucht fallen kann – vor allem, wenn es durch extreme Zuchtmerkmale oder genetische Fixierungen begünstigt wird.

    Man darf dabei nicht vergessen, dass eine stark veränderte Schädelform unweigerlich auch Auswirkungen auf das Gehirn und die Nervenbahnen hat. Wenn sich die Form des Kopfes verändert, verschieben sich automatisch auch die inneren Strukturen. Das kann Druckverhältnisse, Reizleitungen und Wahrnehmung beeinflussen – und genau das kann sich später im Verhalten zeigen. Anatomie und Verhalten sind eben keine voneinander getrennten Welten.

    Ob der Hund in dem Moment äußerlich ruhig aussieht, sagt ja nichts darüber aus, was im Inneren passiert. Zwangshandlungen laufen auch bei Menschen oft ohne sichtbare Anspannung ab, sind aber trotzdem Ausdruck einer gestörten Reizverarbeitung. Und wenn genau diese Reizverarbeitung durch Zuchtmerkmale oder genetische Veranlagung beeinflusst ist, dann trägt der Mensch dafür Verantwortung.

    Ich finde, man darf solche Dinge nicht verharmlosen, nur weil sie „typisch für die Rasse“ sind. Wenn eine Rasse dafür bekannt ist, bestimmte neurotische oder zwanghafte Verhaltensmuster zu zeigen, dann ist das kein Charakterzug, sondern ein direktes Ergebnis von Zuchtentscheidungen – und genau da beginnt für mich das Thema Qualzucht. Denn Qual zeigt sich nicht immer durch sichtbaren Schmerz, manchmal eben auch durch ein Leben, das nicht im Gleichgewicht ist.

  • Ja, abbrechen war nie ein Problem. Und ja, ich fand das auch merkwürdig und schräg. Und es gibt sicherlich Bullterrier, die das häufiger machen und welche, die das seltener machen. Bei Bullterrieren ist aber auch dieses irre Kreiseln wenn die sich freuen ausgeprägter, als bei anderen Rassen. Aber Qualzucht. Hm, das finde ich auch eher nicht. Hyperkeratose und Allergien und teilweise Kehlkopflähmung wären beim Bullterrier und Mini bei mir die Qualzuchtmerkmale. Und LAD, aber das ist zum Glück wirklich sehr sehr selten. Ich glaube, viele Bullterrier laufen ungern, weil sie einfach schmerzhaft verhornte Füße haben.

  • Ich habe mir die Studien nicht angeschaut, schreibe das jetzt nur zu dem, was Du an Infos gegeben hast:

    Ich würde anhand der Ergebnisse nicht zwangsläufig schlussfolgern, dass es keine Qual ist.

  • Gesund, aber zuchtbedingte (oder durch Zucht verstärktes Vorkommen einer) Zwangsstörung ist für mich irgendwie auch wenig vereinbar. Ob es dadurch direkt zur Qualzucht wird, kann ich nicht beurteilen, aber es wäre definitiv etwas, was ich durch meine Zucht nicht weiter manifestieren wollen würde.

  • da beginnt für mich das Thema Qualzucht

    Das ist der springende Punkt.

    Klar, der Gesetzgeber muss warten, bis eine gewisse rote Linie überschritten ist, bevor er eingreifen kann (sollte!!).

    Die Züchter (und potentiellen Käufer) sind aber die, die den Anfängen wehren müssten. Wenn die Qual offenkundig ist, ist es eben auch zu spät und ethisch nicht mehr vertretbar, weiter zu machen - auch nicht im Sinne von Einkreuzen oder Rückzüchten.

    Leider gibt es - im, ich nenne es mal "erweiterten Begleithundebereich" - immer weniger Rassen ohne bedenkliche Tendenzen. Und das liegt für mich eben auch daran, dass man "so ein bisschen, aber noch nicht richtig Qual.." eben toleriert, weil man die optischen Merkmale wichtiger findet.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!