Hund(e) und Kind - Plauderthread - Nr.2
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dass Eltern heutzutage extrem schnell mit einer (nicht bestätigten!) Diagnose um die Ecke kommen - ADHS, hochsensibel, Autismusspektrum - und damit alles entschuldigen.
Als Betroffener Mutter: an der Stelle möchte ich Mal darüber aufklären, dass wir mit der Anzahl der Diagnosen heute immer noch sehr weit unter der zu erwartenden Prognose liegen. Und dass man als betroffene Eltern leider sehr lange und sehr frustrierende und nervenaufreibende Wege hinter sich bringen muss, wenn das autistische Kind nicht gerade direkt aus "Rainman" entsprungen ist. Dabei kommen betroffene Eltern nicht selten an über eigenen Belastungsgrenzen. Es gibt deswegen Trennungen der Eltern, Burnouts und viel, viel Leid.
Ich glaube, wirklich kein Elternteil wünscht sich, dass das Kind so eine Diagnose hat. Es geht vielmehr darum, dem Kind zu helfen und irgendwie bestmöglich auf das Leben vorzubereiten. Dabei spielt auch sehr viel Angst und Sorge eine Rolle, die man mit Blick auf die Zukunft dieses Kindes entwickelt. Dahinter steckt ein irre hoher Leidensdruck.
Ich möchte das erklären, weil ich verdeutlichen will, was solche Aussagen wie: "heute hat ja auch jeder ADHS/Autismus" und "Eltern sagen das um ihre unerzogenen Kinder für alles zu entschuldigen" mit betroffenen Eltern machen. Vor allem von Menschen, die überhaupt nicht über die Qualifikation verfügen, sich ein Bild davon zu machen, wie realistisch oder auch nicht die Vermutung ist.
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Snaedis krass. Wir sind seit Jahren PlusKita wegen sehr hohem Migrationsanteil. Allerdings ist unser Stadtteil auch Ähm ja…. Ehr brennpunkt.
Ich denke aber dass auch das Migration nicht die Ursache ist. In Trägerweiten Fortbildungen berichten Kollegen im Prinzip alle mehr oder weniger das selbe.
Kinder die häufig unselbstständig sind, schlecht mit Regeln und Grenzen zurecht kommen und die sehr extrem testen wie weit sie gehen dürfenNu, wir sind hier ein kleines Dorf. Einzugsgebiet von dem Kita sind noch zwei weitere Dörfer - alle ohne einen nennenswerten ausländeranteil. Viele Kinder haben Geschwister und/oder Haustiere. Häufig sind beide Elternteile berufstätig und zumindest ein Großelternteil oä. an der Erziehung mitbeteiligt.
Natürlich hat sich Erziehung verändert. Ist ja immer im Wandel. Und ja, mancher Erziehungsstil ist sicher wenig zielführend.
Aber trotzdem kann man nicht immer die „Schuld“ nur bei den Eltern/Erziehungsbeteiligten suchen.
LG Anna -
Snooze_92
Tatsächlich erlebe ich da eher das Gegenteil. Kinder, bei denen sämtliche Lehrkräfte, Sozialarbeitsteam und Förder-Kräfte sehen, dass sie Unterstützung bräuchten, und wo Eltern eisern darauf beharren, es sei alles ganz normal.Egal, ob Leute, die jeden Tag vier-, fünfhundert Kinder erleben, was anderes sagen…
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Egal, ob Leute, die jeden Tag vier-, fünfhundert Kinder erleben, was anderes sagen…
in meinem Umfeld finden diese Leute ganz normale Kinder anstrengend und würden die sich offenbar gern wegorganisieren.
Alles, was nicht artig und ruhig am Tisch sitzt und stundenlang malt hat doch irgendein Problem, bestimmt ADHS, es braucht mindestens Ergotherapie und hat nen Förderbedarf und überhaupt, vielleicht ist das Kind zu doof für ne normale Schule
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Egal, ob Leute, die jeden Tag vier-, fünfhundert Kinder erleben, was anderes sagen…
in meinem Umfeld finden diese Leute ganz normale Kinder anstrengend und würden die sich offenbar gern wegorganisieren.
Alles, was nicht artig und ruhig am Tisch sitzt und stundenlang malt hat doch irgendein Problem, bestimmt ADHS, es braucht mindestens Ergotherapie und hat nen Förderbedarf und überhaupt, vielleicht ist das Kind zu doof für ne normale Schule
.Genau so scheint es hier im Kindergarten zu sein. Luis ist ja nicht das einzige Kind, bei dem es nicht optimal läuft/ spezielle Anforderungen vom Kiga gestellt werden…
LG Anna -
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Tja, offenbar leb ich nicht in eurem Umfeld.
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Nein, offenbar nicht.
Ich sag auch nicht, dass Luis „normal“ ist. Hab ich ja auch hier irgendwo geschrieben: Luis ist sehr schüchtern. Aber erwarte ich echt zu viel, dass zumindest die Eltern frühzeitig informiert, gerade wenn man einen Förderbedarf sieht? Und nicht erst über 2 Monate später?
Ganz abgesehen davon, dass ich sein Verhalten gegenüber Erzieher*Innen nicht als Ignoranz interpretieren würde, sondern, als starke Unsicherheit und Unwohlsein. (In der Bringsituation seh ich das Verhalten ja. Aber bisher ging ich davon aus, dass er das nach dem „Angekommen sein“ ablegt)
LG Anna -
Das ist absolut nicht zuviel verlangt.
Ich hab andererseits ein Kind im Bekanntenkreis, das erst vom Schulbesuch zurückgestellt wurde, dann fünf Jahre für die Grundschule gebraucht hat, zwei Förderstati hat und schon in der Grundschule ständig Elterngespräche stattgefunden haben, weil es „Kindern Sachen wegnehmen“ und „Kinder schubsen/beschimpfen“ als einzige Methoden hat, Kontakt aufzunehmen. Förderschulplatz war bereit, wurde in letzter Minute umgemeldet auf eine Mammutschule mit sechs Parallelklassen, fast 1500 Kinder mit 100 Lehrkräften, weil „wir dachten, in einer größeren Gruppe kommt es besser klar“.
So hat jede von uns ihre Bilder im Kopf.
Vielleicht ist das aber auch ein Teil des Problems - wenn Eltern und pädagogisches bzw. Schulpersonal sich gegenseitig nicht vertrauen können oder wollen, ist es für die Kinder natürlich doppelt schwer - die einen werden grundlos stigmatisiert, die anderen kriegen keine dringend benötigte Hilfe. -
die einen werden grundlos stigmatisiert
Ich würde mich auf freuen, wenn wir so ganz gesamtgesellschaftlich aufhören würden, in dem Zusammenhang von Stigma zu reden. Oder es überhaupt als Stigma zu verstehen.
Das würde vielleicht den betroffenen Kindern helfen, an entsprechende Hilfe zu kommen (weil Eltern nicht mehr zwanghaft neurodivergentes Verhalten als normal darstellen um bloß das "Stigma" nicht tragen zu müssen).
Neurodivergenz ist keine schlimme Krankheit.
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die einen werden grundlos stigmatisiert
Ich würde mich auf freuen, wenn wir so ganz gesamtgesellschaftlich aufhören würden, in dem Zusammenhang von Stigma zu reden. Oder es überhaupt als Stigma zu verstehen.
Das würde vielleicht den betroffenen Kindern helfen, an entsprechende Hilfe zu kommen (weil Eltern nicht mehr zwanghaft neurodivergentes Verhalten als normal darstellen um bloß das "Stigma" nicht tragen zu müssen).
Neurodivergenz ist keine schlimme Krankheit.
Nicht grundsätzlich. Aber für ein Kind, dass aufgrund einer ‚man kann es ja mal testen“-Entscheidung von Erziehungsberechtigten jeden Tag sieben, acht Stunden in einer lauten, konfusen Welt verbringen muss, die es nicht verarbeiten kann, vielleicht schon.
Ich bin keine Mutter, ich bin Lehrerin. Mir ist total egal, ob ein Kind irgendwelche Diagnosen hat oder nicht. Mir nutzt beides nichts. Ich seh halt - wie gesagt - nur öfter Kinder, bei denen ich mich frage, warum die keinen Förderstatus haben (was den Weg zu Hilfen ebnen würde), als Förderkinder, die ohne klarkämen… ist halt einfach meine Erfahrung.
- Vor einem Moment
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