Jetzt ist er einfach weg

  • ich mag es gar nicht aussprechen, aber diese Trauer trifft mich stärker als zum Beispiel der Verlust meiner Großeltern. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich da so ohnmächtig gefühlt habe.

    Das ging mir vor vielen Jahren ähnlich, und ich habe einige Zeit gebraucht um zu begreifen, wieso. Ich hatte eine sehr gute Beziehung zu meiner Großmutter und habe sie bestimmt nicht weniger geliebt als meinen Hund. Der Unterschied lag darin, daß meine damalige Hündin weite Teile meines Tagesablaufs bestimmte mit Spazierengehen, Spielen, Trainieren, Füttern usw. Während meine Großmutter in einer anderen Stadt lebte. Wir sahen uns ab und zu in den Ferien, aber sie war nicht Teil meines Alltags. Als sie starb, war ich traurig, aber mein Alltag blieb, wie er war.

    Wenn man den Hund verliert, brechen auf einmal viele tägliche Routinen und Gewohnheiten weg. Zum Verlust des Hundes an sich kommt noch der Verlust der Alltagsroutine.

    Das zu begreifen half mir damals, die Dinge im richtigen Verhältnis zu sehen.



    Dagmar & Cara

  • Nehmt euch die Zeit. Ja, jetzt ist das Thema "Neuer Hund, ja oder nein?" natürlich sehr präsent. Und auch die Sorge, dass der Hund dann anders ist als euer Butch - ich glaube, es ist ganz normal, diese Gedanken zu dieser Zeit zu hegen. Man wünscht sich seinen besten Freund zurück, nicht einen "Ersatz" ... das ist auch ein Teil der Trauer. Dass man sich gegen Neues sperrt, Altes um jeden Preis behalten und zurückhaben möchte.

    Ihr müsst euch nicht sofort einen neuen Hund holen. Trauert in Ruhe, nehmt euch die Zeit dafür, sprecht miteinander darüber, verarbeitet das, wie es sich für euch richtig anfühlt. Und irgendwann kannst du vielleicht wieder an das Thema "neuer Hund" denken, ohne dich wie ein Verräter zu fühlen. Aber das braucht Zeit. Und die braucht ihr alle jetzt. :streichel:

  • Mach Dir bitte keine Vorwürfe.


    Unser Iwan hatte im Dezember ein paar Mal gebrochen, wenig Hunger.

    Er war total schlapp und anhänglich ... wir haben ihn beim TA vorgestellt, er wurde auf Gastritis behandelt, weil die Leukozyten unheimlich hoch waren.

    Eine Weile ging es ihm gut, im Januar fing es erneut an. Wieder Antibiotika, wieder Magenschutz und Schonkost.

    Dann war der Spuk vorbei.

    Anfang Februar war er total gut drauf, hat morgens ein Kaninchen gejagt. Mittags wollte ich ihn bürsten, da war sein Leib so groß wie ein Medizinball (selbst für einen Berner gigantische Ausmaße). Wir sind sofort zum Tierarzt gefahren, da hat man im Ultraschall gesehen, dass viel freie Flüssigkeit und Gewebe im Bauchraum war.

    Bei der OP zeigte sich dann, dass ein kindskopfgroßer Tumor im Magen war und die Metastasen waren überall.

    Ich hab mich auch oft gefragt, ob ich nicht schon im Dezember auf Ultraschall hätte bestehen müssen? Aber die TÄ sagen alle, das hätte nichts geändert.

    Wir mussten ihn also auch von einem auf den anderen Tag gehen lassen - mit nicht mal 4 Jahren.


    Ich verstehe Dich so gut :streichel:

  • dagmarjung ja das ist es wohl. Die fehlende alltagsroutine. Ich fühle mich, trotz der Kinder, die vollste Aufmerksamkeit brauchen, absolut nutzlos.

    Gestern war ein ganz furchtbarer Tag, eigentlich der schlimmste seit Montag. Donnerstags habe ich immer frei. Ich bringe die Kinder in den Kindergarten, im Anschluss hat mein Hund mich für sich ganz alleine. Wir haben immer eine große Runde gedreht.

    Also ich gestern also die Kinder weggebracht habe, stieg ich in mein Auto und bin völlig zusammen gebrochen. Ich hatte Angst nach Hause ins leere Haus zu gehen. Ich konnte es einfach nicht. Also habe ich eine Bekannte angerufen, die ich durch die täglichen Spaziergänge mit Butch vor Jahren im Feld kennengelernt habe. Es war schon Routine dass wir uns morgens immer im Feld getroffen haben. Sie war zufällig gerade mit ihrem Hund auf dem Weg ins Feld. Also fragte ich, ob ich mich anschließen kann. Das tat gut, hat mich aber natürlich daran erinnern, dass wir nun allein sind. Ich vermisse das klappern des Halsbandes, seinen Geruch, sein schnarchen, einfach alles.

  • Ich habe vor vier Jahren meine Herzenshündin und vor zwei Jahren ihrem Freund gehen lassen müssen beide waren alt und trotzdem obwohl ich schon ganz tollen Sternenstaub bekommen habe fehlen sie mir so sehr dass ich auch heute noch oft weine weil sie mir fehlen, Jeder trauert individuell und braucht seine Zeit dafür. Bei mir war die Kehrseite halt dass ich nicht ohne Hund sein konnte und sonst nur noch in der Wohnung geblieben wäre trotz größerem Kind und Mann. also nehmt euch alle Zeit die ihr braucht dafür

  • Vielen Dank. Ich rede nur von mir, eure Verluste tuen mir auch unendlich leid. Aber es fühlt sich gut an mit Gleichgesinnten zu reden. Mein Mann trauert anders, ich habe teilweise das Gefühl, dass ihm meine Trauer zu viel wird. Aber ich muss es raus lassen, egal wie negativ die Gedanken auch sind. Und aktuell mache ich mir nun mal vorwürfe dass ich gerne anders gehandelt hätte, um ihn noch bei uns zu haben. Ich habe mich meistens um den Hund gekümmert, wie schon hier erörtert meinen ganzen Alltag nach ihm ausgerichtet. Das bricht jetzt einfach weg und ich bin völlig überfordert ...

    Aber heute war schon einmal ein Tag mit weniger Tränen, weil ich viel abgelenkt war.

  • Tränen sind das Zeichen, dass die Seele blutet und oft erleichtern sie uns. Und Männer trauern wohl generell anders. Jeder muss für sich dadurch und ich kann auch nach einem Dreivierteljahr nicht über meinen kleinen Chi sprechen, ohne dass die Tränen kommen, mein Mann kann es. Ich kann Dir keine Hoffnung machen, dass der Schmerz leichter zu ertragen sein wird mit der Zeit, bei mir ist das nicht so, aber auch da fühlt jeder anders. Ich kann Dir nur immer wieder ganz viel Kraft wünschen und Dir sagen, dass es Deinem Butchi gut geht, da wo er ist und dass Du ihm jeden Tag ein Stück näher kommst.

  • lasim

    Mein Beileid, gute Reise kleine Fellnase.

    Auch wir haben im Januar 2020 meinen Seelenhund gehen lassen müssen. Meine Süsse hatte 2 Jahre Epilepsie und war therapieresisend, bei jeden Anfall haben wir mitgelitten, aber wir konnten ihr nicht helfen. Ende Dez. 19 nahmen die Anfälle plötzlich einen anderen Verlauf an und Roxy befand sich das 1. Mal im Status und musste in der Klinik in Narkose gelegt werden, 3 Tage später das Gleiche noch einmal. Eine Woche später plötzlich Wasser in der Lunge, es ging ihr wieder gut, sie sollte Herzultraschall bekommen.

    Einen Tag zu vor bekam Roxy Pysiotherapie, ging 2 Stunden Gassi, war gut drauf, freute sich.

    Kam vom Gassi heim, legte sich hin, bekam einen epileptischen Anfall und kam nicht mehr heraus.

    Wir fuhren in die Klinik und dort mussten wir sie über die Regenbogenbrücke gehen lassen.


    Ich bin schreiend aus der Klinik gerannt und bin stundenland mit meinem Mann gelaufen, nur heim wollten wir nicht. Vor lauter Schmerz habe ich meine Roxy in der Klinik zurück gelassen.


    Eigentlich wollten wir sie im Krematorium einäschern lassen, da es zu dem Zeitpunkt tagelang Minusgrade hatte und der Boden gefroren war.


    Wir haben sie dann trotz gefrorenen Boden nach Hause geholt und ich sass mit ihr ca. 1 Stunde im Wohnzimmer habe sie gestreichelt und ihr viele liebe Worte gesagt und geliebkost.

    Es zieht mir noch heute mein Herz zusammen, was gäbe ich dafür wenn ich sie noch einmal streicheln könnte........


    Wir haben sie dann in ihrer Decke mit ihrem Lammfell in unserem Garten beerdigt


    2 Monate später ist Kira bei uns eingezogen und wirbelt seit dem unser Leben durch einander.

    Kira ist ganz anderes, hat mit meiner Roxy keine Gemeinsamkeiten, ich liebe sie auch, halt anders.


    Es wird mit der Zeit besser, ich sitze heute noch da, Roxy flitzt durch meine Gedanken — und aus ist es oder ich fange mitten in der Nacht zu heulen an, weil Roxy mich nachts besucht hat....


    Es dauert noch sehr sehr lange und endet nicht, aber es wird besser.




    Meine Enkelkinder waren 4 und 6 Jahre als Roxy ging, auf ihren Wunsch habe ich jeden der Kinder 2 Bilder, die sie sich von Roxy aussuchen durften, ausgedruckt und eingeschweisst und ich habe gesehen, das sie die Bilder in ihrem Zimmer aufgehängt haben. Kleine Kinder verstehen manches besser als wir Erwachsenen denken.


    Ich habe "das" noch nie aufgeschrieben und erzählt, nur Hundemenschen haben dafür Verständnis.


    Ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft für die nächste Zeit.


    Was mir noch geholfen hat, darüber reden (hätte ich vorher auch nicht gedacht)

  • Es tut mir sehr, sehr leid für euch, und ich kann den Schock leider sehr gut nachfühlen. Ich habe eine wunderbare vierjährige Hündin an einem Giftköder verloren.


    Ich würde mich den anderen anschließen: Erlaube dir jetzt erstmal ,so richtig traurig zu sein. Es gibt bekanntlich eine Zeit für alles, und jetzt vermißt ihr euren Hund erstmal ganz schrecklich. Aber erspar dir die Vorwürfe - was hättest du denn machen können? Alles, was du getan hättest, um ihn festzuhalten, hätte nichts weiter als Qual und Schmerz für Butch bedeutet. Und wenn du ganz ehrlich zu dir bist: So ein Preis dafür, ihn noch eine kurze Zeit dazuhaben (mit demselben Ausgang), wäre mit Sicherheit zu hoch gewesen. Du hast genau richtig entschieden, nämlich in seinem Sinne. Auch wenn das für euch hart ist, es ist das größte Zeichen von Liebe, dass ihr ihm noch geben konntet.


    Nimm dir jetzt alle Zeit zum Trauern, die du brauchst - und wenn dir das Leben irgendwann eine neue, ganz andere Hundefreundschaft bringt, gib die Liebe weiter, die du jetzt fühlst. Das ist eine gute Weise, um ein Stück von Butch für immer bei dir zu behalten.

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