Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Eine Folge zur o.g. Annahme wäre dann aber auch, dass in den Wolfsgebieten die Nutztierhaltung zurückgefahren und Bejagung des Wilds zurückgefahren wird.

    Die Nutztierhaltung wird ja bereits zurückgefahren - was die Schafhalter/-hirten ja bereits eindrucksvoll demonstrieren. Aufgabe des Betriebes, da durch die Wölfe der Betrieb nicht mehr überlebensfähig oder (finanziell und auch seelisch) nicht mehr tragbar ist. Dumm nur für die Pflege von Deichen und Naturschutzflächen. Die Fleischproduktion für uns Menschen wird zumindest noch nicht wirklich davon betroffen. Wir gehen einfach wieder zurück zur reinen Stallhaltung - Mauern sind sicherer als Wolfszäune. Sorry, aber so sehe ich die Folgen für die Nutztiere.

    Derzeit passiert das Zurückfahren ja eher aus Frust oder Hilflosigkeit anstatt mit Abstimmung mit dem Wolfsmanagement der Region und ich hatte ja vorher auch geschrieben, dass Deichgebiete als besonders schützenswert anzusehen sind.


    Schleswig-Holstein ist davon ja besonders betroffen mit seinen Küstengebieten und dem dortigen Deichschutz.

    Die 2 oder 3 dort eingewanderten Wölfe kamen allerdings aus Dänemark, die ja noch mehr Küstenlinie haben.


    Offiziell wird von den Behörden in SH zugegeben, dass ein Abschuss gerechtfertigt ist, wenn ein Wolf mehrfach Nutztiere gerissen hat. (Das Erklär-Video dazu ist jetzt 6 Jahre alt)


    Man hat allerdings bei den offiziellen Stellen sehr wohl festgestellt, dass Deiche besonders schützenswert sind.

    Zitat:

    "Derzeit wird in den betroffenen Küstenländern intensiv an der Erarbeitung geeigneter und in der Anwendung als angemessen einzustufenden Präventionssystemen gearbeitet. Da derzeit keine derartigen präventiven Maßnahmen bereitstehen, muss von der Ausweisung (Anm: als WPG - Wolfpräventionsgebieten) der betroffenen Regionen (Deiche und Vorländer) noch abgesehen werden.


    Die Seite wurde 2022 letztes Mal aktualisiert.

    https://www.schleswig-holstein…b4-47a5-a480-02ad2d638a4f

  • Grau ist alle Theorie. Dass Wölfe, die mehrfach Herdenschutz überwunden haben, unter strengen Voraussetzungen entnommen werden dürfen, wurde von unserer Bundesumweltministerin ganz offiziell erlaubt. Zu wie vielen legalen Entnahmen ist es seitdem gekommen? Die bekannten Wolfschutzvereine haben praktisch jedes Mal erfolgreich dagegen geklagt. Woran es liegt, dass die Behörden keine wasserdichte Abschuss-Verfügug formuliert bekommen, darüber kann man nur spekulieren. Selbst die Fähe, die bei Jemgum ihr Unwesen getrieben hat, durfte nicht geschossen werden. Wolfschutz vor Deichschutz. Sie ist dann allerdings kurze Zeit später unter die Räder gekommen.

  • Toll, eine natürliche Selbstregulierung… wunderbar. Also Staupe, Räude, Parvo oder auch wieder sowas wie Tollwut (der Hauptregulator), soll die hier dann auch direkt wieder mit angesiedelt werden?


    Der Artenschutz des Wolfes ist leider kein Naturschutz, aber er passt perfekt in die

    Heutige Zeit wo auch Waldwege mit dem Laubbläser bearbeitet werden, damit man sich in der „Natur“ wohlfühlt. Für diese Form der Unweltpolitik ist der Wolf das ideale Sinnbild.

  • Zitat

    Für diese Form der Unweltpolitik ist der Wolf das ideale Sinnbild.

    Nicht nur dafür - ich finde das Vergöttlichen eines zwar faszinierenden, aber immer noch ganz normalen Wildtiers insgesamt ein ziemlich bedenkliches Zeichen für fortschreitende Naturentfremdung und Wohlstandsverblödung. Das legendäre goldene Kalb in moderner Auflage? Aber das führt hier wohl zu weit.


    Also lieber ganz realistisch das Neueste aus dem "Wolfsgebiet" (das ich früher für eine Kleinstadt gehalten habe): Die Rehe sind allesamt aus dem Stadtpark und den umliegenden Gärten verschwunden, und so gibt es aktuell keine Risse mehr am Schulhof/Krankenhaus. Wir hoffen, dass der Wolf/die Wölfe sich mangels Beute wieder waldwärts zurückgezogen haben - was passiert, sobald die diesjährigen Welpen mehr Futter brauchen, wird sich zeigen.


    PS: Den ebenfalls innerstädtisch tätigen Wildschweinen wurde übrigens keine Borste gekrümmt, da ist leider absolut nix mit "regulieren". Nur die Rehe verschwinden.

  • Das mit der Selbstregulierung dürfte nach dem scheuen Waldtier und den Nichtspringern eh der nächste Mythos sein, der fällt. Wie groß die "Tragfähigkeit" eines Gebietes mit Kulturfolger- Wölfen ist, weiß nämlich schlicht noch niemand, weil das Freiluftexperiment, an dem wir alle teilnehmen dürfen, weltweit einmalig ist.


    Deswegen befürchte ich ja, dass weiter einfach gar nichts gemacht wird, oder eben so "uneffektiv", wie es bis jetzt der Fall gewesen ist.



    Die bekannten Wolfschutzvereine haben praktisch jedes Mal erfolgreich dagegen geklagt. Woran es liegt, dass die Behörden keine wasserdichte Abschuss-Verfügug formuliert bekommen, darüber kann man nur spekulieren. Selbst die Fähe, die bei Jemgum ihr Unwesen getrieben hat, durfte nicht geschossen werden. Wolfschutz vor Deichschutz.

    Traurig genug, dass das jedes mal funktioniert hat. SO kann halt ein miteinander, eine in welcher Art auch immer gestaltete Koexistenz niemals wirklich sinnvoll realistisch umgesetzt werden. Mein Eindruck ist ja, dass die zuständigen Stellen einfach so lange abwarten, bis sich das Problem von selber löst (siehe "das reguliert sich dann schon, wenn es genug sind" - in einer Region, in der schon weit mehr sind als an anderen Orten, wie Wölfe niemals weg waren, und wo sie dennoch reguliert werden, OBWOHL sie weit mehr Flächen zur Verfügung hätten....).... alleine, ich zweifele daran, dass diese automatische Lösung ohne irgendein Handeln (also, außer vielleicht, permanent den Wolf anzuhimmeln, und die Nutztierhalter als zu faul und unfähig zu titulieren, wie in verschiedensten Diskussionen immer wieder zu beobachten ist (nicht zwingend hier, bevor das der Eindruck ist)).

  • Wenn die Größe des Gebietes fest ist, reicht die darin erhaltene Menge an Wild zur Versorgung von x Wölfen.

    Nein.

    Nicht Wild, Nahrungsangebot.

    Nutztiere sind Nahrungsangebot. Abfalleimer und Mülltonnen sind Nahrungsangebot. Vorratslager usw. sind Nahrungsangebot.

    Und, da die lieben Tierschützer den Wolf ja lieber langsam an Hunger verrecken lassen (nachdem er sorgfältig durch hohe Populationsdichte an Menschen gewöhnt wurde), anstatt ihm eine schnelle Kugel zu gönnen, möchte ich dran erinnern, dass die Wölfe früher auch selten, aber eben nicht nie, an Haustiere und durchaus auch Menschen gegangen sind.


    Dieses - noch nicht existierende - Gleichgewicht wird in Deutschland verfälscht, u.a. durch das 'Angebot' von Nutztieren und Jäger, die im Rahmen der Waldhege das Wild reduzieren.

    Es gibt in einem stark besiedelten, stark kultivierten Gebiet wie D kein natürliches Gleichgewicht. Es gibt ein Gleichgewicht mit dem Menschen. Der und seine Handlungen bestimmen das Gleichgewicht maßgeblich. Und da er durch seine Eingriffe immer wieder für Änderungen sorgt, kann man sich das Wort Gleichgewicht auch ziemlich sparen.



    Aber spinnen wir deinen Gedanken einfach mal weiter. Der Wolf wird immer mehr bevor ihn Hunger, Krankheit und Stress dahinraffen.

    Hunger bedeutet, dass der Wolf zuerst auf andere Nahrungsquellen ausweichen wird. Eben unsere Nutztiere, unsere Haustiere, unsere Mülleimer. Also keine Sorge, der Stadtwolf wird kommen, wenn es so weiter geht.

    Diese Stadtwölfe sind dann durch die hohe Populationsdichte mit einigen Krankheiten ausgestattet. Wer davon alles betroffen ist, hängt von der Krankheit ab. Aber beim Hund ist garantiert, dass der sich das alles einfangen kann.

    Und dann wäre da noch das Thema Stress. Die Bevölkerungsdichte wird immer größer, die Konkurrenz steigt, die Nähe zum Menschen steigt usw. Und jetzt Frage: Wer kennt entspannte Menschen die unter hohem Stress stehen? Heißt, die Auseinandersetzungen werden steigen. Auch Auseinandersetzungen mit dem Menschen.


    Hast du dich eigentlich jemals damit beschäftigt wie diese Überpopulation, die du ja als Regulator befürwortest, normalerweise aussieht? Ich würde ja sagen, schau dir mal an wie das bei großen Raubtieren aussieht, aber mir fällt gerade echt kein Beispiel dafür ein. Und warum? Weil Menschen überall auf der Welt lange vorher eingreifen um sich selbst zu schützen. Denn, wie du richtigerweise sagst, dort wo es natürliche Gleichgewicht gibt, eskaliert die Situation nicht. Das kann sie nur in der Nähe von Menschen. Aber das ist in D nunmal überall gegeben.


    Davon abgesehen, dem Wolf geht's derzeit noch echt gut, wir sind also noch lange nicht an dem Punkt der dieses Gleichgewicht, auf das manche hoffen, darstellen würde. Heißt die derzeitigen Probleme (und mehr) wären in der Zukunft ganz normal.

  • Aber beim Hund ist garantiert, dass der sich das alles einfangen kann.

    Die Problematik besteht aber nicht nur in Bezug auf den Wolf. Staupe kommt hier z.b. auch öfter mal bei Füchsen und Waschbären vor. Ich erinnere mich noch an das letzte Waschbärbaby, was entkräftet mit neurologischen Ausfallerscheinungen, bei uns in der Wildtierstation ankam. An einem Wochenende. Was war das für ein Akt, da kein notdiensthabender TA und auch die Klinik einen Staupetest durchführen wollte und auf keinen Fall wollten, dass wir mit dem Baby nach dort kamen, weil Staupeverdacht bestand. Glücklicherweise hat sich dann abends unsere TA gemeldet, kam sofort vorbei und hat den Test durchgeführt , der dann negativ war (und falls wer Bedenken hat, das Tier war vom Jagdausübungberechtigten frei gegegeben und lebt seitdem legal bei uns in der Station mit anderen Waschbären zusammen).

  • Bei uns wurde nun ein junger Wolf überfahren:


    https://www.chiemgau24.de/chie…lfu-vor-ort-93708702.html


    Bisher sind wir soweit ich weiß kein offizielles Wolfsgebiet

    Müßt ihr ja auch nicht sein, denn bevor ein Gebiet zum WPG erklärt wird, muss der entsprechende Wolf sich entsprechend lange niedergelassen haben.

    Die Wanderer auf der Suche nach neuen Territorien erwischt's dabei deswegen öfter, als die sesshaften.

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