Haben wir uns überschätzt oder normal für Auslandshund?

  • Hallo ihr Lieben,


    nach insgesamt 15 Jahren Hundeerfahrung und einem hundelosen Jahr, entschieden wir uns als Familie, dass wieder ein Hund bei uns einziehen darf.

    Als wir Louie auf der Pflegestelle kennenlernten, war er sanft, vorsichtig, anhänglich und wahnsinnig schmusebedürftig. Für uns stand sofort fest, dass wir den 1-jährigen Mischling aus Rumänien mitnehmen möchten. Er lebte dort mit 6 weiteren Hunden zusammen und der Mann, bei dem er lebte, schwärmte in hohen Tönen von ihm.

    Zuhause war in den ersten Tagen alles super und erstaunlich unkompliziert. Er bellte weder bei der Klingel, noch wenn die Nachbarn im Hausflur redeten, den Schlüssel fallen ließen oder Ähnliches. Er hat weder Angst vor dem Staubsauger, noch vor dem Mixer oder wenn unsere Kids lauter miteinander spielen (und manchmal auch weinen oder schreien). Er schmust mit uns allen und verfolgt(e) uns auf Schritt und Tritt (daran müssen wir natürlich noch arbeiten).

    Draußen ist er wahnsinnig unruhig, fiept viel, ist unsicher, bellt Menschen und Hunde an - klar, damit hatten wir gerechnet und ab nächster Woche steht uns (online) eine Hundetrainerin zur Seite.


    Mittlerweile hat sich aber ein ganz anderes - für uns recht schwerwiegendes - Problem herauskristallisiert: Die ersten beiden Wochen haben wir ganz ruhig angehen lassen, das heißt, kein Besuch, kein Alleinbleiben, keine aufregenden Tätigkeiten. Seit einer Woche versuchen wir, unseren Alltag wieder geregelter ablaufen zu lassen, also vor allem Spielbesuch für die Kinder und Louie kommt mit ins Büro meines Mannes (er ist selbstständig),

    Leider bellt und knurrt er mittlerweile jeden fremden Menschen an, den er sieht. Sowohl draußen als auch bei uns zuhause oder im Büro. Es ist so schlimm geworden, dass wir keine Kinder mehr zu uns einladen können weil die Besuchskinder furchtbare Angst vor Louie haben. Dabei sind die Kinder schon ca. 12 und wirklich sehr vernünftig. Als wir Louie mit seinem Körbchen in ein anderes Zimmer gebracht haben, zerkratzte er unsere Türen und bellte und knurrte wenn er die fremden Stimmen nur hörte. Bei Besuch von Erwachsenen ist es noch schlimmer und wir haben Angst, dass er sie irgendwann beißen könnte.

    Zu meinem Mann kommen täglich verschiedene Kunden und das ist so natürlich eine totale Katastrophe.

    Auch draußen, wenn ich dort jemanden treffe und mich dann nur unterhalte, rastet er vollkommen aus.

    Sein Herrchen von der Pflegestelle war extrem erschüttert, als ich mit ihm telefonierte und Louies Verhalten beschrieb. Er hätte ihn kein einziges Mal so erlebt.


    Louie ist erst 3 Wochen bei uns. Das ist keine lange Zeit, das ist uns bewusst aber wir sind gerade so entmutigt und wissen nicht, wie wir seine Reaktion Menschen gegenüber in den Griff bekommen sollen. Das Hundetraining ist leider erstmal nur online weil sie bis Februar aus gesundheitlichen Gründen keine praktischen Trainings anbieten können wird und sein Verhalten trübt unsere Freude stark.


    Vielleicht möchte ich auch einfach nur hören, dass es ein normales Verhalten ist und sich das mit Zeit, Geduld und Training geben wird. Das musste ich nur einfach mal loswerden.


    Danke fürs Lesen!

  • Was für ein Mischling ist er denn? Hast du mal ein Foto?

    Dass Hunde sich anfangs oft zurückhaltend benehmen, dann aber auftauen und ihren "wahren Charakter" zeigen, ist nicht ungewöhnlich. Es kann aber auch Unsicherheit sein - vielleicht findet er die fremden Menschen gruselig und will sie einfach weghaben.

    Ich würde euch raten, einen anderen Trainer zu suchen. Ihr braucht Einzelstunden, in denen der Trainer einen Blick sowohl auf euer als auch auf Louies Verhalten wirft.

    Wir hatten damals keinen Trainer - bei uns hat sich das Verhalten gefestigt und verschlimmert, und Dobby hasst fremde Menschen noch immer.

  • Huhu....


    Ich wollte auch gerade fragen was für ein Mischling es ist bzw. wo er herkommt?


    Ich war jahrelang PS für Hunde aus Rumänien, vom Welpen bis Senior, von klein bis groß (ausgewachsen). Die hatten fast alle Herdenschutzeigenschaften...... soll heißen, die eigene Familie ist super, Fremde eher semi.... Aus der Ferne ist das bei dir natürlich nicht zu sagen wo bei euch das Problem liegt aber es klingt so danach...... :face_with_rolling_eyes:


    Die sind halt territoreal und wollen (müssen) beschützen. Dies gilt es dann eben in die richtigen Bahnen zu lenken.


    Bitte suche dir einen erfahrenen (!!!!!!!!) Trainer der sich mit Auslandshunden bzw. Herdenschutzhunden auskennt.

  • Ich kann dir nicht viel über Auslandshunde sagen aber grds ist es ja erst mal normal, dass ein Hund sich in einer fremden Umgebung ganz anders verhält, als in der vorherigen. Dass ein Hund fremde Menschen nicht Zuhause haben möchte, finde ich auch noch normal und verständlich.


    Grds gilt auch, wenn ihr Angst habt, dass der Hund beißt gibt es eigentlich nur1 Möglichkeit: und zwar den Hund sichern. Maulkorb drauf und Hausleine dran oder sogar in einen Auslauf setzen. Alles andere stresst nur jeden Beteiligten und gibt zu viel Risiko. Wenn der Hund keine Möglichkeit hat zu beißen, passiert auch nichts. Doof gesagt aber ist so.


    Was ihr hier braucht, ist ein Trainer vor Ort, der euch genau zeigen kann, wann ihr wie reagiert und zwar jetzt, bevor sich was festigt. Bei so etwas ist die Reaktionszeit entscheidend. und ohne das böse zu meinen aber euch scheint die Erfahrung mit einem solchen Hund zu fehlen (würde es bei mir auch!) es ist nun entscheidend, wie ihr mit diesen Situationen umgeht und das könnt ihr nur, wenn euch ein Trainer richtig an die Hand nimmt.

  • Kleiner Nachtrag: Bei unserem Hewie war es genauso. Ein stiller, zurückhaltender Neuling, nach drei Monaten hat er dann angefangen, seine Gene auszupacken. Rumäne, HSH-Mischling.

  • Nunja, normal ist relativ.

    Ihr habt einen Hund, der in einer komplett anderen Umgebung aufgewachsen ist. Ja, es ist normal, dass ein Hund aus solcher Umgebung nicht alleine bleiben kann, unsicher auf neue Eindrücke reagiert und sich aggressiv gegenüber Fremden verhält.


    Die Frage ist nur, hilft euch das im Alltag weiter?

    Dass es durchaus normal ist, bedeutet ja nicht, dass es ohne (viiiiiel) Arbeit wieder weggehen wird bzw dass man diese Punkte generell in den Griff bekommen kann in seinem jetzigen Umfeld.


    Training ist angebracht, wobei ich bezweifle, dass da ein online Trainer von großem Nutzen sein wird. Sinn würde Einzeltraining machen bei jemanden, der mit rumänischen Hunden Erfahrung hat und euch in den jeweiligen Situationen direkt anleiten kann und auch bei der Beobachtung einschätzen kann, wo die genauen Wurzeln des Problems liegen und wo die Schwelle überschritten wird, die das Verhalten auslöst.


    Also ja, das Verhalten des Hundes ist für seine Vorgeschichte durchaus normal, ob sich das mit Training in absehbarer Zeit so umformen lässt, dass es in euren Alltag passen kann, muss ein Profi vor Ort beurteilen.

  • Hallo, Froschkönigin! Deine Frage lässt sich für mich folgendermaßen beantworten: Das Verhalten ist sicherlich nicht unnormal, aber ob ihr euch dennoch übernommen habt, steht auf einem anderen Blatt Papier.

    Dass ggf. aus Unsicherheit alle Fremden verbellt werden, finde ich nicht unnormal, aber Management muss her.

    Den Hund wegsperren, ohne dass er es kennt kann nur in die Hose gehen, das habt ihr ja gemerkt, nachdem ihr mal eine zerkratzte Einrichtung hattet.


    Er muss also erstmal lernen, in einem bestimmten Raum oder Bereich (Welpengitter o.ä. wurde ja schon angesprochen) zu sein, ohne direkt Zugriff auf euch zu haben. Das muss er angenehm finden und sich dort entspannen können. Erst DANN kann es als Platz für "wenn Besuch kommt" genutzt werden.


    Ich wäre auch dafür, dass ihr euch einen Trainer holt, damit euch vor Ort konkret geholfen werden kann.

    Dass der Hund meint, sich oder euch verteidigen zu müssen kann sich legen, wenn er begreift, dass ihr auf ihn aufpasst und ihn beschützt sowie alles regelt. Aber das muss er auch erst lernen und erfahren können.

    Ich hoffe, bis dahin seid ihr nicht entmutigt oder so sauer oder so enttäuscht, dass ihr denkt, das wird nie was. Man wird zwischendrin sicher solche Gefühle mal haben, das ist auch menschlich. Aber was früh vernünftig behandelt wird, lässt sich auch meist in ganz gute Bahnen lenken.


    Alles Gute!

  • Ich danke euch!

    Jetzt gerade muss ich erstmal hemmungslos weinen weil ich einfach gerade so eine große Angst habe, dem Ganzen nicht gewachsen zu sein.

    Der Mann von der Pflegestelle beschrieb ihn als absoluten Anfängerhund, deswegen fielen wir nun aus allen Wolken weil wir mit solchen Reaktionen nie gerechnet hatten.

    Wir hatten bereits 2 Hunde aus dem Tierschutz und da gab es nicht annähernd solche Probleme.


    Ich bin so mutlos gerade. Aber es tat sehr gut, eure Nachrichten zu lesen. Danke!!

  • Oje!


    Fühl Dich erst mal gedrückt.


    Ich kann zu Auslandshunden nichts sagen, außer dass die, die ich von Bekannten kenne, sich teilweise auch sehr ähnlich verhalten. Du bist also nicht alleine.


    Aber ich kann etwas zum Alter des Hundes sagen: Unser Junghund ist nämlich auch knapp über ein Jahr, und er ist grundsätzlich eher schüchtern (war der Ruhigste im Wurf).


    Fremde Menschen, Kinder und andere Dinge erfordern - obwohl er von Woche 9 an von uns rangeführt wurde, also alles kennt - gerade jetzt in der Pubertät viel Management.


    Einfach mal so mit ihm rumlaufen mit einem gechillten Hund geht bei uns auch nicht, und auch vor Besuch hat er manchmal Angst, obwohl er das auch von Tag 1 an kennt.


    Wir arbeiten mit "Zeigen und Benennen", was seeeehr gut hilft. Vielleicht kann diese Trainerin Dir etwas dazu sagen.


    Unser Ersthund ist komplett anders, auch wir waren nach immerhin 8 Jahren mit Hund über vieles überrascht, was beim Junior eben neu ist. Aber man wächst zusammen und gewöhnt sich daran, wenn man die Besonderheiten des Hundes erst mal kennt.


    Jedenfalls drücke ich die Daumen, dass die Trainerin Euch gut weiterhelfen kann!

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