Hündin meiner Tochter hat beim Agility gebissen. Liegt es an der Trieblage?

  • Guten Abend,


    ich habe durch Google dieses Forum gefunden und stelle gleich einmal eine Frage.


    Meine Tochter ist 16 Jahre alt und hat eine 20 Monate alte Aussiehündin namens Lizzie. Lizzie lebt bei uns seit sie 8 Wochen alt ist und war der Herzenswunsch meiner Tochter, da sie sich sehr für Hundesport begeistert, speziell Agility. Die beiden machen auch recht erfolgreich zusammen diesen Sport und bis vor kurzem gab es auch keine Probleme.


    Nun ist vor 2 Wochen das erste Mal etwas passiert. Lizzie hat während des Agi Trainings den Kurs verlassen und meiner Tochter in die Wade gezwickt. Es war kein richtiger Biss und musste auch nicht behandelt werden. Die Trainerin meinte, dass das schon mal vorkommen kann (ich fand die Aussage ein wenig zu lasch und hätte mir mehr von gewünscht). Aber gut, meine Tochter war nicht sonderlich besorgt und auch ich dachte, dass es vielleicht ein blöder Ausrutscher war.


    War es nicht. Vor 5 Tagen passierte es wieder, nur dieses mal heftiger. Wieder im Agi Parcours beim Training. Lizzie läuft hochmotiviert und plötzlich dreht sie sich um und beißt meiner Tochter in den Oberschenkel, richtig fest. Der Biss musste behandelt werden. Die Trainerin tut es aber wieder ab, meint dass das passieren kann und ein Risiko des Sportes sei. Was ich für Schwachsinn halte.


    Denkt ihr es liegt an der hohen Trieblage?


    Ich mache mir natürlich Gedanken und denke, dass Agi vielleicht nicht der richtige Sport für diese Hündin ist, so traurig das auch für meine Tochter wäre. Aber ich frage mich ob nicht etwas ruhigeres besser wäre. Natürlich ist das eine riesige Diskussion, sowohl Trainerin als auch meine Tochter denken, dass ich überreagiere, aber ich bin besorgt. Ich möchte dass meine Tochter und Lizzie es langsamer angehen und sich vielleicht einen ganz anderen Sport suchen.


    Ich selbst habe mit Agi keine Erfahrungen, aber mein Hundeverstand sagt mir, dass es nicht der richtige Sport ist, wenn der Hund so drüber ist, dass er seine Halterin beißt.


    Was denkt ihr woran das liegen könnte? Übersehe ich etwas? Könnte ein Vereinswechsel (den ich sowieso für meine Tochter möchte, weil ich die Reaktion der Trainerin falsch finde) helfen? Könnte es am Training liegen? Oder liege ich nicht so falsch und der Sport passt einfach nicht für diese Hündin?

  • Ich kann mir vorstellen, dass der Hund evtl. Stress gehabt hat und diesen dann an deiner Tochter "abgebaut" hat, weil sie halt gerade in Reichweite war.

    Kann schon sein, dass Agi (oder so wie es dort trainiert wird), euren Hund so stark pusht bzw. stresst, dass er damit nicht mehr umgehen kann und er sich dann ein Ventil sucht, an dem er den Stress ablassen kann.

  • Schnelle Bewegungen triggern Hütehunde. Vermutlich kippt sie ins Jagdverhalten und möchte Beute kontrollieren, wofür diese Hunde ja gezüchtet sind.

  • Ich bin ja im Agi unterwegs (gut, eher dabei), aber Aussies sind da oft nicht einfach. Ich würde das ganz sicher nicht als "passiert halt mal" abtun. Das war sehr sicher eine Art von "will ich anders". Ich würde beim Aussie nicht mal von Überspungshandlung ausgehen. Kann Stress/"sag halt klarer" gewesen sein. Aber ich denke, der war einfach sehr hochgepusht und dem hat schlicht was nicht gepasst. Aussies im ambitionierten Agi gibt es nicht ohne Grund sehr wenige (Ausnahmen bestätigen die Regel, kenne da auch solche, bei denen es toll passt, aber die sind eher nicht typische Aussies)

  • Ich bezeichne solche Verhaltensweise gerne als Übersprungshandlungen.

    Vielleicht kann die Trainerin mal ein Video drehen beim Agility, damit man mal sehen kann was der Auslöser für dieses Verhalten ist.

    Vielleicht einfach mal ruhiger arbeiten, nicht so sehr auf Tempo gehen, damit der Hund sich nicht so aufpuscht.

  • Ein Biss der behandelt werden muss, darf mAn niemals mit 'passiert halt :ka: ' abgetan werden. Ausser es war wirklich eine absolute Verkettung dummer Umstaende!

    Egal ob Jagdverhalten, Frust, Dampf ablassen: Diese Trainerin waer bei mir raus!


    Ob Agi ueberhaupt passt, kann ich nicht sagen. Ist nicht mein Sport und Aussies sind nicht meine Rasse..

  • Ich bin normalerweise eine der Schreiberinnen hier, die Kinder/Jugendliche, die aktiv mit Hunden was unternehmen, sehr entspannt sieht. Die "freie Zeit" mit dem Familienhund gehört zu den besten Erinnerungen an meine Kindheit/Jugend.


    Aber ein Aussie kann durchaus eine Nummer sein, wenn gepusht, dann noch mal mehr. Es gibt sicherlich 16jährige, die das händeln können, aber eben nicht alle. Wie empfindest du denn sonst den Umgang deiner Tochter mit dem Hund?


    Nachtrag: Der Hund ist eingezogen, als deine Tochter 14 war?

    Hat sie von Anfang an die Erziehung übernommen?

  • Einer Trainerin, die so einen Vorfall klein redet, würde ich weder Hund noch minderjährige Tochter je wieder anvertrauen!


    Ja, es kommt vor, dass Hunde sich im Training so weit hochdrehen, dass sie im Übersprung in den Hundeführer hacken, aber das sollte man nicht einfach so hinnehmen und abtun. Da gehört aktiv dran gearbeitet, dass der Hund eben nicht mehr an bzw über diese Grenze geht und es gehört auch geprüft, ob das mit dem Hund in diesem Sport überhaupt möglich ist oder sich Tochter und Hund ein anderes Hobby suchen sollten, um das Konfliktpotential zu verringern.


    Sucht euch einen anderen Trainer, der dieses Problem ernst nimmt.

  • Für einen Aussie ist dieses Verhalten tatsächlich gar nicht so außergewöhnlich. Wie hier schon geschrieben wurde, diese Hunde haben ja ursprünglich eine Funktion als Hüte/Treib-Hunde gehabt, was ihnen nach wie vor in den Genen liegt. Die Kombination aus Tempo, hoher Trieblage und der Genetik des Hundes können dazu führen, dass er solch ein Verhalten zeigt, das ich vielleicht sogar eher als "fehlgeleitetes Beutefang- bzw. Hüteverhalten" interpretieren würde denn als Stress. Es könnte natürlich auch eine Art Maßregelung sein, ich habe Aussies auch schon als recht schnell frustriert erlebt, wenn es ihnen zu langsam geht oder sie unklare Ansagen bekommen. Viele fangen dann an, kopflos zu bellen, bei einem Agi-Schnuppertraining gab es aber eine sehr junge Aussie-Hündin, die direkt nach den Waden der Besitzer zu schnappen begann.


    Wäre die Tochter erwachsen, könnte sie ja selbst frei entscheiden, ob sie an dem Problem arbeiten und im Sport bleiben möchte. Wobei ich das selbst dann als riskante Unternehmung sehen würde, sowohl für Hund als auch Mensch sähe ich da generell einen Wechsel hin zu einer ruhigeren Sportart als gesünder.


    Bei einer Minderjährigen würde ich weiteres Training wohl tatsächlich einstellen, selbst wenn die Enttäuschung darüber verständlicherweise groß sein wird. Aber die körperliche Unversehrtheit des Menschen geht vor! Es gibt leider Hunde, die für Agility nicht geeignet sind, und Hunde, die sich dabei aus welchen Gründen auch immer so hochfahren, dass sie beißen, gehören für mich recht klar in diese Kategorie.


    Es gibt ja Alternativen zum Agility-Sport. Eventuell wäre schon Hoopers-Agility eine Option! Hier ist der Vorteil, dass der Mensch nicht mit dem Hund durch den Parcours läuft, sondern der Hund auf Distanz zum Menschen die Geräte arbeitet. Auch Geschwindigkeit steht dabei nicht so sehr im Fokus wie im (ambitioniert betriebenen) Agility.

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