Welpe rastet aus und benutzt Hand lieber als Spielzeug

  • Hallo zusammen,

    mein 10 Wochen alter Labrador Rüde ist seit zwei Wochen bei mir. Ich bin Studentin und habe momentan den „Luxus“ bei ihm zuhause sein zu können. Folgendes: fange ich an mit ihm zu spielen (oder sonstige interaktionen) ist meine Hand/Kleidung viel interessanter als das Spielzeug und die wird dann richtig in die Mangel genommen. Das tut wirklich weh und das schrille „Aua!“ muss ich nicht mal faken. Ich stehe auf, gehe weg, er kommt hinterher, springt mir in die Waden beißt in die Hose etc. Ich gehe auf die Treppen (davor ein Gitter, da kommt er nicht hoch) und warte, bis er sich beruhigt hat. Klappt für ungefähr 1 Minute, dann beginnen wieder die zoomies, er fokussiert meine Füße und Beine und springt nach allem, was in seiner Nähe hängt/ist. Wenn ich ihn nur streicheln will passiert das schon. Auch bin ich gerade viel am lernen für die Uni, dh ich hatte eig Angst, ihn geistig zu unterfordern, weil ich so wenig Kopf habe ihm Dinge beizubringen. Ich lege ihm mal einen Schnüffelteppich oder so hin, nimmt er auch direkt auseinander. Eine Leckmatte hat er schon zerfetzt. Nachts ist er auch sehr aktiv und will dann ins Bett kommen, was er nicht darf, aber er versucht es dann permanent. Also wirklich penetrant, sodass ich schon langsam wahnsinnig werde… Meine Frage: Wie kann ich ihm helfen zur Ruhe zu kommen? Oder was kann ich an meinem Verhalten ändern? Signalisiere ich ihm, dass er auf mich und alles und jeden springen und beißen soll? Beißhemmung antrainieren ist klar, das versuche ich mit dem Aua etc. nur langsam ignoriere ich ihn schon fast permanent, aus Angst ihm was falsches zu bestätigen, oder auch einfach, weil er mich teilweise an die nervliche Grenze bringt… Habe hier den Rütter liegen, die retriever schule, Welpen Erziehung, gucke viele youtube videos, frage Bekannte mit Hunden, bin mit ihm in der Welpenschule, aber vielleicht hat jemand von euch einen Tipp? Kalle (der Hund!) und ich danken im Voraus :)

  • Mach's euch doch nicht so schwer. Mit Ignorieren, deinem Weggehen & Co kann der Welpe doch überhaupt nichts anfangen, und das finde ich ihm gegenüber ziemlich unfair.


    Dreh ich dich dem kleinen Beißer zu und erkläre ihm verbal ganz deutlich, dass du das NICHT möchtest, dass die Beißerei also "Nein!", "Pfui" oder sonstwas ist. Der Welpe ist damit absolut nicht überfordert, im Gegenteil: Er kriegt ein klares Feedback, die Gelegenheit, entsprechend zu reagieren und wenn er's gut macht, zügig und mit ordentlich Lob irgendwas legal Beißbares ins Maul.


    Eine klare Ansage kann er sehr viel eher verstehen und einordnen als diese ganzen Umwege, die er erstmal mühsam entschlüsseln soll. Du verlangst ja absolut nichts für ihn Ungewöhnliches, sondern nur das ,was er eigentlich schon kann. Was glaubst du, wie die Mutterhündin oder die Geschwister zuhause reagiert haben, wenn er spaßeshalber mal richtig schmerzhaft gehackt hat?

  • „Nein“ probieren wir auch! Ich dachte, wenn man zu oft „Nein“ benutzt und der Hund es einfach ignoriert erbt er, dass er das gerne ignorieren kann. Deshalb will ich ihn nicht im Intervall mit „nein“ bewerfen. Auf Körpersprache und Tonlage achte ich auch… aber gut. Dann bleibts beim nein. Unfair will ich ihm gegenüber nicht sein!

  • Vielleicht beschreibst du am besten Mal, wie ein normaler Tag bei euch aussieht und was du so alles mit dem Kleinen machst.


    Ansonsten bin ich kein Fan von diesem ignorieren, weggehen etc. Wenn man sieht, wie Erwachsene Hunde mit Welpen kommunizieren, dann wird da ganz klar und auch mal körperlich kommuniziert, wenn Verhalten unerwünscht ist. Ich lasse mir von keinem Welpen schmerzhaft in die Hände beißen und auch nicht in die Beine etc. Dann gibt es eine deutliche Ansage, und die kann auch mal körperlich werden.

  • Hat jemand vielleicht den Link zu dem Video parat, in dem die Retrieverhündin ihre aufdringlichen Welpen so schön einnordet?


    Zur klaren Ansage wie von terriers4me beschrieben gehört nicht nur das Verbotswort, sondern vor allen eine klare Körpersprache.

    "Lass das, ich dulde das nicht!" sagst du nämlich nicht, indem du quietschst und fluchtartig den Raum verläßt. Das wäre ja ein Wiederspruch in sich.

    Nicht du solltest dich entfernen, sondern du schickst den Hund weg. Du forderst vom Hund Distanz ein. Aufrechte Haltung und energisch auf den Hund zugehen, er muß dir weichen.


    Das Prinzip vom Aufquietschen, damit der Hund losläßt, mag unter spielenden Welpen funktionieren. Es beruht aber auf der Erfahrung, daß ein Welpe, der vor Schmerz quietscht, sehr wahrscheinlich gleich ernsthaft zubeißt, wenn ihn das Geschwisterchen weiterhin nervt. Das Quietschen wird also zum Warnsignal, bevor es richtig wehtut. Das müssen wir so nicht imitieren.


    Es gibt in der hundlichen Lebenswelt noch andere Wesen, die quietschen und fliehen, die nennt man Beutetiere. Diese werden dann umso mehr verfolgt, denn sie regen die Jagdlust an.



    Dagmar & Cara

  • Kommt er überhaupt mal zur Ruhe, also alleine, und schläft er viel?


    Für mich klingt es bisher so, als ob er mit irgendwas eher überfordert ist, und dann als Übersprungshandlung hoch dreht und deswegen immer anspringt.




    Nein sagen, nun ja, vergiß bitte nicht, daß die gesprochene Sprache für den Hund eine Fremdsprache ist.

    Dann ist es egal, wie ernst, energisch, böse, hart und was auch immer das NEIN ausgesprochen wird :ka:

    Der Hund weiß eh nicht, was gemeint ist!

  • Ok, also Morgens nach dem Frühstück gehen wir eine erste Runde so ungefähr 5-10 Minuten. Ich gehe dann ins Bad und er ist mal zwanzig minuten alleine. Da beschäftigt er sich mit seiner Decke und Kuscheltier. Danach geht es spätestens alle zwei stunden in den Garten und ich lerne die meiste Zeit. Idr schläft er da. Mittags denke ich mir dann „komm, er ist wach, dann können wir ja spielen oder mal was üben“ Mache ich für nen paar Selunden und das endet dann in beschriebener Situation. Danach dauert es ewig, bis er runterfährt und sobald sich ihm jemand nähert fährt er wieder hoch und schläft dadurch auch wenig. Nach dem Abendessen gehts nochmal 5-10 minuten raus spazieren und wir spielen ein wenig, bis es wieder los geht. Um zehn ist schlafenszeit, die er sehr gut annimmt. Nachts gehts dann alle drei bis vier stunden raus. Da ist er auch zielorientiert und wir sind schnell wieder im Bett. Nachts schläft er um die sieben stunden.


    Wie kann ich denn körperlich noch deutlicher werden? Bisher kriegt er ein „Nein“, irgendwann klatsche ich auch mal laut, dann schiebe ich ihn von was auch immer er gerade drangsaliert weg. Wenn ich drangsaliert werde hört’s nach dem 5. „Nein“ und wegschieben auf und ich gehe auf die Treppe. Ich probiere es sogar mit einem schnauzgriff?! Das ist das körperlichste, was ich bisher getan habe…

  • Zitat

    „Nein“ probieren wir auch! Ich dachte, wenn man zu oft „Nein“ benutzt und der Hund es einfach ignoriert erbt er, dass er das gerne ignorieren kann. Deshalb will ich ihn nicht im Intervall mit „nein“ bewerfen. Auf Körpersprache und Tonlage achte ich auch… aber gut. Dann bleibts beim nein. Unfair will ich ihm gegenüber nicht sein!

    Das Wort an sich ist völlig egal, wichtig ist, dass du mit Stimme und Körpersprache wirklich rüberbringst, dass es dir ernst ist, wenn du diesen Abbruch verlangst. Das ist tatsächlich das Fairste, für euch beide: Der Kleine weiß klar, woran er ist, und du brauchst nicht dauernd zu reflektieren, wie genau du dich jetzt wieder verhalten mußt, damit nicht...


    Reagiere einfach authentisch und eindeutig: Du willst das nicht, ebensowenig wie seine Mutter und seine Geschwister gebissen werden wollten, fertig. Da verlangst du weder was Unbilliges noch was Unverständliches von ihm.


    Unabhängig von der aktuellen Situation: Wenn er wirklich extrem schnappt und aufdreht, ist es sicher auch sinnvoll ,mal auf seinen Tagesablauf zu gucken, um solche Anlässe möglichst zu minimieren - du willst ihn ja nicht dauernd maßregeln müssen. Ist er überdreht und deshalb so durch? Drehst du ihn mit der Spielerei so hoch, dass er einfach nicht mehr runterfindet? Ist er ein Typ, der schnell und heftig hochfährt, musst du also generell mehr Ruhe reinbringen? Oder ist das Gegenteil der Fall, ist ihm einfach stinklangweilig und er braucht mehr angemessene Action, zum Beispiel Austoben mit Artgenossen?

  • „Nein“ ist aber etwas, dessen Bedeutung Ihr dem Hund erst beibringen müsst, wenn er es nicht schon beim Züchter gelernt hat. Du musst ihm hundegerecht klarmachen, dass Du das, was er tut, nicht möchtest. Dein „Nein“ muss er aus Körpersprache, Mimik und dem (zwar netten, aber deutlichem) Nachdruck der Stimme entnehmen, wenn er es noch nicht als Abbruch kennt. „Schnauzgriff“ muss da gar nicht sein und ist sogar hinderlich bzw. kontraproduktiv, wenn Du in Deinen Signalen nicht klar bist.


    Erziehungsratgeber sind praktisch und es schadet nicht, sich viel Wissen anzueignen. Aber die Kommunikation mit dem Hund muss ein Stück weit „aus dem Bauch“ kommen, damit sie authentisch ist und er das, was Du sagst, verarbeiten kann.


    Wenn Du in der Situation, in der Du was abbrechen möchtest, erstmal geistig jeden gelesenen Tipp durchgehst und voll im Kopf steckst, dann kannst Du ihm nicht authentisch klarmachen, was Du möchtest (und was nicht). Dann bist Du selbst erstmal verwirrt und kommunizierst Unsicherheit.


    Trainierst Du denn schon einen Abbruch in anderen Situationen?

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