Wie mit Stress und Frust durch den Hund umgehen?

  • Hallo an alle,


    wir haben eine 1 Jährige Labradorhündin, die uns vorallem als Welpe viel Frust bereitet hat.

    Mittlerweile haben wir ihre Ausrastproblematik super im Griff bekommen. Aber andere Themen schüren vorallem bei mir Frust.


    Wir haben mit ihr das Alleine bleiben nicht geübt, da wir den Fokus auf das zur Ruhe kommen gelegt hatten und uns darauf konzentriert hatten, ihre Ausraster in den Griff zu bekommen. Jetzt wo all das klappt, wollen wir das alleine sein in Angriff nehmen. Das klappt leider überhaupt nicht gut, aber wir arbeiten kleinschrittig.

    Weiterhin eine Baustelle sind Hundebegegnungen, aber auch hier arbeiten wir dran.


    Leider hab ich den Eindruck, dass in letzter Zeit alles schlecht läuft und mich das zusätzlich, zum alltäglichen Stress, stresst.


    Ich weiß, die Pubertät ist anstrengend und ich wusste worauf ich mich einlasse, als ich mich für einen Welpen entschieden hatte (das ich so einen krassen Welpen bekomme, wusste ja keiner 😅).

    Vielleicht geht es noch jemanden so, und ihr könnt Tipps teilen, wie ihr mit dem Stress und Frust durch euren Hund umgeht. Ich will einfach ihr gegenüber entspannter sein, hab aber das Gefühl, dass sie mich teilweise an die Grenzen des Möglichen bringt.


    (Ja wir lasten sie genug aus, ja wir beschäftigen sie ihrer Rasse gemäß und ja wir haben auch einen (neuen) Hundetrainer.)

  • Vielleicht geht es noch jemanden so, und ihr könnt Tipps teilen, wie ihr mit dem Stress und Frust durch euren Hund umgeht.

    In Zeiten, in denen mich mein Hund wirklich sehr gestresst hat bzw. sein Verhalten, habe ich einfach nichts mehr mit ihm unternommen, was mich frustrieren könnte.


    Wir sind dann zu zweit nur noch stumpf in der Pampa spazieren gegangen, wo wir keine Seele antreffen. Er hat sein Ding gemacht, ich habe mein Ding gemacht. Wir haben uns toleriert, nichts voneinander verlangt, nichts erwartet, sind danach genau so wieder nach Hause. Das ging ein paar Tage. :ka:


    Das ist normal. Kenne niemanden, der nicht 1x in seinem Leben den Hund am liebsten auf den Mond befördern will.

  • Vielleicht geht es noch jemanden so, und ihr könnt Tipps teilen, wie ihr mit dem Stress und Frust durch euren Hund umgeht. Ich will einfach ihr gegenüber entspannter sein, hab aber das Gefühl, dass sie mich teilweise an die Grenzen des Möglichen bringt.

    Ich kann mir nicht genau vorstellen, wo eure Baustellen liegen.

    Alleinsein - was macht der Hund genau? Wie baut ihr das auf?

    Hundebegegnung- was passiert, was tut ihr?


    Davon ausgehend, könnte man euch Anregungen geben, falls gewünscht.




    Als erste Hilfe: Mir hilft manchmal, wenn mir alles über den Kopf wächst, den Hund zu schnappen, die Schleppleine mitzunehmen und eine richtig schöne, lange Runde in der Einsamkeit zu drehen. Nur der Hund und ich. Oder ein Spiel zu spielen, Sachen zu verstecken und suchen zu lassen. Nicht alles so ernst zu nehmen, sondern mit Humor ne gute Zeit miteinander zu verbringen.



    Dann, mir persönlich hilft es, Eigenheiten des Hundes, die ich nicht zügig wegzutrainieren schaffe, als gegeben zu nehmen und mir Managementstrategien zu überlegen.


    Beispiel, der Schornsteinfeger kommt. Ich hatte immer schon Puls bei dem schieren Gedanken daran und hab alles mögliche ausprobiert, damit mein Hund ruhig und entspannt bleibt. Fakt ist halt, er hasst den armen Mann.

    Irgendwann hab ich einfach akzeptiert, dass mein Hund nie einfach nur stumm akzeptieren wird, dass da ein schwarzgekleideter, komisch riechender Hüne in unserem Zuhause herumstiefelt.

    Deshalb habe ich ihn dann einfach irgendwann in die Küche gesperrt und dort die 5 Minuten halt bellen lassen. Inzwischen sind wir dort mit Kindergitter ausgestattet, und der Hund bellt anfangs noch kurz, gibt dann aber Ruhe, während der Schornsteinfeger seine Arbeit tut.



    An anderen Hunden an Engstellen gesittet vorbeigehen? Pfff... entweder ich weiche aus, dann geht gesittet klar. Oder ich geh durch die Engstelle, dann hab ich ein Hüpfdoing neben mit. Beides geht zur Zeit nicht.



    Das setzt sich bei anderen Themen weiter fort, ich möchte mir die Freude nicht nehmen lassen, und Perfektion gibt es nicht. Und es gibt auch viele schöne Momente, Momente, wo ich stolz bin auf meinen Chaoten. Er bellt zb nie zurück, egal, wie er bepöbelt wird, das ist schon fein von ihm. Die guten Momente möchte ich nicht untergehen lassen, nur weil mich gerade ein Thema frustet. Letztlich ist es auch so, ein Hundeleben ist vergleichsweise kurz, da wäre es schade, es mit Frust, Ärger und Stress vollzupacken.


    Natürlich ärgere ich mich auch mal, aber die guten Seiten wieder in den Sinn rufen hilft. Von mir getestet :lepra: xD

  • Sich auf die positiven Sachen konzentrieren, und was man (aktuell) nicht ändern kann, mit entsprechender Gelassenheit annehmen. Ich hab zum Beispiel einen (Leinen)Pöbler vor dem Herrn. Wenn ich der auslösenden Situation nicht ausweichen kann (und das ist quasi alles - Hunde, Menschen, Autos, Fahrräder, Pferde, Eichhörnchen, große schwarze Vögel - sehen aber auch gefährlich aus, die Viecher -, etc.), dann nehme ich ihn eng, dreh ihn soweit es geht weg und lass ihn halt bellen. Ungemütlich werde ich nur, wenn er vergisst, wo er seine Zähne grad hat, aber sonst lohnt es sich nicht, mich darüber aufzuregen.


    Und atmen. Zwischendrin, gerade, wenn man kurz vor der Explosion ist, atmen. Einmal tief durchatmen und aus der Situation gehen.

  • Dann, mir persönlich hilft es, Eigenheiten des Hundes, die ich nicht zügig wegzutrainieren schaffe, als gegeben zu nehmen und mir Managementstrategien zu überlegen.

    Das war ein Gamechanger bei meiner alten Hündin. Ich habe damals zig Hundeschulen besucht, war als quasi Ersthundehalterin echt überfordert mit ihr, weil sie so unglaublich quirlig war.. heute würde ich sagen sie war wohl eher normal aber ich war einfach überfordert damals. Ob es bei euch auch so ist und du dir in zehn Jahren auch mal denken wirst "Ohje was hab ich alles falsch gemacht damals" und der Hund war eigentlich nicht das Problem, weiß ich natürlich nicht. Aber tatsächlich war der erste Schritt in Richtung Besserung bei mir: Akzeptanz. Nicht mehr an dem Hund rumdoktern, einfach versuchen zu managen. Hundebegegnungen sind ein Problem? Dann Hunden aus dem Weg gehen so gut es geht, wie hier auch schon geschrieben wurde.

    Manchmal muss man die Eigenarten seines Hundes auch einfach mal hinnehmen und sich etwas erden und siehe da: Bei uns haben sich manche Probleme dann tatsächlich einfach erledigt. Ruby war damals echt anstrengend draußen, aber dadurch dass ich mir so eine entspannte Haltung angewöhnt habe, wurde sie auch mit der Zeit entspannter. Sie zog sogar fast gar nicht mehr an der Leine die letzten Jahre. Das hab ich so so lange mit ihr geübt, alles mögliche ausprobiert, aber nichts hat gefruchtet. Hab dann irgendwann ne flexi Leine gekauft, die ja oft sehr verhasst ist, aber damit hatte sie ihren Freiraum, ich etwas mehr Ruhe und irgendwann wurde sie, wie gesagt, auch grundsätzlich gelassener. Kann auch am zunehmendem Alter natürlich gelegen haben, aber Hunde spiegeln ja auch sehr unser Gefühlsleben.

  • Ich persönlich finde es sehr hilfreich, Probleme nicht als Hund-Probleme, sondern als Ich-Probleme anzugehen. Wenn der Hund etwas falsch macht, dann macht nicht der Hund etwas falsch, sondern dann habe ich etwas falsch gemacht. Klingt nach Semantik, ist m.E. aber tatsächlich ein konstruktives Mindset, weil es viel leichter ist, an mir zu arbeiten, meine Methoden zu hinterfragen, mich schlau zu lesen, als den Hund verantwortlich zu machen. Mit dem kann ich nämlich nur sehr eingeschränkt kommunizieren, der kann kein Buch lesen, der kann mir nicht sagen, was gerade gut funktioniert und was vielleicht weniger gut. Frust entsteht oft dadurch, dass der Mensch denkt, der Hund wolle nicht. Oder kapiere nicht. Dabei ist die banale Erklärung meist, dass er nicht kann, weil er es nicht/schlecht/unzureichend gelernt hat. Und das ist meine Schuld.


    Und ja, Eigenarten zu akzeptieren, hilft auch. Wenn Hundebegnungen ausnahmslos Stress für alle Beteiligten sind, dann geht's auch ohne. Zumindest während man an anderen Baustellen arbeitet. Arbeite an einer Baustelle und manage die anderen. Und erst wenn die erste Baustelle geschlossen ist (immer dran denken: jede Baustelle dauert länger und wird teurer als geplant), gehst du zur nächsten.

  • Geht mir ähnlich. Der Zwick Zwack war für mich eine einzige Baustelle und mich hat eigentlich (fast) alles an ihr genervt. (Alles aufzuzählen wäre echt zu langwierig).
    Wenn mein Partner sie nicht so gern gehabt hätte, hätte ich sie vermutlich abgegeben. Einfach weil ich keinen Hund mit einem solchen Charakter wollte.
    Ich habe mit ihr mehr trainiert als mit allen anderen Hunden davor zusammen. Es gab Fortschritte, aber es viel mehr schwer die zu sehen. Ich war zu sehr genervt, gestresst und unglaublich frustriert. Und oft habe ich mich auch sehr hilflos gefühlt. Und überwältigt, bei der Vorstellung, dass das nun 15 Jahre so weiter geht.
    Ich habe mich nach den entspannten Spaziergängen mit meiner verstorbenen Hündin Furina gesehnt, die immer bei mir geblieben ist und weder mit Mensch, noch mit Hund Zoff gesucht hat. Sie ging allen aus dem Weg und gut wars.

    Geholfen hat mir mich mehr aufs Management zu konzentrieren. - Gut, wenn der Hund nie frei laufen können sollte, dann kann er zumindest vernünftig an der Leine gehen. Das ist wohl realisierbar und trainierbar.
    Wenn sie vor Frust zu schreien beginnt, weil sie hinter einem Hund her will, dann kehre ich eben um oder bleibe stehen. Versuche gar nicht dieses Verhalten JETZT in den Griff zu kriegen. Das wird gesondert trainiert und belastet mich somit gerade nicht.
    Das hat alles ein wenig entschärft und zugleich gab es auch mehr Situationen wo man sah, wie gut der Zwick Zwack auch mitarbeiten kann, wie bemüht sie sein kann.
    Da habe ich mich - punktuell - auch drüber gefreut.
    Nach einem Termin bei der Hundetrainerin war ich sogar stolz auf sie. |) Was nicht heißt, dass ich später nicht wieder frustriert und gefrustet war, weil Hundine einen neuen Quatsch ausgepackt hat.

    Ich versuche vieles mit Humor zu nehmen und es generell nicht so ernst zu nehmen, was auch eigentlich meinem Naturell entspricht, aber bei Themen mit dem Zwick Zwack schwierig ist, weil ich eben eine so belastende Vergangenheit mit ihr habe.
    Ich denke, dass es gerade wegen der super anstrengenden ersten Zeit länger dauern wird, bis wir richtig zueinander finden. Man kann ja bei sich nicht mal eben emotional einen Schalter umlegen.
    Aber ich glaube, man findet zu einem entspannteren Umgang. Gerade wenn dann mehr Dinge auch gut funktionieren und man Facetten des Hundes besser kennenlernt.

    Bei mir hat übrigens eine neue Trainerin sehr viel gebracht. Es war nichts Neues dabei, ich hatte alles schon geübt gehabt, aber sie hat es in einen neuen Zusammenhang gebracht, quasi die Puzzlesteine zusammengefügt und mir geholfen Aspekte des Verhaltens vom Zwick Zwack richtig zu verstehen. (Die mir zuvor echt ein Rätsel waren).

    Du wirst das hinkriegen!

  • Vielleicht geht es noch jemanden so, und ihr könnt Tipps teilen, wie ihr mit dem Stress und Frust durch euren Hund umgeht.

    Das ist normal. Kenne niemanden, der nicht 1x in seinem Leben den Hund am liebsten auf den Mond befördern will.

    Und selbst die Russen haben nur die grobe Richtung versucht...


    Wenn ich mich über mein Tier ärgere, muss ich nur eine Sekunde daran denken, dass der Hund irgendwann nicht mehr ist. Und schon tut mir leid, dass ich sauer war.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!