Hund(e) und Kind - Plauderthread - Nr.2

  • Das mit den Eltern fällt mir auch auf. Als Kind war bei mir noch der Tenor "das tut man nicht", "sei ruhig/unauffällig, grüss schön und störe ja keinen". Während ich jetz viel häufiger erlebe dass Prinz/Prinzesschen alles darf und das Elternteil noch stolz grinsend daneben steht.

    Hatten schon bei der Aufführung der Tanzschule Kleinkind welches ständig auf Papas Schultern rumkletterte, dabei lauthals kreischte, dann auf die Bühne rannte. Mal rausgehen? Dem Kind erklären dass es nun still sein muss? fehlanzeige.

    Meine Tochter wurde im KiGa wochenlang von einem anderen Mädchen gezwickt. Ich habe erst gedacht dass das halt ein normaler KiGa Konflikt ist. Irgendwann wurd es mir zu dolle und ich hab die Erzieherinnen angesprochen. Ja sie wissen um das Problem und sagen ihr auch jeden Tag sie dürfe das nicht. Naja, aufgehört hat es nachdem ich meiner Tochter gesagt habe sie soll sie richtig dolle zurück zwicken. Aber die Erzieherinnen sagen das darf sie nicht. Ja ich weiss, Mama geht es ihnen gerne erklären. Nunja nun hat das Mädel ein neues Opfer. Letztens hab ich die Mutter dazu zum ersten Mal gesehen und kein Wunder. "Schatzi würdest du dir bitte die Schuhe ausziehen?" Kind schneidet Grimmasse und klettert - mit den dreckigen Schuhen - über alle Bänke, Mutti lächelt "Kinder, gell.".


    Eltern - ja das fällt mir auch auf. Wir bekommen ständig Mails bitte nicht den Behindertenparkplatz zu blockieren weil der von einer Mutter genutzt wird mit gehbehindertem Kind. Bitte den Motor abstellen während man das Kind reinbringt. Bitte kein Kaugummi. Bittr keine Smartwatches. Und es bringt genau nix.

    Es sind immer dieselben 5 Eltern die den laufenden SUV aufm Behindertenparkplatz stehen lassen und deren Brut überdimensionierte Uhren am Handgelenk hat...

    Da denk ich mir aber auch dass der KiGa/die Schule Mal deen Arsch in der Hose haben sollte und diese Leute direkt ansprechen müsste...

  • Nicht grundsätzlich. Aber für ein Kind, dass aufgrund einer ‚man kann es ja mal testen“-Entscheidung von Erziehungsberechtigten jeden Tag sieben, acht Stunden in einer lauten, konfusen Welt verbringen muss, die es nicht verarbeiten kann, vielleicht schon.

    Ich bin keine Mutter, ich bin Lehrerin. Mir ist total egal, ob ein Kind irgendwelche Diagnosen hat oder nicht. Mir nutzt beides nichts. Ich seh halt - wie gesagt - nur öfter Kinder, bei denen ich mich frage, warum die keinen Förderstatus haben (was den Weg zu Hilfen ebnen würde), als Förderkinder, die ohne klarkämen… ist halt einfach meine Erfahrung.

    Mir wird dein Standpunkt hier nicht ganz klar. Für was argumentierst du hier gerade? Ist das nicht genau das, was ich gerade gesagt habe? Und was meinst du mit "aufgrund einer "man kann es Mal testen" Entscheidung der Eltern sieben, acht Stunden in einer lauten Umgebung verbringen muss..?"

    In Zeiten von Inklusion ist es übrigens gar nicht so einfach, dem Kind das zu ersparen. Meine Tochter kommt auch ganz schlecht in dieser lauten Welt klar und muss es, trotz Diagnosen, trotzdem.

    Mit Perspektive auf die Schule, die wir nächstes Jahr anfangen müssen, finde ich es übrigens auch schade, von einer Lehrerin zu lesen, dass ihr Diagnosen egal sind. Ich würde mir wünschen, dass mein Kind in seiner Individualität gesehen wird und das nicht "egal" ist.

  • In Zeiten von Inklusion ist es übrigens gar nicht so einfach, dem Kind das zu ersparen.

    Stimmt so nicht. Sobald ne Autismus Diagnose vorhanden ist, sind Themen wie Schulpflicht nur noch heiße Luft in Deutschland. Eltern deren Kinder grad erst Schulpflichtig sind, lassen sich davon vielleicht noch Stressen und unter Druck setzen. Aber es ist, wie gesagt nur heiße Luft.
    Wir hatten die letzten 4 Jahre sogar nur nen ein bis zweizeiler als Attest vom Kinderarzt. Mein Sohn war ja von Klasse 1 bis 4 ausschließlich im Homeschooling/Freilerner. Jetzt bahnen wir uns grad in Kurzbeschulung etwas an Präsenz Unterricht an. Denn meinem Kind macht gelegentliches zusammen sein in einer festen Kindergruppe durchaus Spaß. Ist Anstrengend für ihn, aber ein wenig Kinderquatsch schaut er sich trotzdem ab xD .
    Aber man braucht schon ein Netzwerk, welches dem Kind gegenüber Empathisch eingestellt ist.
    Am meisten Probleme hatten wir bisher mit Idealisten. Da kommen selbst Fachkräfte, die Erklären helfen, oft nicht gegen an.

    katzenpfote dir sollte es nicht egal sein, ob ein Kind Diagnosen hat. Denn mit mehr Fachwissen würden sie dir sehr wohl nutzen. Ohne Basis Wissen geraten die Tipps aus den HPG Terminen von Fachkräften vermutlich auch schnell in Vergessenheit.
    Aber darum Funktioniert Inklusion halt auch nicht. Den Lehrern fehlen Sonderpädagogische (Basis) Kenntnisse.
    Allein wenn ich nur versuche die Motorischen Handicaps zu erklären, komme ich meist schon auf 2-3 DinA4 Seiten.

  • Das Herz steht vor allem für den letzten Absatz.

    Beim ersten sehe ich das ein wenig anders. Ich möchte nämlich gar nicht, dass mein Kind von der Schulpflicht befreit wird. Ich bin gut vernetzt und kenne viele Geschichten anderer Kinder. Daher weiß ich, was theoretisch alles möglich ist. Ich möchte aber, dass mein autistisches, hochintelligentes Kind, was durchaus auch in seinem Rahmen das Bedürfnis nach Sozialkontakten und Teilhabe hat, diese auch ermöglicht wird und seine Kompetenzen auch nutzen kann. Nicht jedes Kind mit Autismus ist nicht beschulbar. Es braucht vielleicht nur eine andere Sicht der Lehrer*innen auf sich. Ich möchte, dass es was dazwischen gibt. Zwischen "ganz oder gar nicht". In meinen Augen hat Inklusion, die ich grundsätzlich für eine gute Idee halte, in der Realität in dieser Umsetzung dafür gesorgt, dass Betroffene Kinder entweder vollkommen krachen gehen oder keine Chance mehr auf Teilhabe haben. Das einzige "Dazwischen", sind Förderschulen, wo ich wirklich verstehen kann, dass niemand, wirklich niemand, sein Kind freiwillig dort hin bringen möchte. Das, was ich von Inklusion sehe sind überforderte Lehrer*innen, die schlecht ausgebildet sind und auch überhaupt nicht die Kapazitäten haben, die Inklusionskinder gut und passend zu begleiten und Kinder, die weniger denn je individuell sein dürfen. Der Druck auf Kinder (egal ob mit oder ohne Diagnosen) ist wahnsinnig gestiegen und den letzten Jahrzehnten. Und ich finde, man sollte auch Mal wieder das Augenmerk auf das legen, was Kinder brauchen und nicht nur auf das, was sie leisten müssen oder können müssen oder wie sie sich zu benehmen haben und wie scheiße ihre Eltern sind, dass sie ihnen das nicht beibringen.

    Es gibt da Ausnahmen. Es gibt ganz tolle Lehrkräfte. Es gibt auch gute Schulen. Leider ist das aber nicht die Regel.

    Ich habe neulich einen Podcast gehört in dem es auch darum ging, dass die Rolle der Schule (und auch Kitas) umgedacht werden muss. Weil Kinder heute deutlich mehr Zeit in der Schule verbringen. Das war eine ganz spannende Sicht auf die Sache.

    Meiner Meinung nach muss das ganze Schulsystem neu erfunden werden.

    Es gibt übrigens Studien darüber, dass Kinder heute in ihren Familien zwar weniger Zeit verbringen, dafür aber deutlich mehr Qualitätszeit als früher. Das zum Thema Eltern, die sich nicht kümmern.

    Aber das führt jetzt wirklich oft topic 🤣

  • Mit so einem Kind hatte Lina auch das Vergnügen - sie zweite Klasse, er vierte Klasse. Hauen ist zu Recht in der Betreuung verboten, daher hat sie sich nie gewehrt. Nach vielen Gesprächen Zuhause hat sie ihn quasi quer über den Hof geprügelt wie ein wildgewordener Derwisch und seitdem war Ruhe.

    Ärger hat sie nicht bekommen, weil sie nie der Auslöser war. Ich habe ihr aber vorher gesagt, dass ICH das dann kläre und sie das so kommunizieren darf.

    Durch Schulverein und Cafeteriaverein bekomme ich viel in der Schule mit - was da so abgeht mit Gesprächen etc. ist nicht mehr feierlich.

  • Ich argumentiere dafür, dass Kinder so angenommen werden, wie sie sind, und die Hilfen bekommen, die sie brauchen. Von Eltern und Schule.

    Das Beispiel aus meinem letzten Beitrag mit „wir wollten probieren“ ist ein Beispiel aus meiner Erfahrung wo x Lehrkräfte ne Förderschule empfehlen und die Eltern das genaue Gegenteil tun, weil „es könnte ja sein, dass es klappt“, weil sie der professionellen Einschätzung von einem halben Dutzend Leute nicht trauen.

    Jemand schrieb hier, dass manche Lehrkräfte so versessen darauf sind, dass Kinder einen Stempel kriegen. Kann sein, dass es manchen dann leichter fällt, mit dem Verhalten einiger Kids umzugehen. Fakt ist aber: Ich persönlich hab nichts von Diagnosen, außer ne Chance, Kinder besser zu fördern.

    Wenn jemand einen Förderschwerpunkt bekommt, kann ich das Kund z.B. in eine Fördergruppe setzen, es Arbeiten alleine/in Kleingruppen oder mit mehr Zeit schreiben lassen, darf dem Kind individuelle Aufgaben geben oder sonstwas. Ist das Kind „normal“ (= ohne Diagnosen, ohne Förderstatud), darf ich das alles nicht.

    Und ja - Inklusion geht für viele Kinder ganz toll. Und für manche ist das ne Katastrophe, weil eine Regelschule einfach oft die Bedingungen nicht schaffen kann (mangels Räumen/Ausstattung/Kenntnissen), die diese Kinder bräuchten.

    Und Eltern, die dann noch abstreiten, das ihr Kind überhaupt Hilfen braucht, machen es dem Kind noch schwerer.

    Ebenso wie Lehrkräfte, die Vorurteile haben. Aber die haben sie eh, die finden das Kind halt „dumm“, wenn es bestimmte Dinge nicht kann, egal, ob da „Förderstatus Lernen“ dransteht oder nicht. Auf die braucht man keine Rücksicht zu nehmen.

  • Na dann sind wir doch ziemlich auf dem selben Standpunkt.

    Eine Anmerkung habe ich aber. Ein Kind braucht keinen Förderstatus um in der Schule in seiner Individualität anerkannt zu werden. Es gibt Nachteilsausgleiche, die unabhängig von der Existenz eines Förderstatus sind. Und grundsätzlich ist man als Lehrkraft immer frei, auch Mal out of the box zu denken und Dinge anders zu machen.

    Ich empfehle dazu liniert.kariert auf Instagram. Sie ist Lehrerin, selbst AuDHSlerin und macht tolle Aufklärungsarbeit in diesem Bereich. Wichtige Message ist bei ihr oft, dass alle Dinge, die für neurodivergente Kinder gut sind, eigentlich für alle Kinder gut sind oder sein konne und es daher immer lohnt, genau zu überlegen, wie man was macht.

    Fängt zB im ganz kleinen an, wie zB Noise cancelling headphones im Unterricht zu erlauben, was leider bei den meisten Lehrern verboten ist. Oder auch Mützen und Kapuzen zuzulassen (für neurodivergente Kinder aus vielen Gründen extrem hilfreich) oder auch Jogginghosen nicht zu verteufeln (Stichwort sensorische Überstimulation). Man kann im kleinen Rahmen schon so viele Dinge bewirken, wenn man von "das machen wir schon immer so" Mal weg kommt. Damit erwischt man dann auch all die, denen die Eltern leider die Hilfe verbauen. Ja, auch ich kenne solche Kinder und es tut mir in der Seele weh. Aber man kann IMMER einen Unterschied machen. Immer. Und genau diese Lehrkräfte wünsche ich mir als Mutter. Bisher treffe ich leider überwiegend auf Leute, die sogar bestehende Diagnosen anzweifeln und mit "sie muss das jetzt mal lernen" oder "sie muss ein Vorbild für die kleineren Kinder sein" und krampfhaft ein Kind normalisieren wollen, was nachweislich Entwicklungsdefizite hat und dem Druck, der dadurch entsteht, überhaupt nicht gewachsen ist.

  • Bin erwachsene AuDHSlerin und bekomme durch meine Aufkärungsarbeit auch mit, wie viel schief läuft im Bereich Inklusion allgemein und Schule insbesondere. Ich finde das so traurig, denn es macht was mit einem, immer wieder das Gefühl vermittelt zu bekommen, es stimmr was nicht mit einem...

    Gerade Kinder nehmen unglaiblich viel wahr, auch unausgesprochene Ressentiments von Lehrkräften ihnen gegenüber...

    Zusammen mit u.a. einer Bildungswissenschaftlerin überlege ich gerade auch, welche Möglichkeiten bestehen, da im Schulsystem positive Veränderung zu bewirken, wenn auch vielleicht nur im Kleinen. Gibt ja oft genug dann auch nen "ripple effect".

    Und dieses nicht ernst nehmen a la "Heutzutage hat doch eh jede*r AuDHS" nervt auch echt, wenn man sich die harten Zahlen und Fakten zu Diagnosen und Prävalenz anguckt, merkt man nämlich schnell dass das so einfach nicht stimmt. Es fallen immer noch viel zu viele Menschen durchs Raster.... ging mir auch so, ich habe in der Schule halt zu gut "funktioniert", wobei es rückblickend schon auch viel Auffälliges gab. Denke aber, ne frühere Diagnose hätte mir auf jeden Fall was gebracht, eben auch in Bezug auf spätere Möglichkeiten. Denn nach der Schule ging es erstmal steil bergab bei mir, meine Potenziale konnte ich aufgrund unpassender Rahmenbedingungen nie wirklich nutzen und entfalten. Macht mich oft sehr traurig, aber es ist wie es ist.

  • Also mein Kind geht Gott sei Dank zur Förderschule. Die sind deutlich, deutlich besser als unsere Regelschule. Wenn ich könnte würde ich k2 sofort auch dahin schicken.
    Der hat aber „nur“ ADHS, für die Schule bräuchte er aber Sprache als ersten Förderschwerpunkt, und da hat er keine Probleme.
    Kind 1 hat eben Sprache und Ese im Anhang und ist da gut aufgehoben und wird auch die sprachförderschule in Klasse 5 weiter besuchen.

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