Verunsicherung durch Trainer, viele Tränen und die Angst, meiner Hündin nicht gerecht zu werden

  • Der Hund soll doch gerne an der Leine laufen, ich will nicht, dass er vor mir kuscht und Meideverhalten zeigt. Gerade für sensible Hunde ist das echt nicht schön. Ich arbeite mit Belohnung. Clicker oder Markerwort wenn die Leine durchhängt. Belohnung am besten neben oder hinter dir. Quasi einfangen vom gewünschten Verhalten. Dabei am besten dem Hund kenntlich machen, das jetzt geübt wird (Wechsel zwischen Halsband und Leine, oder ein Halstuch ummachen, etc). Es ist anstrengend für einen Hund Leineführigkeit zu üben, er muss permanent gedanklich bei dir sein und sich konzentrieren. Es sollte also dann auch wieder einen Freizeitmodus geben, wo der Hund keine akkurate Leinenführigkeit zeigen muss. Idealerweise mit Geschirr und längerer Leine.

  • Wichtig ist, dass ihr Routine in eurem Alltag habt und 1-2 Standard Gassi strecken, die immer dieselben sind, auf die ihr mehrmals die Woche zurückgreift und nach anstrengenden Tagen auch nur diese Standardstrecken lauft (idealerweise keine weiten Strecken, sondern eher Strecken wo ihr euch Zeit für die Umwelterkundung nehmt, je mehr Reize einprasseln, desto anstrengender ist es für einen Hund).

    Wie sieht denn euer Tagesablauf so aus?

    Solche Standardstrecken haben wir auf jeden Fall. Gleich bei mir um die Ecke ist ein Unicampus, der grade natürlich komplett leer ist. Dort habe ich 3 kleine Rundwege, die ich immer wieder mit ihr laufe und die sich meiner Meinung nach total anbieten, weil dort eben fast nie Leute oder andere Hunde sind, sie sich dort gut auskennt und es trotzdem Dinge gibt, die wir da zusammen "erleben" können (sie darf dort an manchen Stellen buddeln, es gibt einen kleinen Teich, wo sie in der letzten Woche Eis kennen- betreten- und ankauen gelernt hat, sie kann auf einer Wiese auch für ein paar Minuten ungestört ohne Leine sein und sich alles spannende erschnüffeln, ...).


    Zum Tagesablauf:

    - wir schlafen meist bis ca. 7:30 bzw. an manchen Tagen komme ich da vom Nachtdienst nach Hause, dann gehen wir gemeinsam in den Garten für Pipi und ein bisschen schnüffeln, danach geht es hoch in die Wohnung und wir beide frühstücken.

    Nach dem Frühstück ruht Suki sich nochmal aus, sie darf dabei liegen wo sie möchte, manchmal geht sie nochmal in die Box, manchmal auf ihren Lieblingsplatz vor der Heizung, wenn ich Dinge am Computer zu tun habe lade ich sie auch manchmal zu mir aufs Sofa ein und sie liegt dann mit Körperkontakt neben mir und schlummert nochmal.


    - gegen 9:00, manchmal auch erst um 10:00 machen wir die Morgenrunde, ca. 30 Minuten, meistens eben auf den Unicampus. 2-3x/Woche nehme ich einen Dummy mit und wir apportieren für ein paar Minuten, manchmal spielen wir stattdessen Futtersuchspiele oder ich tobe ein bisschen mit ihr.


    - bis 14:00 Uhr hat sie Ruhepause in meinem Zimmer, manchmal ist sie in der Zeit auch mit offener Tür alleine dort


    - von 14:00 Uhr 15:00/15:30 Uhr machen wir ihre große Runde. Meistens fahren wir dafür in den nahe gelegenen Wald. Sie darf dort frei laufen und dort gibt es auch immer Hundekontakt. Der ist inzwischen meistens positiv, bzw. ich kann ihn gut abbrechen, wenn es mal nicht so gut läuft. An manchen Tagen fahren wir auch in naheliegende Parks oder ans Wasser. Suki trifft 2-3x/Woche einen ihrer drei festen Hundekumpels, das findet dann alternativ in dieser Zeit statt. An Donnerstagen sind wir erst ca. 30 Minuten im Wald und haben danach eine Stunde Hundeschule.


    - nach dem großen Spaziergang hat Suki zuhause Ruhepause, die verbringt sie immer komplett in ihrer Box


    - gegen 18:00/19: Uhr machen wir die Abendrunde, wieder ca. 30 Minuten, wieder eine vertraute Strecke. Beim Abendspaziergang mache ich fast nie ein "Bespaßungsprogramm", da soll sie vor allem schnüffeln, buddeln, rennen.


    - nach dem Spaziergang gibt es Abendessen, danach liegt sie meist neben mir auf dem Sofa und wird gekrault


    - gegen 22:00-23:00 Uhr gehen wir das letzte Mal hinaus, wir sind dann nochmal ca. 15 Minuten im Garten und sie darf einfach rumlaufen, sich lösen und schnüffeln, danach ist Schlafenszeit und Suki ist in der Box


    Ich habe außer dem Apportieren keine fest eingeplanten "Trainingszeiten", wir haben meist über den Tag und die Draußenzeit verteilt immer mal wieder kleine Einheiten von wenigen Minuten, in denen ich etwas mit ihr übe. An manchen Tagen mache ich mir große Sorgen, dass ich zu wenig mit ihr mache, an anderen ist es anders herum. Ich finde es super schwer, das einzuschätzen und das richtige Maß zu finden!

  • Typische Anzeichen für zu viel Programm ist eben auch sowas wie rammeln, alles mögliche draußen zu fressen, zu überdrehen, extrem viel zu spielen oder rumzurennen, schlecht zur Ruhe zu kommen oder auch extrem viel zu schlafen.

    Voll! Dass das mit dem Zeugfressen draußen sehr viel stressbedingt war hatte ich ja damals auch schon vermutet...

  • Ich finde die Gassizeiten zu lang. Das sind ja jeden Tag 2,5 Stunden. Ich würde morgens und abends jeweils so 20 Minuten als Strecke gehen (der Rückweg ist dann für Sie entspannter, weil sie die Reize schon kennt, und eignet sich zB auch gut um Leinenführigkeit mit Belohnung zu trainieren) und mittags auf eine Stunde begrenzen. Vor der Hundeschule nur kurz pipi/kaka machen lassen und nicht wirklich spazieren gehen. Zusätzlich würde ich an Tagen nach Aufregung (zB Freitags), die Mittagsrunde auch nur ne halbe Stunde in bekannter Umgebung gehen, damit sie Zeit hat die Reize vom Vortag zu verarbeiten. :)

  • Ich antworte dir später noch mal genauer, ich schaue gerade ein Webinar und bin mit meiner Aufmerksamkeit woanders xD

    Als Hunde Anfänger hatte ich oft Angst, ich mache zu wenig meinem Hund. Heute habe ich nie das Gefühl, das ich zu wenig mache, obwohl ich neben dem Gassi gehen und Alltagstraining echt nicht viel mache, schon gar nicht tägliches Training von "unnützen Dingen". Einen Hund lastet es schon sehr aus, wenn er seinen eigenen Bedürfnissen nachgehen kann, sowas wie buddeln, Umwelterkundung, ein bisschen Futter erarbeiten und dazu noch Alltagstraining. Das ist schon eine Menge.

    Gassi Zeiten finde ich insgesamt auch zu lang. Hier gibt es einen großen Spaziergang und der Rest ist meist nur 10-15 Minuten Löserunde oder 5 Minuten Garten, sodass wir auf ca. 1,5 bis maximal 2 Stunden kommen,wobei 1,5 Stunden hier eher Standard sind, vorallem für den einen Hund von mir, der zu Stress neigt. Jeden Tag Hundekontakte mit Fremdhunde ist auch schon echt viel.

  • Ich finde das Programm für einen eh schon Stressanfälligen Hund viel.


    2-3 Stunden draussen.


    Jeden Tag Hundekontakt mit Fremdhunden der sie stresst kann zuviel sein.


    Meine Schissbüx wäre damit am Anfang völlig durch gewesen.




    Zum Thema Leinenführung über Körpereinsatz....

    Für einen " normalen " Hund schon stressig für Hunde mit Special Effects absolutes No Go.


    Ich hab es immer gern wenn mein Hund lernt was er tun soll und nicht nur immer gesagt bekommt was er nicht tun soll.

  • Was kann/darf ich mit ihr an Gassi/Spielen/Beschäftigen/Training machen, wann ist es zu viel?

    Die wichtigste Rückmeldung bekommst Du von Suki. Zeigt sie Stresszeichen, wars zuviel. Das Programm, das gerade passt, kann sich auch immer mal wieder ändern, gerade in der Junghundzeit. Der Tagesablauf, der bei meiner 13monatigen Labbihündin vor zwei Monaten noch wunderbar passte, wäre ihr momentan viel zu viel. Als Beispiel, was bei ihr gerade angesagt ist: eine große Runde am Tag von ein bis max anderthalb Stunden in der Pampas, "einzige" Anforderungen: auf dem Weg bleiben, bei Wildgerüchen nicht hochfahren. Ab und zu stehen wir einfach nur rum zum Tiefenentspannen, nicht buddeln, nicht Stock kauen, nicht schnüffeln, nicht scannen... nur atmen. Schlafen wär auch ok. :sleep: (macht sie noch nicht. :D) Sonst nur kurze Lösegänge.


    Will ich zusätzlich etwas machen, muss ich das von diesem Programm quasi abziehen. Z.B. ein paar Minuten klickern (wenn wir klickern, dann Dinge, die bei der Körperpflege oder beim TA nützlich sind), machen wir 2-3mal in der Woche. Dummyübungen hatten vor kurzem noch viel mehr Raum, momentan bekommt sie 2-3mal in der Woche vielleicht 5 Minuten. Hundefreunde treffen wir etwa einmal in der Woche, dann aber an dem und am nächsten Tag bitte kein großes Programm mehr. Begegnen uns unterwegs Hunde (sehr selten hier), zieht auch das Kapazitäten ab.


    Manchmal mache ich trotzdem an einem Tag mehr, weil wir z.B. einen Tag letzte Woche hatten mit absolut fantastischem Wetter. Da waren wir eben mal mehrere Stunden draußen, das Mäuslein platt, und wir haben mehrere Tage Erholung danach eingebaut. Dann wars auch gut.


    Wie reagiere ich angemessen auf ihre Stressverhaltensweisen

    - In dem Moment: mit Ruhe.

    - Um ihr generell in solchen Situationen möglichst schnell aus dem Stress herauszuhelfen, würde ich Entspannungssignale aufbauen. Bei uns ist es z.B. das draußen Rumstehen. Am Anfang habe ich für Lilli beim Rumstehen alles gemarkert, was der Hund an Entspannung gezeigt hat, z.B. nicht rumwuseln, sondern kurz stehen bleiben, nicht in eine Richtung starren, sondern locker in der Gegend rumschauen, hinsetzen, hinlegen, jedes "rückwärts"denken... Heute markere ich nur noch das, was schon sehr entspannt ist. Das hilft uns enorm im Alltag, weil Lilli gelernt hat, sich so schnell runterzufahren.

    - mit einem neu angepassten Tagesprogramm

  • Ich finde die Gassizeiten zu lang. Das sind ja jeden Tag 2,5 Stunden. Ich würde morgens und abends jeweils so 20 Minuten als Strecke gehen (der Rückweg ist dann für Sie entspannter, weil sie die Reize schon kennt, und eignet sich zB auch gut um Leinenführigkeit mit Belohnung zu trainieren) und mittags auf eine Stunde begrenzen. Vor der Hundeschule nur kurz pipi/kaka machen lassen und nicht wirklich spazieren gehen. Zusätzlich würde ich an Tagen nach Aufregung (zB Freitags), die Mittagsrunde auch nur ne halbe Stunde in bekannter Umgebung gehen, damit sie Zeit hat die Reize vom Vortag zu verarbeiten. :)

    Hey, lieben Dank für deine Rückmeldung! Reine Wegezeit morgens und abends ist eigentlich tatsächlich nie mehr als 20 Minuten, eher weniger. Wir gehen in den Park, das dauert unter 10 Minuten, streunern dort ein bisschen rum, spielen oder trainieren manchmal was und gehen dann zurück. Die Wegezeit zum Wald am Mittag ist etwa 15 Minuten, da laufen wir aber nur ca. 5 von und der Rest ist Busfahrt (ist natürlich auch aufregend für Suki, sie kennt das aber inzwischen schon und wird immer entspannter damit). Meinst du, das ist dennoch zu viel?


    Der Hinweis mit der Hundeschule ist auf jeden Fall gut, vermutlich ist es wirklich nicht gut, vorher schon mit ihr unterwegs zu sein, ich glaube auch, dass das schon anstrengend genug für sie und das lass ich nach der Erfahrung aus dieser Woche auf jeden Fall nächstes Mal weg! Am Freitag danach sind wir tatsächlich meistens im Programm eh schon ziemlich reduziert, ich habe nämlich immer von Donnerstag auf Freitag Nachtdienst und bin dann mäßig motiviert für große Action, also ich habe schon das Gefühl, dass ich da viel flexibel bin und versuche, unsere Bedürfnisse im Blick zu haben.


    Mir kommt es meistens mega wenig vor, aber das scheint ja ein gängiges Anfänger*innenproblem zu sein. Zuhause machen wir ja auch wirklich absolut nix grade, da schläft oder döst sie und auf 18-20 Stunden kommt sie dabei auf jeden Fall!

  • Der Hund soll doch gerne an der Leine laufen, ich will nicht, dass er vor mir kuscht und Meideverhalten zeigt. Gerade für sensible Hunde ist das echt nicht schön. Ich arbeite mit Belohnung. Clicker oder Markerwort wenn die Leine durchhängt. Belohnung am besten neben oder hinter dir. Quasi einfangen vom gewünschten Verhalten. Dabei am besten dem Hund kenntlich machen, das jetzt geübt wird (Wechsel zwischen Halsband und Leine, oder ein Halstuch ummachen, etc). Es ist anstrengend für einen Hund Leineführigkeit zu üben, er muss permanent gedanklich bei dir sein und sich konzentrieren. Es sollte also dann auch wieder einen Freizeitmodus geben, wo der Hund keine akkurate Leinenführigkeit zeigen muss. Idealerweise mit Geschirr und längerer Leine.

    Das finde ich auch und ich war auch ziemlich schockiert davon, wie schlecht es den beiden Hunden mit dieser Hundeschuleinheit ging! Danke, es verunsichert mich manchmal sehr, wenn mein Bauchgefühl so ganz anders liegt als das, was andere sagen und praktizieren, da tut es gut, eine solche Rückmeldung zu bekommen. Ich meinte ja im Eingangstext schon, Suki hat sich die ersten Stunden als ziemliche Streberin hervorgetan und ich dachte eigentlich auch, Leinenführigkeit müssen wir gar nicht ausgiebiger oder anders üben, das macht sie nämlich für mein Empfinden schon richtig toll! Ich habe auch ein Markerwort und habe sie von Anfang an sehr viel bestätigt, sie war ja anfangs auch sehr pöbelig an der Leine, das ist sie jetzt gar nicht mehr. Sie weiß auch genau, wann "Arbeitsmodus" und wann "Freizeit" angesagt ist, ich klicke die Leine dann am Geschirr um (Rücken ist Freizeit, Brust ist Arbeit). Sie läuft absolut nicht perfekt an der Leine, aber eigentlich ist das grade auch gar nicht mein Ziel, mir ist es recht egal, wenn sie ein paar Schritte vor mir läuft, ich sehe, dass sie mich die ganze Zeit dabei im Augenwinkel hat und sofort reagiert, wenn ich stehen bleibe oder die Richtung wechsle. Eigentlich reicht mir das für den Moment total.

  • Leinenführigkeit hat für mich auch nichts mit Fußlaufen zu tun, also der Hund muss nicht neben oder hinter mir laufen. Es gibt Situationen, wo das mal sinnvoll sein kann, das würde ich aber mit extra Kommando trainieren und nicht erwarten, dass der Hund die ganze Zeit am der Leine neben mir her schlürft.

    Ich denke, du hast bei vielen Dingen ein gutes Bauchgefühl. Trainiere an den Sachen, die dir wichtig sind, alles andere kann warten.


    Du schreibst auch, dass du täglich mit ihr Dummy trainierst? Anstatt das täglich zu machen, mach es doch lieber 2 mal die Woche. Und an den anderen Spaziergängen lässt du sie einfach mal Seele baumeln ohne was von ihr zu verlangen. Und wie schon geschrieben, jede Tag Fremdhundekontakte finde ich für einen stressempfindlich Hund viel. Jeden Tag Konflikte mit einem Artgenossen zu klären ist anstrengend. Auch wenn sie das auf eine nette Art und Weise tun. Meine Trainerin sagt immer so schön, Hunde brauche keine Hundekontakte sondern Hundefreunde.

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