Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Kennt jemand von Euch Soylent Green? Also: sagt Euch das was? (Gott, bin ich alt, dass mir der Film dazu sofort in den Kopf kommt.)

  • Naja, es ist aber eben Fakt ( so weit ich weiß) dass die Erde nicht unendlich viele Menschen versorgen/beherbergen kann. Irgendwann ist da auch ende. Das ist jetzt nur allgemein gemeint.

    Lg
    Sacco

  • Ja, kenne ich. Und "Idiocrazy" auch...werd ich mal wieder gucken!

    Zum Thema: die Weidetierhaltung, zumal extensiv auf absolutem Grünland, ist immer eine finanziell knapp auf Kante genähte Form der Nutztierhaltung. Viel Luft nach oben bei zeitlichem oder finanziellem Aufwand ist nicht. Blöderweise ist dieses beweidete Grünland oft ein Hotspot der Biodiversität oder erbringt andere Systemdienstleistungen. Das ist völlig unabhängig von der Betriebsgrösse oder der Tierzahl, der Schäfer mit 600 Muttern leistet genauso seinen Beitrag zum Naturschutz wie der Hobbyhalter mit einem Pony.

  • Was die alten Märchen angeht, haben die in der Regel einen wahren Kern.

    Das sind keine Fantasy-Erzählungen zur Unterhaltung a la Herr der Ringe gewesen, sondern Geschichten, in denen es um Moralvorstellungen und auch um Warnungen ging.

    Die Leute waren damals nicht blöd, sondern Dinosaurier, Naturwissenschaften und psychischen Störungen bei Menschen waren noch nicht bekannt oder nicht richtig erforscht. Die Leute haben Möglichkeiten gesucht, sich das zu erklären.

    Wenn ich mir angucke, wie viele Leute heutzutage auf Verschwörungsmythen anspringen, obwohl sie wirklich wissen sollten, dass das Unsinn ist, sollten wir vielleicht mal kleine Brötchen backen, was unsere Überlegenheit gegenüber den Menschen aus früheren Zeiten angeht...

    Was die Wölfe angeht, sind das nun einmal intelligente Raubtiere, die schnell merken, wo und wie man leicht Beute machen kann und wie gefährlich Menschen wirklich sind.

    Das wussten die Leute damals, im Gegensatz Otto Normalverbraucher heute.

    Es war vor, sagen wir, 400 Jahren und mehr eine Katastrophe für die oft armen Menschen, wenn die Wölfe deren wenige Nutztiere töteten. Das hieß für diese Menschen u. U. zu verhungern.

    Ich halte es für absolut wahrscheinlich, dass der eine oder andere Wolf sich Kinder oder andere wehrlose Personen geholt hat, wenn die Chance bestand, so wie es in Geschichten und auch Berichten beschrieben wird. Warum auch nicht?

    Der Wolf hält den Menschen doch lediglich für ein anderes Tier, das zu wehrhaft ist, um als Beute zu dienen - oder eben nicht.

    Ich bin mir sicher, dass die Leute damals die Wölfe aus diesen Gründen sehr gerne ausgerottet hätten. Die hatten nur nicht die Mittel dazu.

    Das war alles andere als eine friedliche Koexistenz.

    Dass die Tierhaltung im Freiland unmöglich wird, wenn die Wölfe nicht mal langsam erfahren, dass es in der Nähe von Menschen und ihren Nutztieren gefährlich für sie ist, wurde ja schon gesagt.

    Wolfswohl geht dann also vor Nutztierwohl.

    Es wäre auch die Frage, welche Natur wir erhalten wollen. Die seit Jahrhunderten aktuelle Landschaft oder die Urwälder aus der Zeit vor der Weidewirtschaft? Viele offene Landschaften mit speziellen Pflanzen- und Tierarten gibt es nur durch jahrhundertelange Weidewirtschaft.

    Was ich mich aber auch frage, ist, warum die Leute eigentlich davon ausgehen, dass Halter von Pferden oder Eseln keine so enge Bindung zu ihren Tieren haben, wie Hundehalter, und dass es deswegen egal ist, wenn die qualvoll drauf gehen.

    Würden Wölfe reihenweise Hunde in Gärten reißen und verlangt werden, dass die dann eben im Haus bleiben müssen oder teure Zäune angeschafft werden müssen, wäre schnell Schluss mit der Wolfsliebe bei den meisten Deutschen. Da bin ich mir sicher.

    Wölfe haben sowieso nur eine Sonderstellung, weil sie cool aussehen und die Vorfahren der Hunde sind.

  • Wie man darauf kommt, dass man nur, weil man dauerhafte Konflikte nicht für in Ordnung hält gegen den Wolf zu sein. Keine Ahnung, aber gut.

    Ich finde einfach das derzeitige Management für niemanden einen Gewinn. Habe da auch keine Lösung für. Aber die Zahl der Wolfsgegner wird größer, Dinge die Wölfe nicht lernen sollten werden mehr und außer früher hat es mal Wölfe gegeben also muss es die jetzt auch geben und zwar überall kommt da nicht.

    Die Welt ist so viel komplexer als Dafür oder Dagegen.

    Ich bin übrigens gegen wolfssichere Zäune, weil es die nicht gibt. Und für mich überwiegen da ganz klar die vielen Nachteile gegenüber der vermeintlichen Sicherheit.

    Je tiefer die erste Litze desto kürzer, großflächiger und häufiger muss freigeschnitten werden. Schlecht für die Insekten, schlecht für Bodenbrüter. Das waren bisher immer Schutzstreifen. Weil verlotterte Zähne kosten Nichts und machen keine Arbeit. Eine effektivere Maßnahme kann es nicht geben.

    Je mehr Litzen, desto weniger andere Wildtiere können durch den Zaun. Seit Jahrzenten gibt es eine friedliches Miteinander mit Reh und Co. Denen soll jetzt also eine Menge Lebensraum genommen und damit böse, böse vergrämt werden. Warum nochmal?

    Je aufwändiger der Zaunbau, desto wahrscheinlicher sind Standweiden statt Wechselweiden. Schlecht für die Natur.

    Je teurer der Zaun, desto kleiner die Fläche die eingezäunt wird. Tendenziell höherer Besatz auf der selben Fläche, schlecht für die Natur.

    Und da kann man jetzt noch lange weitermachen.

    Bei, ich möchte nicht in einer Welt leben in der alles bestmöglich verrammelt ist und finde es schade das letzte bisschen Aussicht mit Zaunanlagen zu verschandeln. Ja da gebe ich voll und ganz zu, dass wäre ein Punkt bei dem ich sagen würde, da müsste man zum Wohle des Wolfes mit Leben, auch wenn man es persönlich doof findet.

    Aber irgendwie werden alle Argumente in einen Topf geworfen und wer was dagegen sagt ist doof :ugly:

    Heißt wenn man nicht vergrämen will, muss man darüber diskutieren, ob Nutztierhaltung überhaupt noch vertretbar ist. Kann man machen, ist für mich aber sehr weit von der Frage, Wolf ja oder nein weg. Und hat auch Nichts mehr mit kleinen Kompromissen seitens des Menschen zu tun, sondern das ist ein sehr großer gesellschaftlicher Wandel.

    Das zum Prinzip und natürlich bin ich Mensch. Mein Pony wird natürlich eingeknastet, solange mein Zaun besser ist als der, der Nachbarn sind wir aller Wahrscheinlichkeit sicher. Und ich bin echt froh über die "Opferschafe" nebenan.

    Das ist menschlich, das geht jedem so. Die eigenen Liebsten sind immer wichtiger als der Rest. Aber das ist doch kein Wolfsmanagement, das ist den Buhmann jemand Anderem zuschieben.

  • Danke, endlich fasst das mal jemand in Worte, was ich mir denke wenn die Wolfsfans mit dem Thema Märchen kommen.

    Natürlich könnten wir uns heutzutage ganz anders wehren als die Menschen vor 400 Jahren aber wir dürfen es nicht.

    Wölfe sind hochintelligente Tiere, entwickeln fantastische Jagdstrategien. ( letztes Jahr zBsp. spezialisierte sich ein Rudel darauf Schafe aus ihrem Zaun zu treiben und ein anderes lernte wie man Schutzhunde austricksen kann) Und sie wissen mittlerweile das vom Menschen keine Gefahr ausgeht.

    Ich bin sehr sehr froh das es hier in der Schweiz endlich ein Umdenken gibt. Wir nähern uns einem Modell wie in Schweden.

    Und siehe da, man hört kaum noch was von Rissen. Kein Vergleich zu den letzten 5 Sommern.

  • Ich bin jetzt bzgl Zaun nochmal um 2 Reihen aufrüsten und stärkeres Gerät- weil der Nachbar zur rechten Seite komplett den Wildzaun weggenommen hat und jetzt 6000qm offenen Garten mitten im Wolfsgebiet pflegt- mal eben bei knapp 900€. Nur für 2 Reihen hochleitfähiges Seil und Gerät und bisschen Kleinkram- Isolatoren et. Und es sind nur 5500qm die ich einzäune.

    Und wirklich richtig sicher... brauch ich mir nix vormachen. Zum Glück sind die Rudel hier halbwegs scheu. Also guter Zaun hilft da schon Wölfe draussen und Pferde hoffentlich drin zu behalten. Die Idee meinen schönen Wildzaun zu klauen fand ich trotzdem doof. Zwei Zäune sind besser als einer.. xD

  • Wir leben aber jetzt und nicht vor 400 Jahren. Ich persönlich bin da echt froh drüber, auch wenn mir echt viel auf der Welt ordentlich gegen den Strich geht.. und ich gehe sogar so weit zu sagen, Gott sei Dank lebe ich in einem (einigermaßen) fortschrittlichen Land, habe für mich und meine Familie ein sicheres Heim, genug zu essen, eine gute medizinische Versorgung,... Niemand, wirklich niemand würde diese Sicherheit freiwillig eintauschen. Für sich selber vielleicht noch, aber nicht für die, die einem wichtig sind. Ich finde es sehr mühsam unser Leben mit denen in weniger privilegierten Ländern zu vergleichen.

    Davon abgesehen: auch in solchen Ländern werden Tiere geschossen, wenn es zu Problemen mit Menschen kommt. Tiger, Löwen, sogar Elefanten oder Affen. Wird es für den Menschen bedrohlich, werden Maßnahmen ergriffen. Gut so. Und legitim.

    In dem Zuge und völlig wertfrei: ja wir Menschen sind das Top-Raubtier unserer Zeit.

    Ob das jetzt gut ist und ob wir verantwortungsvoll mit dieser Stellung umgehen, steht auf einem ganz anderen Blatt..

    (Und ich hasse es, wenn Tiere nur wegen "Problemen" getötet werden. Aber wäre es meine Familie - Himmel, ich würde selber schießen)

  • https://www.google.com/url?sa=t&sourc…VRMZKT-FK7f7rvP

    Historisches vom Wolf in Norddeutschland

    Von Ernst-Otto Pieper

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!