Junghund zwickt Kinder - wie reagiere ich richtig?

  • Bitte, betrachte den Maulkorb nicht als Maßnahme „wenn ich mir nicht mehr zu helfen weiß.“ Der Maulkorb soll helfen dabei, dass Du in diese Situation gar nicht kommst, sondern bei allem, was Hund so ausheckt, souverän bleiben kannst. Maulkorb ist in so einer Situation kein Armutszeugnis, sondern ein Zeichen von Klugheit und Umsicht. Ganz zu schweigen davon, dass Du die möglichen Konsequenzen nicht willst, wenn er mal draußen wen zwickt.


    Dieser Hund hat Zähne und setzt sie ein. Das ist - an sich - völlig normal. Und aus seiner Sicht hat er sicher sehr gute Gründe dafür.


    Und bis Ihr das herausgebracht und mit ihm andere Strategien erarbeitet habt, sollte er jetzt gleich daran gehindert werden, diese Strategie noch weiter zu verfestigen.

  • Es darf nicht sein, dass deine Kinder zuhause Angst haben und sich nicht ungezwungen bewegen....... lass dir mal von Gammur erzählen, wie sich das anfühlt


    ein Mauli verbessert das übrigens auch nur marginal.... trotzdem müsste der da wohl rauf auf den Hund bis zu einer, wie auch immer gearteten Lösung..... +Hausleine und der Zwerg entweder an seinem Platz oder an dir festgepflockt.....


    Und lass bitte einen Trainer zu dir nach Hause kommen, damit der sich die Situation live anschauen kann


    Viel Erfolg...... das ist ne scheiß Situation :streichel:

  • Popcorn kommt dann angerannt, springt aufs Sofa, auf die Kinder rauf und zwickt sie.

    Du schreibst. Popcorn sei "nicht agressiv". Agressives Verhalten beginnt aber nicht erst beim blutigen Biss, sondern schon lange vorher. Fixieren, drauflosstürmen, wegdrängen und auch der unblutige Einsatz der Zähne ist Agression. Draufspringen und zwicken - klar ist das agressiv.


    Was mir auffällt, und das meine ich keineswegs als Schuldzuweisung: deine Reaktion kommt meist zu spät. Du handelst erst, wenn der Hund das Kind bereits verscheucht oder gezwickt hat und das Kind ausweicht und weint. Damit hatte die Handlung des Hundes aber unmittelbar Erfolg. Egal was du danach noch tust, ob du anschließend bestrafst oder nicht, dieser Erfolg wird im Hundehirn abgespeichert.


    Um den Hund von seinem Tun abzubringen, müßtest du ihn schon im Ansatz energisch stoppen, wenn er gerade erst daran denkt, aufs Sofa zu springen. Da du nicht Superwoman bist und jederzeit blitzartig überall sein kannst, sehe ich hier auch keine andere Möglichkeit, als den Hund unter ständiger Leinenkontrolle zu haben: entweder direkt bei dir oder angebunden an seinem Platz. Das ist natürlich keine Erziehung, sondern Management. Denn deine Kinder haben das Recht, sich in eurem Haus unbehelligt frei zu bewegen.


    Was für Barrieren hattet ihr denn aufgestellt? Improvisiert oder Kindergitter?


    Dagmar & Cara

  • Wenn ihr euch überfordert fühlt und bei dir da auch eine gewisse Angst hinzu kommt, wäre es gut, wenn ihr euch einen fähigen Trainer ran holt, der dir ganz viele Fragen zum Zusammenleben stellt, euch vor Ort beobachtet und dann mit euch zusammen einen Plan aufstellt.


    Da es hier darum geht, dass die Kinder "gezwickt" werden, wäre es fahrlässig, die aus der Ferne was anderes zu empfehlen als: Hund und Kinder kommen erstmal nicht mehr zusammen, bis ihr durch einen Spezialisten wisst, wieso er beißt und wie euer Fahrplan aussieht.


    Das Problem ist, während ihr rumratet und selbst recht planlos rumdoktort und irgendwas ausprobiert, agiert der Hund ja weiter, macht seine Lernerfahrungen, festigt Verhalten, hat Erfolge in (negativer) Aufmerksamkeit usw.

  • Phuuuu, ganz schönes Chaos bei euch...

    Die Idee mit dem aus der Hand füttern habe ich von meinem Hundetrainer in der Hundeschule. Der hat auch gemeint, dass die Kinder hier mitmachen sollten. Nach dem Motto - die Hand, die einen füttert, beißt man nicht.

    Solche Dinge finde ich halt persönlich immer sehr schwierig. Klar lernt der Hund zwar, dass er von dir abhängig ist. Wenn er jetzt aber die Kinder partout nicht respektiert (so liest es sich für mich nämlich), dann hilft da auch kein Futter aus der Hand. Nur weil ein Hund von jemandem Futter kriegt, heisst das nicht ansatzweise, dass er diese Person respektiert, ihr vertraut, zu ihr eine Bindung hat oder nicht mehr malträtiert. Je nach Hundetyp verschärfst du die Situation eher noch, denn der Hund hat einen extremen inneren Konflikt.

    Ich hatte eigentlich eher die Vermutung, dass er unterfordert ist, da er ständig nach Beschäftigung sucht. Wenn er es benötigt, hat er seine Ruhezeiten, da stört ihn auch niemand

    Stress. Der Hund hat einfach nur Stress. Und zwar derbe.

    Stresshormone brauchen extrem lange, bis sie wieder abgebaut werden. Deswegen ist es ja so ein Teufelskreis, wenn man den Hund überfordert. Je mehr Pensum der Hund leisten muss, desto mehr ist er gestresst. Je mehr Stress, desto mehr Stresshormone und desto aufgekratzter der Hund. Halter beschäftigt den Hund noch intensiver und noch länger, damit das arme unterforderte Tier endlich ausgelastet ist. Was ist die Folge? Richtig, noch mehr Stresshormone.


    Nur als Vergleich: Meine Borderhündin, im quirligen Alter von 1,5 Jahren, kriegt am Tag gerade mal Spaziergänge von 1,5 -2 Stunden insgesamt. An einzelnen Tagen wird trainiert oder sich mit Hundefreunden getroffen (wo die Spaziergänge auch entsprechend kürzer sind), aber der Rest der Zeit ist für den Hund Ruhe. Reizoffene Hunde haben sehr häufig schon genug damit zu tun, den Alltag zu bewältigen. 18-20 Stunden Ruhe sorgen aber dafür, dass alle Eindrücke verarbeitet werden können.

    Er ist zuhause auch viel aktiv und rennt oft herum, manchmal total unkontrolliert, als ob er Energie loswerden müsste, daher auch meine Vermutung, dass er unterfordert ist.

    Er KANN ja gar nicht von selber zur Ruhe kommen, bei dem Stresspegel den er vermutlich hat. Ich würde z.B. eine Box etablieren.

    Popcorn ist auch gleich eifersüchtig, wenn ich mit meinen Kindern kuschle und schiebt sich oft dazwischen

    Dieses Verhalten würde ich sofort im Keim ersticken. Hund wegschicken oder wegbringen.


    Ich sags mal direkt geradeaus:

    Wenn ihr euch jetzt da wirklich extrem reinhängt, und zwar mit allen Schickanen (es wurden bereits viele hilfreiche Trainingsansätze gegeben) und vorallem mit einem guten Einzeltrainer, dann kriegt ihr das Ganze vielleicht noch in den Griff. Und bitte ohne solch veralteten Erziehungsmassnahmen wie auf den Rücken legen etc.

    Das wird extrem viel Arbeit, Zeit, Geduld, Geld und Nerven kosten. Seid euch bewusst, dass sich das Verhalten eures Hundes nicht von heute auf morgen ändern wird (siehe Punkt "Stress" oben).

    Wenn ihr bereit seid, das zu leisten, dann wünsche ich euch von Herzen viel Glück. Will man etwas wirklich ohne wenn und aber, klappt es sicherlich auch. Halt mit entsprechendem Investment.


    Falls nicht: Denkt über eine zeitnahe Abgabe nach. Denn so ist das echt kein Zustand und das wird früher oder später arg ins Auge gehen.


    Ich weiss, dass das jetzt im ersten Moment sehr hart klingt. Es ist aber keinesfalls böse gemeint.

  • Hat der Hund einen ruhigen Rückzugsort, wo er von niemandem gestört wird? Vielleicht könnt ihr ihm auch eine Box anbieten, so dass er sich auch mal in seine Höhle zurückziehen kann, wenn es ihm zu viel wird.

  • Und wenn man dafür nen Haken in die Wand bohrt an dem man nen kleinen Bullen aufhängen kann zur Not, aber ich würde ihm da gar keine (!!!!) Möglichkeiten mehr geben so ein Verhalten an den Tag zu legen.

    Ruhig bleiben ist ne feine Sache... wer scheiße baut bekommt aber das Feedback, dass das nicht gewünscht ist ... und dabei ist es egal ob das schnappen oder Tische oÄ anfressen ist.

    Bei ersterem wäre ich absolut kompromisslos, da würde hier echt der Baum brennen, beim zweiten gäbe es eine Alternative was stattdessen erlaubt ist (Kauholz, Spieli etc), mit 6 Monaten sind ggf noch nicht alle Zähne durch, da juckt und drückt evtl noch was...

    Ich weiß nicht ob ein ständig angeleinter Hund entspannen kann? Kaualternativen hat er genug, das wird aber mit der Zeit uninteressant für ihn.

    Bitte, betrachte den Maulkorb nicht als Maßnahme „wenn ich mir nicht mehr zu helfen weiß.“ Der Maulkorb soll helfen dabei, dass Du in diese Situation gar nicht kommst, sondern bei allem, was Hund so ausheckt, souverän bleiben kannst. Maulkorb ist in so einer Situation kein Armutszeugnis, sondern ein Zeichen von Klugheit und Umsicht. Ganz zu schweigen davon, dass Du die möglichen Konsequenzen nicht willst, wenn er mal draußen wen zwickt.


    Dieser Hund hat Zähne und setzt sie ein. Das ist - an sich - völlig normal. Und aus seiner Sicht hat er sicher sehr gute Gründe dafür.


    Und bis Ihr das herausgebracht und mit ihm andere Strategien erarbeitet habt, sollte er jetzt gleich daran gehindert werden, diese Strategie noch weiter zu verfestigen.

    Es hört sich in der Theorie immer alles so gut an, aber so wie ich das sehe braucht er entweder den Maulkorb oder er ist angeleint, denn trinken, fressen und am Kauspielzeug nagen soll er ja auch noch können. Ständig Maulkorb rauf und runter bedeutet aber natürlich auch Stress für ihn.

    Echt jetzt?

    Du lässt deine Kinder beißen?

    Ich hoffe, dass ich das ganz falsch verstehe.

    Natürlich lasse ich meine Kinder nicht beißen, aber ich kann nicht ständig daneben sein. Um solche Situationen zu vermeiden müsste ich den Hund den ganzen Tag anleinen oder wegsperren. Beides ist in meinen Augen aber nicht der Sinn der Hundehaltung oder zumindest nicht das was ich mir vorstelle. Eine räumliche Trennung geht bei uns aus wohnraumtechnischen Gründen einfach nicht. Und ich möchte ja auch, dass der Hund Familienanschluss hat und ein Teil davon wird.

    Euer Hund ist alles, aber mit Sicherheit nicht unterfordert. Alleine das Zusammenleben mit euch ist für ihn auch nach 2 Monaten noch anstrengend (ich hab selbst 2 Kinder, weiß also welchen Trouble in der Bude herrschen kann:pfeif:).

    Hat euer Trainer bisher nur Ferndiagnosen abgegeben oder sich das auch angeschaut?

    Also sorry, auf die Couch springen und die da sitzenden Kinder beißen geht gar nicht!

    Bisher war nur die Dame von der Tierschutzvermittlung hier und hat am eigenen Leib erfahren, dass er gerne zwickt und dann schwer bis gar nicht zu beruhigen ist. Hier kam ebenfalls der Tipp und auch die Vorführung des Herunterdrückens, sonst wäre ich nie auf die Idee gekommen.

    Der Hundetrainer in der Hundeschule hat auch gemerkt, dass er gerne zwickt, wenn er seinen Willen durchsetzen will, der hat ihn dann mit einer Menge Leckerlies bestochen. Klar das funktioniert bei uns zuhause auch, aber nur bedingt, denn irgendwann hat er auch daran kein Interesse mehr. Und ich will ihn ja nicht dafür belohnen, wenn er zwickt.

    Du schreibst. Popcorn sei "nicht agressiv". Agressives Verhalten beginnt aber nicht erst beim blutigen Biss, sondern schon lange vorher. Fixieren, drauflosstürmen, wegdrängen und auch der unblutige Einsatz der Zähne ist Agression. Draufspringen und zwicken - klar ist das agressiv.


    Was mir auffällt, und das meine ich keineswegs als Schuldzuweisung: deine Reaktion kommt meist zu spät. Du handelst erst, wenn der Hund das Kind bereits verscheucht oder gezwickt hat und das Kind ausweicht und weint. Damit hatte die Handlung des Hundes aber unmittelbar Erfolg. Egal was du danach noch tust, ob du anschließend bestrafst oder nicht, dieser Erfolg wird im Hundehirn abgespeichert.

    Ja das leuchtet mir ein, so habe ich das noch gar nicht gesehen.

    Was für Barrieren hattet ihr denn aufgestellt? Improvisiert oder Kindergitter?

    Am Anfang war es ein umgedrehter Wäscheständer, der hat in etwa die Größe eines Kindergitters. Mittlerweile ist es ein hüfthoher Kasten und darauf liegen umgedrehte Stühle. Das ist nur improvisiert. Ein Kindergitter oder dergleichen könnte er mühelos überwinden. Er springt auch mit einem Satz auf den Esstisch und der ist 77 cm hoch.


    Falls nicht: Denkt über eine zeitnahe Abgabe nach. Denn so ist das echt kein Zustand und das wird früher oder später arg ins Auge gehen.


    Ich weiss, dass das jetzt im ersten Moment sehr hart klingt. Es ist aber keinesfalls böse gemeint.

    Ich bin ehrlich, der Gedanke kam mir natürlich schon - es geht ja um meine Kinder. Aber es bricht mir auch das Herz, wenn ich nur darüber nachdenke. Was es für mich noch schlimmer macht, ist, dass wenn ich mit ihm alleine bin, absolut keine Probleme auftauchen. Bei mir ist er der liebste und bravste Hund. Da reicht ein sanftes Nein und er lässt sofort alles fallen oder unterbricht unerwünschtes Verhalten. Sobald ein weiteres Familienmitglied auftaucht ist es vorbei.


    Ich habe auch schon die Kinder mit dem Gedanken konfrontiert und gefragt, wie sie die Situation sehen. Natürlich ist es unangenehm für sie und sie wollen nicht gezwickt werden, aber sie würden sich auch nicht gerne trennen wollen von ihm. Es ist gerade alles total sch..wierig.


    Vielen lieben Dank für eure Antworten. Wir werden dieses Wochenende als Familie beraten und mal sehen inwieweit ALLE Familienmitglieder da an einem Strang ziehen wollen.

  • Mit der Rassemischung würde ich irgendwie auch eher von einem Herdeschutzhund(mix) ausgehen, als von einem Münsterländermix- fällt mir häufig auf Vermittlungsseiten auf, dass nahezu alles 2farbige als Münsterländer(mix) vermittelt wird, auch wenn das sehr abwegig aussieht.



    Aber egal: bitte macht Euch klar, dass Freiwillige von Orgas in der Regel keine Hundettrainer oder dergleichen sind, die haben von Hundetraining nicht zwangsläufig mehr Ahnung als ihr und können daher beim Training keine gute Hilfe sein (Ausnahmen bestätigen die Regel). Daher würde ich- sehr fix- einen evtl. HSH-erfahrenen Trainer zu Euch kommen lassen, damit vor Ort eine EInschätzung der Motivation stattfinden kann und Ihr schauen könnt, ob ein Training/ Veränderung der Rahmenbedingungen bei Euch realistisch ist oder evtl. tatsächlich eine Abgabe am sinnvollsten scheint. Die SItuation, so wie sie ist, ist für Deine Kinder völlig unzumutbar und kann, wenn der Hund das Verrhalten ausbaut/ größer wird, sehr gefährlich werden. Alles, außer das vor Ort begutachten zu lassen, fänd ich daher fahrlässig.

    Alles Gute, ich drück Euch die Daumen, dann mit Veränderungen vor Ort auch das Problem in den Griff zu bekommen ist, denn Du scheinst ja schon sehr an dem Kerl zu hängen.

  • braucht er entweder den Maulkorb oder er ist angeleint, denn trinken, fressen und am Kauspielzeug nagen soll er ja auch noch können. Ständig Maulkorb rauf und runter bedeutet aber natürlich auch Stress für ihn.

    Es gibt Maulkörbe, mit denen ein Hund auch essen und trinken kann, da würde ich mich informieren. Und wenn er nicht mehr ständig Kauzeug kauen kann, aber Deine Kinder dafür ihren Frieden haben, würde ich sagen ist es das wert. Kauzeug könnte er dann ja angeleint an seinem Platz bekommen.


    Das und das Programm drastisch reduzieren (ich würde sagen nur ein Spaziergang am Tag, 30-40 Minuten, bis er runtergefahren ist) wäre meine Übergangs"lösung".


    Und in der Zeit die ich dadurch kaufe würde ich nach einem neuen kompetenteren Trainer suchen!

  • Ich bin mal ehrlich, entweder es ist dir möglich zu verhindern, dass dein Hund deine Kinder zwickt, beisst wie immer du es nennst, oder er muss weg. Ganz einfach.


    Mein erster Schritt wäre direkten ungesicherten Kontakt zu den Kindern zu vermeiden. Sprich, entweder der Hund ist in nem anderen Raum, irgendwo angebunden, oder in einer Box.


    Zweiter Schritt wäre einen guten Trainer zu finden, der sich die Sache mal ansieht und dir da helfen kann oder zumindest wirklich einschätzen kann ob der Hund da weg muss. Vl kann dir jemand empfohlen werden wenn du sagst wo du herkommst.


    Dritter Schritt , bis der Trainer da ist, den Hund an nem Maulkorb gewöhnen.


    Und sich dann Gedanken machen ob man Zeit, Geduld, Nerven und Geld investieren kann und will um in Zukunft mit diesem Hund zusammen zu leben.


    Ich persönlich finde es nicht besonders ideal einen Hund mit solcher Vorgeschickte zu kleinen Kindern zu packen ...

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