Der "gefährliche" Hund Teil 3

  • Also ich weiss von einem ganz konkreten Fall in meinem Heimatort, da wurde ein Jugendlicher von einem Soka in beide Arme gebissen, die Polizei versuchte den Halter rauszukriegen (Hund war alleine im Wohngebiet unterwegs, Halter leider nicht bekannt), der Jugendliche wurde (um Tollwut zu verhindern) im Tropeninsitut einer Uniklinik geimpft, also der Fall wurde durchaus Aktenkundig, aber in der Presse ist da gar nichts aufgetaucht, obwohl ein entsprechender Hund beteiligt war und die Verletzungen an den Armen nicht ohne waren.

  • Hier bei uns hat damals ein großer Mix (keine Ahnung, was da beteiligt war, war ausm Tierheim) einen Chi getötet und der Halterin (ältere Dame) beide Arme komplett zerbissen als sie versuchte, ihren Hund zu retten. Die Halter des Mixes waren noch ewig weit weg.

    Das war im Park vom katholischen Krankenhaus in meiner alten Heimat. Sie ist mit den toten Hund in die Notaufnahme gelaufen und hat dort um Hilfe gebeten für ihn. Aber da war schon alles zu spät. Ihre eigenen Verletzungen hat sie dann dort erst richtig wahrgenommen. Ich vermute, sie wird bis an ihr Lebensende Probleme mit den Armen gehabt haben. Sie ist monatelang mit Verbänden umher gelaufen. Nach diesem Vorfall hatte sie panische Angst vor Hunden (verständlich).

    Der Vorfall tauchte nicht einmal in der regionalen Presse auf.

    Ich weiß nicht, wonach das manchmal geht.

  • Ich sag ja, da ist kein System dahinter. Die meisten Vorfälle werden gar nicht aufgegriffen, und wenn, dann nur als lokale Meldung.

    Wenn ein Fall besonders drastisch ist, greift es evtl. eine Agentur auf - und dann bekommt es mehr Aufmerksamkeit.

    Es gibt ja jeden Tag massenweise Meldungen (über alle erdenklichen Themen) - und nur ein Bruchteil schafft es jemals in irgendeine Berichterstattung. Das hängt davon ab, wer am Desk sitzt, wie der Polizeibericht abgefasst ist (wenn Polizei involviert war, wenn es "nur" ein toter Hund ist, war das evtl. gar nicht der Fall), was sonst heute los ist, ob überhaupt Personal da ist - man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwierig die Arbeitsbedingungen im Journalismus inzwischen sind, vor allem im Lokalen. Die meisten Lokalausgaben sind längst dichtgemacht, was noch da ist arbeitet mit absoluten Mimnimum an Personal.

    Wenn dann was lokal gemeldet wird, geht es evtl. noch weiter in ein regionales Magazin, ganz vielleicht greift es auch mal ein Überregionales Medium auf - aber bei Beissvorfällen ist das extrem selten.

    Das macht man, wenn ein Thema von überregionaler Bedeutung ist, oder wenn man eine Hintergrundgeschichte machen möchte und ein Fallbeispiel braucht. Wenn z.B. die politische Diskussion hochkocht.

    99,9 % der Fälle, die überhaupt berichtet werden, stehen im Lokalteil (und dadurch heutzutage im Internet).

  • Mich hat halt während der Tierschutzarbeit/Gutachtenerstellung gewundert, wie wenig in der Presse landet. Also das wundert mich auch jetzt noch, ist aber wahrscheinlich auch besser so. Ich kann aus den uns unter die Fittichen gekommenen Vorfällen keine Risiken/Wahrscheinlichlichkeiten ableiten. Und ich betone auch gern nochmal, dass ich selbst durch einen Vorfall in der Familie, die Art der Hunde und die Tierschutzfälle große Vorurteile gegenüber SoKas hege, die so weit gehen, dass ich Kund:innen mit entsprechenden Hunden weiterleite und ich glaub ich auch ein Stück weit.. traumatisiert bin.

    Aber...in Sachen dieser Stichprobe gab es einfach so viele getötete und schwer verletzte Hunde und verletzte Menschen durch andere Rassen (Akita, Boxer, Schäferhund, Deutsche Dogge, Dogo Canario, Dobermann ..)...da haben die SoKas eine marginale Rolle gespielt, das passt einfach für mich nicht in Hinsicht auf Gefahrenprävention

  • Man stelle sich die Zeitungen/Nachrichten vor, wenn wirklich ALLES dort landen wuerde. Es sterben jedes Jahr zig Menschen einen unnatuerlichen/gewaltsamen Tod, es gibt jedes Jahr zig Straftaten, .. und nur ein Bruchteil davon schafft es in 'die Presse'. Wieso genau sollte es ausgerechnet bei Vorfaellen mit Hunden anders sein?

  • Hier, in der tiefsten Provinz, landen schon Meldungen von geklauter Unterwäsche in den lokalen Nachrichten, ebenso freilaufende Hunde oder ausgebrochene Mutterkühe. Es ist bei der Berichterstattung immer auch die Frage, welche Meldungen miteinander konkurrieren. Passiert generell nicht viel Berichtenswertes, schaffen es auch relative Belanglosigkeiten, Aufmerksamkeit zu erregen.

    Wenn Hundeangriffe im allgemeinen Nachrichtengerausche untergehen, kann das also auch heißen, sie sind einfach als unbedeutend eingestuft. Was zumindest meine Meinung nährt, sich vorrangig erst mal um die großen Probleme , die es in die Nachrichten geschafft haben, bei begrenzten Ressourcen zu kümmern.

  • Hier, in der tiefsten Provinz, landen schon Meldungen von geklauter Unterwäsche in den lokalen Nachrichten, ebenso freilaufende Hunde oder ausgebrochene Mutterkühe. Es ist bei der Berichterstattung immer auch die Frage, welche Meldungen miteinander konkurrieren. Passiert generell nicht viel Berichtenswertes, schaffen es auch relative Belanglosigkeiten, Aufmerksamkeit zu erregen.

    Ja, hier steht auch viel 'Kleinkram' in der Zeitung und kommt bei den Lokalnachrichten (Radio und TV).

    Aber z.B. der DSH, der den Radfahrer und den HH ins KH gebissen hat, stand in der Lokalzeitung des LK. Bei uns (Nachbar-LK) kein Wort. Und auch in der dortigen Zeitung waren das vielleicht 5 Saetze.

    Das selbe beim Mali von Bekannten, der eine Frau so gebissen hat, dass sofort eine Not-OP noetig war.

    Der Mali, der auf einer intern. Pruefung einen Menschen ins KH gebissen hat, wurde nirgends erwaehnt. Allerdings (auch) weil man da artig den Mund gehalten hat.

    Jemand aus z.B. HH erfaehrt durch normale Nachrichten etc. aber nix von einem Vorfall auf der Alb. Wieso auch? Es gibt dann doch wichtigeres. Ausser natuerlich da passiert was ganz uebles. Aber 'normale' Vorfaelle?

  • Aber...in Sachen dieser Stichprobe gab es einfach so viele getötete und schwer verletzte Hunde und verletzte Menschen durch andere Rassen (Akita, Boxer, Schäferhund, Deutsche Dogge, Dogo Canario, Dobermann ..)...da haben die SoKas eine marginale Rolle gespielt, das passt einfach für mich nicht in Hinsicht auf Gefahrenprävention

    Da hast du sicher Recht.

    Meine eigene "mach ich einen Bogen drum" Einstufung beinhaltet auch ne Menge mehr und andere Rassen.... Allerdings weniger aus Angst um mich als um meinen Hund.

    Hier, in der tiefsten Provinz, landen schon Meldungen von geklauter Unterwäsche in den lokalen Nachrichten,

    Betonung auf "tiefste Provinz" - da gibts dann vermutlich nicht viel anderes. In einer Großstadt sieht das ganz anders aus.

    Und zweite Betonung auf lokal.

    Es wird nicht mal über jeden Mord überregional berichtet.

  • Ich frage mich, warum es so schwer ist zu akzeptieren, dass manche Hundetypen Merkmale aufweisen, die verstärkt ein Klientel anziehen, welches nicht über die Befähigung verfügt diese Merkmale umweltverträglich zu berücksichtigen.

    Dabei ist es doch gerade die Motivation des Menschen, die maßgeblich die Einstellung gegenüber dem Hund und den daraus resultierenden Umgang und die Erziehung beeinflussen.

    Am Beispiel Listenhunde: Die Motivation, sich einen solchen Hund anzuschaffen um zu beweisen, was für "liebe, unaggressive Nannyhunde" dieser Hundetyp ist, ist genauso fatal und fehl am Platz wie die Motivation, sich mit einem "angsteinflößenden Hund" zu schmücken (oder gar aufzuwerten) - weil BEIDE Extreme den Raum bieten, bestimmte Merkmalsausprägungen entstehen zu lassen, die in Kombination mit der körperlichen Statur massive Folgen hat.

    Ist es wirklich so schwer nachzuvollziehen, dass hier Regulierungen bzw. höhere Ansprüche an die Haltung geknüpft werden sollten, um diese Faktoren und deren Auswirkungen einzudämmen?

    ..............

    Hier wurde/wird immer wieder mal gefragt, welche Erfolge diese Listen den überhaupt gebracht haben (wobei hier zumeist der Beantwortung vorgegriffen wird, mit der - unbelegten - Beantwortung: "Keine.")

    Dazu habe ich folgendes gefunden, auch vom Land NRW:

    MMV14-2232.pdf (nrw.de)

    Ein zusammenfassender Bericht zu den Auswirkungen des neuen Landeshundegesetzes über die ersten 5 Jahre seit Inkrafttreten (also von 2003-2007).

    Seitdem hat sich noch mehr getan.

    Ich greife vor: Der Anteil der Vorfälle dieser Listenhunde - immer gemessen an der jeweiligen Population - ist zurück gegangen.


    Gerade dort

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