Junghund zwickt Kinder - wie reagiere ich richtig?

  • Sorry, die Frage verstehe ich nicht.


    Ein Tier beißt hier niemanden!

    Dafür sorge ich.

    Im allerschlimmsten Fall, muss man eben eingestehen, dass man nicht der beste Palatschinken für das Tier ist.

    Ansonsten gibt es halt Hundeschulen, und Trainer, die dir erklären, wie du das managen musst, dass HUND UND Kind beschützt werden.

  • Klar, kann man die Ursache suchen und bei den Heelern war auch klar, dass rennende Kinder triggern, aber es geht halt nicht und das muss der Hund wissen.

    Das kommt meiner Erfahrung nach durchaus auf den Hundetyp an.


    Bei meiner Hündin hat das super funktioniert. Klarer Abbruch beim ersten Versuch ein rennendes Kind maßregeln zu wollen und das Thema war durch.


    Bei meinem Rüden würde alles in Richtung "Energie reingeben" nur dazu führen, dass er sich in einer für ihn ohnehin schon stressigen Situation noch mehr hoch pusht. Bei ihm müsste man zu extremen Mitteln greifen, damit ein Abbruch in seinem Stress überfluteten Gehirn überhaupt ankommt.


    Und ich glaube, dass es in diesem Fall auch eher in die Richtung gehen könnte, in die es bei meinem Rüden gehen würde.

    Der Hund zeigte ja bereits, dass er noch mehr aufdreht, wenn die Maßregelungen durch die TE intensiver werden. Außerdem zieht er dieses Verhalten jetzt "schon" zwei Monate lang durch und es hat sich in gewisser Weise eingespielt. Noch dazu kommt, dass der Hund, zumindest den bisherigen Beiträgen nach, unter dauerhaftem Stress steht. Einen Abbruch von einer Person, die nicht genau weiß, was sie tut und wann genau sie eingreifen muss (ich denke, davon ist hier auszugehen (an die TE: das ist KEIN Vorwurf! Wir haben alle mal angefangen und Dinge übersehen, falsch gemacht, etc.)), damit es wirklich effektiv ist, wird eher zu noch mehr Stress ( = mehr zwicken) führen.

  • Moin,


    was für Rassen werden denn vermutet? Mein Mr. Weasley ist auch erst seit 12 Wochen bei uns und auch bei uns gibts das ein oder andere Problem. Allerdings ist Weasley bereits 3 Jahre alt, zwei davon hat er im Zwinger gelebt, von der Zeit davor ist nichts bekannt.


    Stell Dir vor, Du kommst über Nacht in eine vollkommen fremde Welt, andere Geräusche, anderes Klima, andere Sprache, andere Gerüche, Spaziergänge - etwas nie gekanntes und dazu unbekannte Regeln. Du wärst vermutlich komplett durch den Wind. Dazu sooo viel Programm um die Ohren, wo Du doch vorher so viel schlafen konntest und kaum Zeit die neuen Eindrücke zu verarbeiten.


    Und dumme Tipps.... auf den Rücken drehen. wenn man Hunde beobachtet, noch nie hab ich gesehen, dass einer den anderen packt und umdreht - DAS geschieht immer vom unterlegenen Hund aus - freiwillig. Kein Vorwurf, ich sehe die Not.


    Ich würde den Hund sichern, Maulkorb - damit Ihr die Angst verliert und einen entspannten Umgang finden könnt. Zudem würde ich überlegen, ihn an seinem Platz anzubinden.Damit Ihr Euch frei bewegen könnt und er entspannen kann.


    Kein Programm, im ersten Jahr wird erzogen und Ruhe gelernt. Das hätte bei mir absoluten Vorrang. Kein Spielen mit den Kindern. Sie halten sich vorerst zurück. Toben auf der Wiese ist okay, aber achte darauf, das er Spaß hat und nicht pöbelt.


    Wenn der Tipp von Deinem Trainer kam - such Dir einen, der kompetent ist.


    Sundri

  • Muss ich mal aufs WC schicke ich die Kinder ins Zimmer,

    Ich erwische mich nun immer wieder dabei meinen Kindern jegliches normale Kinderverhalten in der Gegenwart meines Hundes zu verbieten, damit ja keine unangenehme Situation entsteht.

    Du vermittelst damit deinem Hund folgendes Bild: Ihr beide zusammen vertreibt die Störenfriede. Der Hund darf bleiben, die Kinder müssen gehen bzw sich zurücknehmen. Ihr beide gemeinsam gegen den Rest der Welt...


    Es ist nicht ungewöhnlich, daß ein Hund aus dem Tierschutz sich erstmal ganz an eine einzige Person hält und die anderen in der Familie ablehnt. Das kann sich auch so äußern, daß er nicht einfach scheu ausweicht, sondern seine Bezugsperson aktiv für sich in Beschlag nimmt und gegen die anderen abgrenzt. Gerade wenn er die anderen als schwächer einschätzt.

    Du bist den ganzen Tag mit dem Hund zusammen, fütterst ihn nun auch noch aus der Hand und machst dich damit als Ressource noch wichtiger. Dein Hund könnte schon den Eindruck gewinnen, daß er bei dir absolut im Mittelpunkt steht. Wie sieht es denn mit dem Alleinbleibetraining aus? Hast du da schon was angefangen oder noch zurückgestellt?


    Ihr müßt da sicher an verschiedenen Schrauben drehen im Tagesablauf und Umgang, Stress raus, Ruhe rein usw. Aber unabhängig von der genauen Ursache des Verhaltens sollte der Hund nicht den Eindruck gewinnen, daß du ihn dabei unterstützt, die störenden Kinder aus dem Verband zu entfernen.


    Handfütterung ist eine zwiespältige Sache. Durch reine Handfütterung (also die gesamte Tagesration aus der Hand) kann man natürlich die eigene Wichtigkeit erhöhen, denn der Hund ist vom Futter abhängig. Sie fördert aber nicht die eigentliche Bindung. Bindung bedeutet Vetrauen, Freundschaft, Verläßlichkeit des anderen. Eine gute Bindung erfordert vor allem Zeit, um zu wachsen. Diesen Prozess kann man nicht mit Futter beschleunigen.


    Welpen und Jungcaniden im Freileben werden von ihren Eltern mit Futter versorgt, ohne eine Leistung dafür erbringen zu müssen. Daher erhöht die reine Handfütterung den Gesamtstress, unter dem ein Tierschutzhund in der neuen Umgebung sowieso schon steht, wenn er sich sein Futter auf die eine oder andere Art verdienen muß, für die er im Grunde noch nicht bereit ist. ZB indem er sich Personen annähern muß, die er sonst eigentlich meiden würde.


    Das heißt nicht, daß man grundsätzlich keine Leckerchen zur Belohnung benutzen soll, aber die Grundversorgung soll der Hund aus dem Napf bekommen, ohne Leistung.


    Dagmar & Cara

  • Ja, da ist sicher jeder Hund anders.


    Wir sind ja auch mit Hunden aufgewachsen und mein Mann eben mit Heelern. Der machte das ganz selbstverständlich und ohne nachzudenken und irgendwie klappte das. Ich fand das sehr fair den Hunden und Kindern gegenüber, denn keiner musste weggesperrt oder eingeschränkt werden nachdem das geklärt war. Im Gegenteil, die waren dann unzertrennlichsmiling-dog-face-w-open-mouth-closed-eyes.


    Die sind ja auch ein bestimmter Typ Hund.

  • Für mich klingt das auch so als müsste da an diversen Schrauben gedreht werden.

    Einfach so nen Maulkorb drauf packen wird das Stresslevel des Hundes nochmal nach oben schnellen lassen, bis der ordentlich auftrainiert ist dauert es einfach.

    Solange würde ich persönlich die Kinder als „meine Ressource“ verwalten, d.h. auf Coronaabstand geht der Hund da nicht dran, nie. Heißt im Umkehrschluss natürlich andersrum auch nicht (wenn die regelmäßig gezwickt werden könnte ich mir allerdings vorstellen ist das Interesse mit ihm zu interagieren eh nicht sooo riesengroß).

    Und dann würde ich mir sehr zeitnah euren Trainer nach Hause kommen lassen, der sich alles live anschaut.

  • Wenn ein Hund, der mit 6 Monaten schon 20 KG hat, beharrlich zwickt, ist das alles Andere als lustig. Schon gar nicht, wenn Du nicht wirklich raus hast, was seine Motivation ist.


    Je nach Typ kann das völlige Überdrehtheit, Maßregeln, Ressourcenverteidigung, Mobben sein. Oder dass er sich bedrängt fühlt, dauerhaft indoor mit der Familie bzw. dauernd unter Menschen sein vielleicht gar nicht kennt - und einfach Abstand will. Oder überhaupt nicht weiß, wo ihm der Kopf steht und keine andere Strategie hat, sich Luft zu verschaffen. Oder für einen Job gemacht ist, den er hier nicht ausleben kann - und dauergefrustet ist. Und wie Du es beschreibst, spult es sich auch hoch, wird also vehementer?


    Ich hab selbst immer schon Tierschutzhunde und weiß, was das für eine Herzensangelegenheit ist. Nur wenn sich Deine Familie sich schon terrorisiert fühlt und Ihr so gar keinen Ansatzpunkt habt, würde ich mich ernsthaft fragen, ob eine Abgabe nicht sinnvoller wäre.


    Ganz unabhängig von der Motivation bräuchtet Ihr jetzt nämlich alle eine ganz klare, souveräne, für den Hund verständliche Haltung: „Das ist nicht akzeptabel!“ Ohne Grobheit, einfach - nun ja - kopfstark würde man beim Hund sagen. Und dafür tun, was nötig ist. Erstmal Maulkorb und dann den Hund verstehen lernen. Schauen, welche anderen Möglichkeiten zur Konfliktlösung es für ihn geben kann bzw. was er braucht, um sich entspannen und einordnen zu können. Unterstützt von einem guten Trainer, der nach Haus kommt.


    So lange Ihr verunsichert seid, ist das schwierig. Und egal, welche Motivation beim Hund da ist: Unsicherheit wirkt sich nicht bessernd aufs Verhalten aus.


    Wenn der Familienrat „ja“ sagt: Vielleicht magst Du ja mal ungefähr schreiben, woher Du kommst? Vielleicht hat jemand einen Tipp.

  • Erstmal danke für eure ehrlichen Meinungen :-)


    Unser Hund heißt "Popcorn" ;-) Leider kann mir niemand sagen, welche Rassen bei ihm dabei sind. Ich tippe aber stark auf einen Jagdhund, vom Verhalten her, Münsterländer wird vermutet, den Rest weiß ich nicht.


    Die Einheiten im Tagesablauf, die ich aufgelistet habe sind recht kurz gehalten, da orientiere ich mich am Hund. Ich hatte eigentlich eher die Vermutung, dass er unterfordert ist, da er ständig nach Beschäftigung sucht. Wenn er es benötigt, hat er seine Ruhezeiten, da stört ihn auch niemand.


    Anfangs hat der Hund ständig meine Nähe gesucht und ich habe gemeinsam mit ihm im Zimmer meines Sohnes geschlafen. Mittlerweile schläft Popcorn im Wohnzimmer, da läuft es am Morgen viel ruhiger ab. Er winselt zwar in der Nacht hin und wieder und möchte im Zimmer schlafen, aber da ist er dann am nächsten Morgen viel aufgedrehter.


    Es ist schwer den Hund bei den Kindern auf Abstand zu halten. Wir haben zwar ein Haus, aber so riesig, dass sie sich aus dem Weg gehen könnten, ist es auch nicht. Außerdem sucht der Hund die Nähe, nicht die Kinder. Sie verhalten sich in meinen Augen wirklich vorbildlich und oft kommt er auch einfach und schleckt sie ab, das lasse ich dann auch zu. Wir haben öfter die Situation, dass meine Kinder auf dem Sofa sitzen und fernsehen. Popcorn kommt dann angerannt, springt aufs Sofa, auf die Kinder rauf und zwickt sie. Normalerweise darf er nicht aufs Sofa. Er läuft auch oft hinterher und zwickt in Füße, Hand oder Po. Ignorieren ist unmöglich, gehe ich dazwischen, wird er mir gegenüber ruppig.


    Ein zurechtweisen oder von der Bank holen in diesem Moment, artet manchmal aus. Da schaut er wie weit er gehen kann. Werden mein Partner und ich bestimmter geht es erst so richtig los. Gerade hatten wir es wieder, ich bin ganz ruhig geblieben und habe ihn mit ruhiger Stimme weggelockt. Er ist nach einer Weile auch gekommen, aber ich möchte eine für meine Kinder unangenehme Situation nicht durch gut Zureden entschärfen und darauf hoffen, dass der Hund meiner Bitte nachkommt. Hier bräuchte ich die richtige Reaktion meinerseits.


    Den Hund im Haus anhängen ist für mich keine Lösung, zumal ich hierfür auch gar keine Möglichkeit habe. Wir haben einen offenen Wohnraum, ohne viel Türen, also geht ein Wegsperren in ein Zimmer auch schwer. Wir haben auch schon Barrieren aufgestellt, doch hier springt er mittlerweile drüber.


    Die Idee mit dem aus der Hand füttern habe ich von meinem Hundetrainer in der Hundeschule. Der hat auch gemeint, dass die Kinder hier mitmachen sollten. Nach dem Motto - die Hand, die einen füttert, beißt man nicht.


    Er ist den Kindern gegenüber nicht aggressiv, aber durch seine Kraft, die er irgendwie nicht abschätzen kann, ist es zu viel und mit der Zeit auch gefährlich. Die Kinder können sich nicht wehren. In so einem Moment schreien sie natürlich auf und weinen dann. Das beeindruckt den Hund aber meist nicht sonderlich. Er erwartet dann irgendwie eine Reaktion von mir, da er mich direkt danach immer ansieht. Wie mache ich es richtig, dass er mich respektiert, aber nicht fürchtet und vor allem die Kinder in Ruhe lässt.


    Es ist auch nicht möglich diese Attacken zu vermeiden, denn dann müsste ich entweder den Hund oder die Kinder immer direkt an meiner Seite haben oder alle trennen. Bei uns geht weder das eine noch das andere. Mir ist klar, dass das zukünftige Zusammenleben von meiner Reaktion und meinem Umgang mit unserem Hund abhängt. Ruhig zu bleiben ist schwer, innerlich bin ich dann wütend und traurig, aber auch ängstlich - das spürt unser Hund klarerweise.


    Ach ja, das Alleine bleiben haben wir bis dato noch nicht geübt, denn er neigt dazu alles anzuknabbern. Obwohl er gerne Auto fährt ist der Rücksitz meines Autos bereits durchlöchert und er nagt an Tisch, Bank usw. Wir wollen ihn nicht überfordern und die Prio liegt momentan beim zwicken und dem Grundgehorsam. Was ohne Probleme funktioniert ist das "Sitz" und er geht auf den Platz, wenn ich ihn ruhig darum bitte, zumindest zu 90%.

  • Wenn ich an deiner Stelle wäre und mein 7 jähriges Kind Angst vor unserem Hund hätte und weint, weil dieser ihn ständig zwickt, dann würde ich mir wohl eingestehen, dass ich versagt habe und dem Hund ein neues Zuhause suchen.


    Es geht für mich einfach überhaupt nicht.

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