Der "gefährliche" Hund Teil 3

  • Ich denke, die Joggerin wollte nur auf sich aufmerksam machen damit sich die Halterin und die Hunde nicht erschrecken, wenn sie vorbeiläuft. Dass die Joggerin geschrien haben soll, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.


    Ich bin jedenfalls immer sehr dankbar, wenn von hinten ein: "Hallo, es kommt ein Jogger" oder ähnliches kommt.

    Ist man mal mit den Gedanken woanders oder hat den Jogger oder auch Radfahrer aus anderen Gründen noch nicht wahr genommen, finde ich das Bemerkbar machen sehr gut. So bin ich vorbereitet, erschrecke nicht und kann ggf. den Hund an die Seite nehmen.

  • Ich lese da tatsächlich keinen Vorwurf in Richtung Joggerin raus. Für mich liest sich das wie eine Schilderung der Situation.

    Wie gesagt, an ihrer Stelle hätte ich es ganz gelassen, aber wenn der Verlauf so war, wie hätte sie es denn anders schreiben können/sollen als so wie es war?!


    Wobei ich mir gut vorstellen kann das der besagte "Schrei" nichts anderes war als eine verbale Ankündigung das die Joggerin gleich überholt o.ä. Einige Jogger machen das ja freundlicherweise.


    Losgelöst von dieser Situation kenne ich das von Radfahrern, die klingeln wenn sie 1-2m hinter sind. Nett gemeint denke ich, aber ich habe mich mehr als einmal heftig erschrocken.

  • Ich lese da tatsächlich keinen Vorwurf in Richtung Joggerin raus. Für mich liest sich das wie eine Schilderung der Situation.

    Der Vorwurf wird vor allem in den Kommentaren erhoben. Aber eben deswegen hätten die nicht offen sein dürfen.


    Wie gesagt: Menschlich verständlich - aber wirklich unklug.

  • 6. Ebenso wie die „Anklage“ an alle anderen, die hier schlichtweg fehl am Platz ist (Ja, Ja, ich bin schuld, aber alle anderen auch und sogar noch schlimmer)

    Hm, sorry aber wo ist es denn dann passend, das Verhalten des Lynchmobs, der sich geformt hat anzusprechen?

    Soll man das unter den Teppich fallen lassen?

    Sie hatten ja gute Intentionen, da ist es egal, dass Morddrohungen ausgesprochen wurden und hunderte Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen wurden, weil ein paar angebliche Tierschützer angefangen haben, Amok zu laufen?

    Bekommen diese Leute jetzt eine Wildcard und dürfen ihre Taten nicht angeprangert werden, weil sie sich ja vermeindlich nur auf den Täter gestürzt haben?

    Das ist imho ein vollständig anderes Thema, was auch vollständig gesondert angesprochen gehört.


    Das Fehlverhalten von Dritten als Reaktion auf das eigene Fehlverhalten hier in so eine Stellungnahme einfließen zu lassen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie

  • "dieser Unfall hätte jedem von euch passieren können"


    Sagt eigentlich alles, beinhaltet alles: wenn sowas jedem von uns passieren kann, gibt es gleichzeitig keinerlei persönliche Verantwortung, kein Fehlverhalten, keine Fehleinschätzung der Verantwortlichen. Da hat der teuflische Zufall ihr ja wirklich böse mitgespielt, der Armen.

    Ein Hohn.

  • Frage am Rande: Waren die Hunde samt Besitzerin allesamt taub oder sonstwie behindert? Eine Joggerin schleicht sich doch nicht auf Zehenspitzen im Zeitraffer an, ist kein schnelles, lautloses Fahrrad, und zumindest alle meine Tiere, Hunde wie Pferde, hätten sie längst gehört und angezeigt (und sei es nur mit Ohrenstellen), bevor sie auf 1,50 m, also auf nahezu Anfassweite hinter uns war , und "laut schrie"?


    Auf den Bildern der Attacke sah man, wenn ich mich nicht irre, sogar einen Schotterweg, und der knirscht bekanntlich beim Gehen und erst recht beim Laufen - wie soll man denn da so dicht an ein ganzes Hunderudel kommen, ohne dass die Tiere längst reagiert haben?


    Und es als Unfall zu beschreiben, der "jedem passieren" kann, wenn die eigenen Hunde einen Menschen bei lebendigem Leibe zu Tode zerfleischen, zeugt schon von einem verblüffenden Maß an Uneinsichtigkeit.

  • Puh, die Kommentare darunter sind wirklich schwer zu ertragen. Von „mein Hund könnte auch vielleicht auch mal schnappen, wenn er sich erschrickt“ über „jetzt vertraue ich der Politik erst recht nicht mehr“ und „hätte die Joggerin halt nicht hysterisch geschrien, selbst schuld“ bis „der einzig gefährliche ist der Sohn des Opfers“ ist echt alles dabei. Und ganz häufig der Vorwurf der Opfer-Täter-Umkehr, aber irgendwie in die falsche Richtung. Also die Halterin als eigentliches Opfer, das durch die Medien zur Täterin gemacht wurde oder so.

  • Ganz ehrlich? Je öfter ich mir diesen "eigentlich bin ja ich das Opfer"-Text durchlese, desto weniger wundert mich der schlechte Ruf, in den Hundehalter zunehmend kommen.


    Es kann doch nicht normal sein, dass man, nachdem man - aus welchen Gründen auch immer - einen derartigen Horror verursacht hat, so um Mitleid fischen geht:


    Zitat

    Wir haben alles verloren für was wir gelebt haben

    Hat sie denn wirklich immer noch nichts verstanden? Sie hat eben genau NICHT "alles" verloren. Sie lebt, wenn auch unter gerade für sie unbequemen Umständen, und sie kann mit einem milden Urteil irgendwann neu anfangen.


    Was man vom bedauernswerten Opfer ihrer Meute eben nicht sagen kann: Das hat tatsächlich alles verloren.

  • Ich finde es faszinierend/erschreckend, was man in den Text alles reininterpretieren kann.

    Ich rede nur vom Text, mit den Kommentaren beschäftige ich mich nicht.

    Ich lese da kein "ICH bin das Opfer", keine Täter-Opfer-Umkehr, kein Victim Blaiming und keinen Whataboutism. Ich lese eine Schilderung, ohne Schuldzuweisung an das Opfer, ich lese, dass es sich jemand bis heute nicht erklären kann, wie es passieren konnte, ohne dass man selbst und das fachkundige Umfeld es kommen sah und ich lese, dass es der Meute eben nicht ausreicht, wenn sich die Behörden und der Rechtsstaat um so einen Fall kümmern.


    Wann darf jemand, der den Tod eines Menschen verschuldet hat, wieder auf seine Grundrechte bestehen?

    Wann darf man äußern, dass man bedroht wird, dass man Angst hat, ohne dass die Gesetzesverstöße des Lynchmobs und seiner Anhänger durch die eigene Tat relativiert und klein geredet werden?

    "Deine Familie lebt ja noch, also hör auf zu fordern, dass gegen die Morddrohungen gegen deine Kinder ermittelt wird"?

    "Deine Familie lebt ja noch, also hör auf darüber zu reden, dass deine Bekannten aus dem Hundesport und dem Zuchtverein bedroht wurden"?


    Was erwartet man? Mehr Reue? Mehr Schmerz? Wäre einem das dann genug, wenn die Dame sich öffentlich selbst geißeln und an den Pranger für Verfehlungen stellen würde?

    Dürfte sie dann fordern, dass auch den Gesetzesverstößen gegen sie, ihre Familie und ihre Bekannte nachgegangen wird?

    Oder hat sie dieses Recht komplett verwirkt?


    Es wurde gegen sie ermittelt, sie wird/wurde rechtskräftig verurteilt, es wurden Auflagen erlassen... aber darum geht es doch an diesem Punkt nicht mehr.

    Jetzt wird nach Rache, Sühne und Buße geschrieen, jenseits des rechtlichen Rahmens und erschreckend viele Leute sind damit einverstanden.

    Ja, sie hat sich eindeutig einen Bärendienst erwiesen mit diesem Text.

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