Wenn Zweifel und Gewissensbisse die Trauer einholen

  • Gut, dass es diesen "Notausgang" gibt, während Menschen bis zum bitteren Ende ausharren müssen. Das heißt aber nicht, dass man dieses Recht missbrauchen und bei jeder Gelegenheit nutzen sollte. Heute scheint es nicht mehr nur Notausgang, sondern schon Standard zu sein.


    Im Zweifel würde ich lieber nicht Gott spielen wollen.

  • Das heißt aber nicht, dass man dieses Recht missbrauchen und bei jeder Gelegenheit nutzen sollte. Heute scheint es nicht mehr nur Notausgang, sondern schon Standard zu sein.


    Ich habe hier im Forum noch nie miterlebt, dass jemand dieses Recht "missbraucht" hätte, bzw. dass es "Standard" wäre, sein Tier einfach mutwillig einschläfern zu lassen. Kannst Du Beispiele nennen?

    Ich glaube, bei den meisten HH ist eher das Gegenteil der Fall... man hintersinnt sich tagelang und tut sich schwer mit einer Entscheidung, obwohl ein Hund eindeutig leidet und kaum noch Lebensqualität hat und auch keine Aussicht auf Besserung besteht.


    Im Zweifel würde ich lieber nicht Gott spielen wollen.

    Das heisst also, Du wartest lieber ab und lässt das Tier weiterleiden, nur weil Du "im Zweifel" bist? Wieviele Hunde musstest Du bisher einschläfern lassen, kannst Du von Deinen Erfahrungen berichten?

  • Pfui, wie pietätlos, das hier zu schreiben! Dazu kannst du gern einen eigenen Diskussionsthread aufmachen, aber hier ist das einfach nur daneben. Es geht um einen 15-jährigen Hund, der gesundheitlich schon sehr stark angeschlagen war und allein gegen die Tumore hätte man ja auch nichts mehr machen können.


    Liebe TE, es ist ganz normal, sich hinterher Fragen zu stellen, zu zweifeln, von Schuldgefühlen geplagt zu werden. Nur, weil man die richtige Entscheidung im Sinne seines Tieres getroffen hat, bedeutet das leider nicht, dass man hinterher nicht traurig ist. Die Zeit, die man mit einem geliebten Lebewesen verbringen durfte, wird man im Nachhinein immer als zu kurz empfinden.


    Ich finde es gut, dass du deinem Hund Schmerzen und Leid erspart hast. Und ich hoffe, es gelingt dir, bald wieder mit einem Lächeln an ihn zu denken und all die schönen Zeiten, die ihr zusammen erleben konntet.

  • Könnte ich, spielt aber keine Rolle. Du kannst den Zustand eines fremden Hundes von Ferne nicht beurteilen. Zweifel hat es hier gegeben, sonst hätte es das Thema nicht gegeben. Aber wie ich schon einmal sagte: Bei solchen Themen finden sich immer sehr schnell Leute ein, die per Ferndiagnose und Kristallkugel zum Einschläfern raten und das Gewissen der Leute totquatschen wollen. Mit diesem müsst ihr ja dann nicht leben.

  • Hier rät niemand zu irgendetwas, sondern wir berichten über unsere Erfahrungen. Es geht hier auch nicht ums einschläfern, sondern um die Gefühle danach. Und diese Zweifel hatten hier fast alle. Es wäre auch schlimm wenn nicht, denn dann wäre die Entscheidung unüberlegt.


    Eine Bekannte hat am Leben ihres krebskranken Hundes festgehalten, weil er frisst ja noch, am Ende ist er qualvoll erstickt und für einen Tierarzt war es zu spät.


    Es ist nie leicht ein Tier gehen zu lassen , bei mir waren es 3 Hunde und eine Katze. Und nein es wird nicht leichter, im Gegenteil. Aber zusehen wie ein Tier langsam stirbt, nur für ein paar Extratage oder Stunden ? Das wäre der Preis den man zahlt, das kann man einem geliebtenTier nicht antun. Die meisten Menschen warten eher zu lange, das ist die Realität.

  • Mir war es unglaublich wichtig dass er nicht unter Schmerzen oder im Notfall verstirbt, das ist das aller schlimmste was hätte passieren können und es ist zum Glück nicht dazu gekommen.

    Genau das und nichts anderes wäre die Alternative gewesen, wenn du deinem Hund nicht jetzt hättest einschläfern lassen, sondern noch länger gewartet hättest. Durch deine Entscheidung hast du ihm das erspart.


    Dagmar & Cara

  • Die meisten Menschen warten eher zu lange, das ist die Realität.

    Nach dem, was ich hier immer wieder lese, wenn es um das Thema geht, wird gerne der früheste Zeitpunkt gewählt, der möglich ist.


    Hier rät niemand zu irgendetwas, sondern wir berichten über unsere Erfahrungen. Es geht hier auch nicht ums einschläfern, sondern um die Gefühle danach. Und diese Zweifel hatten hier fast alle. Es wäre auch schlimm wenn nicht, denn dann wäre die Entscheidung unüberlegt.

    Der Tierarzt, der den Hund kennt, wird sagen können, wann er frühestens einschläfern darf und wann er spätestens einschläfern muss. Dazwischen ist ein mehr oder weniger großer Spielraum.

    Meiner Meinung nach ist die richtige Entscheidung nicht eine reine Kopfgeburt, sondern fühlt sich auch richtig an. Damit kann man dann gut abschließen. Mit der falschen Entscheidung hadert man noch jahrelang, wenn nicht für immer (Erfahrungswert von mir). Damit muss man dann eben auch leben.

  • Ich glaube aber diese Zweifel sind völlig normal und die hat jeder. Und auch mir geht es so, daß ich bei 2 Hunden und einer Katze im Nachhinein denke, es war eher zu spät.

  • Danke dass du dieses Thema hier eröffnet hast, mir geht es genauso immer und immer wieder. Meine Hündin ließ ich vor über 2 Monaten einschläfern. Gerade in den letzten Tagen kamen wieder Schuldgefühle. Es gibt übrigens ein Buch bzw eine Homepage die sich mit dem Thema beschäftigt. Lebwohl Fellnase heißt die. Das hat mir vor allem zu Beginn sehr geholfen, mich in den ganzen Ausführungen über das Thema Schuldgefühle wider zu finden. Ich finde allein das Thema tot und sterben so abstrakt irgendwie. In unserer Gesellschaft lernen wir doch gar nicht damit umzugehen. Der Tod gilt als was fürchterliches, eine TE hier schrieb: Ich dachte mein Hund lebt ewig. Also natürlich weiss man dass das Leben endlich ist aber man will es nicht wahrhaben. Mir ging es auch so. Wie und jetzt ist Boubou tot? Das kann doch nicht sein. Sterben ist doch etwas, das passiert nur den anderen .. Absurd aber solche Gedanken hatte ich. Und dann der Schock, das Leben von meinem Seelenhund ist doch endlich.... also mir hilft es mich damit auseinander zu setzen, dass ich kapiere, Tod gehört zum Leben dazu und ist nichts schlimmes. Boubou ist nur gestorben. Ihr ist nichts schreckliches zugestoßen, ich habe ihr nichts schreckliches angetan, sie ist nur tot.und wir sterben alle...


    mein Seelenkater Gustaf ist vor ca 16 Jahren in der Tierklinik gestorben. Und diese Schuldgefühle trage ich nach so langer Zeit noch mit mir Rum. Ich hab ihn so geliebt und war so Voller Sorge,bin immer zum Tierarzt wenn was war, dann weil es ihm nicht gut ging zur Tierklinik,aber es gab im Nachhinein keinen Grund, er schwankte nur etwas, vielleicht war ihm schwindelig. Als wir in der Klinik ankamen ging es ihm gut, aber der TA wollte ihn zur Kontrolle da lassen. Gustaf hatte Diabetes, bekam aber nur eine kleine Menge Insulin. Dort wurde er neu eingestellt, im Nachhinein hat es ihn umgebracht. Sie haben ihm viel zu viel Insulin gegeben, er hatte dann epileptische Anfälle, irgendwann habe ich in einem Forum heraus gefunden dass das von einer Überdosierung Insulin kommt. Als ich in der Klinik gesagt habe , sie wollen die Gabe stoppen, da war es schon zu spät, er war zu sehr geschädigt von den epileptischen anfällen und verstarb in der Klinik. Davor habe ich ihn einmal besucht und bereue es ihn nicht raus geholt zu haben. Wie er da saß in seinem Käfig...

    Ich kann es mir bis heute nicht verzeihen aber ich will es mir verzeihen. Es macht mich sonst kaputt. Nach all den Jahren. Ich habe es immer weg geschoben, nie wieder dran gedacht, aber durch Boubous tod kommt es wieder hoch.

    Grade wenn wir unsere Tiere so lieben ist die Schuld groß..

  • Schuldgefühle in der Versorgung geliebter Lebewesen kommen in allen Lebenslagen vor.

    Als Hundehalter hat man öfter Entscheidungen in der medizinischen Behandlung zu treffen mit denen man eventuell nach einiger Zeit nicht mehr ganz einverstanden ist oder die sich als der falsche Weg erwiesen haben.

    Dieses "nach bestem Wissen und Gewissen" kann sehr hart sein.

    Andere Menschen haben damit weniger Probleme und gestehen es sich zu, dass sie es nicht besser wissen konnten ohne sich zu zerfleischen.


    Ich sage mir immer, es kommt auf ein ein möglichst gutes Leben an und nicht auf ein möglichst langes Leben.

    Gestern habe ich in einer Todesanzeige gelesen "sie hat drei Jahre tapfer gekämpft".

    Da denke ich mir, wollte sie es selbst, hat sie es für ihre Angehörigen getan, für ihren Arzt...?

    Dieser Anspruch in unserer Gesellschaft immer das vermeintlich Optimalste herauszuholen, kann auch eine Bürde sein.


    Um wieder zum Hund zurück zu kommen, er will laufen, bei seinen Lieben sein, fressen, keine Schmerzen haben, aber er hat keinen Plan für die nächsten Tage oder Wochen.

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