Spaziergang Etiquette oder die Impulskontrolle der anderen

  • Mit ist gestern etwas total Blödes passiert und da das immer noch arbeitet schreib ich es hier mal rein für eure Meinungen.

    Ich wollte mit dem Hund ein bisschen Dummytraining machen und habe mir dafür ein frisch gemähtes Feld gesucht (Bauer hat im Stall nebenan Pferde versorgt und war o.k. damit). Ich war mit meinem Hund ca. 50 m vom angrenzenden Feldweg entfernt als eine andere Frau mit Hund vorbeikam. Wir kennen uns vom Sehen, haben halt das gleiche Gassigebiet. Sie hat zwei DD, der ältere wird jagdlich geführt, die jüngere ist ca. 1,5 Jahre, soll auch für die Jagd ausgebildet werden und ist noch ziemlich ungestüm, ist auch schon oft abgehauen. Sie hatte nur einen Hund dabei, aus der Entfernung würde ich denken es war der Ältere, kann es aber nicht genau sagen.

    Auf jeden Fall haben wir uns mit einem Handzeichen kurz gegrüßt. Danach habe ich mich weggedreht, stand so im 90 Grad Winkel zum Weg mit dem Rücken zu ihr. Ich bin davon ausgegangen, das sie weitergegangen ist, das war aber anscheinend nicht der Fall - kann sein sie wollte ein bisschen zuschauen. Ich hatte bereits ein Dummy ausgelegt und wollte ein zweites werfen, habe ich dann auch gemacht (ohne Geräusch, nur geworfen). Parallel zum Weg bzw. sogar leicht in die Wiese rein, Richtung aus der die Frau gekommen war, also von ihr weg.

    Dann gab es hinter mir nur einen Brüller und als ich mich umgedreht habe ist der DD Richtung geworfenes Dummy gerast - und voll in die Schleppleine gekracht. Sie konnte ihn halten, aber das war echt heftig und sicher nicht angenehm für Hund und Halterin. Ich habe ihr eine Entschuldigung zugerufen. Sie ist dann weiter.


    Ich habe echt ein schlechtes Gewissen und frage mich ob ich damit hätte rechnen müssen. Das man keinen Ball wirft wenn da andere Hunde drumherum sind, geschenkt, aber auf gut 50 Meter Entfernung? Und sie ist ja stehengeblieben, hätte sie nicht auch damt rechnen müssen?

    Was hättet ihr gemacht? Freue mich auf eure Meinungen!

  • Also sie hatte gesehen, dass du Dummytraining machst, bleibt stehen auf 50m Entfernung - ich sehe jetzt nicht wirklich die Schuld bei dir, du konntest nicht damit rechnen, dass sie noch hinter dir steht und sie sollte ihren Hund ja eigentlich gut genug kennen, um mit so einem "Aussetzer" zu rechnen.


    Ich hätte mich wohl nicht entschuldigt, mich nur sehr gewundert |)

  • Also ich sehe da eigentlich keinen Fehler bei dir. Ist halt dumm gelaufen, du hast auch nicht in ihre Richtung geworfen und sie hat gesehen, dass du da gerade arbeitest. Wenn ich merke, mein Hund ist interessiert am "Arbeitsgerät" anderer Leute, dann kümmere ich mich darum, ihn wieder auf mich aufmerksam zu machen und auf eventuelle Aussetzer vorbereitet zu sein.


    Ich persönlich sehe wirklich keinen Fehler auf deiner Seite. =) Ich persönlich hätte mich auch nicht entschuldigt, muss ich sagen, der "Fehler" (ist ja nix passiert) lag doch beim Halter des nicht kontrollierbaren Hundes...?

  • Du hast dich entschuldigt, es ist nichts schlimmes passiert. Manchmal spielen halt ein paar Komponenten zusammen und es läuft nicht so, wie geplant.


    Als HH hätte sie wissen müssen, worauf ihr Hund anspringt und ihn enger führen müssen. Sie konnte ja auch sehen, dass du im Training bist, dich von ihr abgewandt hast und sie bzw. ihren Hund nicht im Blick hast.


    Wahrscheinlich kennt sie ihren Pappenheimer und es ist nicht das erste Mal, dass er auf einen Aussenreiz so reagiert. Dafür spricht auch, dass sie ihn an der Schlepp so blitzschnell und fest halten konnte. Wahrscheinlich hat sie sich über sich selbst geärgert und den Vorfall schon vergessen.


    Wenn du auf Nummer sicher gehen willst und es dir keine Ruhe lässt, sprich sie direkt drauf an das nächste Mal und sag ihr, dass es keine Absicht war sondern du sie nicht im Blick hattest. Damit sollte die Sache gegessen sein :streichel:

  • Ich sehe da auch absolut keinen Fehler bei Dir. Vermutlich hat sie sich total bei ihrem Hund verschätzt, sonst hätte sie ihn kürzer genommen oder anderweitig agiert...dafür kannst Du aber nichts.

  • Ich kann total verstehen, dass das in dir arbeitet, einfach, weil es dir auch Leid tut.

    Aber du bist ja nicht für alle anderen verantwortlich. Die Halterin muss ihren Hund selber einschätzen können und konnte es in dem Fall nicht - aber das hättest du ja nicht voraussehen können oder müssen.

    Mir ist heute was ganz ähnliches passiert.

    Ich bin auf dem Kita-Gelände und gerade wieder am Losgehen nach Hause. Zur gleichen Zeit sitzt immer ein Papa an einem großen Baum in der Mitte des Platzes mit dem Familienhund (irgenwdas großes, gestromtes). Frauchen kam gerade und übernahm die Leine und die beiden plauderten ohl noch kurz über die Abgabe ihres Krippenkindes. Ich laufe immer weiträumig an denen vorbei, weil die ja da sitzen und nicht weiter ausweichen können.

    Nouska war heute so MEGA brav, ohne, dass ich sie groß ins Fuß nehmen musste oder so und da hab ich eine Eichel aufgehoben, die sie gerne mal auseinander kaut und hab ihr die vor der Nase gekullert, sodass Nouska an der 2,5m-Leine mal drei Sätze machen konnte und was Lustiges zu tun hatte, statt nur angestrengt neben mir zu gehen. Wir waren bestimmt 15m von den anderen weg und Nouskas Satz ging auch vom anderen Hund weg, aber der fühlte sich von Nouskas plötzlichem Tempowechsel wohl provoziert und es grollte und bellte laut und heftit und man höre auch, wie Krallen auf Asphalt kratzten und die Frau einen Satz machte. Sie schimpfte dann kurz (Ey, was war denn das?), meinte aber offensichtlich den Hund. Mir tat das sehr leid, ich wollte da definitiv keinen Stress verursachen und wenn ich sie das nächste Mal sehe, sag ich auch irgendwas nettes zu denen, aber in der Situation war ich dann mit mir beschäftigt, Nouska war nämlich auch verwirrt, warum sie da jetzt von nem anderen Hund zusammengeschissen wurde.

    Will sagen: total lieb und sehr sympathisch, dass du dich um die anderen sorgst. Aber ich sehe da nichts, was du hättest besser machen SOLLEN, ohne vorher zu wissen, was möglicherweise passiert.

    Ich für mich weiß: Nouska bekommt nur in Abwesenheit anderer Hunde zur Belohnung was zu hetzen und ansonsten einfach schnöde Leckerlies aus der Hand. Aber mir Vorwürfe zu machen verbiete ich mir jetzt einfach ganz rational.


    Liebe Grüße!

  • ich würde mir über den "Vorfall" ehrlich gesagt keinerlei Gedanken machen. Erstens ist es doch gut ausgegangen. Zweitens kannst du es eh nicht mehr ändern. Drittens wirst du dich in fünf Jahren überhaupt nicht mehr an die Situation erinnern, daher solltest du dir auch nicht länger als 5 Minuten darüber Gedanken machen.


    Zumal ich echt auch finde, dass doch alles in Butter ist. Die andere Halterin hatte den DD ja an der Schleppe. Eben vermutlich genau deswegen. Weil er eben jung ist und manchmal noch abflitzen würde. D.h. sie ist darauf vorbereitet, dass er in die Schleppe donnert. Vielleicht ist sie sogar genau deshalb stehen geblieben. Zu Übungszwecken und die Übung hat in diesem Fall halt nicht so geklappt, wie sie wollte, aber immerhin hatte sie ja eine Sicherung.


    Ganz ehrlich habe ich an meine Hunde, z.B. auch den Anspruch, dass sie einem solchen Reiz wie einem geworfenen Dummy nicht nachgehen. Aber das sind halt erwachsene Hunde, die gut erzogen sind und gut im Gehorsam stehen. Da kann man das erwarten. Von daher sehe ich jetzt auch kein Problem darin, dass du den Dummy geworfen hast, obwohl da ein anderer Hund war. Daher fand ich den Verhalten jetzt nicht falsch. Wobei ich tatsächlich sehr oft für andere Hunde und Halter mitdenke und ggf. kurz warte bis sie vorbeigegangen sind. (Dass man das als Halter von einem jungen noch nicht vollständig grunderzogenen Hund nicht von anderen Haltern erwarten kann, sollte aber klar sein.)


    Ganz zufällig hatte ich heute morgen eine ganz ähnliche Situation. Ich lief mit Newton und Hunter meine Morgenrunde durch den Wald. Beide Hunde freilaufend. Auf meiner Linken begrenzte eine schmale Baumreihe unter der ein kleiner Bach fließt unseren Weg. Hinter dieser schmalen Baumreihe ist eine Wiese, die auch recht frisch abgeerntet war. Wir kamen dann an eine Stelle, wo es links zur Wiese hin offen ist. Dort spielte ein Mann mit seinem jungen Labbirüden Bällchen. Newton und Hunter haben die Beiden zuerst gesehen, waren zwar interessiert, sind aber stehen geblieben. Newton habe ich sicherheitshalber angeleint, da er (trotz seiner mittlerweile acht Jahre!) recht schnell in eine hohe Trieblage kommt und es mir so einfach wohler war. Bei Hunter genügte ein Abruf. Aber Hunter ist auch nicht so der Spieler und legt auch keinen großen Wert auf andere Hunde. (Er geht bei gewollten Begegnungen mit bekannten Haltern und Hunden auch erst immer zum Mensch als zum Hund.)

  • Ich hätte halt kurz gewartet, bis er weiter weg gewesen wäre, aber ist auch kein Drama.

    So was passiert halt nun mal. Ich rechne grundsätzlich mit der Unfähigkeit/Unwissenheit usw. anderer HH.

  • Danke für die Rückmeldungen! Gut, dann begrabe ich jetzt mein schlechtes Gewissen mal - ansprechen wenn ich sie das nächste Mal sehe werde ich es sicher, schon alleine weil wir immer über die Ausbildung unserer Hunde quatschen.

    Ich habe mich natürlich auch gefragt wie mein Hund in der Situation reagiert hätte. Ich habe mit ihm allerdings schon von Jugend an trainiert das Flugobjekte nur auf Freigabe gehetzt werden dürfen, egal in welche Richtung die fliegen und wer geworfen hat. Insofern hätte da nur ein Ohr gezuckt.
    Ich wohne halt super ländlich und treffe bei einer Stunde Spaziergang in der Regel null bis max. 2 andere Menschen / Hunde - wer mit etwas mehr Häusern drumherum lebt hat so Situationen wie die von RafiLe1985 und Cassiopeia88 wahrscheinlich öfter, auf der ein oder anderen Seite :relieved_face:

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