Hunde verstehen sich plötzlich nicht mehr!

  • Guten Morgen :)


    Vielen Dank für die schnelle Freischaltung. Ich muss zugeben, dass ich etwas aus der Übung im Umgang mit Foren bin und hoffe, dass ich im richtigen Thema bin.


    Mein Name ist Julia, ich wohne in Österreich und habe 3 Hunde, 2 Deutsche Schäferhunde namens Thor (5 Jahre) und Loki (2 Jahre) und seit kurzem wohnt auch Yorkiemix Toby (8 Jahre) bei mir.


    Thor und Loki wohnen bei mir seit sie 8 Wochen alt sind. Neuzugang Toby gehört eigentlich meiner Mutter, aber aus gesundheitlichen Gründen haben wir beschlossen, dass es für alle Beteiligten besser ist wenn ich Toby übernehme. Toby kennt meine beiden seit sie Welpen waren, er war vor der Übernahme schon oft für längere Zeit bei uns und es gab nie Probleme zwischen den Dreien, deshalb bin ich davon ausgegangen, dass es auch bei einem Einzug von Toby keine Probleme geben würde. Da lag ich leider falsch. Ich versuche so gut wie möglich zu beschreiben was genau schief läuft.


    Toby kam vor 6 Wochen fix zu uns. Die erste Woche war wie immer, alles war ruhig, es gab keine Auffälligkeiten und alles schien harmonisch zu sein. Dann kam der Wendepunkt. Vor ca. 5 Wochen kam ich nachhause, die Drei waren ca. 3 Stunden alleine, was nichts ungewöhnliches ist, und mir blieb das Herz stehen. Die Drei hatten offensichtlich gekämpft, da im ganzen Wohnzimmer Blutspuren und Haarbüschel verteilt waren. Ich ging natürlich vom schlimmsten aus, da mich bei meiner Heimkehr nur die beiden großen begrüßt haben.


    Zum Glück war Toby aber nicht so schwer verletzt, wie ich anfangs befürchtete. Er hatte eine größere Wunde am Hinterbein und eine nicht so tiefe am Rücken. Loki hatte mehrere oberflächliche Bisswunden am Hals und im Gesicht und Thor hatte eine kleine Wunde am Auge und eine größere am Hals.


    Da ich nicht dabei war kann ich absolut nicht erklären wie es zu dem Kampf kam, aber seit dem Tag ist alles anders.


    Thor scheint irgendein Problem mit Toby zu haben. Es ist nicht mehr möglich alle 3 zusammen in einem Raum zu haben, auch nicht wenn ich dabei bin, da Thor sofort versucht auf Toby loszugehen sobald er ihn nur sieht und bei Loki löst das wiederum Aggression gegenüber Thor aus. Bedeutet: wenn alle 3 zusammen sind versucht Thor auf Toby loszugehen und Loki versucht auf Thor loszugehen. Keine Ahnung ob Lokis Reaktion ein Versuch ist Toby zu beschützen?


    Das beschränkt sich auch leider nicht nur aufs Haus. Egal ob drinnen, im Garten oder auch beim Spazierengehen, es ist unmöglich alle 3 gleichzeitig an einem Ort zu haben.


    Wenn Toby und Loki zusammen sind gibt es keine Probleme, auch nicht wenn Loki und Thor alleine sind.


    Thor zeigt sonst kein ungewöhnliches oder aggressives Verhalten, fremde Hunde ignoriert er wie sonst auch und die bekannten Kumpels werden auch wie immer behandelt. Auch die anderen beiden verhalten sich wie immer.


    Ich habe alle 3 tierärztlich durchchecken lassen, aber es ist körperlich alles in Ordnung.


    Ich habe mir auch gleich nach dem Vorfall eine Hundetrainerin gesucht, mit der ich aber nicht richtig zufrieden war. Ihre Lösung war sofort Kastration von Thor (alle 3 sind unkastriert), aber ich halte eigentlich nichts von Kastration zur Verhaltensänderung. Danach hatte ich noch 2 weitere Stunden mit ihr, aber irgendwie kam sie immer wieder auf die Kastra zurück und mir kam es so vor, als ob sie entweder keine andere Lösung hat oder einfach aus Prinzip keine probieren will. Ich schaue mich aber weiter nach geeigneten Trainern um, was in Zeiten wie diesen ja gar nicht so einfach ist. Falls jemand gute Trainer in Niederösterreich oder Wien empfehlen kann, immer her damit :)


    In der Zwischenzeit trenne ich natürlich strikt, was mühsam ist, aber mir ist das ganze zu unsicher, selbst mit Maulkorb, da es sich ja um einen recht heftigen Größenunterschied handelt.


    Ich muss ehrlich sagen, dass mich die Situation etwas überfordert. Ich bin zwar mit Hunden aufgewachsen und habe einiges an praktischer Erfahrung, muss aber zugeben, dass ich noch nie mit Aggression untereinander konfrontiert war und etwas ratlos bin.


    Hat irgendjemand hier eine Idee wie es zu sowas kommen kann? Warum reagiert ein Hund plötzlich so heftig auf einen anderen, den er schon sein ganzes Leben lang kennt und mit dem er nie Probleme hatte?


    Könnt ihr mir einen Rat geben was ich versuchen könnte? Oder hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Ich hoffe ich habe die Situation verständlich beschrieben, aber falls ich irgendwelche Infos vergessen habe, einfach fragen :)


    Danke schonmal für jede Antwort.


    Liebe Grüße

    Julia

  • Puuuh, das klingt ja wirklich böse... Gut, dass du sie jetzt konsequent trennst!


    Ich muss dir ehrlich sagen, dass mir das bei dem krassen Größenunterschied wohl zu heikel wäre, die drei weiterhin zusammen zu halten. Ich zumindest würde die Hunde nie wieder unbeaufsichtigt zusammen lassen, auch mit allem Training der Welt nicht. Es ist sicherlich denkbar, dass die Hunde unter Aufsicht wieder zusammen sein können, aber ihr müsst wahrscheinlich immer extrem wachsam bleiben und äußerst vorausschauend.


    Das ist eine sehr große Verantwortung, und ihr müsst entscheiden, ob ihr bereit seid, die zu übernehmen. Ich fände es durchaus legitim und nachvollziehbar, wenn ihr das nicht möchtet (oder könnt).


    Ich wünsche euch und den Hunden alles Gute!

  • Scheiß Situation, wirklich. Du machst eigentlich alles, was man tun kann, Hunde konsequent trennen und einen Trainer dazu holen und wenn alles nichts nützt, muss man eben überlegen für Toby ein neues zu Hause zu suchen, wenn das dauerhafte Trennen zu sehr belastend für alle Beteiligten ist.

  • Wie sind die 2 miteinander wenn der Yorky nicht da ist?

  • Ob der kleine Toby wirklich der "echte" Auslöser ist, oder ob er nur der letzte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brauchte?

    Ich weiß es nicht, bin kein Hellseher... aber mir fiel beim Lesen sofort die enge Alterskonstellation der beiden Schäferhundrüden auf. Schäferhunde sind per se nicht sonderlich artgenossenvertäglich und der jüngere wird mit seinen 2 Jahren nun vermutlich grade richtig erwachsen und prüft vielleicht, wo er steht.


    Auf jeden Fall ist es eine schwierige Situation und mehr als räumlich trennen fällt mir auch nicht ein.

    Und wenn es so schlimm ist, dass sie nicht einmal Ruhe geben, wenn du dabei bist, würde ich mir vermutlich überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, für den kleinen Zwerg ein sicheres Zuhause zu suchen.


    Zu deiner Mutter kann er auf keinen Fall mehr zurück?

    Gibt es vielleicht noch andere Verwandte in der Familie, die den Kleinen aufnehmen könnten?


    Wie dem auch sei, ich wünsche euch alles Gute und möglichst wenig Stress.

  • Ich finde erst einmal super, dass du den Toby übernommen hast und auch, dass du alle Hunde gesundheitlich durchchecken hast lassen und diese Hundetrainerin wahrscheinlich richtig einschätzt und deinem Bauchgefühl vertraust. Das klingt alles sehr überlegt.


    Trotz allem denke ich, dass es besser für den Toby ist, ein neues Zuhause zu finden. Ein Yorki in diesem Alter ist ja noch nicht alt und ein netter kleiner Hund findet sicherlich ein gutes Zuhause als Einzelprinz.

    Mir wäre der Größenunterschied zu heftig und der Leidtragende ist halt im Zweifelsfall der Kleinste. Ausserdem muss ich persönlich sagen, dass mir meine Althunde vorgehen und es mir wichtig ist, dass alle stressfrei zusammen sein können, ohne im eigenen Haus Schiss zu haben oder sich bedroht zu fühlen. Das geht ja erst nicht mehr, seitdem Toby da ist.


    Mir ist aber auch aufgefallen, dass dein 2. Schäferhund gerade auch im Kopf erwachsen wird und es da durchaus Klärungsbedarf gibt, wer hier wen maßregelt. Ich würde mir deswegen trotzdem jemanden mit Schäferhunderfahrung ranholen und das von Außen beobachten lassen. Dass Thor und Toby ein Problem haben, ist ja offensichtlich, aber trotz allem sollte Loki da nicht mit drauf kloppen oder selbst regeln wollen/müssen. Das solltest, wenn überhaupt, du tun. Nicht dass du in einem Jahr zwischen deinen zwei Jungs Probleme hast. Wenn da gewisse Grenzen überschritten wurden, ist es schwer bis unmöglich, da wieder Eintracht rein zu bringen.

  • Ich würde den Kleinen aus dem Haus schaffen.

    Das klingt jetzt hart, aber unterm Strich hat das zwei Gründe.


    Mit seinem Einzug ging es los. Ob er jetzt wirklich der Grund ist oder nur der Auslöser sei mal dahin gestellt, das wirst du vorerst nicht herausfinden.

    Egal was es ist, du wirst erstmal genug Arbeit mit den beiden Großen haben, um herauszufinden, ob da alles im Reinen ist und da den Kleinen dazwischen haben, der zum einen eine zusätzliche nicht berechenbare Dynamik in die Beziehung der anderen Rüden bringt und knallhart gesagt bei einer weiteren Eskalation schlicht und ergreifend in Lebensgefahr ist, ist eine absolut unglückliche Konstellation.

    Keine Ahnung ob Lokis Reaktion ein Versuch ist Toby zu beschützen?

    Das dürfte weniger mit Toby zu tun haben, als damit, dass er da generell versucht den älteren Rüden zu maßregeln.


    Such dem kleinen Kerl ein neues Zuhause und hol dir einen Trainer um die Beziehung zwischen den zwei Großen erstmal zu strukturieren und zu kontrollieren, denn auch da scheint es nach deinen Beschreibungen nicht so friedlich abzugehen, wie du das aktuell einschätzt. Denn wenn der eine Rüde da sofort zum Maßregeln ansetzt, wenn der ältere Rüden auf Toby losgeht, fehlt es da offenbar bereits an Kontrolle.

  • Oh man, das tut mir ja wahnsinnig leid für euch. Eine wirklich dumme Situation für alle Beteiligten. Eine Kastration sehe ich in dem Fall auch nicht als die einzig wahre Lösung, Training und Management gehören immer an erster Stelle und ich glaube leider auch nicht, dass sich das auf Dauer nochmal ändern wird.


    Wie die anderen schon sagen, ist da der Knoten geplatzt, warum auch immer. Keiner war dabei, man wird nur mutmaßen können. Eventuell testet dein 2-jähriger Schäferhund seinen Status im 'Rudel', er wird jetzt erst richtig erwachsen und ich kann mir auch vorstellen, dass Tobi sicherer und direkter geworden sein könnte, jetzt, wo er wirklich dazugehört und beide Parteien nicht mehr nur Besucher sind. Und es liest sich leider nicht so, als ob die drei in dieser Konstellation jemals nochmal Freunde werden. Ihr könntet soweit kommen, dass sie sich in eurer Anwesenheit nicht mehr direkt an die Kehle wollen, aber es wird immer Management und auch zum Teil Stress bleiben. Für euch und für die Hunde.


    Ansonsten macht ihr ja alles, was grade in eurer Macht steht. Trennen und mit Maulkorb arbeiten. Ich würde mich auch weiter nach einem anderen, kompetenten Trainer umsehen und schauen, ob der euch noch eine Chance zugesteht. Ich für mein Gefühl sehe da aber leider wirklich schwarz. Dann würde ich schauen, dass ihr dem kleinen ein geeignetes Zuhause sucht, oder eventuell habt ihr die Möglichkeit, ihn mit Unterstützung eines Gassiservice o. Ä. weiter bei deiner Mutter zu lassen? Es wird dann sicher trotzdem noch ein Stück Arbeit sein, wenn auch das Gleichgewicht zwischen deinen Jungs aus den Fugen geraten ist.


    Ich wünsch euch alles Gute, das ist wirklich einfach ganz blöd!

  • Ich kann dir hier nur die Trainer vom Hundeflo empfehlen. Meines Wissens nach hat die derzeitige Lockdown Situation keine Auswirkung auf deren Training, da diese Hundeschule hauptsächlich Einzelunterrichte absolviert. Schau mal im in Netz, da findest auch die Trainer für deine Region. Wünsche dir alles Liebe und hoffe, dass sich die Situation klärt!


    LG

    Babsi

  • Vielen Dank für eure Antworten!

    Wie sind die 2 miteinander wenn der Yorky nicht da ist?

    Wenn Toby nicht da ist verstehen sich die 2 meiner Meinung nach sehr gut. Zuhause sind sie sehr ruhig, liegen meistens zusammen, manchmal regelrecht aufeinander. Draußen spielen sie ab und zu mal oder gehen grundsätzlich gemeinsam alles erkunden, schnüffeln zusammen und scheinen auch keine Konflikte zu haben.


    Klar, als Loki in die Pubertät kam hatte er seine Phasen wo er sich richtig ausprobiert hat und meinte einen auf dicke Hose zu machen, aber ich habe das von Anfang an unterbunden und er hat den ein oder anderen Anschiss kassiert, wenn er dachte er müsste "Dorfpolizist" spielen.


    Aber ich finde eure Anregungen sehr interessant, dass vielleicht doch ein Problem zwischen den beiden vorliegen könnte, dass ich übersehe oder falsch einschätze. Die beiden sind charakterlich doch unterschiedlich. Thor war ein sehr "einfacher" Welpe. Er war von Anfang an eher ruhig und etwas distanzierter, hat nie wirklich Wert auf andere Hunde gelegt und fand auch fremde Menschen total uninteressant. Loki dagegen war ein absoluter Wirbelwind ohne Ausschalter. Ich musste ihn von Anfang an zur Ruhe "zwingen" und ihm beibringen, dass nicht jeder Hund dem wir begegnen zu seiner Unterhaltung da ist und das nicht alle fremden Menschen Kuschelpartner sind. Das hat sich ein bisschen durchgezogen. Klar, Thor ist erwachsen und Loki ist noch "dabei" es zu werden, aber wenn ich die beiden vergleiche wie sie in der Altersstufe waren, sind sie wie Tag und Nacht. Thor hatte kaum "Aussetzer" in der Pubertät, während Loki in seinen richtig "schlimmen" Phasen selbst Kommandos wie Sitz und Platz "vergessen" hat und mich auch heute noch gerne manchmal herausfordert.


    Vielleicht übersehe ich also Dinge zwischen den beiden und beim nächsten Trainer werde ich definitiv meine Aufmerksamkeit auch auf die Dynamik der beiden legen.


    Zum Thema Toby abgeben:


    Natürlich steht es im Raum und ich möchte ehrlich sein. Wäre ich alleine für die Entscheidung verantwortlich würde ich Toby auf jeden Fall ein neues Zuhause suchen. Ich will nicht, dass das herzlos klingt, ich liebe Toby, wirklich, aber genau deshalb denke ich, dass er wo anders glücklicher werden würde.


    Meine Mutter sieht das leider anders. Sie wird immer sehr traurig wenn ich eine mögliche Abgabe anspreche. Dass sie ihn zurücknimmt ist leider eher unwahrscheinlich. Sie hat eine Krankheit die ihre Mobilität sehr stark beeinflusst, leider sitzt sie mittlerweile sogar im Rollstuhl und wir befürchten, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist bis sie nicht mehr alleine zurecht kommt. Wäre Toby 12+ Jahre alt und ein gemütlicher Senior hätte ich ihn vermutlich nicht genommen. Aber Toby ist terriertypisch immer noch ein Energiebündel. Sie war die letzten Monate nur noch überfordert mit ihm, während der Kleine unterfordert war und anfing kreative Verhaltensweisen wie ins Haus pinkeln, exzessives Bellen und Dinge zerstören zu entwickeln.


    Ich weiß, dass man auf die Bedürfnisse des Hundes zu erst achten sollte, aber ehrlich gesagt fällt es mir sehr schwer einfach zu sagen, dass ich ihn abgebe, egal wie traurig wie meine Mutter auch sein mag. Bekanntschaft im näheren Umfeld kann/will ihn nicht nehmen.


    Mein Bruder wäre eine realistische und gute Möglichkeit, der wohnt aber leider in England und meine Mutter möchte unbedingt, dass er wo lebt wo sie ihn regelmäßig besuchen kann und Zeit mit ihm verbringen kann.

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