Eine Frage der sozialen Kompetenz

  • Mir geht es in dem Thread nicht darum über anleinen/ Fremdhundkontakt ja/nein sondern wie andere (also ihr anderen User) soziale Kompetenz und Verträglichkeit definieren und woran ihr das ausmacht?

    Also für mich ist ein verträglicher/sozial kompetenter Hund einer, der ordentlich mit seinem Gegenüber kommunizieren kann, der anderen nicht einfach "auf die Schnauze haut", weil er grad Lust darauf hat oder im Konflikt überreagiert, also z. B. einen anderen Hund für aufdringliches Verhalten direkt attackiert.

    Und umgedreht, dass der Hund diese Signale vom Gegenüber auch annimmt, also nicht nochmal nachsetzt oder gleich ganz ignoriert, sondern sich dann entsprechend zurücknimmt.


    In diesem Rahmen bezeichne ich einen Hund als verträglich, auch wenn der nicht mit jedem spielen will, sondern auch mal deutlich sagt, wenn er seine Ruhe haben will.


    Als Bsp, meine jetzigen Hunde betrachte ich als verträglich. Die Große (8 Jahre) hat nicht mehr so viel Interesse an fremden Hunden, meist schnuppert sie mal kurz und geht dann weiter. Wird der andere Hund daraufhin aufdringlich, wird der kurz angeblafft, nimmt er sich daraufhin zurück, ist sie zufrieden. Signalisiert ein anderer Hund, dass er keinen Kontakt will, macht sie von sich aus einen Bogen, verteidigt ein anderer Hund irgendwas, geht sie auf Abstand. Wenn sie irgendwas für sich beansprucht, wird gedroht, damit der andere sich verzieht.

    Der kleine Hund ist grad 1 Jahr und noch sehr verspielt und an Kontakt interessiert, akzeptiert aber auch problemlos, wenn ein anderer Hund keine Lust hat.


    Meine erste Hündin war hingegen unverträglich. Fremde Hunde hätte sie größtenteils einfach gebissen, aber auch bei bekannten Hunden, mit denen sie grundsätzlich eigentlich gut auskam, musste man immer aufpassen. Da hat es schon gereicht, dass der andere HH in seiner Tasche geraschelt hat oder sie plötzlich der Meinung war, der Stock auf dem Boden gehört ihr und der andere Hund läuft da jetzt grad zu nah daran vorbei, um anzugreifen. Also völlig überzogene Aggressionen auch bei bekannten Hunden und eine gewisse Unberechenbarkeit, weil es im Grunde wegen jedem Pups hätte knallen können (daher Kontakt mit anderen Hunden nur mit Maulkorb und anfangs auch immer mit kurzer Leine. Nie hätte ich die einfach so zu einem anderen Hund gelassen).

  • Soziale Kompetenz heißt jedenfalls für mich nicht, dass mein Hund alle anderen Hunde immerzu nett findet und immer wie ein Honigkuchenpferd grinsend alle Kontakte toleriert.


    Für mich heißt es selbst sauber zu Kommunizieren, die Kommunikation des Gegenüber zu verstehen, und dann situationsbezogen konfliktvermeidend angemessen zu reagieren.

    Ich möchte meinem Hund vertrauen dürfen, dass er im Regelfall selbst weiß, wie er eine Begegnung händelt und möchte nicht jedesmal angespannt und angstvoll sein müssen.

  • dann situationsbezogen konfliktvermeidend angemessen zu reagieren.

    Wenn ein Hund das aber nicht in jeder Situation kann, ist er für dich dann sozial Inkompent / Unverträglich?


    Ist ein Hund der Ressourcen vielleicht überdeutlich (auch mit Loch) verteidigt auch gleich unverträglich? Er könnte ja die restliche 99% der Zeit entspannt in seinem Rudel leben.



    Ich möchte einfach eine Konversation anregen, daher die Rückfrage zu deiner Meinung :smile:

  • Nur zum Verständnis, soziale Kompetenz hieße ja auch zu sehen, wenn ein anderer Hund gleich angreift und darauf zu reagieren? Konfliktfähigkeit quasi.

    Gute Frage!

    Mein Hund ist definitiv nicht konfliktfähig |) zumind nicht nach menschlicher Definition, wo wir ja irgendwie davon ausgehen, dass der Konflikt friedlich gelöst wird, keiner Überreagiert und man nicht zuerst druafhaut und dann Fragen stellt :pfeif:

  • Wenn ein Hund das aber nicht in jeder Situation kann, ist er für dich dann sozial Inkompent / Unverträglich?

    Nehmen wir doch meine Hündin als Beispiel. Die ist nicht nur unverträglich, sondern auch für hiesige Verhältnisse sozialinkompetent. Im Grunde reagiert sie selbst beim nettesten Hund in 50m Entfernung, der mit dem Hintern zu uns gedreht ist, komplett übertrieben als würde der Hund ihr an den Kragen wollen. Sie kann einfach soziale Situationen überhaupt nicht einschätzen und wählte nur eine Strategie. Die heftigste. Gleichzeitig scheint sie auch nicht in der Lage zu sein von anderen Hunden zu lernen, sie kann die schlichtweg nicht lesen. Bzw lernt sie das gerade erst und auch nur langsam.


    Sozialinkompetent zu sein klingt wie eine Beleidigung, aber eigentlich sind es verschiedene Kompetenzen, die eben nicht jeder Hund lernen konnte. Theoretisch ist allerdings jedes Verhalten zwischen zwei Geschöpfen soziales Handeln. Die Kompetenz dichten wir Menschen je nach Kulturkreis hinzu.


    Mh. Es ist komplex.

  • Kasper ist nicht in jeder Situation sozial kompetent…..er findet manche, unkastrierte Rüden echt kacke…..vor allen Dingen, wenn die ihn anbrüllen…..wir arbeiten daran, da drüber zu stehen, die zu ignorieren und einfach weiter zu gehen, ohne zurück zu brüllen

  • Ist ein Hund, der auf fremde Hunde in so gut wie jeder Situation aggressiv reagiert und auch Spaß daran hat den Hund zu vermöbeln und sich das eigene Ego aufzupolieren automatisch ein nicht sozialer Hund?


    Dann hätte ich so einen Hund - gleichzeitig ist sie aber innerhalb des Familienrudels und mit Hundefreunden überaus freundlich, verträglich, extrem angemessen in jedem Verhalte , kann sich auf jeden Hund einstellen, würde keinen Konflikt anfangen.


    Also absolut komplett das Gegenteil zum Verhalten gegenüber fremden Hunden.

  • Ist ein Hund der Ressourcen vielleicht überdeutlich (auch mit Loch) verteidigt auch gleich unverträglich? Er könnte ja die restliche 99% der Zeit entspannt in seinem Rudel leben.

    Bedingt verträglich vielleicht? :denker:

    Würde für mich darauf ankommen, was der Hund als Ressource ansieht und wie genau das Verteidigen abläuft. Also würde der Hund zubeißen nach vorherigem deutlichen Drohen, wenn der andere Hund das ignoriert? Oder würde er direkt zubeißen, ohne das der andere die Möglichkeit hätte, wegzugehen?

    Verteidigt der Hund nur z. B. sein Futter und Spielzeug, was man einfach nicht in Anwesenheit anderer Hunde geben könnte? Oder erklärt der recht willkürlich mal dies, mal jenes zur Ressource?


    Je nachdem ist es entweder mit etwas Management möglich, dass der Hund mit anderen Hunden Kontakt hat, ohne dass es gefährlich wird. Oder aber dass das nicht zu verantworten ist, weil es jederzeit eskalieren kann.

  • Für mich steht soziale Kompetenz bei Hunden maßgeblich in Verbindung mit einer guten Kommunikation, die Fähigkeit seinen eigenen Standpunkt entsprechend zu vertreten, das alles aber souverän, maßvoll, dem Gegenüber und der Situation angepasst und dabei auch mal nachgiebig zu sein. Die eigenen Bedürfnisse werden dabei nicht über die Bedürfnisse anderer gestellt, dabei aber auch nicht die eigenen untergeordnet.


    Ich kenne ehrlich gesagt nur wenige sozial kompetente Hunde. Dafür braucht es ein gefestigtes Wesen, dessen Entstehung wiederum stark an die eigenen Erfahrungswerte Hunde das Individuum gekoppelt ist.


    Um beim Beispiel zu bleiben, ein Hund der bei der Verteidigung einer Ressource Löcher macht, hat für mich keine soziale Kompetenz, weil er sehr wahrscheinlich nicht der Situation angebracht reagiert.


    Da kommt es aber auch stark auf das Lebensumfeld und das gegenüber an, ich gehe jetzt aber nicht vom letzten Brocken Futter auf der Straße aus, wo der eigene instinktive Überlebenswillen über der sozialen Kompetenz steht.

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