Wenn Zweifel und Gewissensbisse die Trauer einholen

  • Diese Zweifel kommen auf weil sie zu den Trauerphasen gehören. Sie sind auch da wenn ein geliebter Mensch oder Hund ohne Hilfe stirbt, selbst dann fragt man sich ob man alles getan hat. Und ja es ist eine schwierige Entscheidung ein Tier zu erlösen, aber es ist auch mutig und zeigt wie sehr du dein Tier liebst. Denn leiden sollte kein Tier und auch nicht kämpfen müssen.


    Ich kenne diese Zweifel und trotzdem habe ich mich bei jedem meiner Tiere entscheiden müssen sie zu erlösen. Gerade bei meiner letzten Hündin haben mich die Zweifel hinterher überrannt , es schmerzte einfach. Sie war 15 und wäre auch ohne meine Hilfe wenige Tage später gestorben. Es war das einzig richtige. Und trotzdem habe ich mich gefragt was wäre wenn .... ich dachte sie würde ewig leben. Aber wir hatten am Ende alle keine Kraft mehr, auch sie nicht, obwohl sie kämpfte.


    Ihr habt so viele Jahre zusammen verbracht, ein wichtiger Teil deines Lebens fehlt. Sei traurig, lass es zu, auch wenn es weh tut. Aber Zweifel brauchst du nicht zu haben. Er wird noch viele Jahre unter deinem Herzen klopfen, es wird weniger, aber er wird nie vergessen.


    Den Spruch finde ich ganz passend :


    Alles hat seine Zeit, es gibt eine Zeit der Freude, eine Zeit der Stille, eine Zeit des Schmerzes, der Trauer und eine Zeit der dankbaren Erinnerung.

  • Danke erstmal !


    Es ist schon ein rießen großer Gefühlsmischmasch und die meisten Gedanken wie zb. auch dass er in der Natur längst gestorben wäre, das ist mir schon bewusst, hatte ich auch öfter gedacht.


    Wahrscheinlich, oder sogar sicherlich gehört es zum Trauerprozess dazu, ich kenn es nicht anders wenn ein Mensch verstirbt, machen sich die Angehörigen auch immer viele Gedanken und habe oft Schuldgefühle.


    Mir war es unglaublich wichtig dass er nicht unter Schmerzen oder im Notfall verstirbt, das ist das aller schlimmste was hätte passieren können und es ist zum Glück nicht dazu gekommen. Trotzdem kämpf ich jetzt mit dem ethischen Hintergrund. Obwohl mir bewusst ist es hätte auch so jederzeit passieren können und das aller schlimmste wäre evtl. eingetroffen. Natürlich weiß man es nicht, nur dann ist man wieder bei "wäre/hätte" angelangt.


    Wenn ein Hund sagen könnte mit Worten "ich habe große Schmerzen, ich kann nicht mehr, hilf mir, oder erlöse mich davon...." damit kann man zumindest besser leben. Dabei kannte ich meinen Hund so gut und auch wenn das für außenstehende oder Nicht-Hundebesitzer komisch klingt - ich wusste immer ganz genau was er "denkt". Aber ich glaube dass Hunde auch nicht wirklich an den Tod "denken" oder ans Aufgeben. Das ist nicht in ihrer Natur. Das ist etwas menschliches. Also wahrscheinlich beißt sich die Katze hier in den Schwanz, weil man nach etwas menschliches sucht, was ein Hund einem nicht geben wird, weil er es nicht kann.


    Ich verstehe euch und wenn ich alles ganz rational angehe, die Krankheit, der Verlauf, die Möglichkeiten - komme ich genauso auf den Punkt dass es notwendig war. Notwendig ist halt nicht unbedingt "richtig". Ich bin sehr dankbar dafür dass wir doch noch fast 11 gemeinsame Jahre hatten. Vermisse ihn unglaublich stark. Es ist so traurig man wächst von Tag zu Tag und dann von Jahr zu Jahr mehr zusammen. Das Vertrauen wächst genauso mit und es ist etwas ganz anderes nach vielen Jahren. Und wenn das Vertrauen dann am größten ist und man ein eingefleischtes Team ist, ist es auch schon wieder Zeit sich zu verabschieden.

  • Doch er hat immer sehr viel Willen gezeigt. Sein Blick war immer so stark und trotzte all dem. Er wollte überall dabei sein, was leider körperlich nicht mehr möglich war. Er hat richtig gekämpft wenn ich jetzt so zurück denke.

    Die Tiere verbergen sehr oft ihre Schmerzen, weil es in ihrem Urerbe so verankert ist. Wer Schwäche zeigt, wird aussortiert. Verstirbt oder fällt Fressfeinden zum Opfer!


    Du hast alles richtig gemacht. Die meisten von uns kennen diese Zweifel die unweigerlich während der "Erinnerung" auftauchen. Tiere haben das Glück, dass sie nicht bis zum bitteren Ende leiden müssen. Wir können ihnen den Weg zum Tod abkürzen und das ist bei aussichtslosen Lebenskämpfen unsere letzte Liebe die wir dem geliebten Tier mit auf die Reise geben können. Du hast alles richtig gemacht!

  • Das Privileg, Leid ersparen zu können, ist eben auch eine große Verantwortung.

    Und wenn man die ernst nimmt, hinterfragt man sich natürlich auch.


    Gefühle haben und zulassen ist gut und wichtig, aber es ist auch wichtig, sich das aus einer sachlichen, rationalen Perspektive anzuschauen.

    Was hätten einige Tage mehr gebracht? Schmerzen, Leid, Unverständnis, was da geschieht.

    Eine Besserung? Heilung? Nein.


    Es kann hilfreich sein, sich das ganze aus der Perspektive einer anderen Person anzuschauen. Stell dir vor, du wärst deine beste Freundin. Was würdest du ihr sagen? Was hättest du ihr geraten?

  • Gefühle haben und zulassen ist gut und wichtig, aber es ist auch wichtig, sich das aus einer sachlichen, rationalen Perspektive anzuschauen.

    Was hätten einige Tage mehr gebracht? Schmerzen, Leid, Unverständnis, was da geschieht.

    Eine Besserung? Heilung? Nein.

    Genau das meine ich auch!


    Es ist sehr menschlich gedacht, er wolle noch "kämpfen", wie lange, ein paar Tage? Weitere Tage mit Schmerzen und Unwohlsein?

    Ein Tier lebt nur im Hier und Jetzt. Er kann nicht in die Zukunft schauen und "Angst" vor dem Tod haben oder sich Sorgen machen, dass er sterben könnte. Und dieses Jetzt war für Deinen Hund unendlich schmerzhaft und voller Leid... Du hast ihn davon erlöst!


    Ich schicke Dir viel Kraft und Trost, diese Trauerphase zu überwinden. :streichel: Du hast alles richtig gemacht und ihn von weiteren Leiden verschont!

  • Ich habe deinen Thread verfolgt und egal was du geschrieben hast, du hast dir viele Gedanken gemacht, man merkt mit jedem Text deine Liebe zu Cesar. Genauso hast du ihn auch gehenlassen, im Kreis von Freunden und mit viel Liebe.

    Daher kann ich verstehen, dass du jetzt Schuldgefühle hast aber die brauchst du nicht zu haben. Ja, du hast sein Leben beendet aber aus Liebe, du wolltest ihm Schmerzen ersparen, du wolltest nicht das er sich quält und die letzten Tage mit euch ohne schöne Erinnerungen sind. Du hast ihm mehr gegeben als genommen, dadurch das du die Entscheidung getroffen hast.


    :streichel:

  • Hallo,


    ich schicke dir die besten Grüße und etwas positive Energie rüber! Ich habe vor ein paar Wochen meinen 17 jährigen Kater einschläfern lassen müssen. Der Krebs hat ihn zerfressen. Ich habe ihn palliativ gepflegt und im Rückblick vielleicht sogar zu lange gewartet mit der Euthanasie. Ich habe mir immer solche Leitplanken gegeben wie: solange er noch frisst, solange er noch draußen sein Geschäft erledigt, solange er noch schmusen will.... derweil ist sein Tumor immer größer geworden, hat genässt, ich habe Ekel vor dem Eiter und dem schlimmen Geruch überwunden, um ihm noch Tage und Wochen bei mir zu schenken....bzw. um mir noch Tage und Wochen mit ihm zu schenken... Das war, wenn man es so betrachtet, ein ängstliches und egoistisches (?) Hinauszögern den Unvermeidlichen. Das macht man ja leider häufig mit unheilbar kranken Menschen - bei unseren Tieren können wir es besser machen. .


    Nun hat meine Riesenschnauzerin Zehenkrallenkrebs, der nicht mehr heilbar ist. Ich habe bewusst auf eine nochmalige weitere Zehengliedamputation verzichtet. Ich wollte ihr die neuerliche OP, Narkose und auch die langwierige ungewisse Heilungsphase ersparen. Sie ist jetzt 11,5 Jahre alt. Und mit meiner Entscheidung habe ich gleichzeitig die Entscheidung zu einer früheren Einschläferung getroffen. Das war sehr hart und mir kommen gerade die Tränen, wenn ich das hier schreibe und meine Große unter meinem Schreibtisch ruhen und atmen höre. Aber gehört zum Leben einer Hundefreundin dazu und es gehört auch dazu, die Backen zusammenzukneifen und Verantwortung zu übernehmen. Ich genieße jetzt die guten Tage, die uns bleiben und dann...ja dann.... begleite ich meine Bertha, meine liebe einzigartige Bertha auf ihrer letzten Reise. Es schmerzt bereits jetzt daran zu denken- aber es wird Ausdruck meiner Liebe sein.

  • Ich kann dich so gut verstehen.

    Diese Entscheidung "jetzt Leben nehmen" ist so monströs, ich glaube, wir müssen sie in Gedanken von ganz vielen Seiten betrachten, bis wir damit fertig werden. Nirgendwo sonst erleben wir sowas.

    Bin damit auch noch nicht fertig. Hab meinen Ältesten als Notfall einschläfern lassen müssen und es war einfach nur traumatisch.

    Es wird sicher irgendwann besser, aber - "Man steigt nicht zweimal in denselben Fluss"

    Alles Gute

    Silvia

  • Ich glaube, die Bewältigung einer solchen Entscheidung zur Euthanasie hängt sehr stark auch mit der Erfahrung als Tierhalter zusammen.

    Wer ein Ersttier hat und in seinem ganzen Leben noch nie solch eine Entscheidung treffen musste, hadert wohl stärker damit als jemand, der diesen schweren Schritt schon öfters gehen musste.


    Ich hatte das "Glück", dass ich dieses Erst-Erlebnis bereits als 10-jährige machen musste, als unser geliebter Familienkater Poldi eingeschläfert werden musste. Meine Mutter erklärte mir alles sehr ausführlich und liebevoll. Ich war dabei, als er eingeschläfert wurde und spielte anschliessend für Poldi den Trauermarsch von Chopin am Klavier. Damit war in meinem kindlichen Gemüt alles in Ordnung.

    Ich musste schon sehr, sehr viele Tiere einschläfern lassen, vom Hamster bis zum Pferd oder Schwein. Es ist jedesmal emotional sehr belastend, aber dank meiner früheren Erfahrungen kann ich es besser verarbeiten, vergesse auch bei meinen jetzigen Tieren nie, dass sie mit grösster Wahrscheinlichkeit allesamt früher als ich sterben werden.

  • wir haben vor 7 wochen unseren kranken senior gehen lassen

    sam war 12,8 jahre .

    auch wir haben die entscheidung aus dem bauch heraus und ganz schnell getroffen.

    ihm ging es schon einige zeit schlecht,magenbluten durch schmerzmittel... das haben wir mit absetzen des mittels und schonkost in den griff bekommen.ein ultraschall von den organen awar unauffällig.dann fing er an sehr schwer zu atmen.... mochte nicht mehr fressen,selbst die dinge die er immer gerne gefressen hat wurden verschmäht,er nahm innerhalb kürzerster zeit 2 kg ab.....normale spaziergänge waren nicht mehr möglich,nur noch ganz langsame kurze wege... wir haben gepäppelt so gut wir konnten aber sam fraß nur minimengen oft nur mit viel zureden und aus der hand.zuletzt schlief er fast nur noch.

    wir haben wegen der atmung das herz noch einmal schallen lassen,dachten mit herztabletten würde alles gut,das war ok und so wurde die lunge geröngt.ergebnis ; 2 drittel waren zu mit tumoren ,der rest auch schon befallen.

    mit kortison und antibiotika wäre uns nur noch ein paar tage geblieben und die gefahr nachts zu ersticken war groß.

    wir haben ihn gleich am nächsten tag gehen lassen.


    seit dem mach ich mir jeden tag gedanken ob das alles so richtig war.


    dann wieder sehe ich ihn vor mir,wie er mich die letzte zeit ganz oft einfach nur angeschaut hat als wolle er mir was sagen... sich im garten an mich geschmiegt hat,seine nase in meiner hand und einfach so da gestanden....ich ahbe ein foto wo wir im winter im wald warenes hat geschneit und sam saß einfach da ,den blick in ganz weite ferne..... als wüßte er das dies sein letzter schnee war.


    öfter hab ich die letzten 4 moante zu meinem mann gesagt ; es ist ein abschied auf raten.


    sam ist so oft von den tierärzten aufgegeben worden,er war sein leben lang krank.... vor 2 jahren bekamen wir eine endgültige diagnose(nach 10 jahren tierärztlicher odyssee) und die aussage vom professor das normalerweise hunde damit garnicht so alt werden.


    die entscheidung ihn gegen zu lassen war richtig,auch wenn es unsagbar weh tut.

    seine zeit um nur wenige tage zu verlängern,nur weil wir menschen nicht los lassen können... das wäre nach 12,8 wunderbaren gemeinsamen jahren, ihm gegenüber unfair gewesen.


    lg

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