Unsere Junghunde... der alltägliche Wahnsinn Teil 12

  • Ich finde es schön, dass jeder hier etwas seine Geschichte erzählt... Meine beiden sind ja fern von jeglichen Hundeschulen und Trainer:innen aufgewachsen (und von den Meinungen anderer), und wenn ich mir das hier so durchlese, bin ich da echt auch etwas froh drum. Also den Gedanken dass mir jemand geraten hätte die Hunde in Boxen zu sperren, oder dass sie nicht die sportliche Jugend hätten haben können, die sie hatten, finde ich traurig. Meine Hunde sind so viel gelaufen, gerannt, gewandert, über Berge geklettert, durch Flüsse geschwommen, stundenlang über riesige Strände gerannt...

    Ruhe zuhause habe ich nie geübt, und nie eingefordert. Aber dadurch dass es eben viel sportlichen Ausgleich gab und zuhause auch einfach nichts passiert ist, war das auch nicht wirklich nötig. Wenn die beiden miteinander spielen wollten haben sie das halt gemacht, da hab ich mich nie eingemischt und jemanden zum schlafen gedrängt. Mittlerweile schlafen die beiden zuhause so viel, dass ich schon mal einen Tierarzt gefragt habe ob das normal ist. Draußen war das schon mehr ein Thema, und hat mich auch viele Nerven gekostet. Cheese hat sich mal fast selbst umgebracht, weil er an einem heißen Tag so drüber war, dass er Wasseraufnahme verweigert hat. Ein andermal hat er sich selbst schwer verletzt als er zum Jagen in einen Fluss gesprungen ist, einmal meinen Freund als er ein Schwein gejagt hat (wir waren auf einem eingezäunten privaten Grundstück, und das war das einzige freilaufende Schwein das ich glaub ich in meinem ganzen Leben gesehen habe) also wir sind wirklich einiges durch, und ich kann mir vorstellen, dass Trainer:innen uns alles mögliche geraten hätten.

    Ich hab mich mal ziemlich mit meinem Freund gezofft, weil wir am Strand ankamen und er erst in Ruhe Mittag essen gehen wollte, und ich es einen absurden Plan fande, zwei Junghunde zwei Stunden lang im Restaurant ruhig zu halten, für die den ganzen Tag noch nichts passiert war, dann eine Stunde Auto, und der ersehnte Strand in Sicht. Sowas kann man natürlich üben wollen wenn einem danach ist, aber sowas ist für mich einfach nicht der Weg.

    Ich hatte allerdings wirklich bestimmt eineinhalb Jahre so einen ständigen bestimmten Grundstress in mir, weil man mit zwei ziemlich extremen Junghunden einfach nichts "ganz in Ruhe" machen kann. Ich bin mir sicher, Trainer:innen hätten uns alles mögliche geraten, und trotzdem haben wir unseren eigenen Weg gefunden. Wir haben zwar immer noch den verrücktesten Hund im Park, aber andererseits wird auch 20 Stunden geschlafen/geruht. Typische Kommandos können sie im Grunde keine (auch kein Deckentraining etc) aber an die Sachen dir mir wichtig sind wird sich gehalten. Damit fahren wir zur Zeit ziemlich gut. Und ja, bei uns hat sich auch einiges, vor allem an "drüber sein" so mit zwei Jahren verwachsen!

  • Das erste Jahr ist das Schlimmste für mich, völlig unabhängig vom Alter des Hundes. Danach greift das Stockholm Syndrom.

    Ich brauche solange bis man sich gegenseitig kennt und zu einem Team wird. Vorher habe ich so ein Fremdkörpergefühl und frage mich manchmal welches Allien da in meiner Hütte haust.


    Ich kann mich aber auch an keine nennenswerte Pubertät erinnern bei den letzten Hunden. Die haben mal Unfug gemacht, aber ehrlicherweise hat der Hund, der mit 7 Jahren eingezogen ist, dass auch genau so gemacht und der hatte auch Aussetzer :ka:

    Bin ja mal gespannt wie es diesmal wird. Oder ich das bei den alten Hunden einfach verdrängt habe.

  • Emil war ein zuckersüßer welpe, der einfach toll war. Schnell stubenrein, kaum was kaputt gemacht, einmal probehalber in meinen zeh gebissen und auf mein Autsch hin sehr erschrocken geguckt und das NIE WIEDER VERSUCHT. Dann kam er in die Pubertät, bellte sich und uns taub und wurde ätzend. Mit drei war er erwachsen und schlicht toll. Allerdings weiter tendenziell laut.

    Fiete kam mit zehn Monaten hier an. War nie Pubertär, aber sehr unsicher. Das legte sich mit drei Jahren, zusammen mit der Fähigkeit sich in eine Hundegruppe ein zu fügen. Er ist ein Eremit und braucht keine anderen Hunde in seinem Leben.

    Lucifer war als welpe die Pest. Gebissen wie ein Raptor, unfassbar viel kaputt gemacht, frech und permanent nachfragend. Dagegen ist er heute ein absoluter Engel.

    Ich staune immer wieder WIE verschieden Hunde so sein können. Misstraue daher inzwischen auch jeder Pauschalaussage zur Hundeerziehung.

  • Bei den drei Hunden, die ich bisher seit Welpenbeinen hatte, kann ich mich absolut an keine Phasen erinnern. Gypsy, Labrador Staffi Mix, war mein erster Welpe und da war ich noch total gruen und unerfahren und habe viele Fehler gemacht. An die ersten Jahre habe ich da keine Erinnerungen, was die Phasen angeht, weil ich da viel zu sehr mit all dem Hundehutsitutsi beschaeftigt war. Gypsy hat uns dann leider mit 7 verlasse


    Nach gut zwei Jahren kam dann der einjaehrige Terrier Mix Skippy aus dem Tierheim dazu, der durch schlechte Erfahrungen etwas durchgeknallt war. Der war eine ziemliche Knalltuete am Anfang und richtig anstrengend aber das wurde mit der Zeit und strikten Regeln immer besser. Er war und blieb aber ein Energiebuendel. Er ist jetzt 17.


    Ein Jahr nach Skippy sammelte dann mein Mann einen NZ Huntaway Welpen von der Strasse auf. Jeremy war eher etwas schuechtern und ruhig. Bei ihm kann ich mich nicht an irgendwelchen nennenswerten Unfug erinnern. Wahrscheinlich, weil er eher ein Huetehund war. Er hat uns vor wenigen Wochen mit 13 Jahren verlassen.


    Dass ich bei meinen Hunden keine wirklichen Phasen in Erinnerung habe, kann auch daran liegen, dass die Hunde tagtaeglich staendig draussen sind/waren. Wir haben ein riesiges Grundstueck, wo die sich draussen abtoben koennen und nur bei Regenwetter drinnen sind. Drei Hunde konnte ich dann auch nicht wirklich trainieren. Sie liefen immer nebenbei mit, respektierten uns aber und sie kannten nur wenige Kommandos.


    Bei Ridgeback Mix Joshi (12 Wochen) werde ich jetzt aber mal genauer beobachten, ob und welche Phasen er zeigt. Auch werde ich ihn gezielter trainieren, da ich vor habe ihn ueberall hin mitzunehmen, wenn Skippy nicht mehr da ist. Da muss gutes Verhalten einfach sitzen. Aber einen Hund trainiert es sich halt auch leichter als zwei oder drei. Da war ich damals echt ueberfordert.


    Das erste Jahr finde ich grundsaetzlich toll, auch wenn ich mir das eigentlich nicht nochmal antun wollte, weil es doch sehr einschraenkend und anstrengend ist. Dennoch ueberwiegt die Freude bei 5% Frust, wenn der kleine Reissdeibel trotz stundenlagem Outdoor~"Entertainment" noch versucht die Bude auseinanderzunehmen und wie ein bellender Flummi ueber Tisch und Baenke huepft. Wenn er dann aber wieder zusammengerollt im Koerbchen schlaeft, ist die Welt wieder in Ordnung

  • Ich möchte einfach nur mal sagen, wie gut es tut, dass hier alles zu lesen. Gerade wenn ich auch bei anderen lesen kann, dass der Hund Probleme hat zur Ruhe zu kommen oder auch eher laut ist, dann hilft mir das sehr mich nicht so hilflos und wie ein Versager zu fühlen. Gerade weil Collies als leichterziehbar mit viel will to please gelten, fühle ich schon manchmal wie der absolute Loser, weil ich selbst so eine leichterziehbare Rasse nicht hinbekomme, während andere mit einem Schäferhund als Ersthund starten und das besser schaffen.

    Also bitte immer schön weiter berichten, was bei euch alles nicht gut läuft.

  • Ich möchte einfach nur mal sagen, wie gut es tut, dass hier alles zu lesen. Gerade wenn ich auch bei anderen lesen kann, dass der Hund Probleme hat zur Ruhe zu kommen oder auch eher laut ist, dann hilft mir das sehr mich nicht so hilflos und wie ein Versager zu fühlen. Gerade weil Collies als leichterziehbar mit viel will to please gelten, fühle ich schon manchmal wie der absolute Loser, weil ich selbst so eine leichterziehbare Rasse nicht hinbekomme, während andere mit einem Schäferhund als Ersthund starten und das besser schaffen.

    Also bitte immer schön weiter berichten, was bei euch alles nicht gut läuft.

    Ach ja, bitteschön: Erste Hündin Ronja. 4-5 Monate alt. Erziehungsversuche mit noch teils althergebrachten Methoden (Rüttelbox). Ronja wollte (ohne Leine) auf einen frisch gegüllten Acker. Ich rief - Durchzug. Ich warf einen großen, schweren Schlüsselbund. Welpi stoppte sofort, drehte um, raste zu dem Schlüsselbund, nahm ihn auf und sauste damit auf den besagten frisch gegüllten Acker. Um ihn ziemlich genau in der Mitte zu versenken.


    Das Thema „Erziehung mit Schreckreizen“ war damit durch, bevor es überhaupt angefangen hat. Heute isses lustig, als ich mit meinen schönen Stoffturnschuhen auf dem Acker Schlüssel gesucht habe, war es das definitiv nicht.


    Mit ca. einem Jahr - Hundeschule. Übung am Feldrand außerhalb des umzäunten Geländes. Ein Reh hüpfte über die Wiese, sämtliche Hunde starteten durch. Ich rief, kramte derweil hektisch ein ganzes Wiener Würstchen aus dem Leckerliebeutel. Und Ronja kam angewetzt. Als einziger der Hunde :herzen1: Raste zu mir, semmelte mit vollem Karacho so in meine Beine, dass ich ausgerutscht und vor allen Anderen mit dem Hosenboden im Matsch gelandet bin, schnappte sich das dabei runtergefallene Wienerle und drehte mit dem Wienerle im Maul wieder um und raste ihren Kumpels hinterher. Die aber gsd. schon dabei waren, sich wieder zu beruhigen.


    Muss ich erwähnen, dass diese Geschichte noch 2 Jahre Hundeschulengespräch war?


    Oder als sie in die Güllegrube des Bauern im benachbartem Dorf gehüpft ist und alleine nicht mehr rauskam - und ich teils reinmusste, um sie rauszuholen. Mit noch 3 KM Heimweg vor mir. Also, da wusste ich kurz nicht, ob c/ sie rausholen oder tunken sollte :pfeif:


    Momo ist ein ganz anderes Kaliber, aber hat. z. B. beim Versuch, Reste von Manns thailändischem Hühnchencurry von Küchentisch zu klauen, seine Lieblingsschüssel zerdeppert und wollte nichtsdestotrotz noch die Reste samt Scherben vom Küchenfußboden klauben. Und sie hat versucht, eins von Nachbars Hühnern zu kriegen, wusste aber dann zu unserem Glück nicht so genau, wie sie es anfangen soll und ließ sich abrufen. Da müssen wir definitiv ein Auge drauf haben, der Jagdtrieb zeigt sich nämlich jetzt erst.

  • Anne_Boleyn Ich habe auch noch eine schöne Geschichte aus Wilwis Jungundezeit: sie war brav an der Schleppleine, ich allerdings so doof, diese schleppen zu lassen... mit einem Tümpel im Wald hatte ich nicht gerechnet, mit Enten darin noch viel weniger. Mein Hund ist leider sehr schnell und fand die Enten ziemlich spannend. Ich kann berichten, dass es sich mit 15m Schleppleine in einem Waldtümpel voller Totholz nicht sonderlich gut schwimmt. :hust: Rückruf war wirkungslos, denn wenig später hatten sich 15m Schleppleine kunstvoll um Äste und Totholz verwickelt und meine Hündin jammerte mitten im Tümpel gefangen rum.
    Wer ahnt, wie die Geschichte endet? :headbash: :ugly: :nicken: Ich bin in Unterwäsche in den moddrigen Tümpel, habe 15m Leine entknotet und den Hund befreit und die ganze Zeit eghofft, dass niemand vorbei kommt. (Wenigstens war der Tümpel nur hüfttief) :ops: :ops:

  • Ich ziehe gerade den dritten Hund auf und bisher hatte keiner so ne „richtige“ Pubertät. :ka: Also so im Sinne von Hund kann gar nix mehr, ist ein einziges Chaos, hat alle Kommandos und Regeln vergessen und benimmt sich einfach nur völlig wild.. :ka:

    nö, hatte bisher keiner meine Hunde und die sind alle jung eingezogen. Mia war 19 Wochen alt, Ares 8 Wochen alt und Kalle 15 Wochen alt..


    Ja, es gab immer mal Tage, an denen bestimmte Dinge nicht so gut funktioniert haben. Aber das haben meine erwachsenen Hunde auch noch. Es sind eben Lebewesen, keine Maschinen. Die haben genauso Launen und gute und schlechte Tage wie ich auch.. wenn irgendwas an nem Tag mal nicht geht, dann gehts eben nicht. Dann kuscheln wir uns irgendwo hin, das geht immer. :herzen1:



    Frust an mir raus lassen mit in mich rein beißen hat Ares rassetypisch auch mal versucht.. da aber rückwärtsgerichtete Aggression beim Mali immer bisschen Thema ist, war mir wichtig, das wirklich absolut klar und deutlich zu verbieten. Es wird nicht in mich reingebissen. Punkt, da diskutierte ich nicht.

    Sonst landet man bei dem Hundetyp durchaus auch mal bei „ach er hat’s nicht so gerne, wenn man auch ins Wohnzimmer geht, wenn er auf der Couch liegt“ :lepra: |)


    Spielzeug an der Leine zum Frustablassen mag ich persönlich bei meinen Hunden auch gar nicht.. in die Leine darf auch niemals gebissen werdend zum einen will ich gar nicht, dass die draußen ständig in so ner Erregungslage rumlaufen, dass sie das bräuchten. Und zum anderen benutze ich solche Verstärker bei dem Hundetyp den ich halte ganz gerne sehr bewusst und lasse nicht den Hund entscheiden, wann er sowas benutzen mag.. denn ich will entscheiden, welches Verhalten es wert ist, so verstärkt zu werden…


    WTP heißt für mich zb auch nicht unbedingt, dass die Hunde einfach zu erziehen sind.. sondern Burg dass sie ein gewisses Interesse an Zusammenarbeit mit dem Menschen haben.. um einfach zu erziehen zu sein müssen da meiner Ansicht nach noch andere Faktoren vorliegen.

  • WTP heißt für mich zb auch nicht unbedingt, dass die Hunde einfach zu erziehen sind.. sondern Burg dass sie ein gewisses Interesse an Zusammenarbeit mit dem Menschen haben.. um einfach zu erziehen zu sein müssen da meiner Ansicht nach noch andere Faktoren vorliegen.

    Dreimal dürft ihr raten, wer bei "Raus da!" mit einem "Jawohl, Sir, Sir!!" wie ein junger Hirsch aus dem Gras gesprungen kommt.


    Spoiler: Der Pudel ist es nicht.


    Der möchte nämlich erstmal noch 5 Grashalme zupfen, die nächsten 3 anschnüffeln und am liebsten muss er dann noch irgendwo Pipi... :see_no_evil_monkey:


    Ich bin da aber auch viel, viel strenger als mein Mann. Dennoch, generell spurt der Chow bei sowas viel schneller als das Pü, und schreit dazu noch an guten Tagen "ICH LIEBE DICH, FRAUCHEN". (Ja, ich schreie "ICH LIEBE DICH, KNÖDEL" zurück. Gut hörbar.)


    Gilt zwar auch nicht immer, aktuell ist noch viel Tagesform dabei ... |) ... aber da merkt man einfach die Wesensfestigkeit. Das Kartoffelpü muss immer erstmal noch die 20 Reize vor ihm sortieren, wenn ich etwas von ihm möchte, der Knödel macht das so nebenbei und ist dafür etwas langsamer unterwegs.


    Das ist alles so individuell. Ist der Hund (hyper)sensibel oder eher Marke Backstein (kann beides "gut" oder "schlecht" sein)? Wesensfest oder Wesensschwach? Spezialist/Ursprünglicher Verwendungszweck? Energielevel?


    Und dann kommen für mich Gesundheitszustand, gemachte Erfahrungen, Beziehung zum Besitzer ...


    Das muss man als Anfänger auch erstmal alles einordnen und bewerten lernen, da ist die Lernkurve je nach Hund schon ziemlich steil. Je nachdem auch, wie gut man zueinander passt! Ich dachte immer, ein eher "zarter, sensibler" Hund würde gut zu mir passen, da ich auch sensibel bin. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Das sind alles Erfahrungswerte, sowas steht in keinem Buch. :ka:

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