Hallo liebe Leute,
das wird jetzt wahrscheinlich ein kleiner Roman, ich habe tendenziell Probleme, mich kurz zu fassen, gebe mir aber Mühe! :)
Vor 3 1/2 Wochen ist meine kleine, angeblich 6 Monate alte, Hündin Suki aus dem ungarischen Tierschutz bei mir eingezogen. Sie ist mein erster Hund und im Vorfeld war schon super viel in Bewegung geraten und rückblickend weiß ich gar nicht so genau, wie ich den ganzen Stress und Druck eigentlich ausgehalten habe.
Als die Entscheidung für die Kleine fiel, war noch über einen Monat Zeit bis zu ihrer Ankunft und ich dachte, ich könnte diesen vor Allem vorfreudig und mit einem Kopf voller Hundethemen verbringen...doch dann kam alles anders. Denn plötzlich konnten meine alten Mitbewohner*innen sich das Leben mit Hund nicht mehr vorstellen und ich musste schnellstmöglich in eine neue WG umziehen und, nachdem klar war, dass es ans andere Ende der Stadt geht, auch noch eine neue Arbeitsstelle finden, trotzdem stand für mich zu keinem Zeitpunkt zur Debatte, mich doch noch gegen die Hündin zu entscheiden und zum Glück habe ich auch alles geschafft und am Tag, bevor ich sie schließlich abholen fahren durfte, die letzten Möbel aufgebaut und die letzten Kartons ausgepackt.
Und plötzlich stand ich auf der Raststätte und bekam dieses winzige, zitternde Hundebündel in die Arme gedrückt, ein zartes, laufendes Gerippe, sie war so unfassbar mager, und fuhr mit ihr in diese Wohnung, die sich für mich auch noch gar nicht wie Zuhause anfühlte. Die ersten beiden Tage waren super wild und völlig überfordernd und ich hatte riesige Angst, mich übernommen zu haben und diesem Hund nicht gerecht werden zu können. Zwar habe ich vor der Entscheidung für Suki schon sehr viel gelesen und auch während der konkreten Vorbereitungsphase jede freie Minute genutzt, mich schlau zu machen, trotzdem hatte ich jetzt absolut das Gefühl, keinen Plan zu haben und alles falsch zu machen. Ich bin mit einem Hund aufgewachsen und habe auch danach immer wieder mit Hunden zusammen gewohnt (auch in WGs), das letzte Jahr habe ich ca. 1x pro Woche die zauberhafte Tierschutzhündin eines Freundes gehütet...Trotzdem bin ich natürlich eine totale Anfängerin und mir ist klar, dass Theorie und Praxis immer wieder recht wenig miteinander zu tun haben können...Das konnte ich durch Suki auch gleich sehr intensiv spüren!
Sie ist eine für mich sehr außergewöhnliche kleine Hündin, unfassbar willensstark, man könnte auch sagen dickköpfig, teilweise so faszinierend mutig, unerschrocken und wild, teilweise ganz unsicher und auch mal sanft und verkuschelt. Grundsätzlich hat sie wohl die Tendenz "Angriff die beste Verteidigung!" Die ersten Tage hat sie konstant nach meinem Gesicht geschnappt (dabei war sie es, die ständig meine Nähe gekommen ist, ich habe versucht, sie möglichst nicht zu bedrängen), ist in der Wohnung wie wild auf alles losgeprescht, überall hoch gesprungen und drunter gekrabbelt, hat Sachen geklaut, kam null zur Ruhe. Gleichzeitig hat sie fast 24 Stunden weder gepinkelt noch gekotet, dafür gefressen, als wäre sie kurz vorm verhungern (was sie vermutlich auch war). Das Sofa war sofort der einzige Platz in der Wohnung, an dem sie sein wollte (meine Mitbewohnerin wollte das aber nicht so gerne) und wir haben erstmal nur Auseinandersetzungen darüber geführt. Lange Rede kurzer Sinn: Es war das totale Chaos, voller Hektik, Unsicherheit, Sorgen und Stress.
Drei Tage später habe ich die Hundetrainerin, mit der ich vorher schon in Kontakt war, um Hilfe gebeten, allerdings ist die in der Nähe meiner alten WG und ein Versuch, mit dem Auto hinzufahren, endete bei einer kotzenden, im wahrsten Sinne des Wortes, "hundeelenden" Suki und einem endlos schlechten Gewissen meinerseits. Ich habe dann erstmal versucht, mich zu entspannen und das Tagesprogramm so unaufgeregt wie möglich zu gestalten (dazu muss man noch sagen: Suki kam mit Ohrmilben inklusive Ohrentzündung, Giardien mit übelsten Durchfällen und einer kleinen Überraschung zu mir, am dritten Tag war sie nämlich plötzlich läufig), es ging nur in den Garten und in der Wohnung war größtenteils Ruhe angesagt, ich habe ihr immer wieder kuscheln angeboten und sie ist auch sehr häufig zu mir gekommen, wir haben viel auf dem Boden Kontaktgelegen, das schien ihr sehr gut zu tun. Draußen im Garten gab es erst ganz viel Futterschnüffeln, dann hat sie sehr schnell und fast wie von selbst auch angefangen den Futterbeutel zu apportieren und ich war total happy, hatte das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein und habe langsam Ausflüge in die Umgebung mit ihr gestartet, die war für mich ja auch noch neu. :)
Draußen tat sich dann doch noch so einiges auf: Leinenpöbelei, Gehwegstaubsaugen (wobei ich festgestellt habe, dass sie vor Allem dann alles frisst, wenn sie gestresst ist, leider habe ich ihr schon ziemlich viel ziemlich panisch aus dem Maul gezogen, was sehr dumm von mir war, jetzt schluckt sie natürlich umso schneller, wenn sie ran kommt), wild ins Geschirr brettern (vor Allem wenn sie ganz schnell von ihrem Haufen wegwill, wenn ich gerade versuche, den aufzuheben). In der Wohnung fängt sie inzwischen an, zu Bellen wenn es klingelt und stürmt an die Tür, wenn jemand reinkommt, meines Erachtens nach ist sie aber sehr freundlich dabei, ich versuche dennoch, sie vorsichtig zu blocken und ein bisschen Ruhe reinzubringen (lasse sie absitzen etc.).
Alles in allem dachte ich, es wäre bestimmt klug, eine*n ortsnahe*n Trainer*in zu finden und mich begleiten zu lassen. Ich habe echt intensiv recherchiert, aber was dann kam, hat mich völlig aus der Bahn geworfen: Der Trainer kam und hat mich emotional total zerpflückt. Ich solle aufhören, die ganze Zeit mit ihr zu kuscheln, das wäre schlecht für die Entwicklung des Hundes. Sie sei hier der "Boss" im Haus und wenn ich nicht aufpassen würde, würde sie bald anfangen zu beißen, das habe er schon oft bei Hunden gesehen, die "mit Liebe überschüttet" würden. Ich muss mit ihr konsequenteres Deckentraining machen, wobei das heißt, sie am Geschirr in die Luft zu heben und in ihr Körbchen zu schleifen, damit es ihr unangenehm ist. Wenn ich aus dem Zimmer gehe, soll ich ihr die Tür vor der Nase zu machen und wenn sie dann randaliert, soll ich eine Plastikflasche reinschmeißen, die neben ihr scheppert und wieder rausgehen, damit sie aufhört (sie läuft mir in der Wohnung schon noch viel hinterher, aber ich stoppe sie körpersprachlich und schicke sie zurück, die Decke trainieren wir auch, aber ich führe sie normal an der Leine, zugegebenermaßen ca. 50 Mal bevor sie mal für 30 Sekunden drauf bleibt und ich auflöse)... Es kam noch einiges mehr aber das Grundthema war: Ich bin zu weich, zu inkonsequent, sie ist ein triebgesteuerter Jagdhund und wird irgendwann machen, was sie will.
Ich habe versucht, mich davon abzugrenzen, habe versucht, das was ich für richtig halte mit dem, was der Trainer gesagt hat abzugleichen und glaube er hat an vielen Punkten Unrecht. Trotzdem hat mich der Besuch aufgewühlt und ich habe Angst bekommen, denn sie ist ja wirklich sehr stur und sie schnappt ja wirklich ab und zu und sie läuft mir ja wirklich ständig hinterher und kontrolliert mich. Ich habe dann versucht, einige Dinge zu ändern und mehr Grenzen zu setzen. Und es geht mir nicht gut damit und nichts scheint so zu klappen, wie ich darüber gehört oder gelesen habe, sie reagiert immer ganz anders und ich kann sie nicht lesen. Ich habe mehrmals dolle geweint, hatte das Gefühl, ich bin nicht gut genug für sie und sie braucht eine klarere, erfahrene Person. Ich habe Angst, dass sie unglücklich ist und der Trainer bei allen zweifelhaften Methoden im Kern Recht hat. Deshalb wollte ich Mal bei euch nachfragen, wie ihr das so ferndiagnostisch einschätzt, auch wenn es da bestimmt noch einiges mehr an Infos bräuchte.
Mir ist noch eins voll wichtig: Ich mag diesen Hund unglaublich gerne! Es ist zeitweise todesanstrengend, weil sie so dickköpfig und herausfordernd ist, aber sie im Garten rennen und schnüffeln zu sehen, wild oder auch ruhig zu spielen oder gemeinsam auf dem Boden zu liegen und zu kuscheln ist großartig und ich bereue auf keinen Fall, mich gegen alle Widerstände für sie entschieden zu haben. Aber was, wenn ich auf Dauer nicht die Person bin, die ihr den Rahmen stecken kann, den sie braucht? Was wenn sie bei mir nicht glücklich werden kann und wir irgendwann heftig aneinander rumpeln, wie der Trainer es prognostiziert?