Sinnvolle Beschäftigung bei fehlendem Spieltrieb?

  • Ich möchte dir ein Buch empfehlen: "Auszeit auf Augenhöhe" von Käufer/Gansloßer beschäftigt sich ausführlich mit dem Spiel in allen seinen Aspekten. Auch mit der Unterscheidung zwischen echtem Spiel und anderen Beschäftigungen, die ihrerseits natürlich auch Freude machen können, wie zB eine Schnüffelmatte, die aber im Grunde Nahrungssuche ist und nicht Spiel.


    Zum echten Spiel gehört es, daß es in einem entspannten sozialen Umfeld stattfindet. Daher ist es überhaupt nicht überraschend, daß deine Hündin noch nicht spielen mag, wenn sie erst so kurz bei dir ist. Denn ihr lernt euch ja gerade erst kennen. Da kann sich noch sehr viel entwickeln, wenn du ihr Zeit läßt.


    Dagmar & Cara

    Oh, das klingt nach einem sehr sinnvollen Buch, das werd ich mir mal besorgen! :)

  • Ich würde mich von einem mir unbekannten Hund auch nicht körperlich so sehr bedrängen lassen. Ich sehe da auch nicht unbedingt Schmusebedarf in einem solchen Ausmaß. Das wird wohl was anderes sein ...

    Was könnte es denn sein?

    Nach der Schilderung des TS war sie auch so immer extrem verschmust bei denen.

    Zähne zeigen und auf den Rücken rollen und Bauch zeigen macht zb. einer meiner von Anfang an. "Lustigerweise" der, der das größte Problem mit Menschen hat und auch schnappt(e) wenn er, aus seiner Sicht, in Bedrängnis kam.

    Der Kerl ist auch 2 Jahre später noch ein relativ körperlicher Hund (Seine Freundschaftsgeste zb nach wie vor: einen mit dem Hintern anrempeln. Macht er das bei Fremden, ist er bereit, sich anfassen zu lassen, weil er es mag, nicht weil er es über sich ergehen lässt).


    Natürlich ist Dein Hund nicht mein Hund und es kann immer alles ganz anders sein. Unter seiner Angst ist meiner wohl durchaus ein weltoffenen Hund, der die Vorzüge einer Bauchkraulerei zu schätzen weiß - aber: es wurde mit zunehmender Sicherheit signifikant weniger.

    Klar, der ruht auch gern, wie viele Rassekollegen, in seltsamen Positionen und streckt den Bauch raus. Aber: seit er weiß, dass er in einem gewissen Rahmen eigene Entscheidungen treffen kann, ohne dass ihn wer frisst oder ihm der Himmel auf den Kopf fällt, wird die "Streichle mich" Pose deutlich weniger gezeigt, spannenderweise auch die Zähne (im ersten Jahr hat man die ständig gesehen). Jetzt sagt der auch mal "Nö, keine Lust" oder geht sogar weg. Anfangs undenkbar. Der war quasi ans Hundebett geklebt in "Streichle Mich!" Lage.


    Ich glaub, dass er es grundsätzlich wirklich mag, aber es grad anfangs mehr ne Überlebensstrategie war, vielleicht nicht zufällig nah an der hündischen Unterwerfung/Beschwichtigung.


    Direktimport 2 wirkte immer sehr streichelbar, mag es aber weniger, als Nr. 1, der zeigte diese Gesten nie. Erst nach längerer Beziehung sozusagen kommt auch Mal "Kratz mich doch da unterm Ellbogen". Der erduldet, schaut dabei freundlich oder kommt aktiv an. Wobei es ihm dabei häufig um Ressourcen geht. Würde ich ihn lassen, wäre ich auch eine. Kontaktliegen mag der mit Abstand. Nah liegen ist eher "Die is meins" den Mit Hunden gegenüber. Durch die hat er das auch erst angefangen. Wobei im letzten Jahr da dann auch ein Wandel kam und er nun häufiger näher liegt oder sich streicheln lässt, wegen "Einfach so", ohne Kontext dahinter.

    Vom Grundwesen her ist der sehr menschenbezogen, obwohl sehr sicher kein Haushund gewesen. Auf mich wirkt er manchmal so "Lass ich mich halt von Fremden überall anfassen, auch wenn es mir aufn Sack geht, die wollen das so und ich find die ja okay und will bei ihrer Bande mitmachen".


    Nr. 3 ist kein Tierschutzhund und meiner Einschätzung nach auch wirklich sehr offen und freundlich. Aber auch ein Junghunde, der die Taktik "Ich bin sooooo klein und lieb" nutzt und rumfiddelt und vorbeugend beschwichtigt. Wenn sie nicht weiß, wie mit Aufregung umgehen, dann lässt sie sich halt streicheln und kriecht einem in den Ausschnitt und knabbert Haare an, so irgendwie.


    Also nur als "Es kann immer auch etwas anders sein". Die Motivation vom eigenen Hund muss man eh selbst ergründen und damit umgehen.

  • Guck mal hier - pure, blanke Panik. Da war ich etwas abgerückt, die ist fast in mich reingekrochen:


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    Anschleimen (sehr zur Unlust des anderen Hunds):


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    Bedrängen, eigene Position geltend machen (unter Hunden, mich aber schon mit einbezogen):


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    Wirklich richtig entspannt ist da keins der Bilder :smile: Hunde freuen sich mit ihrem Körper und teilen soziale Zuwendung aus, sie beschwichtigen, aber sie bedrängen auch, drängeln weg, maßregeln, schauen, wo der andere seine Grenze hat, fordern, mobben, kompensieren Ängste, zeigen sich fügsam aus totaler Verunsicherung ... Alles mit Körpereinsatz. Das soziale Gefüge wird ausprobiert und es wird geguckt, was man mit welchen Handlungen beim Anderen erreicht.

  • Ich schätze mal, dass der Hund gelernt hat, dass dieses einschleimen ihm das Überleben sichert gegenüber den Menschen.

    Ich würde das so nicht unterstützen und fördern. Und euer Spaziergehprogramm würde ich drastisch reduzieren. Über den Tag verteilt kurze Löserunden, wenn kein Garten vorhanden ist und einmal am Tag eine etwas größere Runde.

    Ansonsten braucht der Hund noch kein Programm. Nach 2 Wochen ist der überhaupt noch nicht angekommen und hat genügend damit zu tun, alles Neue zu verarbeiten.

    Bis der Hund richtig da ist, dauert es Monate.


    Und bitte laß das körperliche Bedrängen und beschmusen, auch wenn der Hund es scheinbar einfordert.


    Überleg doch mal selber: du bist in ein fremdes Land verfrachtet worden. Wohnst nun zwangsweise bei deinem "Entführer" und versuchst natürlich mit allen Mitteln, dass derjenige gut gestimmt ist dir gegenüber. Trotzdem, würdest du wahrscheinlich innerlich die Krise bekommen, wenn derjenige dir gegenüber ständig körperlich übergriffig würde und dich bekuscheln würde, oder? (ich weiss, ist jetzt etwas weit hergeholt, aber vielleicht hilft es doch zum nachdenken)

  • Gerade Hunde aus dem Tierschutz kennen oft das, was wir als "spielen" bezeichnen gar nicht, bzw halt nur mit anderen Hunden. Für sie ist so eine Interaktion mit Menschen völlig fremd.


    Wir saßen mit unserer Franzi genauso da und dachten, der Hund muss doch eigentlich mit uns "spielen", das braucht die doch bestimmt und man sieht/liest es ja auch immer wieder, dass Hunde eben mit einem Spiel für irgendwas belohnt werden. Franzi war da (zunächst) für nichts zu begeistern.


    Unsere Hundetrainerin hat es uns dann erklärt und auch gesagt, dass ja auch das Training mit Franzi so ein Stück "Spiel" ist. Es ist ja eine Interaktion zwischen Hund und Mensch. Und das Training (zunächst in wenigen und kurzen Einheiten) mit "Namen kennenlernen", kommen wenn man gerufen wird" und "sitz" hat Franzi merklich einen riesen Spaß gemacht.

    Natürlich hatten wir trotzdem Spielzeug für sie da und es hat einige Monate gedauert bis wir entdeckt haben, dass sie an "Quietschies" interessiert ist. Das hat ihr doch sehr gefallen und damit hat sie begonnen zu spielen, darauf rumzukauen bis es eben gequietscht hat und war ganz stolz, wenn sie das geschafft hatte.


    Sie ist bis heute kein "Spielhund", aber manches hat sie einfach gerne und so wird inzwischen hier auch mal kurz gezergelt, sie apportiert ihren Futterbeutel mit Begeisterung, Suchspiele in jeder Form sind ihr absolutes Highlight usw.


    Allerdings ist das "Spiel" für sie nicht so wichtig wie Futter und zum Training etc braucht sie einfach ihre Leckerli als Belohnung (auch wenn es uns - ähnlich wie bei Dir - lieber wäre, wenn es eben nicht immer Leckerli sein müssten).


    Lass Deiner Hündin Zeit, wie gesagt es waren bei uns einige Monate, aber wahrscheinlich wird auch Deine Hündin nie ein "Spielhund" werden. Ist ja auch nicht schlimm, im Laufe der Zeit wirst Du entdecken, was ihr Spaß macht und auch sie wird sich mehr und mehr darauf einlassen können, wenn sie erst mal richtig bei Dir angekommen ist, Vertrauen hat und sich sicher fühlt.

  • Viele erwachsene Hunde spielen im Übrigen generell kaum noch bzw. haben ein geringes Bedürfnis danach. Vor allem, wenn sie älter werden. Was für eine Rasse oder Mix ist sie denn überhaupt?

    Ich würde mich von einem mir unbekannten Hund auch nicht körperlich so sehr bedrängen lassen. Ich sehe da auch nicht unbedingt Schmusebedarf in einem solchen Ausmaß. Das wird wohl was anderes sein ...

    Was könnte es denn sein?

    Nach der Schilderung des TS war sie auch so immer extrem verschmust bei denen.

    Es könnte sein, dass sie austestet wie kompetent Du bist. Mal ein Beispiel aus meiner Hundetruppe hier: Meine unangefochtene Cheffin, die sehr cool, in sich ruhend und souverän ist, würde sich niemals von einem Hund, der neu in der Gruppe ist, derart bedrängen lassen. Den Indivudalbereich eines anderen ungefragt zu unterschreiten, sich sogar an ihn zu drängen, kann man eigentlich nur bei Sozialpartnern machen, die es nicht drauf haben ... Solche habe ich auch in meiner Truppe. Das sind aber nicht die, von denen man sich was abschaut, die man fragt, wenn was brenzlig ist, das sind die, über denen man dann selbst steht, die man evtl. über kurz oder lang selbst in ihre Schranken weist. Die Frage in einer solchen Beziehung ist immer: Wer "bewegt" wen. Also wer lenkt die Aktionen. Das ist dann der, der auch in wichtigen Situationen lenkt. Ist dann halt die Frage, ob Du willst, dass die Reise dahin geht.


    Hat meine Hunderasse, die sich dann eben einfach auf nette Art durch die Situation stresst, ja, dann ist es eben immer blöd für den Hund, aber es passiert niemandem etwas. Ist es ein Hund, der irgendwann sagt "So, jetzt habe ich lange genug gefragt, ob sie ihren Dunstkreis selbst im Griff hat.", kann es passieren, dass der Hund anfängt die Regeln aufzustellen.


    Ich würde übrigens NIEMALS auf die Idee kommen einen Hund zu umarmen. So Sachen mit Fixieren übe ich als Handlingübung. Aber ganz sicher würde ich das nicht bei einem Hund machen, den ich überhaupt nicht kenne. :emoticons_look: Und dann ist das Geschrei groß, wenn der Hund zubeißt. Am besten noch ins Gesicht. :verzweifelt:

  • Wenn ich sie ignoriere, wird sie aufdringlicher und fordert mich mehr auf, ihrem Wunsch nachzukommen!

    Dann ist es kein Wunsch mehr, sondern wird allmählich zum Befehl.

    Ich würde mich da etwas mehr rar machen und mich nicht ihren Regeln beugen, sondern mir überlegen, welche Regeln ich selbst gerne aufstellen würde.

    Weißt du was Fiddeln ist?

    Weißt du, dass übermäßiges Ranschleimen bzw. Schmusen auch Kontrollverhalten sein kann?

    Sein kann, nicht muss.

    Aber bei einem Hund, den ich noch nicht kenne, wäre ich da etwas vorsichtiger.

  • Ich werd jetzt mehr Abstand nehmen und sie nicht mehr bedrängen. Mir war das so einfach vorher nicht bewusst.


    Ich hab jetzt die Gassirunde auch extrem verkürzt und gehe nur noch mit ihr zum Lösen raus.


    Wenn sie bedrängt mit schmusen, weise ich sie erstmal ab und zeige ihr, dass sie sich auch einfach entspannen kann und nicht schmusen muss.

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