Was, wenn man Tierarztrechnung nicht bezahlen kann?

  • Ich versteh den ganzen Thread nicht mehr.

    Das Thema ist doch ‚was tu ich, wenn mir das Hundegeld ausgeht‘

    Es gibt nur sehr begrenzte Möglichkeiten, weil tiermedizinische Eingriffe eben Geld kosten.


    Und natürlich gibt es für jede dieser Möglichkeiten Szenarien, die sie unmöglich machen. Dann wäre doch die einzig logische Schlussfolgerung, überhaupt keine Tiere mehr zu halten, oder? Denn wie gesagt, zu 100% ausschließen kann keiner irgendwas.


    A) Spar was = ist zu schnell weg

    B) Leih dir was = musst erstmal wen haben, der dir was leiht

    C) Finde jemand anderen, der das Tier behandeln lassen kann = sowas will keiner/ist dem TA gegenüber unfair

    D) Lass Einschläfern = geht nicht

    E) Solidar-Versicherungsgemeinschaft = nicht gewollt.


    Also - im Extremfall ist es hoffnungslos. Bleibt noch Gesetzwidriges in zwei Varianten. Oder wie?

  • Es gibt auch die Möglichkeit das Tier so zu behandeln, dass es palliativ begleitet wird oder man nicht die ganz große Behandlungsschiene fährt. Meistens hat man doch Behandlungsspielraum. Bei einem Kreuzbandriss könnte man zB konservativ behandeln statt die Alternativen über Bandersatz 1500Euro oder TPLO 2500Euro zu wählen. Bei HD muss man nicht Goldimplantate wählen oder eine künstliche Hüfte, eine Femurkopfresektion wäre auch möglich oder eben Schmerzmedis, bis es nicht mehr aushaltbar ist und dann einschläfern. Bei Krebs muss man nicht beschallen (ist ja eh fragwürdig). Bei Zahnproblemen wird statt Dentalröntgen und Co rausgenommen, was möglich ist. Bei hormonellen Problemen kann sofort kastriert werden statt zum auf Gynäkologie spezialisierten Tierarzt zu latschen und dort über Hormonbehandlung einen Idealzustand wiederherzustellen.


    Keine Ahnung, ob das alles so korrekt ist, aber was ich damit sagen will: Komplexe medizinische Probleme haben oft nicht nur den einen goldenen Weg, es gibt verschiedene Herangehensweisen. Diese sind nicht nur, aber auch abhängig vom Budget, ist doch klar.

    Wichtig ist eben, dass das Tier nicht leidet.

  • Czarek Die Variante ist mir nicht eingefallen, ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass ‚TA-Rechnung nicht bezahlen‘ schon einschließt, dass man nicht den Goldstandard gebucht hatte.


    Aber ja, ich stimme zu.


    corrier - es ist immer wieder kacke…

  • katzenpfote Keine Ahnung, der TE sagte, ertl habe eine OP für über 1000Euro bezahlt und wie die Leute das machen, die eben nicht das Geld dafür haben. Es gäbe eben noch den Zwischenweg, das Tier nach Möglichkeit so zu begleiten, dass man eben nicht direkt die riesen OP anvisiert.

    Bei meiner einen Hündin haben wir auch erstmal alles mögliche machen und testen lassen, bevor wir uns für Kastration entschieden. Wäre nicht nötig gewesen, ich hätte 400Euro mehr in der Tasche, wenn ich es direkt hätte machen lassen. Und nochmal 3-400Euro mehr, wenn ich nicht bestanden hätte auf einen gewissen OP Standard, vielleicht sogar Preise bei Tierärzten verglichen hätte.

    Ebenso die Knie-OP. Welche Methode nehmen wir, wie sind die Wahrscheinlichkeiten... Ich habe gesagt, Geld spielt keine Rolle, wir wählen das, was am erfolgversprechendsten ist, Ende. Wir hätten aber auch ggf. die halb so teure OP nehmen können, bei der nur 80% der Hunde danach wieder gut laufen und nicht 90%. Wir hätten nicht zu einem weiteren Spezialisten fahren müssen, um nochmal eine Zweitmeinung einzuholen.

    Wir müssen auch nicht jeden noch so winzigen Tumor direkt entfernen lassen. Und solange der Hund ordentlich kaut und frisst, muss nun vielleicht nicht ganz unbedingt eine Zahnreinigung passieren. Es muss auch kein Hund vorsorglich alle 4 Wochen zur Physiotherapie, wenngleich die dafür sorgt, dass das zweite Kreuzband noch ganz gut mitmacht. Oder wie der Hund einmal bisschen Rückenverspannung hat, die würden vielleicht auch von selbst weggehen (oder den meisten Menschen gar nicht auffallen).

    Ich habe den Luxus zu sagen, mir egal, wir machen das jetzt so. Nicht zuletzt durch die OP Versicherungen, die viel abpuffern, wenn es hart auf hart kommt.

    Es gibt da aber auch einen gewissen Ermessensspielraum. Ich denke, ein Tierarzt wird immer versuchen so zu helfen, wie es möglich ist.

  • Keine Ahnung, der TE sagte, ertl habe eine OP für über 1000Euro bezahlt und wie die Leute das machen, die eben nicht das Geld dafür haben.

    Im Bsp von TE geht es aber auch um einen Fremdkörper im Dünndarm(?) der Hundes der Wochenlang übersehen worden ist.

    Nicht um den Goldstandard der Tiermedizin.


    Da fallen mir beim besten Willen keine Alternativen ein als zu operieren oder das Tier elendig (und das wäre so ein Tot, das hat jetzt nix damit zu tun, dass ich ein extra schlimmes Wort finden wollte) sterben zu lassen. Wegen einem Fremdkörper im Darm einschläfern ... puuhh, keine Ahnung ob das TA dürften/machen würden? Müssen hier unsere TA beantworten.

  • Es geht doch nicht um 10.000€. Es geht nicht um die High End-Behandlung, sondern um relativ normale Kosten.

    Doch, hier im DF gehts in den Diskussionen irgendwann immer um 10000 Euro. Oder gleich ne Million. Oder um 25 Jahre alte Dackel mit Hirntumor, die einer hundert jährigen Besitzerin gehören, und die dann ja niiiieeeemand einschläfert, weil man ja für die Million noch bestrahlen könnte.


    Ich glaube, es besteht einfach beim Großteil der User hier kein Bewusstsein für "wo liegen beim Durchschnitts-Hundehalter* die Grenzen" (*die, die sich so wenig für ihr Haustier interessieren, dass sie sich eben nicht in einem Internetforum anmelden, um sich darüber auszutauschen). Hier wird immer von sich selbst ausgegangen, aber das Forum ist ne Bubble. Und wenn man ein Foren-User ist, umgibt man sich auch eher mit Leuten, die ungefähr so sind, wie man selbst (ein bisschen interessierter, informierter und engagierter).

    Genau das ist halt auch einfach das...

    Jeder setzt die Grenze für sich anders und ich wage jetzt mal zu behaupten, dass hier im DF 90% der Leute mehr bereit sind zu geben als der Durchschnittshundehalter im realen Leben.


    Ich kann aus Erfahrung im Umfeld sagen das es hier oft bei 200- 300€ schon anfängt kritisch zu werden. Das finden ein Großteil der Leute hier oben auf dem Land viel.

    Alles darüber bis 5000€ ein Vermögen, und nochmal höher unmöglich.

    Ich kenne genau eine HH persönlich, die mehr ausgegeben hat. Bei allen anderen wurden versucht die Kosten so gering wie möglich zu halten mit einfach Mitteln so lange behandelt wie es geht und wenn es nicht mehr geht eingeschläfert.

    Oder halt das Tier übereignet wenn es wirklich teuer wurde.

  • Mir fehlt, trotz og Erfahrung, jedes Verständnis für Menschen die sich Haustiere anschaffen obwohl das Geld knapp ist und (gefühlt) sind gerade Menschen mit H4 oder niedrigen Einkommen die mit besonders vielen Hunden ...

    Das halte ich nicht für realistisch betrachtet, statistisch sicherlich nicht erwiesen.

    Also schlecht erfühlt von Dir, sorry.

    Weil: negative Beispiele bleiben viel deutlicher u länger im Gedächtnis hängen als positive!

    Es kommt also auch auf das persönliche Umfeld an (Lebens- und Wohnumfeld, eigene Erlebnisse usw.), ob man solche Vorurteile weiterhin pflegt oder lieber mal die Realität ins Auge faßt.


    Viele arme Leute (Rentner, EU-Rentner, Witwen/Witwer mit wenig Geld, einsame kranke/behinderte/arbeitsunfähige Menschen in Grundsicherung) haben den einen besten Freund, der ihnen Tagesstruktur, eine Aufgabe, einen Lebensinn gibt.

    Und eben gaaanz viel Zeit, rund um die Uhr. Sowie Liebe, Zuwendung, Hingabe usw.

    Ist ja auch was Wert, wenn auch mit Geld nicht aufzuwiegen.


    Mag sein, daß ein gewisses, recht kleines Klientel H4-Bezieher (teils schon in der 3. Generation) sorg- und wertelos vor sich hinlebt, Schulden macht, wenig verantwortungsvoll denkt und handelt und sich dadurch in noch größere finanzielle Schwierigkeiten bringt, weil unüberlegt der ach so süße Welpe aus dem Kofferraum "gerettet" wurde - weil es für den gesunden Züchterhund nicht reichte.

    Hund mußte billig sein und schnell beschaffbar, um eigene Bedürfnisse zu erfüllen, Geld zu sparen, das man eh nicht hatte, vom Züchter oder ordentlichen TSV kein Tier bekommen hätte.


    So. Alle Klischees bedient.

    Ja solche Menschen gibt es. Aber das ist die absolute Minderheit.

    Genauso, wie die Leute, die angeblich seit Jahren faul in der sozialen Hängematte liegen, 150tsd Euronen Schonvermögen besitzen und schwarz arbeiten gehen. Damit es langt für Statussymbole (Handy! Auto! Rassetier in Sonderfarbe!) und Rauchen, Saufen, Kiffen.

    Ein Tier einschläfern, obwohl noch eine reale Chance auf Heilung besteht bei zumutbaren Kosten? Das dürfte in Deutschland kein Tierarzt mitmachen:

    Doch, davon gibt es genügend.

    Es gibt sogar welche, die Dich mit einem schwerverletzten Tier wieder wegschicken.

  • Ein Tierarzt muss kein Tier behandeln. Er kann es, wenn medizinisch begründet werden kann, auch einschläfern.


    Der Besitzer kann sich Geld von Freunden/Familie/Bekannte, Bank, evtl Tierschutzorganisationen leihen.

    Kann er das Geld wirklich nicht aufbringen behandeln manche Tierärzte trotzdem aber das Tier geht dann in den Besitz von dem Tierarzt über und der vermittel es dann wieder. Es gibt wohl Tierärzte die das machen. Ich kenne einen der das macht.

    Ansonsten bleibt nur einschläfern.


    Wir haben mal einen Bericht gesehen von einer Besitzerin deren Pferd notoperiert werden musste. Sie hatte das Geld für die Op nicht und hat ganz kurz vor knapp noch einen Kredit von einer Bank bekommen. Sonst hätten sie das Pferd nicht mehr aus der Narkose aufwachen lassen.


    Unser Oldi wird in knapp 2 Wochen 31. Den werden wir, obwohl er eine Op Versicherung hat, nicht mehr operieren lassen. Bzw. keine große Op in der Klinik machen lassen. Das ist mit unserem Tierarzt so abgesprochen und der sagt selber das er die Narkose in der Klinik vermutlich nicht mehr überstehen würde und die Fahrt in die Klinik und alles drum und dran zu viel für ihn ist.

    Kleine Sachen die man vor Ort machen kann werden trotzdem, wenn es Sinn macht, gemacht.


    Lg
    Sacco

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!