Vielhundhalter - wie wird man einem Rudel gerecht?

  • Wir waren schwer verblüfft, wie sehr unser immerhin neunjähriger Rüde nach dem Tod seiner Mutter aufblühte. Für uns hatten die beiden immer harmonisch gelebt, sogar mit jeweils einer eigenen Bezugsperson, aber ihm scheint doch immer irgendwas gefehlt haben. Der war jedenfalls die letzten fünf Jahre aufgeschlossen, anhänglich und regelrecht fröhlich wie nie in seinem Leben - wäre also, hätte er wählen dürfen ,sehr viel lieber Einzelhund gewesen.

    Und genauso kann es aber auch andersrum sein. Cleo hat monatelang getrauert, als unsere Kyra starb und ist erst mit dem (neuen) Dritthund wieder aufgeblüht. Bei meiner Vorgängerin war’s gleich.


    Und trotzdem hatte dein Rüde doch neun schöne Jahre auch als Zweithund. Vielleicht kommt dies einem auch nur so vor, dass er „aufblüht“, weil er sich zuvor lieber an der alten Hündin orientiert hat und wenn dies wegfällt er sich nun zwangsläufig am Mensch mehr orientiert?

  • Ich hab ja 10 Hunde (ab Frühjahr dann mindestens 11) und ich hab solche Fragen a la "Wie wirst du allen gerecht?" auch schon öfter bekommen. Für mich persönlich ist das kein Problem, da der Großteil der Hunde Schlittenhunde sind und entsprechend in "einem" Beschäftigt und Ausgelastet werden. Zum Teil fahre ich auf 2 Gespanne aufgeteilt, aber auch das ist kein Problem.


    Die anderen 3 laufen im RH-Sport. Da muss ich schon sagen, dass sie nicht ganz so viel Training bekommen, wie damals, als Chihiro noch Einzelhund war. Aber ich hab da ehrlichgesagt absolut nicht das Gefühl, dass ihr was fehlt. Es bekommt hier noch jeder genau so seine Kuschelzeit und Quality-Time. Nur eben nicht so oft. Aber wir gesagt: ICh habe bei keinem Hund hier das Gefühl, dass ihm was fehlt. Im Gegenteil.


    Im Sommer gehe ich eben mit allen gemeinsam, oder zum Teil auf 2 Gruppen aufgeteilt Freebiken. Das ist auch mit 6-7 Hunden absolut kein Problem.


    Der riesen Vorteil, den ich hier sehe: Alle meine Hunde genießen das Gruppenleben und dass immer ein passender Spiel oder Kuschelpartner da ist. Hunde-Treffs und Spiel-Stunden sind für mich absolut überflüssig und meine Hunde spielen untereinander eben tatsächlich und mobben sich nicht nur, wie es eben in entsprechenden "Spielstunden" oft der Fall ist. Für die Welpen ist das hier natürlich auch super: Sie lernen Hunde verschiedenster Rassen, Größen und Altersstufen kennen, ohne, dass ich das Risiko einer Begegnung mit fremden Hunden eingehen muss. Wenn man natürlich einen Hund hat, der auf die soziale Interaktion mit Artgenossen verzichten kann, sieht das anders aus. Aber meine Hunde gehören eben auch entsprechenden Rassen an, die das lieben und brauchen.


    Und was das Thema Futter betrifft: Meine Hunde fressen aktuell 3 verschiedene Futtersorten in verschiedenen Zusammenstellungen. Das empfinde ich absolut nicht als Problem oder störend.

  • Also sind hier Einzelhundehalter, die jeden Tag, also auch an Arbeitstagen, zusätzlich zu den 2,5-3 Stunden Gassi, 1 Stunde Pflege/kuscheln/füttern/wasmanhaltsomitdemhundmacht, 1-2 Stunden aktives Training machen?

    Also sich JEDEN TAG 4,5 - 6 Stunden aktiv mit ihrem Hund beschäftigen, ohne irgendwas nebenbei? Dann kann ich allerdings sehr gut verstehen, warum für diese Leute Mehr- geschweige denn Vielhundehaltung so unschaffbar klingt.


    Vielleicht keine 6 Stunden, aber 4 bis 5 sind’s locker … ja!

    Wobei es nicht so ist, dass da nix nebenher läuft. Gassi gehe ich zum Beispiel oft nicht extra. Da laufen die Hunde in meinen Trainings einfach mit und können sich dann lösen.

  • Zitat

    Und trotzdem hatte dein Rüde doch neun schöne Jahre auch als Zweithund. Vielleicht kommt dies einem auch nur so vor, dass er „aufblüht“, weil er sich zuvor lieber an der alten Hündin orientiert hat und wenn dies wegfällt er sich nun zwangsläufig am Mensch mehr orientiert?

    Nein, das hat er überhaupt nicht, weil die Alte sowas schlicht nicht duldete. Die waren grundverschieden und machten jeweils ihr eigenes Ding. Sie waren absolut friedlich und ruhig miteinander, aber kaum aneinander interessiert. Der Rüde liebte meinen Vater über alles, und die täglichen Joggingkilometer alleine mit Herrchen waren sein Tageshighlight, ansonsten wirkte er eher mürrisch, etwas in sich zurückgezogen und spielte natürlich hinter seiner dominanten Terriermixmutter sehr die Nebenrolle. Schlecht hat er es trotzdem garantiert nie gehabt, aber es war wirklich erstaunlich, wie sehr sich dieser Hund änderte, als er endlich solo sein durfte. Das hat mir schon ziemlich zu denken gegeben.

  • Nun ja, aber das hätte mit einem passenderen Hund ja nun komplett anders aussehen können.

    Ich habe das große Glück, und da bin ich jeden Tag aufs neue unglaublich dankbar für, das hier alle Hunde miteinander harmonieren und sich gegenseitig akzeptieren. Man hört ja immer wieder das Hunde unglücklich miteinander sind (dabei meine ich nicht das nebeneinander her Leben, sondern das die Hunde wirklich zum Teil voneinander getrennt leben müssen oder ein Hund eben die anderen Hunde so massiv initiiert Druck setzen, das die kein schönes Leben haben) und das wäre für mich auch der Horror.

    Aber so hat jeder Arsch mindestens einen Eimer, mit dem er zusammen passt, die unterschiedlichsten Kombinationen, und das obwohl sie doch alle so verschieden sind. Laut, leise, groß, klein, frech, sanft, extrovertiert, introvertiert. Grenzen werden gegenseitig akzeptiert, es wird niemand belästigt.

  • Zitat

    Nun ja, aber das hätte mit einem passenderen Hund ja nun komplett anders aussehen können.

    Sicher, das würde ich nie bestreiten, ich kenne viele sehr harmonische Mehrhundehaltungen und hatte mit mehreren "Leihhunden" auch tolle, glückliche Meuten.


    Aber dies waren ganz klar zwei Hunde, die beide lieber Einzelplätze gehabt hätten. Obwohl Mutter und Sohn, obwohl jeder mit eigener Bezugsperson und entsprechend "Privatleben", obwohl reibungslos miteinander lebend - und insofern glaube ich nicht mehr an die Theorie, dass Hunde grundsätzlich im Rudel glücklicher sein müssen. Es ist, wie meist, mal wieder eine individuelle Sache.


    In unserem Fall hätte man es übrigens voraussehen können: der Rüde war von Anfang an der im Wurf, der sich sehr wenig, eigentlich garnichts aus der Gesellschaft seiner Geschwister machte, auch nicht mit ihnen spielte, sondern sich stattdessen stur und zielstrebig an meinen Vater heftete, ewig auf seinen Füßen saß, sozusagen seine Hobbies teilte und ihn anhimmelte - und so kam er dann ungeplant zum eigenen Hund, und wir zu zweien. Das war ein Welpe, den man sicher nie in Mehrhundehaltung abgegeben hätte. Man könnte hier eher sagen: Mit neun Jahren kriegte der alte Paul dann endlich, was er schon mit neun Wochen am liebsten gehabt hätte. Es liegt also auch das völlig am einzelnen Hund.

  • Danke an Alle die ihren Alltag beschrieben haben :applaus: So ein Einblick hilft um zu verstehen.


    Ich glaube auch das es enorm wichtig ist das die Hunde zueinander passen. Meine Mädels hätten sich nicht gebraucht und Ninie ist nach Lucys Tod aufgeblüht. Maverick und Ninie waren dagegen perfekt zusammen, die brauchten auch keine Einzelzeit ( gab es gelegentlich aber ), die waren zu Zweit unkompliziert und happy. Bei den Pflegies waren welche dabei die überhaupt nicht zu uns passten und die als Einzelhunde ihr Potential erst entfalten konnten.


    Ich kenne auch jemanden, Vollzeitjob, Kinder, Hunde, Katzen, Hühner, immer mehrere Pflegehunde, großes Grundstück, ganz viel Vereinsarbeit. Keine Ahnung wie sie das schafft, ich würde irre werden. Aber sie macht das absolut toll und die Hunde sind gut ausgelastet.


    Das Gegenbeispiel : zu Besuch bei jemanden mit ich glaube 6 Hunde waren es. Aber es waren nicht alle miteinander verträglich. Man musste enorm aufpassen welche Tür man öffnet . Für mich wäre das der Horror. Für die Familie absolut händelbar und machbar.

  • warum sollte gassi keine Auslastung sein? Kommt ja auch drauf an, wie und was die Hunde dabei erleben.

    Also meine beiden sind mit 2 Stunden Gassi, wo gespielt wird, gemeinsam gelacht und entdeckt, total happy und daheim wird erst mal dann gepennt.


    meine Hunde waren eben ne halbe Stunde im Garten, weil ich ungestört durch wischen wollte und jetzt schlafen die auch alle..

    trotzdem würde ich ne halbe Stunde Garten jetzt nicht als Auslastung sehen..


    Meine schlafen natürlich auch nach dem spazieren gehen. Aber Training ist einfach noch mal was anderes für meine Hunde und macht sie einfach zufriedener.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!